Probleme beim Esstisch

  • Hallo liebe Hundefreunde!


    Da ich neu hier bin ein kurzes Intro damit man sich ein Bildchen machen kann:
    Ich, weiblich, 37, 3 Kinder (1, 13 und 13 - Zwillinge, ein Bub und ein Mädchen) und ein Hund, mein Dritter.


    Mein erster Hund war ein wunderschönder Steffordshire Terrier, übernommen von jemandem der ihn offenbar geschlagen hat - diesem Menschen wurde Gott sei Dank der Hund abgenommen und landete bei mir. Immer ein bißchen ängstlich, gute Führung war von Nöten um ihm Selbstsicherheit zu geben, es hat lange gedauert bis er sich hat "fallen lassen". In meinem Herzen bleibt er immer die Nummer 1.
    Mein zweiter Hund ein Shar Pei, ein eigensinniger und mürrischer Hund, kaum verträglich mit anderen Hunden, wollte kaum berührt werden, hat seine Familie aber beschützt und geliebt. Er kam aus sehr guter Haltung, er war halt einfach ein typischer Vertreter seiner Rasse.
    Zwei unterschiedlichste Hunde, nicht gerade einfach, ich bin daher mit so einigen Eigenarten und schwierigem sozialen Verhalten vertraut und versuche immer im Sinne des Hundes eine Lösung zu finden.
    Nun zu meinem dritten Weggefährten: Eine Promenadenmischung zwischen Irish Terrier und Rauhhaardackel, bißchen was über ein Jahr alt Namens FLOH. Man konnte mir nicht viel sagen außer, dass man ihn völlig verwahrlost fand und er offenbar auf der Straße geboren wurde, also nicht ausgesetzt. Sozialverhalten daher gleich null, eine Menge Arbeit lag vor mir.


    Nun, fast 6 Monate später, ist er kaum wieder zu erkennen. An der Leine gehen, Sitz, Platz, Pfote - alles kein Problem. Bring-, Ziehspiele mal erlernt und im Garten hört er auf seinen Namen und kommt her. Mit den Kindern geht er wirklich liebevoll um, vor allem meine beiden Töchter liebt er über alles.


    Soweit so gut, hier nun mein "Problem" bei dem ich einfach derzeit ratlos bin:
    Wir haben einen sehr großen Eßtisch. Hier wird natürlich gegessen, die Kleine gefüttert, Hausaufgaben gemacht, gespielt - solange ich oder meine beiden Töchter an den Tisch wollen - alles kein Problem. Aber wehe mein Mann oder mein Sohn wollen sich auf einen Stuhl setzen, dann dreht er durch, das war von Anfang an so. Zu Weihnachten hatten wir die Familie da - der Tisch war gedeckt, alle wollten sich hinsetzen und er ging richtig aggressiv auf alle los. Wollte fest zuschnappen, sprang hoch und bellte laut.
    Ich habe es schon mit beruhigen, Ableckung und Zurechtweisung (natürlich nur verbal!) probiert - ich komme nicht weiter!
    Das einzige was halbwegs hilft: Terrassentür auf, er rennt dann in den Garten, rennt wie ein Irrer auf und ab, inzwischen setzen sich alle hin, wenn er dann wieder rein kommt - was bei gedecktem Tisch nicht allzu lange dauert - knurrt er noch eine Weile, bis er sich beruhigt hat und endlich hinlegt.


    Zu den örtlichen Gegebenheiten: Wir wohnen in einem großen Haus mit riesigem Garten, wir gehen mehrmals lange Runden Gassi und im Garten wird auch gespielt - ich fordere ihn und power ihn wirklich aus.


    Hat irgendjemand hier so was schon mal erlebt? Oder hat jemand eine Idee was ich tun könnte damit er sich einfach friedlich hinlegt - sicher darf er schnuppern wer aller da ist, aber halt nicht aggressiv knurren, Bellen oder zubeißen!
    Ich bin wirklich über jeden Input dankbar!


    Danke
    Manu

  • Warum macht er das ? Weil er es kann !


    Bei mir würde dieser Hund keine Gelegenheit mehr bekommen, jemanden am Esstisch anzuknurren, wenn z.B. Familienfeiern sind, da wäre er konsequent aus der Nähe des Tisches verbannt.


    Du schreibst, er macht das bei Deinem Mann und Deinem Sohn von Anfang an und ist jetzt ein halbes Jahr bei Euch, da wird es einiges an Training bedürfen, dieses gefestigte Verhalten zu verändern.
    Such Dir einen guten Trainer, der sich das vor Ort anschaut und mit euch an einer Lösung arbeitet, ich glaube nicht, dass ihr das mit Hilfe von Trainingstipps aus dem Internet, die ich hier nicht geben würde, alleine hinbekommt.


