Freifolge - Anita Balser

  • Es gibt fuer alles einen Mittelweg ;) Man muss sich halt einfach bewusst sein, was man da tut, wo es enden kann, was man macht um nicht in Situation abc anzukommen, muss sich und die Arbeit kritisch betrachten/hinterfragen, usw.
    Fuer Anfaenger finde ich das extrem schwer! Und zwar egal bei welcher Methode!

  • Für mich erschließt sich der Sinn aber auch darin überhaupt nicht.Ziel meines Welpen- und Junghund-Aufbaus ist, dass der Hund Spaß an der Zusammenarbeit entwickelt, das Lernen lernt und seine Persönlichkeit entwickeln darf.
    Meine Hundetypen sind ja auch Triebsäue - nie im Leben wäre es mir aber eingefallen, die erstmal derart runter zu deckeln. Bei sensiblen Hunden bekommt man die mit Pech nie mehr aus dem mentalen Loch raus. Grauenhaft.

    Ja, bei HTS ist es aber meist gar nicht gewollt, den Hund in seinem Trieb zu fördern und zu fordern. HTS ist ja ziemlich gegen "Auslastung" und der Ansicht, dass die "Kommunikation" mit und die Orientierung am Halter, genug Auslastung ist. Anitas Border macht ja zB auch nichts außer spazieren gehen. Wenn das natürlich das Ziel ist, macht das runterdeckeln schon Sinn. Ist aber letztlich auch nicht meine Devise.
    Und dass das Vorgehen für einen sehr sensiblen Hund problematisch sein kann, denke ich auch.

  • Vorab, HTS ist jetzt nicht wirklich "meins", soll aber nicht das Thema sein, aber, ich würde gerne verstehen, wie ein Hund, der durch "Abfragen", was wann erlaubt ist, entspannen soll und eben keine Erwartungshaltung aufbaut?

    @HW Specter: magste darauf auch mal antworten?

  • und das ist auch nicht das Ziel von HTS soweit ich das in den aktuellen Videos, Beiträgen etc. Entnehmen konnte.
    Marley bietet bisher sehr gut alternativverhalten an und das möchte ich mir auch nicht kaputt machen. Gibt es nicht auch hier die gesunde Mittellösung.

    Nein, so extrem ist das Ziel von HTS überhaupt nicht. Ich denke, wie extrem und streng nach HTS vorgegangen wird, hängt stark vom Hund ab. Ein Hund, der sich gut korrigieren lässt und Korrekturen und Regeln leicht annimmt, bekommt schnell viele Freiheiten. Einer, der das nicht tut oder nicht kann, aus welchem Grund auch immer, bekommt die nicht.
    Generell passt es auch nicht zu jedem.
    Ich picke mir inzwischen dort die Sachen raus, die ich gut finde und für uns funktionieren, den Rest lasse ich sein. Genau wie bei vielen anderen Tipps und Methoden, ich denke, so kann man einen guten Mittelweg finden.

  • @HW Specter: magste darauf auch mal antworten?

    Sorry, ganz übersehen.
    Ehrlich gesagt, kann ich das nicht wirklich beantworten, weil es sich mir auch nicht ganz erschließt. Du hast schon Recht, ein immer wieder "abfragen" ob etwas jetzt erlaubt ist, oder jetzt vielleicht, oder in zwei Minuten, klingt ebenso unentspannt, wie das Warten auf eine Freigabe. Ich merke auch selber bei meinem Hund, dass es ihm wesentlich leichter fällt, ein Kommando zu befolgen, das einen klaren Anfang und ein Ende hat, als im luftleeren Raum zu hängen.

  • Sorry, ganz übersehen.Ehrlich gesagt, kann ich das nicht wirklich beantworten, weil es sich mir auch nicht ganz erschließt. Du hast schon Recht, ein immer wieder "abfragen" ob etwas jetzt erlaubt ist, oder jetzt vielleicht, oder in zwei Minuten, klingt ebenso unentspannt, wie das Warten auf eine Freigabe. Ich merke auch selber bei meinem Hund, dass es ihm wesentlich leichter fällt, ein Kommando zu befolgen, das einen klaren Anfang und ein Ende hat, als im luftleeren Raum zu hängen.

    und auch das war schon ein Gedanke den ich beim Thema freifolge hatte. Der Hund versucht quasi immer wieder mal über die rote Linie zu gehen. Ich korrigiere so lange wie ich der Meinung bin er muss hinten bleiben heißt ja quasi je nachdem wie oft der Hund abfragt auch dementsprechend viele Korrekturen. Resultat daraus war für mich das logischere ihm über die Korrektur erstmal das hinter mir laufen beizubringen und dann eben mit einem Kommando zu belegen. Dann kann ich dies nach eine gewissen Zeit auflösen und der Hund weis dass er wieder vor darf also zum Beispiel Kommando „ran“. Durch diesen Gedanken ist mir auch die zu Anfang gestellte Frage in den Kopf gekommen. Also wäre doch auch das wieder ein Mittelweg oder? :muede:
    Oh Mann ich komm mir grad echt doof vor aber irgendwie bin ich seit 6 Monaten auf der Suche nach dem richtigen Weg für uns und jeder sagt was anderes. Pauschallösungen gibt es nicht, das weis ich. Und ich hinterfrage alles um zu verstehen aber egal welche Methode ich mir genauer anschaue, es gibt immer einen Haken :verzweifelt:

  • Also man kann das auch kompliziert machen. Meine Hunde kennen das Kommando "hinter" , ich nutze das für kurze Zeit wenn sie sehr aufgeregt sind, z.B. Wildbegegnungen. Das wurde mit Leckerlies aufgebaut und erst als sie wussten worum es geht folgte auch mal eine Korrektur über wieder nach hinten schicken. Aufgelöst wird durch "lauf" . Das die Hunde andauernd abfragen ob sie wieder nach vorne dürfen wäre doch absolut nervig, für Hund und Mensch.


