Erfahrungen mit Hunden, die Angst vor Männern haben

  • Meine Hündin kann ich nur entweder im Auto oder in unserer Wohnung alleine lassen, dort fühlt sie sich sicher und auch wohl.
    Obwohl wir seit 1,5 Jahren täglich bei meinen Eltern zum Kaffeetrinken sind, hat Sina Stress wenn ich sie dort für 1 Std. parke.
    Wir hatten das erst vor wenigen Tagen nochmal probiert weil ich wissen wollte, ob das mittlerweile stressfrei funktioniert - tut es aber nicht.

  • Wie sähe dein worst case aus? Wie wohnt ihr denn und wohnt dein Freund bei dir? Kannst du dir vorstellen mit echten VerhaltenstierärztInnen zu arbeiten, bei Bedarf auch mit Medikation, je nach euren Umständen?

    Worst Case wäre für mich: Sobald andere Menschen auf der Straße sind, läuft er keinen Schritt mehr. Er lässt sich nie von einem Mann anfassen und fängt an, die Wohnung/mich bei männlichem Besuch zu verteidigen. Die Ängstlichkeit betrifft alles mögliche andere, von dem ich jetzt noch gar nichts ahne (Autos, Kinderwagen, Kinder, Geräusche, Schnee...). Freilauf wird zeitlebens nie möglich sein. Ich muss auf jede kleinste Bewegung von mir selbst achten, sonst ist er zwei Tage durch den Wind. Wenn ich mal einen Tag spontan ins Krankenhaus müsste (kann ja passieren), wäre Notstand, weil keiner sonst an ihn heran kann...


    Ich hingegen rechne eher damit, dass er in einem stabilem Umfeld selbst stabiler und souveräner wird, aber natürlich Probleme bleiben, die man managen muss.


    Ich lebe in einer 2-Raum-Whg in der Kleinstadt. Nicht wirklich belebt, aber auch nicht menschenleer. Zu den Feldern sind es etwa 800m, die Stadtmauer für die kleineren Runden (mit Park) ist zwei Minuten entfernt. 500m entfernt Eltern und Großeltern in Häusern mit Garten, wo Buddy oft und gerne war. Mein Freund wohnt 800m entfernt, und wir werden wohl im Laufe des nächsten Jahres zusammenziehen und suchen gerade ebenerdige Wohnungen in der Nähe meiner Eltern, da haben wir dann praktisch die Felder vor der Tür.
    Verhaltenstierärzte ja, gibt es hier in der Stadt aber nicht. Ich kann mir vorstellen, dass Ivo nicht wirklich gern Auto fährt, also müsste ich mich herantasten. Dauerhafte Ruhigstellung käme für mich nicht in Frage, dann setze ich lieber alle Hebel in Bewegung, dass er ländlich vermittelt wird. Mit Bachblüten o.ä. die Eingewöhnung zu begleiten kann ich mir aber vorstellen, habe aber bislang null Ahnung von dem Thema.

  • Meine Hündin kann ich nur entweder im Auto oder in unserer Wohnung alleine lassen, dort fühlt sie sich sicher und auch wohl.
    Obwohl wir seit 1,5 Jahren täglich bei meinen Eltern zum Kaffeetrinken sind, hat Sina Stress wenn ich sie dort für 1 Std. parke.
    Wir hatten das erst vor wenigen Tagen nochmal probiert weil ich wissen wollte, ob das mittlerweile stressfrei funktioniert - tut es aber nicht.