    Edit: habe gesehen, dass Du aus Wien kommst, vielleicht haben unsere User aus Wien Trainerideen ich rufe mal @oregano und @tinybutmighty

  • ich fordere ihn und power ihn wirklich aus.

    Vermutlich überfordert ihn das Prpgramm- klingt alles ein bißchen viel für einen so jungen Hund und dann sucht er sich so ein Ventil.
    Macht sich seiner Unsicherheit gegenüber männlichen Menschen sonst noch an irgendwas fest? Zeigt er ansonsten Ressoucenprobematik?
    Wenn nicht, hat er den Esstisch vielleicht mit einem doofen Ereignis verknüpft. Vielleicht durfte er früher bei einer Frau mitessen und der Mann hat es verboten. :???:

  • Er macht das nicht immer und ich erkenne leider auch kein Muster - mal wenn Essen oben steht, mal nicht, manchmal nur Abends und manchmal auch nicht.
    Zu Weihnachten war er gänzlich überfordert, so viele Leute, der Baum, alle wohl nervös - auch nicht leicht für ihn.


    Das es wohl an den "Männern" liegen könnte - ja das kann ich wohl bestätigen wenn ich so genau darüber nachdenke. Bei meiner Mutter wollte er nur raufspringen und was vom Teller abhaben, bei meinem Schwiegervater wollte er verhindern dass er sich setzt.

  • Er macht das nicht immer und ich erkenne leider auch kein Muster

    Dann ist es gut möglich, daß Überreiztheit/Überforderung eine Rolle dabei spielt. Viele Leute, viele Reize, anderer Ablauf als normal- da steigt das Grunderregungslevel und der Hund löst leichter aus.
    Auf ein Problem mit männlichen Leuten, insbesondere vielleicht aufgrund einer negativen Tischsituationsverknüpfung würde ich auch tippen. Lasst das mal von einem Trainer anschauen und guckt, wie ihr da gegenkonditionieren könnt. :smile:

  • Ich würde ihn in dem Fall auch nicht an den Esstisch lassen.
    Kennt er es denn, auch mal in seinem Körbchen oder auf seinem Platz zu warten?
    Dorthin würde ich ihn schicken, bevor der Esstisch überhaupt ins Spiel kommt.

  • blöde Frage: hast du denn mal versucht, den Hund auf seine Decke zu schicken? Oder ihn da anzuleinen?


    meine Hunde würden beide um Besuch rum wuseln, versuchen was zu fressen abzugreifen und der gleichen. Daher müssen sie auf ihren Decken bleiben.

  • Wie verhält der Hund sich denn allgemein dem Mann und Sohn gegenüber? Ist er männlichen Personen gegenüber vllt generell reservierter uns misstrauischer?



    In trubeligen Situationen wie zB Weihnachtsbesuch, würde ich den Hund gar nicht in die Nähe des Tisches lassen. Er hat ja scheinbar Stress damit. Man könnte ihn zB behutsam an eine Decke oder einen Zimmerkennel als Rückszugsort gewöhnen, das dauert natürlich, könnte sich hier aber lohnen.


    Auch im normalen Alltag würde ich schauen, dass es zu solchen Situationen gar nicht mehr kommt, schon allein um ihm Stress zu ersparen.


    Das allgemeine Programm klingt für mich auch ziemlich straff, kommt der Hund denn zu ausreichend Schlaf- und Ruhephasen?


    @QueenyQ Danke fürs Rufen :winken: Für Einzeltraining und Verhaltensberatung kann ich die Hundeschule SimplyDog in 1190 Wien (machen auch Hausbesuche) wärmstens empfehlen - sehr geduldiger und einfühlsamer Umgang mit Mensch und Hund.
    Sunny Bennett (Dogs in the City) ist sicher auch geeignet für die Thematik. Viel Gutes gehört hab ich auch über die Hundeschulen Hundelachen und Freud&Hund, die kenne ich persönlich aber nicht.

  • Das kommt mir irgendwie bekannt vor.
    Kann sein, dass er aus Unsicherheit so reagiert. Meine Dackelhündin geht (nach bald 2 Jahren) hin und wieder noch auf meinen Sohn (20) los wenn er ihr in diesem Augenblick gerade nicht geheuer ist weil er z.B. zu heftig mit den Armen fuchtelt beim Erzählen.
    Das kommt aber mittlerweile nur noch sehr selten vor weil sie sich jetzt schon an fast alles gewöhnt hat. Ich bekam sie mit 6 Monaten und sie kannte nichts und hatte vor allem und jedem Angst.
    Auch meinen Vater hat sie vorhin "angegriffen", der kam zur Wohnungstüre herein und hatte eine große Tüte in der Hand. Meinen Vater kannte sie noch nicht mit Tüte, daher war er für Sina in diesem Augenblick gefährlich und sie ist auf "Angriff ist die beste Verteidigung" übergegangen.
    Da ich bei ihr weiß, dass sie aus Unsicherheit so reagiert, läuft das dann so ab, dass derjenige den Sina "angreift" sofort in die Hocke gehen muss damit er für Sina ungefährlicher wird und dann wird sie wieder ganz normal und lässt sich auch anfassen und streicheln. Falls man was in der Hand hatte, muss man ihr das dann zeigen damit sie merkt, dass das nicht gefährlich ist. Sie verhält sich anschließend wieder ganz normal. Wir haben solche Situation dann gleich noch ein paar Mal hintereinander geübt damit sie merkt, dass ihr nichts passiert wegen einer Tüte oder fuchtelnden Armen oder einem raschelnden Kirschkernkissen oder dem Auskratzen eines Eisbechers usw. usw.

