Hund hat einen Anfall mit Schaum vor dem Mund

  • Ist euch mal aufgefallen das die sich inhaltlich sogar teilweise widersprechen?

    Das liegt in der Problematik selbst. Epilepsie, also Krampfgeschehen ist derart vielschichtig in den Ursachen, dass es fast so sein muss.

    Keiner! derjenigen, der schreibt das ja alles so viel besser gelaufen wäre, wäre man vorher zum Neurologen gegangen, beschreibt in irgend einer Art und Weise was überhaupt die Symptome waren und was dann später die Ursache war.
    Dies wäre für mich aber unglaublich hilfreich.

    Wenn es Dir hilft, hier mal meine Erfahrungen. Sind aber einige und ganz unterschiedlich. Wird Dich vielleicht noch mehr verwirren, aber vielleicht auch motivieren Deinen Hund nicht einfach in die "Ist ein Labbi, Alter passt - ist genetisch" - Schublade stecken zu lassen ...


    Beispiel eins.
    Es begann im klassischen Alter mit einer klassischen Rasse mit einem klassischen Grand Mal. Ich war damals zu allem bereit. Da es wegen eines Vorfalls den konkreten Verdacht auf Hirnblutung gab, scheute ich nicht davor den Hund ins MRT schieben zu lassen. Da kam nix raus. Wie bei allem anderen nicht. Auch bei den Blutbildern nicht. Laut mehrere Tierärtze. Das war die erste Episode zu dem hier:

    und wenn Dein Haustierarzt mangels Erfahrung nicht weiß, nach welchen weniger auffälligen Parametern er im Blutbild suchen soll, hast Du bzw. der Hund Pech gehabt.

    Nein, auch die Ärzte in der Klinik sahen da nix. Dass die Leberwerte bei allen Blutbildern zwar im Normbereich, aber immer oben in diesem waren um die Anfälle herum, war für niemanden von Bedeutung. Auch, dass die Leber meines Hundes ein Tick größer war als bei anderen Hunden, störte keinen. Mich auch nicht. War ich ja sicher, die wussten, was sie taten. Erst als ich zufällig einen Blutbildverlauf mal genau in Augenschein nahm, der um einen Anfall geschah, fiel mir auf, dass die Leberwerte zeitlich jenseits eines Anfalls weiter unten waren. Ich griff das auf und änderte die Ernährung, begann die Leber zu entlasten. Das ging in die richtige Richtung. Parallel fetzte ich mich übrigens mit den Ärzten, unter anderem Professoren einer Uni-Klinik, weil ich nicht bereit war meinem Hund anfallsunterdrückende Medikamente zu geben. Man sagte mir den baldigen Tod meiner Hündin voraus. Ich ging aber weiter den Weg der Entlastung. Nicht nur körperlich, sondern auch geistig. Das war übrigens der Hund, bei dem man über Schlafmangel und Ballwerfen ebenfalls Anfälle hervorrufen konnte. Ich schaffte es immer mehr Faktoren im Alltag zu finden (Stressoren und solche Faktoren, die Stress abbauten), abzubauen und die Abstände zwischen den Anfällen immer größer werden zu lassen. Von zwei Wochen ging das stetig und schrittweise hoch auf zwei Jahre Abstand. Den letzten Anfall, den ich mitbekommen habe, hatte sie mit acht Jahren. Sie wurde 16,5 Jahre alt. Ohne jemals ein Epilepsie-Medikamente bekommen zu haben.


    Beispiel zwei.
    Ein Hund mit Deprivationsschäden. Das sind durch schlechte Haltung erzeugte Schäden im Gehirn, im Immunsystem etc ... als Pflegehund übernommen zur Vermittlung. Zu mir gekommen ist er "anfallsfrei". Er war nur manchmal etwas komisch. Wegen der Deprivation konnte ich die ersten fokalen Anfälle nicht richtig zuordnen. Hielt es für Verarbeitungsprozesse der Umwelteindrücke. Mit fünf Monaten bekam er einen Grand Mal, aus dem er nur vom Tierarzt wieder herausgeholt werden musste. Die Rasse, der er angehörte, der Stammbaum ... das alles ließ nichts Gutes vermuten. Außerdem ist die juvenile Form der Epilepsie bei dieser Rasse fast nie langfristig behandelbar. Er bekam anfallsunterdrückende Medikamente, die ihn auch sofort in eine Watte-Welt beamten. Dort gab es auch keine Anfälle mehr. Ein Leben war das allerdings auch nicht mehr. Da der Hund nicht mir gehörte, gab ich ihn an eine Tierärtzin, die in in Pflege nahm. Was sie an Untersuchungen gemacht hat, weiß ich nicht. Sie berichtete, dass sie die Dosis immer wieder höher setzen musste, damit er keine Anfälle bekam. Mit sieben Monaten war es so weit hochgeklettert, dass sie das Ganze beendete.


