Meine Tierschutzhündin macht mich wahnsinnig, ich mag einfach nicht mehr :(

  • Ich hab jetzt nicht jeden einzelnen Beitrag hier gelesen, nur überflogen. Da war auch schon vieles dabei, was mir auch durch den Kopf ging.


    Da ich auch so meine Erfahrungen mit meiner Angstschnute gemacht habe und jeden Tag wieder mache, wollte ich trotzdem noch meinen Senf dazu geben. Dieser Hund hat mich nämlich auch schon diverse Nerven gekostet. Er ist mein erster Hund und definitiv nicht das, was ich mir als Ersthund vorgestellt hatte. Aber ich hab schon sehr viel durch ihn gelernt. Ich war auch schon oft am Rande der Verzweiflung - auch, weil es mir mal eine Weile selbst nicht besonders ging. Das hat er natürlich gespürt, es hat seine Unsicherheit verstärkt und uns beiden ging es manchmal nicht so großartig damit. Ich hab auch gelegentlich über Abgabe nachgedacht, aber 1. hab ich dieses große Stinkeviech unglaublich lieb und 2. hatte ich auch Angst, dass er möglicherweise zum Wanderpokal werden würde.


    Aber, was wirklich ganz essentiell ist: Ist das mit ihr wirklich das, was du willst? Ich denke auch, manchmal passt es einfach nicht und daran ist auch grundsätzlich nichts schlimmes. Nicht alle Lebewesen sind mit allen anderen Lebewesen kompatibel. Und du wirst mit ihr nur weiterkommen, wenn du nicht mehr so krass frustriert und wütend auf ihr Verhalten reagierst. Heißt nicht, du musst dich jetzt auf Teufel komm raus ändern. Aber in der Stimmung, in der du gerade bist, wird konstruktives Arbeiten mit ihr sicher sehr sehr schwer, noch dazu, wo sie ja mit deiner vorherigen Hündin auch vom Arbeitswillen her nicht vergleichbar ist. Solange du so in deinem (für mich sehr verständlichen) Frust bist, wirst du es schwer haben, freudig mit ihr zu arbeiten, und ich glaube, freudiges Miteinander braucht ihr.


    Solltest du dich also entschließen, es noch einmal zu versuchen, würde ich als erstes auch dazu raten, mit deinem Partner zu sprechen. Wenn ich ganz miese Wochen hatte, die Nerven blank lagen und ich auf dem Zahnfleisch gegangen bin (so liest du dich gerade), habe ich meinen Partner gebeten, mir unseren Dicken mal abzunehmen. Klar, das war für ihn auch eine zusätzliche Belastung, aber er konnte damit in dem Moment wesentlich besser umgehen als ich. Und ich hab den Abstand und die Erholungspause bekommen, die ich brauchte. Meist war es dann nach einer Woche wieder so weit okay, dass ich eine Runde am Tag wieder allein geschafft hab, die zweite (größere) sind wir dann oft gemeinsam gegangen; weitere kleine Pinkelrunden hat ebenfalls mein Partner übernommen.


    Der nächste Vorschlag wäre, draußen mal ganz bewusst nur Management zu betreiben. So läuft das bei uns auch oft noch. Mein Schnuffel kann sich draußen oft nach wie vor nicht wirklich konzentrieren, aber ich freue mich jedes Mal, wenn er es doch mal schafft. Wobei ich auch das Glück habe, dass er nicht explodiert. Aber man muss halt trotzdem hellwach sein, weil er bei Anblick von Angstauslösern auch vor ein Auto springen würde - das hält er für weniger gefährlich. Oder er rennt in mich rein. Gerade vor ein paar Tagen wieder passiert... wenn ich die "Gefahr" rechtzeitig sehe und dafür sorge, dass genug Platz zwischen ihm und dem Auslöser ist, klappt es ganz gut und ich merke seit einigen Monaten, wie er sich immer bereitwilliger führen lässt. Er ist jetzt übrigens 3,5 Jahre alt und wir haben ihn von Beginn an. Ist also schon ein gutes Stück Weg, das wir zusammen gehen mussten.


