RB ist plötzlich sehr guckig- bräuchte bitte frischen Blick von außen (von euch :) )

  • Halli Hallo :winken:


    Ich muss mir mal ein bisschen was von der Seele schreiben, und ich könnte einen frischen Anblick von außen brauchen. Sorry also schonmal, weil es wirklich lang wird... :ops:


    Ich habe seit 4 Wochen eine neue RB auf einer Quarterstute, davor hatte ich einen Criollo, den ich gern als RB behalten hätte, leider ist er aber in einen weit entfernten Stall gewechselt. Davor hatte ich 3 Monate eine Araberstute, auch sie ist leider umgezogen. Die Pferde standen alle im gleichen Stall.


    Die Quarterstute ist schon 18, sie wird Western geritten, womit ich zurechtkomme (ich hatte vor längerem mal ein paar Reitstunden in einem Westernstall), auch wenn die vorigen Pferde englisch bzw. Klassisch geritten worden waren. Das einzige sind die offenen Zügel, irgendwie hab ich immer zu viel Zügel in der Hand und verhedderte mich mal gern, ich muss dann ständig nachfassen und hab dadurch keine echte Zügelführung.
    Am Sonntag werde ich eine Reitstunde mit diesem Pferd haben, da werde ich die Zügelhaltung mal thematisieren.


    Darum geht es aber heute nicht.


    Es geht darum, dass dieses Pferd 4 Wochen lang relativ gechillt mit mir im Gelände unterwegs war. Eigentlich.
    Ich bin nicht der Typ, der ohne Grundlage einfach so auf ein fremdes Pferd steigt und ins Gelände losreitet, aber der Besitzer versicherte mir, dass sie absolut geländesicher ist und so war es auch. Sie war entspannt, ist am langen Zügel überall hin gegangen, sie kennt das Ausreitgelände ja gut, ich kenne mich auch sehr gut aus, es war alles super und entspannt und gut.


    Letzte Woche dann bin ich entgegen der Gewohnheit abends in der Dämmerung geritten, erst nur über Wiesenwege und auf freier Fläche, am Ende noch ein Stück durch den Wald, wo sie etwas aufgeregt und irgendwie nervös war, auch geschwitzt hat und am Ende kam ich mit einem klatschnass geschwitzten Pferd heim, obwohl der ganze Ausritt vorher total entspannt war (von mir aus jedenfalls). Das Schwitzen kam mir vor, als wäre das aus Nervosität passiert.


    2 Tage später ist mein Mann zum 2. Mal mit dem Fahrrad mitgekommen, sie war kaum, dass wir in den Wald verschwunden sind (die meisten Wege führen hier in den Wald, und wir sind von Anfang an in den Wald gegangen), total angespannt, guckig, ist mir dann einmal, als etwas neben uns geraschelt hat, direkt aus dem Stand im Galopp davon, ich hab sie eingefangen, umgedreht, wir sind mit viel Schnauben zurück zum Ausgangspunkt, von dort wieder im Schritt weiter. Sie war total angespannt und hat die ganze Zeit nach hinten geschaut.


    Danach sind wir ein Stück weiter galoppiert, wieder durch ein Stück Wald, dann im Schritt an einer Hecke vorbei, wieder rennt sie im Galopp los, hält zum Glück wieder recht schnell an, schaut, schnaubt, totale Panik in den Augen. Ich steig ab, führe sie zurück zu 2 Heuballen, die ihr komisch vorkamen, großes Gegrunze, Geschnaube, sie schwitzt stark und hat scheinbar echt Angst. Wenn ich nur wüsste vor was.


    Ich hab dann ein großes Stück geführt, bin wieder aufgestiegen und saß den restlichen Ausritt auf einem Pulverfass.


    Der Besitzer, dem ich das per Whatsapp schilderte, ist ratlos, meint, ich solle halt absteigen, und nächstes Mal wäre dort an den Stellen, wo sie ab ist, bestimmt wieder alles wie immer.