    Das hinter mir gehen ist auch nicht für jeden Hund das richtige, während mein Rüde das schon von alleine oft zeigt und er das Kommando entspannt wahrnimmt, war es für meine Borderhündin ein strenges Kommando, das sie nur für wenige Minuten befolgen konnte und höchste Konzentration verlangte.


    Eine Methode für alle Hunde gibt es eh nicht.

  • Meine beiden Hunde haben generell ganz große Probleme damit hinter mir zu laufen. Ich gebe zu, dass ich bei der Ersthündin auch keinen großen Wert darauf gelegt habe, solange sie alleine war. Sie hat sich auch im Freilauf immer gut an mir orientiert und einen für mich passenden Radius eingehalten. Rückruf klappte zu 99 Prozent. Problematisch wurde es für mich erst, als der Zweithund dazugekommen ist. Da sind dann auch die Defizite deutlich geworden, die ich mit der Ersthündin noch hatte. Vor allem die Leinenführigkeit ließ bei ihr auch noch sehr zu wünschen übrig. Und im Freilauf nutzt sie die Gunst der Stunde, wenn ich mich auf den Junghund konzentriere und erweitert ihren Radius auch zunehmend. Deshalb wäre es für mich schon gut, wenn ich eine Freifolge etablieren könnte oder wenigstens einen annehmbaren Radius, damit ein entspannterer Freilauf möglich wäre. Ich komme da aber irgendwie einfach nicht weiter.


    Was o. g. Trainingsmethode angeht: Wir kennen einen Border Collie, der nach ähnlichen Gesichtspunkten erzogen wird. Zu Beginn, als auch noch alles mögliche ausprobiert wurde, gab es große Schwierigkeiten mit Hüten bzw. jagen von Autos, Pöbeln, jagdliche Ambitionen und der Hund drehte extrem hoch. Es ist der erste Hund des Halters. Dann folgte mit einem neuen Trainingskonzept (in diesem Fall war es Canitraining) der mutmaßliche Durchbruch. Der Hund wurde stark begrenzt und blockiert, quasi ständig. An der Leine, im Freilauf, zuhause. Ging er nicht hinter dem Halter, wurde korrigiert mit Kneifen in die Flanke, klatschend auf ihn zu gehen, anzischen... Lief er mal weg, wurde er wenn er dann zurückkam weggetrieben vom Rudel, bis er sich freiwillig wieder anschloss. Inzwischen folgt der Hund dem Halter in einem langsamen, gemächlichen Schritt. Sobald er überholt, wird er korrigiert. Es ist ein zweijähriger Hund und er läuft prinzipiell so langsam wie ein alter. Im Haus wurden zunächst alle Privilegien entzogen. Jetzt ist es so, dass er den Halter oft noch nicht einmal mehr begrüßt, wenn er nachhause kommt und im Korb liegen bleibt. Wenn Besuch kommt, darf der Hund oft den ganzen Abend weder aufstehen, noch gestreichelt werden. Der Hund hat absolut nichts zu regeln und wirkt auf mich freudlos und müde.


    Die Trainerin hat vermittelt, dass ein Hund keine Auslastung brauche. Im Gegenteil. Er müsse erst einmal Ruhe lernen und es reiche völlig aus, nur täglich lange gemeinsam spazieren zu gehen. Manchmal denke ich, es wäre schon toll, wenn meine Hunde auch nur annähernd so folgsam wären. Größere Freiheiten kann man ja dann auch wieder gewähren. Aber andererseits kommt mit dieser Hund schon extrem gedeckelt und unmotiviert vor. Ich bin da hin und her gerissen.


    Auf jeden Fall denke ich, wenn mein Bauchgefühl bei einer Trainingsmethode nicht mitspielt, kann ich es auch gleich lassen. Dann komme ich auch dem Hund gegenüber nicht glaubhaft rüber. Denn die Methode muss nicht nur zum Hund passen, sondern auch zum Halter.

  • ich steh grad auf der Leitung. Wann im Alltag soll euer Hund denn selbstständig entscheiden? Ich verstehe was ihr schreibt auch den Hintergedanken dabei mir fehlt grad nur der Bezug zur Praxis. Deshalb nochmal die doofe Frage

    Speedy darf beim Gassi vieles selbst entscheiden, sein Tempo, ob er vor rennt oder hinterher trödelt (kommt selten vor xD ) oder ob er ewig irgendwo schnuppern will.


    Ich persönlich HASSE es, wenn mein Hund hinter mir läuft, weil ich dann nicht sehe, was er macht und mich dauernd umdrehen muss :dagegen:
    Ein Hund, der ständig neben oder hinter mir läuft wird in meinen Augen nicht Hundegerecht gehalten. Mein Hund darf auch mal vorsprinten, Spaß haben und einfach bekloppt sein. Da er viel Freilauf hat, kann ich mir das erst recht nicht vorstellen.
    Ich habe bei uns eine Grenze etabliert. Wenn er zu weit vor rennt, dann stoppe ich ihn und schließe entsprechend auf. Danach darf er weiter rennen, wenn er sich wieder stoppen lässt.
    Ich kenne einige Videos von HTS und fand die schon sehenswert, aber eben mit dem entsprechenden Hintergrundwissen, was ich für mich und meinen Hund will und was nicht.
    Wenn man bereits reflektieren kann, sehe ich kein Problem, wenn man aber "unbeleckt" in diese Welt eintaucht, dann kann man böse Überraschungen erleben.

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