    Das kenne ich von meinen Großeltern. Sobald Buddy dort mal bleiben musste, lag er nur wartend hinter der Tür und ließ sich auch nicht ablenken. Obwohl er sie kannte und mochte. So blieb er dann also im Haus meiner Eltern alleine (gleiches Grundstück, also 20m entfernt) und die Oma ging nur immer mal gucken oder leistete ihm dort Gesellschaft. Da war er dann völlig entspannt.
    Es hängt alles ein wenig davon ab, ob er eben mit meinem Freund warm wird und auch komplett aleine bleiben könnte. Dann gäbe es wohl keine Probleme mit der Betreuung im Alltag, anderenfalls schon. Wobei ich in den letzten 6 Jahren viel über sich-auf-den-Hund-Einstellen gelernt habe und auch weiß, dass eben nicht immer alles so geht wie man es gern hätte.

  • Das alles halte ich nicht für so unwahrscheinlich. Mich macht ja die Geschichte mit dem TH-Mitarbeiter eher pessimistisch. Oder ist der besonders schlecht in Körpersprache etc.?


    Vielleicht zwei Frauen stattdessen? Momentan lebt ihr zu viert? Wenn bei möglichen Notfällen evtl. niemand an den Hund ran kann um ihn in Kleinstadtumgebung aus dem Haus zu führen, dann das geplante Zusammenziehen mit deinem Freund, dann kommen Medikamente für dich nicht in Frage: In der Konstellation könnte es dir dann passieren, dass er 10 Jahre lang in Angst lebt.


    Aber du kennst die Risiken ja vom anderen Hund und hast jetzt viel Zeit, das alles abzuwägen.

  • Ich finde es nicht mehr, irgendwo hatte ich gelesen, dass du kein Fan von Probezeit bist. Kommt denn Pflegestelle für das Tierheim und für dich in Frage? Sagen wir, du nimmst ihn zu dir, "therapierst" ihn so weit es sich bei ihm als möglich erweist und die Vermittlungsversuche laufen weiter. Das geht natürlich auch im Tierheim, aber so könnte er schon mal lernen, in einer Wohnung und mit Menschen zusammen zu leben, das kennt er ja noch gar nicht.

  • Das alles halte ich nicht für so unwahrscheinlich. Mich macht ja die Geschichte mit dem TH-Mitarbeiter eher pessimistisch. Oder ist der besonders schlecht in Körpersprache etc.?


    Vielleicht zwei Frauen stattdessen? Momentan lebt ihr zu viert? Wenn bei möglichen Notfällen evtl. niemand an den Hund ran kann um ihn in Kleinstadtumgebung aus dem Haus zu führen, dann das geplante Zusammenziehen mit deinem Freund, dann kommen Medikamente für dich nicht in Frage: In der Konstellation könnte es dir dann passieren, dass er 10 Jahre lang in Angst lebt.


    Aber du kennst die Risiken ja vom anderen Hund und hast jetzt viel Zeit, das alles abzuwägen.

    Ich weiß nicht ob er schlecht in Körpersprache ist. Ich denke eher, der Hund verknüpft nichts positives mit ihm, weil die beiden nie etwas zusammen machen, und so wird es eben nicht besser. :ka:


    Ich lebe alleine, siehe weiter oben. Die Zwickmühle ist einfach: Im Tierheim lebt er auch in Angst und dort wird sich auch nichts ändern. Trainiert wird dort nicht und es geht auch keiner spazieren. Ich habe die Gassi-Liste gesehen. Wenn das Wunder passiert und sich eine alleinstehende Frau vom Lande für ihn interessiert, dann geh ich mit ihm noch eine große, coole Runde und freue mich dann anschließend wie Bolle über die Vermittlung dorthin. Ich habe aber lange mit den Mitarbeitern vom TH gesprochen, und so wie es die letzten Jahre war, gibt es diese tollen Interessenten einfach nicht (er ist ja auch nicht der einzige Hund dort). Sie hatten schon mehrere ähnliche Hunde, die dann meist mit gutem Erfolg an junge Frauen vermittelt wurden, die sich ordentlich reingehängt haben...


    Habe auch nicht gesagt, dass Medikamente nicht in Frage kommen. Nur, dass ich nicht 10 Jahre ruhigstellen will, nur damit er hier in der Kleinstadt irgendwie überlebt. Das wäre für mich egoistisch. Wenn ich ihn natürlich anderweitig medikamentös unterstützen könnte, mache ich das.


