Herdenschutzhunde an der Herde und technischer Herdenschutz

  • Wo bekommen denn interessierte Weidetierhalter das Wissen über die Haltung und Ausbildung von HSHs vermittelt? Oder ist das eine learning by doing Sache?

    Learning by doing ist auf jeden Fall zum grossen Teil dabei - ansonsten sind es Erfahrungsaustausch (und sei es manchmal auch nur mit dem Ergebnis, dass man es SO nicht machen will |) ) der Tierhalter untereinander und Veranstaltungen der bisherigen HSH-Vereine. Hier in Bayern haben wir Tierhalter eine mit HSH/Hirtenwesen erfahrene Hundetrainerin zur Seite, deren Einsätze vom Landesamt für Umwelt finanziert werden und eben auch den Wanderstammtisch arbeitende Herdenschutzhunde Stammtisch Termine – Arbeitende Herdenschutzhunde , wo man sich recht engagiert zum Erfahrungsaustausch trifft, immer wieder andere Betriebe und Hunde besucht, sowas ist natürlich eine gute Gelegenheit für interessierte Tierhalter, sich das mal "in echt" anzuschauen.


    Fachliteratur gibts nur aus dem englischsprachigen Raum, die ist allerdings auch nicht immer das Gelbe vom Ei.

  • Ich bin ja mehr so der Typ "ENDLICH kann ich guten Gewissens Kangals halten", auch, wenn ich dafür auf mein langjähriges Oldies betüddeln verzichten muss - aber viele Tierhalter, die sich mit Herdenschutzhunden beschäftigen (müssen), machen das aus der existenziellen Not des dringend nötigen Herdenschutzes heraus. Grad die Schäfereien zählen unter den landwirtschaftlichen Tierhaltern eh schon zu den +/-Null-Geschäften, da ist kaum Platz für kostenintensive Schutzmaßnahmen. In vielen Bundesländern wird zwar mittlerweile die Anschaffung von HSH gefördert - aber nicht deren Unterhalt. Die Schäferei Wümmeniederung hat z. Zt. 21 (!) Kangals im Einsatz, plus dazu noch Hütis - das haut an Futterkosten extrem rein, plus TA, plus Impfungen und Co, was halt zum Hund dazugehört.


    Umso toller ist es, wenn Betriebe mit HSH im Einsatz auch von anderer Seite Unterstützung bekommen - die Firma Almo Nature z. B. versorgt die Mitgliedsbetriebe der HSH-Vereine mit Futterspenden. Im vergangenen Jahr gab es die erste Spende für meinen Verein- da noch versehen mit einigen logistischen Problemen (das Futter musste an bis zu einigen Hundert Kilometern entfernten Sammelstellen abgeholt werden - für Tierhalter ist das nicht ganz so einfach hinzubekommen), dieses Jahr gibt es die Futterspenden sogar frei Haus. Das sind nicht die bekannten Futter-Säcke, sondern das ist ein s. g. love-food, basierend auf Huhn und Reis in neutralen Säcken, das auch an TH und Co gespendet wird.


    Das Ganze läuft als europäisches Projekt "farmers and predators".




    ...


    Meine Hunde sind ja "dual" aufgewachsen und können während der Winterhaltung zwischen Ponys und Rindern hin- und herwechseln, deren Ausläufe ja direkt aneinander grenzen - McGee und Sammy:
    44fc0972755f1c59fba801ddd.jpg

  • Wenn ich darf, hätte ich auch eine (vielleicht doofe ) Frage: Wir sind hier in der Region Hannover ja (noch) kein 'richtiges' Wolfsgebiet, aber gerade die Hobby-Schafhalter machen sich natürlich Gedanken, wie sie ihre Tiere am besten schützen und haben auch schon Zäune aufgerüstet, etc. Ich hab' gerade letzte Woche mit einem Bekannten gesprochen, der Ouessantschafe hält, und der meinte, er dürfte gar keinen HSH an den Schafen haben, weil seine Schafe hinter Stromzaun stehen und die Hundeverordnung (?) verbietet, dass Hunde hinter stromführendem Zaun leben (grob vereinfacht ausgedrückt).