    Ich habe lange fast ausschließlich im Haus mit ihm trainiert. Und zwar Dinge, die ihm Freude bereiten. Es stärkt sein Selbstvertrauen, wenn er Dinge gut macht, und unsere Bindung wächst, wenn wir zusammen etwas machen, was uns Spaß macht.
    Wenn ihr immer die ätzende Leinenaggression trainiert, die für dich (und Molly) zu den anstrengendsten Baustellen gehört, dann ist eben auch das Training hauptsächlich frustig für euch beide. Ich kann absolut nachvollziehen, dass du das gern abstellen würdest. Das ist sicher irrsinnig anstrengend. Aber im Moment scheint euer Alltag quasi nur aus Anstrengung und Frust zu bestehen. Vielleicht kannst du versuchen, dich bei der bewussten Beschäftigung mit ihr mal nur auf Schönes zu konzentrieren. Und die Spaziergänge laufen dann eben noch ein Weilchen nach dem Motto "Augen zu und durch", bis ihr eine andere Basis miteinander habt - und sie im Idealfall mehr Selbstvertrauen. Beim Querlesen konnte ich bisher zumindest nicht erkennen, dass du irgendetwas mit ihr nur zum Spaß an der Freude machst.


    Unterm Strich steht und fällt aber wirklich alles mit deiner Haltung ihr gegenüber. Du musst dich und deine Haltung nicht auf Krampf verändern, aber dann würde ich wirklich zur Abgabe raten. So wie es jetzt ist, fühlt es sich, von außen betrachtet, nur verhärtet und wie ein Gegeneinander an, nicht wie ein Miteinander. Und zum Miteinander gehört eben auch, sein Gegenüber so zu akzeptieren, wie es ist, statt immer dagegen anzukämpfen.


    Wie auch immer deine Entscheidung ausfällt, ich wünsche euch beiden viel Glück und hoffe, dass ihr beide wieder zu mehr Lebensqualität findet, getrennt oder gemeinsam.

  • Ich kann dich vollkommen verstehen und finde es auch nicht tragisch dass du deine Emotionen in ehrliche Worte packst, manches lässt sich eben nur auf die Art sinnbildlich verdeutlichen, wenn man verstanden werden will.


    Du sagst du warst bisher bei zwei Trainern, kannst du deren Arbeitsstile bzw. die Lösungsvorschläge kurz zusammenfassen?

  • Ich kann dich vollkommen verstehen und finde es auch nicht tragisch dass du deine Emotionen in ehrliche Worte packst, manches lässt sich eben nur auf die Art sinnbildlich verdeutlichen, wenn man verstanden werden will.


    Du sagst du warst bisher bei zwei Trainern, kannst du deren Arbeitsstile bzw. die Lösungsvorschläge kurz zusammenfassen?

    Oha da ist ja einiges zusammengekommen an Antworten, vielen Dank dafür! Ich muss mir das alles erstmal in einer ruhigen Minute durchlesen.


    Also die Trainingsansätze waren einmal den Hund komplett blockieren, hatte es weiter hinten schonmal beschrieben, "feindlicher" Hund kommt auf uns zu, und in dem Moment, in dem Molly anfängt zu fixieren bzw. nach vorne gehen will, soll ich mich wie eine Mauer mit ausgestrecktem Arm vor sie stellen und das nach vorne preschen ihrerseits verhindern. Sie versucht aber nach wie vor mit aller Gewalt (sie ist sehr sehr flink) an mir vorbeizudonnern, ich will mir gar nicht vorstellen wie affig das aussieht, wenn ich da ständig vor ihr rumtänzel und sie nimmt mich gar nicht richtig ernst. ^^


    Das andere war einfach simples Klick für Blick, wir sehen einen anderen Hund, den sie nicht mag, klick, Leckerli (natürlich nur solange sie noch entspannt ist und nur schaut, ohne Bürste stellen o.ä.), umdrehen und weggehen. Funktionierte über Monate, allerdings NUR solang ihr Wohlfühlabstand auch tatsächlich eingehalten und nicht verringert wurde. Waren wir auch nur einen Schritt zu nah am anderen Hund dran, wars vorbei und ich konnte von vorn anfangen.

  • Oki, im Grunde alles verständlich aber auf die Situation bezogen bissel blöd gewählt.


    Ich habe meinen zweiten Rüden aus dem TH (Wolfshund-Mix), dort saß er ab dem vierten LM bis fast zu seinem zweiten LJ. Für den gab es bei fremden Menschen nur zwei Varianten, entweder verschwindibus weil Mega dolle Angst oder sofort und ohne Scheu nach vorne, getreu dem Motto „disch mach ich kaputt du Opfer“... Heute der geilste Hund überhaupt, wir können ihn tatsächlich beinahe überall mit hinnehmen, ein gewisses „vorhersehendes Management“, ist in bestimmten Situationen noch immer unabdingbar. Mein Rat/Empfehlung, wie auch immer du es nennen möchtest, sähe wie folgt aus. Lass den Clicker weg und ersetz den durch ein Markerwort (flip, flop, click, check, yes, kay). Es muss deins sein und ohne darüber nachzudenken abrufbar sein. Dann hast du schonmal eine Hand frei. Das leckerli würde ich durch eine Tube ersetzen, denn hier leckt der Hund unentwegt dran. Bei Hundebegegnungen darf die Straßenseite gewechselt werden und geführt wird immer so, dass du zwischen Hund und Hindernis läufst.

