Hundesteuer und Hartz4
-
-
Ist also nichts neues und nur weil es jetzt „Hartz 4“ genannt wird, ist es einen Aufreger wert.
Nö, die Frage war im Eingangsbeitrag, was die User von dieser Möglchkeit halten:Es gibt wohl die Möglichkeit, durch den Freibezug, sich von der Hundesteuer befreien zu lassen.
Wie findet ihr das? Gerecht? Ungerecht?
Kein neuer Aufreger, einfach nur ein Meinungsbild. -
- Vor einem Moment
- Neu
-
-
Nein, es ist eine Schande, dass so viele Menschen kaum genug zum Leben haben, trotz harter Arbeit. Eine wirklich Schande, die GÁNZ dringend bald der Vergangenheit angehören sollte.
Es wird sich, rein volkswirtschaftlich nie vermeiden lassen, dass es Menschen gibt, die vollarbeitend am Existenzminimum leben. Dieses Existenzminimum ist eine volkswirtschaftlich vorgegebene Grenze. Steigt das Niedriglohnniveau, steigen auch die Kosten...und die Grenze schiebt sich wieder ein Stück nach oben. Das nennt man dann auch im Endeffekt Inflation. So blöd es klingt, aber eine "untere Arbeiterschicht" hat es schon immer gegeben. (früher waren's die Knechte auf dem Hof, die in der Scheune beim Vieh lebten und nur Kost und Logis bekamen, heute sind es eben die Niedriglohnarbeiter, die trotz gelerntem Beruf mit Mindestlohn nach Hause gehen.)
-
Für mich ist ein Hund einfach auch was anderes als ein „Hobby“. Gerade in einer Situation, mit der sich wohl die Wenigsten wohl fühlen. Und wenn diese kleine Erleichterung die Hundehaltung von unmöglich zu schwer zu stemmen, aber machbar macht, ist auch noch dem Tierschutz gedient.
Ein Gefährte. Eine Unterstützung. Ein Freund. Und vor allen Dingen ein Lebewesen.
Ja, das Leben ist nicht fair. Und sicher kann man mit vielem aufrechnen und hinterfragen. Nach meinen Begriffen ist es ein so essentieller Teil des Lebens, dass ich da jede Förderung begrüßenswert finde.
Das ist ein Pferd auch. Oder ein Koi. Oder ein Huhn. Oder die Herde Schafe. Die Hauskatze oder das Meerschweinchen.
Keines dieser Tiere sollte seinen liebevollen, erfahrenen, besorgten und kompetenten Halter wechseln müssen. Aber alle müssen sich im Zuge finanzieller Engpässe derselben Realität stellen. Ebenso der Hund. Nun zahlt man nicht für alle explizite Steuern (obwohl Pferde die ausgeritten werden auch eine Abgabe zahlen müssen, mWn, und Geflügel zumindest angemeldet und gempft werden muss), aber sie alle sind zum Beispiel auf Strom oder Wasser angewiesen, was durch H4 abgedeckt wird. Und eine schöne, beheizte Koianlage mit ordentlichem Filter und und und frisst deutlich mehr Strom, als ein normaler Haushalt verbraucht - okay? Oder doch eher unnötiges Geld?Es ist nicht fair, dass es überhaupt eine Hundesteuer gibt, da diese an keine Leistung gebunden ist - wie @ThorstenD schon schrieb - aber diese Willkür hat mit der Willkür des Erlasses nichts zu tun.
Wer die 13€ (in Essen, NRW) pro Monat für seinen Hund nicht aufbringen kann, der wird auch mit den Futterkosten und den Tierarztkosten Schwierigkeiten haben. (Obwohl diese bei H4 durchaus über Tafel und Ehrenamt bezogen werden können.) Wie gesagt, ich missgönne niemandem 13€, kann aber das Unrechts-Empfinden durchaus nachvollziehen.
Die Stadt Essen schreibt auf ihrer Hompage (Hundesteuer).
Die Geschichte der Hundesteuer reicht bis in die Zeit um 1500 zurück (Steuererhebung durch Abgabe von "Hundekorn" z.B. Hafer, Gerste und Roggen). Heutzutage dient diese Steuer der Einnahmebeschaffung, sowie dem ordnungspolitischen Ziel, die Zahl der gehaltenen Hunde zu begrenzen.