    Der Bundesverband der Berufsschäfer hat das Schreiben zu dieser Thematik veröffentlicht - das ist typisch Behördendeutsch, ich raff grad immer noch nicht, ob Hütten nun sein müssen oder nicht :headbash: :lol: , was in meinem Fall aber schnurz ist, da hier Hütten vorhanden sind (wenn auch mehr als XXL-Insektenhotels):
    Bundesverband Berufsschäfer e.V. - News: Herdenschutzhunde dürfen das

  • Mittlerweile kommt das nur noch alle paar Wochen vor, dass ich McGee da korrigieren muss, in der Zwischenzeit hat er es viele, viele Male aushalten können, wenn seine Rinder rumgetollt sind und sich in die Köppe gekriegt haben. Ich denke, dass das Thema demnächst "durch" sein wird, aber hier haben wir es noch mal erwischt - man muss sich aber nix vormachen, es gibt nicht allzu viele HSH, die sich auf diese Distanz verbal korrigieren lassen und es gibt nicht allzu viele Tierhalter, die sich bei Problemchen die Zeit zum Beobachten und Korrigieren nehmen. Leider. Unkorrigiert endet sowas schlimmstenfalls mit toten Hunden oder toten Lämmern/Kälbern, beides ein Unding.

    [Externes Medium: https://vimeo.com/328869480]


    Als sich am Schluss beide umdrehen zu mir, bekommen sie den Daumen hoch gezeigt, wenn sie sich zu mir orientieren, bekommen sie immer entsprechende Resonanz von mir.

  • @Chris2406
    Das ist total interessant!
    Ich dachte immer HSH beschützen ihr Vieh vor Eindringlingen, aber wenn ich das richtig verstehe, dann schützen sie quasi das Vieh auch untereinander voreinander. Wie in dem Video. Oder?


    Ganz nebenbei, meine würde sich allenfalls auf die Entfernung, mal kurz umdrehen und weiter ihr Ding machen... :ugly:

  • dann schützen sie quasi das Vieh auch untereinander voreinander.

    Nee, eigentlich sollen sie sich eher nicht einmischen. Das fällt ihnen aber manches Mal schwer, deshalb brauchen sie da etwas Hilfe.


    Es gibt ganz ganz wenige Momente, wo die Hunde die Rinder auch mal vor sich selbst schützen - an Gefahrenstellen im Gelände (bei mir also jetzt nicht so) können und sollen sie sie "wegdrücken" oder wenn die Hunde im Zwiespalt sind, weil Menschen sich seltsam benehmen.
    Wenn hier Besucher auf die Fläche mitkommen, dann aber nervös werden, wenn die Rinder zu dicht kommen, drücken die Hunde die Rinder von den Besuchern weg.


    Mir haben sie auch schon mal geholfen - da bin ich im Winter ausgerutscht und hingeplumpst und die Rinder kamen alle an (nicht bös, nur neugierig), auch da haben die Hunde die Rinder von mir weggedrückt.


    Sie würden z. B. auch bei dem berühmten Kind, das immer rangezogen wird, von HSH-Gegnern :pfeif: , also das unbeaufsichtigte Kind, das in Pampers durch 7 Reihen E-Zaun diffundiert ist und dann vermutlich laut heulend (wegen E-Zaun-Kontakt) auf der Fläche steht, die Rinder von dem Kind fernhalten - nicht Marke "Lassie", sondern einfach, weil es eine schräge Situation wäre.
    Für herrenlos rumlaufende Kleinstkinder sind die Hunde also eher ein Segen - die Rinder wären da nämlich nicht so zimperlich und würden dem Kind ziemlich auf die Pelle rücken mit dem Risiko, dass auch mal was passiert.