  • Für Zuhause würde ich in kleinen Schritten anfangen das entfernen vom Hund zu üben oder an einem euch vertrauten ruhigen Ort. Bsp. Du leinst sie an und gehst rückwärts ein paar Schritte von ihr weg (schaust sie also an), bleibt sie ruhig kommt ein leckerli geflogen, fängt sie an zu jammern drehst du dich mit dem Rücken zu ihr. Dabei kann dir auch eine zweite Person helfen indem diese richtiges Verhalten bestätigt und man punktgenauer verstärken kann. Bzgl. Restaurant, das war einfach viel zu schnell und zu lang, evtl. würde ich ein kurzes reingehen-setzen-rausgehen, dann an der Theke ein kaffe to Go mit dazu nehmen, dann später Jacke ausziehen etc. Alles in Ruhe und entspannt bei zeitlicher Steigerung von 30 sek. - max. 1 Min. und das wird schon viel sein.

  • Ich kann dich auch gut verstehen - manchmal treibt ein Vierbeiner seine Menschen zur Verzweiflung. Da hilft erstmal Abstand und ein Neubewerten der gesamten Situation, andere Denkansätze als bisher und vor allem viiiiiiel Gelassenheit......... auch wenn man die mit Hilfe von Wein und Schoki erstmal herstellen muss ;)



    Zum Üben hatte ich mir mit meinem aggressiven Hüterich Situationen vorgenommen, die ich gut händeln und die er bewältigen konnte. D.h., alle Auslöser nur mit weitem Abstand wahrnehmen, zusätzlich reizarme Umgebung wählen.
    Bei uns waren es unter anderem alle!! motorisierten Fahrzeuge die er anging, hatte er sich hochgespult dann musste auch mal mein Ärmel dran glauben. Zum Glück war damals Winter, ich hatte also nie nackte Arme, das wäre sonst böse ausgegangen.......
    Also an eine dünn befahrene Strasse gestellt anstatt mitten in die Stadt, mit grooooßem Abstand und vielen guten Leckerchen - und dann auch Klick für Blick. Nach 5 Autos war Übungsende!!
    Alle anderen Situationen hab ich mit Fertigfrikadellen in einer Hand nur gemanagt, gelernt hätte er dann eh nichts mehr. Hab ihn also mit den Frikadellen an den Auslösern vorbei gelockt, gelotst, gefüttert. Manchmal klappte es gut, manchmal auch gar nicht. Dann musste ich einsehen, daß ich ihm an diesem Tag schon "zu viel" zugemutet hatte.


    Natürlich kann man das nicht 1:1 auf deinen Hund anwenden, aber es ghet ja ums Prinzip - das greift mehr oder weniger eigentlich immer. Kurze Einheiten im Wohlfühlmodus üben, den Rest einfach managen und aussitzen.
    Und ja, der eigene Anspruch und Perfektionismus ist der Trainingskiller bei anstrengenden Hunden :roll:


    2 Monate nach dem Einzug meines Hüterichs lag ich heulend auf dem Küchenboden und konnte einfach nicht mehr - das ist nun fast 6 Jahre her, er ist jetzt einfach der beste und liebste Hund der Welt :herzen1: ........ er passt haargenau für mich und meine geänderten Ansprüche an ihn!

  • Also die Trainingsansätze waren einmal den Hund komplett blockieren, hatte es weiter hinten schonmal beschrieben, "feindlicher" Hund kommt auf uns zu, und in dem Moment, in dem Molly anfängt zu fixieren bzw. nach vorne gehen will, soll ich mich wie eine Mauer mit ausgestrecktem Arm vor sie stellen und das nach vorne preschen ihrerseits verhindern. Sie versucht aber nach wie vor mit aller Gewalt (sie ist sehr sehr flink) an mir vorbeizudonnern, ich will mir gar nicht vorstellen wie affig das aussieht, wenn ich da ständig vor ihr rumtänzel und sie nimmt mich gar nicht richtig ernst. ^^

    Also, ich glaube noch problematischer als die Außenwirkung ist in dem Fall, dass Dein Hund Dich in dem Augenblick vermutlich für völlig irre und unbrauchbar hält. :lol: Deswegen sagt er wohl auch: "Geh mir mal aus dem Licht, damit ich mich selbst drum kümmern kann."