Hundesteuer (jährlich)Ein Hund: 156,00 Euro
Zwei Hunde: 216,00 Euro je Hund
Drei Hunde: 252,00 Euro je Hund
Gefährlicher Hund: 852,00 Euro je HundIm Zuge dieser (ehrlichen?) Auslegung, ist es absolut nicht sinnvoll die Hundesteuer zu erlassen - denn dann würde sie ihren Zweck verfehlen, m.M.n.
(Der Vollständigkeit halber sei gesagt, dass die Stadt Essen die Hundesteuer auch nicht erlässt, sondern sie nur ermäßigt:
Weiterhin wird auf Antrag, unter anderem für Bezieher von Grundsicherungsleistungen oder Sozialgeld nach dem SGB II oder SGB XII, eine Steuerermäßigung auf 39,00 Euro für den ersten Hund gewährt. Lesen Sie hierzu bitte § 6 der Hundesteuersatzung.) -
Steht ja auch jedem frei, seine Meinung dazu zu haben.
Für mich ist das „Unrechtsempfinden“ ein Thema, das in unserer Gesellschaft nicht zu lösen ist. Es ist für mich aber kein Argument gegen eine soziale Entscheidung. Das hat wahrscheinlich auch was mit einer Grundeinstellung zu tun. Ich denke nämlich, mit Aufrechnerei macht man sich und anderen unnötig das Leben schwer.
Hunde strukturieren den Alltag auf eine ganz andere Weise als Kois das tun. Sie tragen nachweislich zur Gesundheit bei und können damit eine wichtige Rolle dabei spielen, jemanden Fit für den Alltag zu halten oder zu machen.
Und gäbs eine Steuer auf Kois, würde ich auch dort ... aber das führt zu weit weg vom Thema.
-
Steht ja auch jedem frei, seine Meinung dazu zu haben.
Für mich ist das „Unrechtsempfinden“ ein Thema, das in unserer Gesellschaft nicht zu lösen ist. Es ist für mich aber kein Argument gegen eine soziale Entscheidung. Das hat wahrscheinlich auch was mit einer Grundeinstellung zu tun. Ich denke nämlich, mit Aufrechnerei macht man sich und anderen unnötig das Leben schwer.
Hunde strukturieren den Alltag auf eine ganz andere Weise als Kois das tun. Sie tragen nachweislich zur Gesundheit bei und können damit eine wichtige Rolle dabei spielen, jemanden Fit für den Alltag zu halten oder zu machen.
Und gäbs eine Steuer auf Kois, würde ich auch dort ... aber das führt zu weit weg vom Thema.
in Japan würde man das vermutlich anders sehen
Soziale Gerechtigkeit ist einfach ein komplexes Statistik Konstrukt
Relative Armut in Deutschland wäre woanders das Paradies auf erdenUnrechtsempfinden.... Sagt doch einfach schon alles oder nichts
Diskussionen über diese Themen haben einfach keine "Kultur "
Weil diese durch nichts und niemand tatsächlich gewünscht
Geschweige denn gefördert wirdEgal in welchem forum...
Es ist immer nur geistiges brandbomben gewerfeEin Mensch ist ein Lebewesen das nicht wirklich weiss wann genug genug ist
Woher auch -
-
Hunde strukturieren den Alltag auf eine ganz andere Weise als Kois das tun. Sie tragen nachweislich zur Gesundheit bei und können damit eine wichtige Rolle dabei spielen, jemanden Fit für den Alltag zu halten oder zu machen.
Dem stimme ich in allen Punkten zu. Hunde sind etwas wunderbares, darin sind wir uns alle - die wir hier in einem Hundeforum sind - sicher einig. Viele Menschen sehen das (leider? ) nicht so. Allerdings treffen die genannten Punkte auch auf Ehrenämter zu - die müssen Betroffene aber nicht annehmen, auch wenn es ihnen damit besser ginge. Also wird die Gesundheit, der strukturierte Alltag und die soziale Eingebundenheit wohl kein Grund sein. (Ich weiß, dass es durchaus schwer sein kann ein Ehrenamt zu behalten, wenn das JobCenter das als Hindernis für einen Job sieht.)