    Beispiel drei.
    Aus dem Nichts bekam der Hund keiner klassischen Rasse in keinem klassischen Alter während des Gassigangs Bewegungsstörungen, riss den Kopf in den Nacken bis er umfiel und dabei einen Abhang hinabstürtzte. Nach dem ersten Schock beruhigte sich das wieder und der Hund lief wieder normal. Sofortige Untersuchung beim Tierarzt ergab nichts. Weil der Hund den Kopf in den Nacken geworfen hat, war der Fokus auf Hirnhautentzündung. (Nebenbei: Ich war bei einem epileptischen Anfall dabei bei einem Hund, da kam danach Hirnhautentzündung heraus.) Die Blutwerte waren alle in der Norm. Die Anfälle kamen und gingen. Es kam heraus, dass der Hund auf ein gängiges Parasitenmittel mit Krampfanfällen reagierte. Ein Mittel, dass er in all den Jahren vorher übrigens "problemlos" vertragen hat.


    Beispiel vier.
    Der Hund hatte immer mal kurz Bewegungsstörungen und "regte" sich beim Arbeiten so auf, dass er sich oft wälzte. Nach kurzer Ruhepause war alles wieder gut. Nach einigen Tagen kam es bei einer normalen Gassirunde und wurde immer massiver. Klassische Rasse für Epilepsie, daher wurde der Hund just mal in die Schublade "genetische Epilepsie" gesteckt. Als der Hund in der Klinik ankam, war er so sehr in den Krämpfen, dass er mit leichtem Narkosemittel rausgeholt werden musste. Es war Tetanus und kurz vor knapp. Hätte die Verkrampfung die Atemwege erreichte, wäre der Hund gestorben.


    Beispiel fünf.
    Der Hund zeigte beim Laufen immer mal wieder leichte (wirklich leicht - für eine Laien im Grunde nicht erkennbar) Koordinationsstörungen. Unter Belastung wurde es manchmal so schlimm, dass der Hund durch den ganzen Körper krampfte. Durch Ruhe und Massage ging es wieder weg. Hier wieder ein Blutbild, das auf den ersten Blick unauffällig war. Bei genauer Betrachtung (diese brauchte viele Monate!) fiel aber auf, dass der Calciumwert immer im unteren Drittel der Norm, der Phosphorwert im oberen Drittel war. Was machte eine solche Verschiebung? Ich forderte Differentialdiagnose, obwohl es dem Hund zu der Zeit prima ging und kein Tierarzt das für besonders bedenklich hielt. Es gibt viele Gründe für so eine Verschiebung. Der allerletzte Grund und die komplizierteste Blutuntersuchung war der Treffer, obwohl die Symptome kaum dafür sprachen. Der Hund bildet kein Parathormon mehr.


    Beispiel sechs (nicht mein eigener, sondern gut bekannter Hund, daher kenne ich den Verlauf sehr gut).
    Wieder Schublade typische Rasse und typisches Alter für Epilepsie. Das CT brachte es zutage: Hydrocephalus


    Beispiel sieben (ebenfalls gut bekannter Hund und Verlauf, wenn auch nicht mein eigener).
    Mal wieder typische Rasse, typisches Alter. Der Hund zeigte keine Grand Mal, aber Verkrampfungen, wenn er aufregende Dinge erlebte. Er fiel um, war aber geistig noch da. Es wurden Herz, Bewegungsapparat etc. untersucht. Normales Blutbild. Nix sonderlich auffällig. Für die Tierärzte. Schließlich ein komplettes Schilddrüsenprofil, weil die Besitzerin auch sehr beharrlich ist. Die Werte warten jenseits von. Also Schilddrüsenprobleme ... nein, da passten andere Werte nicht zu. Nach langem Grübeln und Recherchieren: Der Hund bekam eine BARF-Fertigmischung bei der viel Stichfleisch verwendet wurde. Das ist der Bereich am Hals des Rindes, der nah an der Schilddrüse sitzt ... Der Hund brauchte jetzt fast ein Jahr um sein Hormonsystem wieder ins Lot zu bekommen.


    Sind das Beispiele genug, die Dich motivieren? Ich weiß, der Schock ist tief und man will den Hund schnell behandeln, damit es nicht wieder passiert. Von den genannten sieben Fällen hatte nur einer evtl. eine genetisch bedingte Epilepsie - der junge Pflegehund. Aber das möchte ich auch nur bedingt so sagen, denn ich denke, dass diagnostisch nicht viel mehr als Blutbild gemacht wurde ... man weiß es also nicht genau.

  • Nein, auch die Ärzte in der Klinik sahen da nix.

    Klinik = Klinik mit einer Epilepsiesprechstunde/ spezialisierten Fachärzten.
    Aus diesem Grund haben ja sowohl andere, als auch ich mehrfach in verschiedenen Beiträgen (u.a. dem von Dir zitierten) darauf hingewiesen, dass die weitere Diagnostik und Behandlung mE nur sinnvoll ist, wenn der behandelnde Arzt über entsprechende Fachkenntnisse und Erfahrungen verfügt und dass die diagnostischen Möglichkeiten mit einem Blutbild noch lange nicht ausgeschöpft sind.

