Der Club der Unperfekten - Mut zu Fehlern und Imperfektion im Hundealltag

Ich reihe mich ein

Perfekt ist es natürlich bei uns auch bisher nicht gelaufen - aber am Wochenende ist mir was richtig, richtig Dummes passiert

Mein Mann und ich waren mitten in der Pampa mit Lucy unterwegs - dort sind wir seit vielen, vielen Jahren sehr regelmäßig (vorher mit Lexi) - und dort haben wir bisher noch nie andere Hunde oder andere Menschen getroffen.

Am Sonntag waren wir auch wieder dort - u.a., weil Lucy läufig ist und ich da gerne ganz, ganz abseits unterwegs bin.

Für ein paar unübersichtliche Stellen (Wild) habe ich dort immer die Schleppleine dabei - aber da mittlerweile der Rückruf auch bei Wild sehr gut klappt, brauchen wir die Schleppleine nur noch sehr, sehr selten.

Wir haben ein bisschen Freiflächensuche gemacht, ein paar Apportierspiele - und da es auch abends noch ziemlich warm war und ich nicht ganz fit war, haben wir uns im Anschluss daran ein paar Minuten auf die Wiese gesetzt.

Plötzlich ist Lucy Richtung Hecke losgelaufen - anscheinend war da ein Hase...

Also dachte ich zumindest...

Mist... normal merke ich ja vorher schon, wenn Lucy was in der Nase hat - aber dieses Mal hatte es mich kalt erwischt, weil ich überhaupt keine Anzeichen dafür erkennen konnte...

Ich hatte aber gar keine Zeit, mich darüber zu wundern, weil ich natürlich gleich gerufen haben - und Lucy ist zum Glück sofort umgedreht und kam zurückgeflitzt. *schweißvonderStirnwisch*

Ich habe mich noch so gefreut, dass der Rückruf mittlerweile SO gut klappt - denn Lucy hat ja schon eine große Portion Jagdtrieb...

Während ich mich noch freue und Lucy als Belohnung eine Frisbee werfe, startet Lucy (nachdem sie mir die Frisbee noch schnell vor die Füße gespuckt hat...) nochmal durch - und alles rufen half nichts mehr

Ich habe richtig Panik bekommen, Lucy war ja innerhalb von 3 Sekunden nicht mehr zu sehen - weil dort die Wiese eine Kuppe macht - und seitlich große Büsche, ein Maisfeld usw. ist.

Mein Mann und ich haben gerufen, gesucht, gelockt - Lucy war wie von Erdboden verschwunden und ich hatte so schreckliche Angst

Mein Mann meinte, Lucy sei evtl. ins Maisfeld gelaufen - ich war eher der Meinung, dass Lucy die Wiese weiter nach unten gelaufen ist (so gehen wir die Runde immer - und ganz unten hinter der Kuppe ist ein großer Wald).

Zu dem Zeitpunkt waren wir ja noch der Meinung, dass Lucy jagen gegangen ist und haben deshalb komplett falsch gesucht.

Es waren nur 2-3 Minuten - die mir aber wie Stunden vorgekommen sind.

Und dort ist wirklich Pampa - soweit das Auge reicht nur Wiesen und Wald - aber sehr hügeliges Gelände - wie soll man da einen jagenden Hund finden?

Obwohl mein Mann weiter im Gebüsch suchen wollte, habe ich mich dann durchgesetzt, dass wir die Wiese runterlaufen - denn ganz unten hat man zumindest einen etwas größeren Ausblick auf die ganzen Hänge...

Wir sind also so schnell es ging gelaufen - und sahen dann etwas entfernt eine Frau stehen.

Ich habe mich so gefreut, jemanden zu treffen - weil ich dachte, die Frau kann uns vielleicht zumindest sagen, ob sie in ihre Richtung einen Hund laufen gesehen hat - dann hätten wir zumindest mal die Richtung grob einschätzen können - wir waren aber noch ein ganzes Stück weg und noch nicht in Hörweite.

Als wir dann näher kamen, sahen wir, dass sie einen Hund dabei hatte (war vorher vom Blickwinkel her durch einen Strauch verdeckt) - und neben diesem Hund war LUCY!!!

Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie viele Steine mir vom Herzen gefallen sind.

Ich habe mich dann 1000 Mal bei der Frau entschuldigt, weil es mir so peinlich war, dass Lucy einfach zu einem fremden Hund gelaufen ist - und noch dazu war Lucy ja läufig.

Aber die Frau war soooo wahnsinnig nett und hat nur gelacht und mir mehrmals versichert, dass wirklich alles in Ordnung ist, die Hunde so nett gespielt haben und sie sich gefreut hat, weil ihr Hund eh so selten jemanden zum Spielen trifft - und dass ihr Hund sowieso kastriert ist und es somit gar kein Stress war.

Ich wäre der Frau am liebsten um den Hals gefallen - und wenn ich wüsste, wo sie wohnt, würde ich ihr gerne Blumen oder Pralinen vorbei bringen.

Wir haben dann noch einige Zeit gesprochen und so konnten wir auch rekonstruieren, warum Lucy weggelaufen ist.

Denn von der Position der Frau aus, war Lucy ab dem Moment, in dem wir sie aus den Augen verloren haben (also nach der Kuppe) zu sehen.

Lucy hat gar nichts gejagt, sondern sie ist ganz gezielt zu dem Hund gelaufen...

Der Hund hatte vorher wohl ein paar Mal gewufft (war für mich aber nicht hörbar) - und das müsste lt. der Frau zeitlich mit dem Durchstarten von Lucy zusammengefallen sein...

Das passt auch dazu, dass ich ja normal bemerke, wenn Lucy etwas in der Nase hat - aber dieses Mal hatte sie ja tatsächlich nichts in der Nase...

Also komme ich mit dem Rückruf anscheinend gut gegen Wild an - aber nicht gegen Lucys Hormone

An den Stehtagen war Lucy sowieso immer an der Leine - aber in Zukunft bleibt Lucy während der gesamten Läufigkeit IMMER an der Schleppleine - auch, wenn wir mitten in der Pampa sind, auch, wenn wir dort noch nie jemanden getroffen haben usw...

Das war mir wirklich eine Lehre - es ist einfach furchtbar, wenn man plötzlich ohne Hund da steht.

Das ist mir in 14 Jahren Hundehaltung noch nie passiert - und in den 10 Jahren davor, in denen ich mit unserem Familien-Schäfi-Mix unterwegs war, auch nicht.

Denn ich bin normal sowieso übervorsichtig - und im Zweifelsfall bleibt der Hund an der Schleppleine.

Aber am Sonntag hatte ich die Situation vollkommen falsch eingeschätzt.