    Heute dann, wir reiten los, zugegebenerweise im Regen und es war leicht windig, mit einzelnen mittleren Böen, sobald wir im Wald waren, ist sie angespannt, schaut nervös nach links und rechts, stiert ins Unterholz. Regentropfen fallen auf Blätter, es raschelt also überall um uns herum und der Wind verursacht ein leises Brausen. Ich denke mir, vielleicht muss sie ein bisschen laufen, aber auch im Trab und Galopp glotzt sie die ganze Zeit nur ins Unterholz, macht leichte Sätze nach links und rechts, zuckt zusammen, ist nervös, ich halte an und steige ab, selbst an der Hand ist sie schreckhaft, zuckt ständig, schaut.


    Ich bin stoisch neben ihr hergelaufen, hab mit ihr gesprochen, wie vorher auch schon, hab ihr ein bisschen was vorgesungen :smile: , hat bestimmt 30 Minuten gedauert, bis sie wieder soweit ok war, dass ich mir gedacht hab, ich steig jetzt wieder auf. Den restlichen Heimweg wieder dieses angestrengte ins Unterholz starren, wir sind nur noch auf breiten Wegen unterwegs gewesen, weil sie mir für die schmalen Pfade zu ängstlich war, falls sie wieder losrennen wollen würde.


    Als ich das letzte Stück wieder führe, ist sie immer noch ängstlich am Umschauen. Während dem Ausritt hat sie 3x geäpfelt, was ich auf ihre Nervosität zurückführe, sonst hat sie immer nur 1x geäpfelt, wenn überhaupt.


    Was kann das sein? Dieses Pferd wird sehr viel im Gelände geritten, allerdings nicht allein, sondern der Besitzer reitet mit seiner Partnerin und deren Pferd, die beiden Pferde stehen zusammen auf Koppel. Sie geht normalerweise auch Orientierungsritte, Wanderritte, sie ist viel draußen unterwegs.


    Ich versuche das für mich grad erklärbar zu machen, dass ein total gechilltes Pferd plötzlich so anders ist, ohne dass ich einen Grund sehe. Am Boden im Umgang ist sie lieb und gehorsam, wir verstehen uns gut und es gibt nach meinem Empfinden kein Vorkommnis, das ihr Vertrauen in mich irgendwie schmälert.


    Andere im Stall hatten sich zu Beginn geäußert in die Richtung, dass sie stur und eigensinnig wäre, sowie dass sie "nicht ohne" wäre... kann sich das wirklich erst jetzt zeigen, nachdem wir 4 Wochen lang jede Woche 2x draußen waren, dass sie mich austestet? :???:
    Bisher war es mit ihr ein Traum, aber ich bin grad echt im Zweifel... geht so ein Verhalten wieder weg? Nimmt sie mich nicht ernst? Für mich fühlt sich das schon nach echter Angst an.... was kann ich da tun? Ich möchte doch nur gechillt im Gelände abhängen... :(


    Was mache ich jetzt mit ihr... back to basics? Spazierengehen? So jedenfalls macht das Reiten keinen Spaß...


    Jetzt bin ich gespannt auf eure Gedanken... und danke fürs Lesen :bindafür:


    Viele Grüße vom Frechdax :winken:

  • Pferde spüren den ersten Frost.
    Das kann man sich oftmals nicht vorstellen, wie groß die Veränderung ist, wenn man es nicht erlebt hat, manche Pferde reagieren da extrem darauf.


    Wir hatten früher am stall auch Schulpferde die das ganze Jahr über super lieb und scheintot unterm Sattel waren und die man in den ersten Wochen des kommenden Winters nur auf die Schüler loslassen konnte, wenn man sie vorher an der Longe (oder einem SEHR geübten) Reiter hat arbeiten lassen.
    Änderte sich aber bei den meisten, wenn sie mal auf Winter eingestellt waren.

  • Das mit den Zügeln kommt mit der Zeit von ganz alleine :D
    Aber wenn du am Sonntag Reitstunde hast, wird dir ein Reitlehrer schon die korrekte Zügelhaltung mit offenen Zügeln zeigen.


    Wie Helfstyna schon sagte, Pferde spüren den ersten Frost.
    Im Sommer konnte ich auch Problemlos nach einer Woche Pause aufs Pferd steigen und gechillt überall hin reiten ohne das ich andauernd auf pass sein musste, dass er mir erschreckt oder davon düst.
    Wenn ich jetzt eine Woche Pause mache und ich dann reiten gehe ist Herr Pferd auch seehr guckig, erschreckt von sehr vielen Dingen die er normal kennt, möchte viel laufen. Vor allem wenn dann Wind dazu kommt kann ich einen entspannten ausritt vergessen.
    Bei meinem wird es im Winter wieder besser, da er da wohl die Energie hernimmt um nicht zu erfrieren :p


    Ich erkläre es mir immer so, dass es im Sommer einfach zu heiß ist + die ganzen Insekten nerven,
    jetzt sind keine Insekten mehr, die Temperaturen liegen in einem idealen Bereich für Pferde + kommt noch Wind dazu, da kann schon mal aus dem bravsten Pferd ein kleiner Spinner werden.