  • Also ich bin hier raus ... es haben hier sich wirklch viele Mühe gegeben dir zu helfen und dir mit rat zur Seite zu stehen ... warum du jetzt sauer bist weiss ich echt nicht ...


    Du weisst nun dass diese Anfälle verschiedene Ursachen haben können, was du daraus machst ist deine Sache. Wobei ich mich frage,wenn die aanfälle so gar nicht klassich nach Epi aussehen, laut einem deiner letzten Posts, dann versteh ich erst recht nciht warum dann von einer idiopathischen Epi ausgegangen wird ...


    Ich hatte eine Hündin mit epileptischen Anfällen ... ehrlich, sie war mein ersten Hund, ich hatte null Ahnung, nur grosse Angst sie zu verlieren. Ich hab nix über Epilepsie gewusst, es war mir auch wurst, ich wusste nur eins ich lass diesen Hund auf den Kopf stellen von der Nasenspitze bis zur Rutenspitze bis wir uns sicher sind was wirklich sache ist ... ja es war teuer (hier in der Schweiz liegen die Preise nochmals deutlich anders als bei euch in DE) ...
    und genau das hab ich gemacht ... das einzige was noch möglich an Untersuchungen gewesen wäre, wäre ein CT vom Kopf gewesen, ein Hirntumor, der sich aber schnell hätte bemerkbar machen müssen bei der Häufigkeit und Heftigkeit ihrer Anfälle ... sie war damals knappe 2 Jahre alt ...


    Und sie wurde stolze 15 Jahre, bekam Zeit ihres Lebens Medikamente die auch gut angeschlagen hatten ...


    Ich hoffe für deinen Hund dass du das richtige tust und ihm ein möglichst beschwerdefreies Leben ermöglichst ... ich wünsch euch viel Glück ...

  • Klinik = Klinik mit einer Epilepsiesprechstunde/ spezialisierten Fachärzten.
    Aus diesem Grund haben ja sowohl andere, als auch ich mehrfach in verschiedenen Beiträgen (u.a. dem von Dir zitierten) darauf hingewiesen, dass die weitere Diagnostik und Behandlung mE nur sinnvoll ist, wenn der behandelnde Arzt über entsprechende Fachkenntnisse und Erfahrungen verfügt und dass die diagnostischen Möglichkeiten mit einem Blutbild noch lange nicht ausgeschöpft sind.

    In dem Fall war es sogar eine ausgewiesener Spezialist an einer Uni-Klinik zu dem Gebiet. Was hab ich mich mit dem gefetzt ... |) Ernährung hatte in seinen Augen ja mal gar nix damit zu tun. Allerdings ist das jetzt schon ein paar Jährchen her. Ich hoffe daher, dass er sich weiterentwickelt hat diesbezüglich.

  • In dem Fall war es sogar eine ausgewiesener Spezialist an einer Uni-Klinik zu dem Gebiet. Was hab ich mich mit dem gefetzt ...

    Das bedeutet also, dass selbst ein spezialisierter Facharzt dem Hund nicht helfen kann und wird den TE sicherlich in seinem Weg bestärken.
    Na dann: herzlichen Glückwunsch.

  • Wenn das Dein Fazit dazu ist. Meins ist es, zu Fachärzten zu gehen, weil die mehr Erfahrung haben, aber trotzdem niemals den eigenen Kopf auszuschalten! Nie. Immer selber denken, immer hinterfragen und kritisch bleiben.

  • @hasilein75, ich hab Gänsehaut. Wie schrecklich!
    In solchen Situationen wächst man über sich hinaus, aber das...
    Ich weiß gar nicht, wie ich‘s schreiben soll, damit sich‘s nicht total blöd anhört, aber meinen höchsten Respekt davor, was du da gemacht hast.

  • @Pinky4 Zwar OT, aber In dem Moment hab ich einfach funktioniert. Als der Notarzt kam und mich abgelöst hat hab ich meinen Chef heulend angerufen.
    Kommen sie bitte her, ich musste den M. umbringen aber ich will das seiner Mutter nicht sagen.


    Als er dann ankam, sind wir zunächst gemeinsam in die Klinik, da wurde uns geraten, die Familie zu informieren zum verabschieden.
    Der war danach zwei Wochen im Koma und seine Mutter hat kein einziges Wort zu mir gesagt. Und auch nachdem er aufgewacht ist (mit leichten Einschränkungen) war sie mir gegenüber einsilbig. Also nur Hallo und Tschüß und das sehr schnippisch.
    Ihren Sohn wollte sie in eine andere Einrichtung geben.


    Ich war froh, dass mein Chef hinter mir stand. Wenn er gestorben wäre, hätte die mich angezeigt. Was der Arzt ihr gesagt hat, war ihr relativ egal.

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