    Das andere war einfach simples Klick für Blick, wir sehen einen anderen Hund, den sie nicht mag, klick, Leckerli (natürlich nur solange sie noch entspannt ist und nur schaut, ohne Bürste stellen o.ä.), umdrehen und weggehen. Funktionierte über Monate, allerdings NUR solang ihr Wohlfühlabstand auch tatsächlich eingehalten und nicht verringert wurde. Waren wir auch nur einen Schritt zu nah am anderen Hund dran, wars vorbei und ich konnte von vorn anfangen.

    Ja, als Einstieg ist das ganz brauchar. Sollte das das komplette Training darstellen? Dann brauchst Du echt mal einen Trainer, der was kann ...


    Ich denke, Du hast echt Pech gehabt an Trainer geraten zu sein, die damit überfordert sind. So unlösbar klingen all die Sachen gar nicht für mich.

  • Also, ich glaube noch problematischer als die Außenwirkung ist in dem Fall, dass Dein Hund Dich in dem Augenblick vermutlich für völlig irre und unbrauchbar hält. :lol: Deswegen sagt er wohl auch: "Geh mir mal aus dem Licht, damit ich mich selbst drum kümmern kann."

    Ja, als Einstieg ist das ganz brauchar. Sollte das das komplette Training darstellen? Dann brauchst Du echt mal einen Trainer, der was kann ...
    Ich denke, Du hast echt Pech gehabt an Trainer geraten zu sein, die damit überfordert sind. So unlösbar klingen all die Sachen gar nicht für mich.

    Das war in der Tat das "ganze" Training, bzw. das Ziel sollte ja sein, dass der Hund durch das klicken mit hochwertiger Belohnung die anderen Hunde irgendwann als was Tolles wahrnimmt, so "Da kommt wieder dieser Penner von nebenan, super, jetzt gibts ein Stück Käse!" aber das Verringern des Abstands zum Feindobjekt war quasi nicht möglich. 10m okay, 10m und ein Schritt mehr = fixieren, Bürste, bellen, knurren, das volle Programm.


    Dabei sind es wirklich immer nur dieselben Vertreter, kleine Hunde, die gern mal hochgenommen werden und dann vom Arm runter Terz machen. Im Freilauf dagegen gab es bisher noch keinen Hund, den sie doof fand, egal welche Größe. Es ist wirklich ausschließlich ein Leinenproblem. Aber ich bekomme es eben nicht hin und sie denkt weiterhin, sie müsse das regeln.

  • Ich habe jetzt nicht alles gelesen und ev. kam der Tipp schon:


    - durchatmen und alles auf Neustart setzen, von vorne anfangen


    - eine Liste mit positiven und negativen Eigenschaften machen und diese gegenüber setzen. Ich lese nämlich auch viele positive Eigenschaften des Hundes heraus. Dieselbe Liste sollte dann der Partner machen. Vergleichen. Analysieren. Woran liegt es?


    - dem Hund Sicherheit geben!


    Ich hatte selber eine agressive Hündin. Schara war mit nichts und niemand verträglich. Es gab etliche Beissvorfälle auch mir gegenüber. (habe ich alles heruntergespielt).
    Schara ist letztes Jahr gestorben. Im Nachhinein sehe ich vieles was wir hätten anders machen sollen. Als erstes ihr Sicherheit zu geben.
    Sie musste immer im EG schlafen, durfte nicht in 1. Stock wo wir schlafen. Ich denke das war ein Grundfehler. Sie bekam unbewusst die Rolle der Aufpasserin zugedacht.
    Meine Hunde schlafen jetzt beide im Körbchen neben dem Bett und brauchen das auch. Sie wollen beide bei uns sein. (ich weiss allerdings gar nicht wo JaneDoe's Hund schläft)
    Im Nachhinein tut es mir unendlich leid um die Fehler, die wir bei Schara machten.

  • Hast du schon mal was von NeuroCalm gehört oder gelesen? Dabei handelt es sich um ein Nahrungsergänzungsmittel zur Stressminderung. Durch die Gabe wird dem Organismus die essentielle Aminosäure Tryptophan zugeführt, welche er selber nicht produzieren kann. Das wiederum begünstigt die Produktion bestimmter Hormone, hier ist es das Serotonin auch bekannt als Stimmungsaufheller.

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