Für mich ist das „Unrechtsempfinden“ ein Thema, das in unserer Gesellschaft nicht zu lösen ist. Es ist für mich aber kein Argument gegen eine soziale Entscheidung. Das hat wahrscheinlich auch was mit einer Grundeinstellung zu tun. Ich denke nämlich, mit Aufrechnerei macht man sich und anderen unnötig das Leben schwer.
Unrechtsempfinden und damit ein Gefühl für Gerechtigkeit und soziale Gleichstellung, empfinde ich als sehr wichtig, deswegen finde ich es so relevant die Ungerechtigkeit der Hundesteuer an sich aufzuzeigen. Deswegen finde ich es auch so wichtig, dass keine Lebensweise einer anderen vorgezogen wird. Weder die mit Hund, noch die mit Hausschwein, noch die mit BMW oder die mit oder ohne Kinder.
Fakt ist, dass die Hundesteuer eine Einnahmequelle für die Städte und Gemeinden ist und dass sie gleichermaßen für alle verwendet wird, aber nur von einem Teil der Bevölkerung gezahlt wird (das ist nicht fair). Fakt ist dadurch aber auch, dass diese Steuer nur an den freiwillig gehaltenen Hund gebunden ist und dass man, wenn diese zu hoch ist, einfach davon absehen kann einen Hund zu halten. So, wie man aus der Kirche austreten kann, wenn die Kirchensteuer einem zu hoch erscheint.
Will ich aber einen Hund - um meiner selbst willen, ganz egoistisch - dann sollte ich so fair (zu den anderen geringverdienenden Hundehaltern) sein für diesen Hund auch Steuer zu entrichten.
Aus welchem Grunde sollten den H4 Empfänger keine Hundesteuern zahlen?
Weil sie wenig(er) Geld zur Verfügung haben? Dann dürften Mindestlohn-Empfänger auch keine zahlen müssen. Studenten auch nicht. (Auch, wenn sie sich freiwillig für das Studium und damit die Armutsgrenze entschieden haben, denn das wird bei H4 auch nicht näher beleuchtet.)
Weil sie wahrscheinlich mit der aktuellen Situation hadern? Das geht so vielen Menschen in so vielen Bereichen und Lebensabschnitten so!
Was ist der Grund, dass sie von einem verhältnismäßig geringen (!) Steuersatz für ein Hobby (!) befreit werden sollen, welches ihnen niemand (!) aufzwingt?
Wir sprechen hier noch immer von ca. 13€ im Monat. Häufig von deutlich weniger. Da könnte man doch den Spieß umdrehen und fragen, weshalb diese 13€ im Monat zu viel verlangt sind dafür, dass ich einen Hund brauche, um mich wohl zu fühlen, die Städte die Hundezahlen aber begrenzen wollen / müssen? Scheitert mein Herzenswunsch an 13€ im Monat?
Ja, ich bin auch für soziale Entscheidungen - absolut! Aber ich präferiere faire Entscheidungen. Das einzige Argument, welches ich bisher gut verstehen kann, ist der Hinweis darauf, dass die Hundesteuer sowieso schon nicht gerecht ist - sondern eine Bevölkerungsgruppe isoliert betrifft. Diese dann zu reduzieren, um die Ungleichheit zumindest in finanziell sehr engen Situationen zu entschärfen, kann ich noch nachvollziehen (und würde hoffen, dass das auf ähnliche staatliche Kosten bei anderen Hobbies auch zutrifft*). Die Ungerechtigkeit im Bezug auf die Hundesteuer selbst macht die ganze Diskussion hier auch so schwer (finde ich).
(Und trotzdem bleibt der fade Beigeschmack, dass 13€ im Monat auch mit H4 die Hundehaltung nicht nachhaltig beeinträchtigen sollten.)
Ich glaube, dass jeder hier jedem Mitmenschen einen Hund gönnt und jeder von uns annimmt, dass das Leben mit Hund eine Bereicherung ist - aber letzten Endes betrifft das jede Leidenschaft. Und wenn wir einander die Freiheit gönnen möchten uns zu entfalten und zu verwirklichen, dann funktioniert dies nur, wenn wir uns gleichermaßen an dieselben Regeln halten und die Unterschiedlichkeit der Vorlieben und Lebensweisen vorbehaltlos akzeptieren und hinnehmen, dass keine Lebensweise fördernswerter ist als eine andere (auch wenn dies in der Realität nicht so aussieht). Das macht die Hundesteuer nicht fairer. Aber es dürfte helfen zu verstehen, warum die Ermäßigung einer Steuer für ein Hobby und kein anderes Unmut hervorruft*.