    Du hast ja auch geschrieben, dass der Besitzer viel im Gelände ist aber nicht alleine.
    Hast du die Möglichkeit, dass mal jemand mit dir ausreiten geht? Also mit einem zweiten ihr bekannten Pferd?

  • Ein Pferd, dass normalerweise nicht alleine ins Gelände geritten wird, benimmt sich natürlich anders, wenn man das tun will. Noch dazu fremder Reiter.


    Dann kann sich das natürlich aufbauen, von Ritt zu Ritt. Wenn man das Pferd noch nicht kennt, übersieht man ja auch gerne mal kleine Signale.
    Wir haben auch so einen Kandidaten im Stall, der "fragt" neue Reiter quasi ab und nach 3-4 mal bescheinigt er den meisten "ich trau dir nicht" und dann fängt er an, Theater zu machen im Gelände. Der ist alleine draussen sehr unsicher.


    Da hilft Bodenarbeit, Vertrauensaufbau, generelles "Anti-Kleber" Training - und Reiter, die nicht einfach erwarten, dass er bitteschön funktioniert.


    Dann der Wetterumschwung, vielleicht roch es nach Wildschweinen oder es war was "im Busch", vielleicht fand es deinen Mann mit dem Fahrrad blöd... sowas hat 1000 Ursachen und eine Lösung: viel Geduld, Einfühlungsvermögen, langsam dran arbeiten. Und frag mal die Besitzerin, warum das Pferd sonst nicht alleine ins Gelände geht. Wird einen Grund haben. Such dir Ausreitgesellschaft?

  • Ich möchte doch nur gechillt im Gelände abhängen...

    Der Anspruch ist halt problematisch...


    Ich finde ja, dass man sich das "gechillt abhängen" können jahrelang erarbeiten muss. Ist wie "ich möchte doch nur mit dem Hund ohne Leine durch den Wald latschen". Es steckt eben viel Arbeit dahinter.

  • Ich kenne das auch als die "Kälteirre". Rocco, meine letzte RB (ein Andalusier-Percheron-wallach) läuft im Sommer immer mehr so auf Sparflamme. Zu warm, viele Mücken und sowieso. Er ist schon dabei, aber 100% sind das nicht.
    Sobald es kälter wird und Frost in der Luft ist, dreht er bei den ersten Ausritten hohl und würde am liebsten in der Hosentasche getragen werden vor lauter gucken und aufgeregt und mimimi. Nix mehr mit relaxtem Kaltblut :D .
    Und er kennt es auch, mit mir alleine querfeldein zu laufen, auch unbekannte Gebiete. Das macht er im Sommer super, bei Kälteeinbruch gehen oftmals bekannte Wege schon nicht.
    Ich gehe überbrückend dann auch gerne mal spazieren oder lasse ihn vorher aufm Platz seine Energie abrennen. Nach einigen kalten Gewöhnungstagen ist er dann auch wieder recht normal im Riesenschädel.

  • Vielen Dank für eure Einschätzungen!
    Aufs Wetter wäre ich jetzt nicht sofort gekommen, bisher hatte ich noch kein Pferd als RB, das irgendwie merkbar wetterfühlig wäre... Morgen werden sie umgestellt aufs offene Paddock mit Laufstall, bin dann gespannt, wie sie nächste Woche drauf ist :D


    Gestern erzählte mir eine andere Besitzerin, ihre 6jährige Stute aus der gleichen Herde in der meine Süße steht, würde seit letztem Samstag auch im Gelände total "spinnen", besonders im Wald. Sie führt das allerdings auf die hier grassierende Hirschlausfliege zurück, ihr Pferd ist mit Insekten ganz schlimm.


    Aber Kopfschlagen und alles, was mit Insekten zusammen hängen könnte, ist mir eben nicht aufgefallen.