    Edit: Zum anderen Zitat, das ist eine gute Idee! Ich werde mal nachfragen, ob die so etwas mitmachen. Probezeit mag ich schon, mir ging es nur um "Ein Wochenende zu mir holen", letzteres halte ich einfach für zu kurz bei diesem Level der Angst/Unsicherheit.

  • Sich Gedanken machen, bevor man sich einen Hund anschafft, ist richtig und wichtig. Bei so einem "schwierigen Fall" umso mehr. Nur meiner Meinung nach, zerbrichst du dir vielleicht ZU viel den Kopf?! ;)
    Ich bin der Meinung, aus eigener Erfahrung, die Hunde sind in einem sicheren, guten Zustand anders als im Tierheim. Klar sind die Probleme nicht plötzlich wie weggeweht. Aber wir haben innerhalb von zwei Monaten unserer kleinen ängstlichen Maus, so viel Selbstvertrauen geben können... Anfangs konnte ich kaum zwei Meter mit ihr an einer Straße laufen. Sie hatte Angst vor Mülltonnen, Autos, Baustellen... Alles eben!
    Und jetzt läuft sie ganz souverän, entspannt an allem vorbei!
    Und wie auch beschrieben, löst sich die Angst mit Männern täglich zusehens.


    Ich würde sagen : Kopf hoch, viel Kraft, viel Spaß und Geduld und viel Selbstvertrauen für Dich - dann schafft es auch der Hund :smile:

  • Sich Gedanken machen, bevor man sich einen Hund anschafft, ist richtig und wichtig. Bei so einem "schwierigen Fall" umso mehr. Nur meiner Meinung nach, zerbrichst du dir vielleicht ZU viel den Kopf?! ;)
    Ich bin der Meinung, aus eigener Erfahrung, die Hunde sind in einem sicheren, guten Zustand anders als im Tierheim. Klar sind die Probleme nicht plötzlich wie weggeweht. Aber wir haben innerhalb von zwei Monaten unserer kleinen ängstlichen Maus, so viel Selbstvertrauen geben können... Anfangs konnte ich kaum zwei Meter mit ihr an einer Straße laufen. Sie hatte Angst vor Mülltonnen, Autos, Baustellen... Alles eben!
    Und jetzt läuft sie ganz souverän, entspannt an allem vorbei!
    Und wie auch beschrieben, löst sich die Angst mit Männern täglich zusehens.


    Ich würde sagen : Kopf hoch, viel Kraft, viel Spaß und Geduld und viel Selbstvertrauen für Dich - dann schafft es auch der Hund :smile:

    Ja, ich zerbreche mir immer zu sehr den Kopf :smile: In dem Fall vor allem, weil der Hund noch so jung ist und ich ihn dann habe, bis ich fast Mitte 40 bin (sollte er 15 Jahre alt werden)...Das ist so ein großer Teil des Lebens und es gibt ja auch Geschichten, wo sich an grundlegendem Verhalten nicht viel ändern lässt. Beispielsweise mein letzter Hund, der eben niemals gut auf Kinder zu sprechen gewesen wäre. Meine Tante hatte mal einen Hund, der hätte sich lieber umgebracht, als in ein Auto zu steigen, da war auch absolut nichts dran zu machen...Deswegen habe ich viel Respekt vor der Entscheidung. Aber ich danke dir sehr für deinen positiven Bericht und deine aufmunternden Worte! Mir scheint es auch wirklich so zu sein, dass bei Angsthunden recht viel positive Veränderung möglich ist, im Gegensatz zu vielleicht anderen Problemen.


    Morgen geht es wieder ins Tierheim, diesmal mit Schwester+Baby im Tragetuch. Ich bin gespannt, was er zu den beiden sagt!

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