  • Ich hoffe ich vergesse keine Antwort:


    Ob er jemals - vor unserer Zeit - eine streßauslösende Tischsituation erlebt hat weiß ich leider nicht, offiziell ist er ein Straßenhund und als solcher aufgelesen worden. Ob er in dieser Zeit gefüttert wurde oder gejagt kann ich nicht sagen, gequält wurde er auf keinen Fall, weder körperliche noch seelische Anzeichen in seinem Verhalten würden darauf schließen.


    Bei uns hat er nie eine entsprechende Situation erlebt, weder schlagen noch quälen wir unseren Floh, wir treten natürlich auch nicht hin, egal wo er liegt.


    Er zeigt dieses Verhalten ausschließlich bei Tisch. 2 Meter weiter im Wohnzimmer, Küche oder Garten, im Obergeschoß, in den Schlafzimmern - egal wo, dieser Hund hat mit niemandem ein Problem. Er spielt mit meinem Sohn und/oder Mann ganz normal, ebenfalls können alle vollkommen normal mit ihm Gassi gehen. Er hört (zumindest mal) auf die Grundkommandos - egal wer es sagt.
    Auf der Straße gibt es nie Probleme, weder mit Hund noch Mensch. Er genießt jede Streicheleinheit und zeigt einem wirklich wie dankbar er ist ein zu Hause zu haben.


    Ihn nicht zu Tisch zu lassen ist ein wenig schwierig. Unser Untergeschoß ist Dank meines Mannes so Loftartig, einzig die Toilette und der Abgang zum Keller sind mit Tür ausgestattet, nur im Obergeschoß gibts einen Gang mit Zimmern weg, aber die Stiegen sind ja auch nicht abgesperrt - noch nicht, durch die Jüngste Tochter werden aber bald Gitter montiert.


    Ihn einfach auszusperren krieg ich irgendwie nicht hin, ich stell mir nur vor wir sitzen alle beim Essen im Warmen und der Hund verbringt eine halbe Stunde im Freien, bei Minus 10 Grad - fühlt sich für mich nicht Richtig an, vielleicht wird er dann noch grantiger auf alle die bei Tisch sitzen?


    Tja, das mit dem "Platz und Liegen bleiben" ist noch ein Problem, Floh findet zwar seinen Platz, aber bleibt einfach nicht länger als 2 Minuten liegen. Anbinden kann ich ihn nirgendwo - außer am Esstisch - Loftartig und Minimalistisch - ein bißchen wie unfertig eingerichtet... :-)


    Ruhephasen hat er genug. An einem normalen Tag gehe ich ganz Früh Morgens (5 Uhr, da meldet er auch) eine kurze Runde (in etwa 30 Minuten), während mein Mann sich für die Arbeit fertig macht. Wenn die Großen dann in der Schule sind, die Kleine "erstversorgt" ists etwa 9 Uhr, da spielen wir im Garten. Zu Mittag gehe ich dann mit Kinderwagen in etwa 1 bis 1 1/2 Stunden Gassi, die Abendrunde ist dann gegen 21 Uhr. Dazwischen darf er natürlich in den Garten wenn er will oder er schläft tief und fest.


    Also wenn ihr meint ich benötige dafür einen Hundetrainer, dann werde ich einen organisieren und mir professionellen Rat holen. Ich bin mir auch sicher, dass er dieses Verhalten zeigen wird, wenn der-/diejenige Trainer/in hier ist. Es ist schon sehr seltsam wenn man freudigst begrüßt wird, sich auf die Couch setzt, dann werden Streicheleinheiten gefordert, Floh wedelt wie irre vor sich hin, dann geht man 2 Meter weiter und er will verhindern dass man sich setzt....


    Vielleicht glaubt er, dass das "seine Höhle" ist - wenn er wirklich ein Straßenhund war, wird er ja auch einen Rückzugsort gehabt haben, den er verteidigt hat. Vielleicht glaubt er, dass das unser Tisch ist, weil wir ja sonst nicht so viele Möbel haben wo er "drunter" liegen könnte.
    :ka:

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