    Sie ist bis vor kurzem an allem vorbeigegangen, Traktoren, Erntemaschinen, Autos sowieso...
    Dann vor 2 Wochen in Begleitung eines Wallachs, der extra steht, hatte sie plötzlich Angst vor einem Auto, dann vor einem Rasenmäher, der von Mitarbeitern der Stadt abgestellt worden war... ich hab sie hingeführt, schnüffeln lassen, gelobt, Leckerli... bissi stehen geblieben...


    Ich hoffe, ich hab es nicht für immer aus einem nur ihr bekannten Grund verk*** :fear: .


    Der Besitzer, der sie von klein an hat, meinte, sie macht das auch ab und an bei ihm, aber nur kurz und er lässt es halt absolut nicht durchgehen. Er ist weniger "lieb" zu ihr als ich, er gibt zb kein Leckerli aus der Hand, er legt Äpfel o.ä. auf den Boden vor ihr. Vielleicht sieht sie das freundliche "Getüdel" von mir als Schwäche? Sie war bisher so kooperativ, dass es mir sehr leicht gefallen ist, sie zu mögen, vielleicht habe ich sie auf eine Weise behandelt, die sie als mangelnde Führung auffasst? Wobei ich darauf achte, schon konsequent zu sein und nichts durchgehen zu lassen, was ich nicht will... ach Menno... steh grad irgendwie neben mir :headbash:


    Ihr Verhalten verunsichert mich natürlich wenn ich ehrlich bin auch, ich versuche zwar souverän damit umzugehen, aber innen drin macht mir so ein (in meinen Augen) unberechenbares Verhalten etwas Angst. Ich hatte vor vielen Jahren ein eigenes Pferd, das nicht ganz richtig im Kopf war, das muss man leider sagen, und hatte mit ihm einige traumatische Erlebnisse, die immer noch präsent sind, sobald ein Pferd anfängt, herumzuhampeln oder durchzugehen.
    Zu wissen, was alles passieren kann, wenn ein Pferd Bock drauf hat, ist in so einer Situation leider nicht hilfreich... :muede:


    Ich werd mal sehen, dass ich vermehrt auch Bodenarbeit mit einbaue und Spaziergänge mit einplane, wo ich vielleicht auf der Hälfte mal aufsteige oder so ähnlich.


    Begleitung ist ein bisschen problematisch, weil vormittags im Stall niemand ist. Die einzigen beiden, die vormittags ab und zu können, sind eine, die selten Zeit hat und eine, die einen unerzogenen Durchgänger frisch gekauft hat, mit ihr möchte ich nicht raus gehen, weil ich Sorge habe, dass das Pferd meine Süße ansteckt, wenn er rumkaspert.


    Hm... hmm... hmmm.... muss mir das alles nochmal in Ruhe durch den Kopf gehen lassen...


    Danke nochmal für euren Input :bindafür:

  • Bei meiner Quarterstute ist das auch so: Wetterfuehlig und Hirsche/Wildtiere. Ist ja auch gerade Brunftzeit (zumindest bei uns) und dazu die kommende Kaelte und Wind (Raschelnde Blaetter :shocked: ). Da wird gegafft bis zum Abwinken. Aber zum Glueck nur geguckt, gerannt wird nicht. Hier ist es mir aber tatsaechlich lieber, wenn die Olle was sieht, was ich nicht sehe, denn es koennte statt einem Reh auch gut ein gefaehrlicheres Tier sein (zur Auswahl stehen Bergloewen, Baeren und Luchse. Kojoten lassen Pferde eigentlich in Ruhe)

  • Wir haben auch einen Quarter.


    Ohne Wind und Regen ist er der liebste der Welt und man kann mit ihm überall reiten. Aber bei Wind und/oder Regen ist er auch Nervös, schnaubt usw.
    Nur er prescht nicht los, er geht dann nur ( egal was man macht) noch Rückwärts. Auch wenn ihm etwas nicht passt geht er nur noch Rückwärts.


    Im Winter/Herbst ist er aber auch guckiger, nervöser, Wetterfühlig usw.


    LG
    Sacco

  • Außer der Kälte fallen mir noch wilde Tiere (Schweine, Wolf, Luchs...) und Augenprobleme ein.
    Angst spüren Pferde durch Hintern und Sattel durch. ;)
    L. G.

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