    Man merkt - die Hunde sollen es überwiegend nicht und sollen es manchmal doch, sich b. Bd. einmischen, deshalb ist es so schwierig für sie, das rechte Maß zu finden. Für mich auch - aber bei reinen Rangeleien der Rinder, wie in dem Video, ist es recht klar.

  • Ich finde es super, wie schön die auf dich regieren.... immer ein Öhrchen bei dir.


    So führig hätte ich die nie vermutet. (Aber das liegt wahrscheinlich daran, wie intensiv du da mit den Hunden agierst) Man erntet immer, was man sät, sag ich ja immer

  • Ich finde es super, wie schön die auf dich regieren.... immer ein Öhrchen bei dir.


    So führig hätte ich die nie vermutet. (Aber das liegt wahrscheinlich daran, wie intensiv du da mit den Hunden agierst) Man erntet immer, was man sät, sag ich ja immer

    Sie sind als perfekte Teamworker ja absolut bereit, sich an Teammitgliedern zu orientieren. Sonst wäre Herdenschutz nicht möglich, wenn jeder einfach nur machen würde, was ihm grad in den Sinn kommt. Jeder hat seine feste Rolle. Das aufeinander achten ist quasi genetisch verankert, als Halter muss man nur fördern, dass sie einen mit einbeziehen und einen in Anwesenheit als Ober-Herdenschützer ansehen. Hier war es leicht, weil sie sich von klein auf an mir orientieren konnten.
    Das ist aber nicht überall so. Leider.

  • Doch, sag was dagegen (außer er sucht einen vom Tierschutz, da ist es nochmal was anderes) - es ist nicht fair, diesen Hunden nie das bieten zu können, wofür sie geschaffen sind.

    2 HSH sind die absolute Minimal-Besetzung für Teamwork unter den Hunden, 3 ist besser, da sind alle wichtigen Positionen besetzt - ganz unabhängig, ob da 5 Rinder oder 30 stehen. Je größer die Herde, desto größer ist auch die Fläche, deshalb rechnet man pro 100 Weidetieren (sind ja meist Schafe, 1 Rind = 10 Schafe in Grossvieheinheiten gerechnet) dann "plus 1 HSH" zusätzlich zur Minimalbesetzung.Mehr gibts in dem Thread hier: Herdenschutzhunde an der Herde


    Sonst muss ich diesen hier noch in "Bemerkenswerte Mc`s" umbenennen. :lol:


    Vielleicht steht es ja schon in diesem Thread, aber ich sollte demnächst schlafen und nicht 14 Seiten nachlesen ... :ops:


    Warum hast du dann nicht einen dritten Mc dazu bzw. könnte man da nachträglich noch weitere Hunde ins Team integrieren?

  • Warum hast du dann nicht einen dritten Mc dazu

    Weil es bisher, also in den ersten drei Jahren in erster Linie darum ging, die Rinder an die Hunde zu gewöhnen - der Wolfsdruck hier in Bayern, noch dazu auf behörnte Rinder hinter einem bereits aufgerüstetem Herdenschutzzaun, ist noch recht übersichtlich, deshalb konnten wir uns bisher die Zeit nehmen, das Hauptaugenmerk darauf zu legen, dass Rinder und Hunde eine soziale Gemeinschaft werden können. Das hat - von den Rindern aus - sehr lang gedauert, die sind erst jetzt wirklich soweit, sich tatsächlich auch von den Hunden schützen zu lassen. Nach 3 Jahren. Die Mc`s werden jetzt im Kopp allmählich erwachsen und sind somit auch jetzt erst in der Lage, einen etwaigen Neu-Zugang entsprechend einzuarbeiten. Alte, erfahrene Hunde gibts in D noch nicht so viele und somit hätte ich 3 Jungsppunde in die Herde integrieren müssen.


    Ein 3. Hund ist in Planung, Kangals für den tatsächlichen Einsatz da draussen holt man sich aber nicht vom normalen Züchter oder aus den Ebay-Kleinanzeigen, man hat da völlig andere Auswahlkriterien.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!