* Ein kleinerer Betrag (aber vergleichbar mit manchen Steuersätzen in kleineren Gemeinden) wäre z.B. der Beitrag in die Tierseuchenkasse, der auch jährlich zu entrichten ist. Meines Wissens nach wird dieser z.B. nicht erlassen (und ist, anders als die Hundesteuer, an Leistungen gebunden).
(Beiträge zur Tierseuchenkasse - Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen)
-
Bei der Emotionalität kann ich nur von mir reden. Und ich fühle mich nicht unfair behandelt, wenn Einkommensschwächere eine Steuer erlassen bekomme, die ich bezahle. Weil: Ich stehe dadurch ja nicht schlechter als vorher
Auch Fairneß ist eine Definitionssache und ein emotionales Argument. Wie gesagt: Ich verstehe es schon. Es wäre für mich aber kein ausschlaggebendes Entscheidungskriterium.
-
Bei der Emotionalität kann ich nur von mir reden. Und ich fühle mich nicht unfair behandelt, wenn Einkommensschwächere eine Steuer erlassen bekomme, die ich bezahle. Weil: Ich stehe dadurch ja nicht schlechter als vorher
Auch Fairneß ist eine Definitionssache und ein emotionales Argument. Wie gesagt: Ich verstehe es schon. Es wäre für mich aber kein ausschlaggebendes Entscheidungskriterium.
Ich kanns verstehen. Und finde die Einstellung furchtbar sympathisch und gut. Ich denke ja auch, dass mir das keinen Zacken aus der Krone bricht und hoffe, dass ich immer in der Lage bin meine Hundesteuer zahlen zu müssen.
Find' halt nur, dass z.B. da einem Teil der Betroffenen (= mit geringerem Einkommen) etwas erspart wird, was anderen, die ebenso wenig Einkommen haben, nicht abgenommen wird. Das fühlt sich für mich falsch an, ganz falsch. Nicht das Erlassen an sich, sondern das "etwas" und "jemandem" erlassen. Und nicht "alles" und "allen".
Aber ich glaub', wir haben unsere Positionen jeweils verstanden. Und ich nun ein bisschen was um nachzudenken, denn ein missgünstiger Mensch möchte ich gar nicht sein.
-
Ich nehme auch was für mich mit - und Du machst ganz bestimmt keinen mißgünstigen Eindruck.
Richtig gut gefällt mir übrigens, dass dieser Thread trotz eines etwas polarisierenden Themas zum größten Teil so angenehm im Gespräch ist.
-
Find' halt nur, dass z.B. da einem Teil der Betroffenen (= mit geringerem Einkommen) etwas erspart wird, was anderen, die ebenso wenig Einkommen haben, nicht abgenommen wird. Das fühlt sich für mich falsch an, ganz falsch.Das ist doch aber nur so, weil hier im Thread nur Hartz IV Thema ist, in der Realität werden Menschen mit Einkommen auf Hartz-IV-Niveau genauso behandelt wie tatsächliche Empfänger von entsprechenden Sozialleistungen.
Ich kenne es nur so, dass eine eventuell in der Hundesteuersatzung formulierte Ermäßigung durch den Sozialausweis gewährt wird. Und diesen Sozialausweis bekommen Menschen, deren Einkommen unterhalb einer (wiederum in der Gemeinde willkürlich festgelegten) Grenze liegt. Menschen, die Hartz IV beziehen bekommen wahrscheinlich überall einen Sozialausweis. Andere Menschen, die genauso wenig Geld zur Verfügung haben, bekommen ihn auch. Mit diesem Sozialausweis haben sie Anrecht auf alle Vergünstigungen, die der Sozialausweis beinhaltet, da fragt dann keiner mehr nach, ob sie ihr zu kleines Einkommen aus Hartz IV oder aus einer Arbeit beziehen.
-
- Vor einem Moment
- Neu
Jetzt mitmachen!
Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!