Herdenschutzhunde an der Herde und technischer Herdenschutz

Da will Yassi erreichen, dass Boss ihre Anwesenheit ohne Anspannung toleriert.

Dass Boss so steht und nicht einfach weiterfrisst, sie anstarrt, ist ein Zeichen dafür, dass er genau das noch nicht kann.

Yassi ist neu, sie ist ihm fremd. Er ist mißtrauisch.

Wenn mich ein mir fremdes Rind so anstarren würde, würde ich zusehen, dass ich mich entferne. Das Rind könnte jeder Zeit zu dem Entschluss kommen, dass es mich gleich angehen will.

Deshalb schlendert Yassi da rum, vergrößert auch den Abstand, wenn sie den Eindruck hat, dass Boss das so braucht und konfrontiert ihn dann frontal. Auf eine Art, die ihm sagt, ich tu Dir nix, aber ich steh hier.

Er testet sie auf moderate Art an, indem er die paar schnellen Schritte auf sie zugeht und den Kopf senkt. Und Yassi hält dem stand.

Boss muss das erst ein wenig verarbeiten, wenn man genau hinschaut, sieht man, dass er im Gras mehr rumpusselt, denn tatsächlich zu fressen. Das ist eine Übersprungshandlung.

Beim Rind weicht der Unterlegene aus. Yassi schafft da die Gratwanderung, dem auf sie zukommenden Rind standzuhalten und kurz drauf beschwichtigend den Kopf zur Seite zu drehen - das ist der Moment, in dem Boss erst die Nase ins Gras stecken kann.

Wenn die Rinder den Eindruck hätten, dass die Hunde ihnen unterlegen sind, hätten die Hunde nichts zu lachen. Deshalb müssen sie den Rindern vom Kopp her standhalten können.

Yassi hätte die ganze Zeit gelobt gehört - aber ich will bei sowas auch die Konzentration der Hunde nicht stören, deshalb lobe ich sie da nur in einem Moment, als sie weit weg ist vom Rind.

Das hier war nur ein paar Minuten später.

Boss geht zu den Tränkebottichen, Yassi schlendert hinterher.

Boss schaut wieder, was sie macht. Und Yassi bleibt an einem Punkt stehen, den er noch aushalten kann und schaut demonstrativ weg - genau genommen entspannt sie ihre ganze Körperhaltung. So, als wenn wir Menschen bewusst pfffft ausatmen, zack, geht ihre Rute runter. Boss registriert das und daddelt am Wasserbottich rum, auch wieder eine Art Übersprungshandlung. Und dann dreht er einfach ab. Wenn man seinen Blick zurück auf Yassi anschaut, ist der entspannter als vorher.

Boss ist ein Rind, das die Hunde, auch die Jungs immer mal "testet", indem er Scheinattacken auf sie macht. Wenn ein Hund da nachgeben würde, würde Boss das Mobben anfangen. Rinder sind da so - der Unterlegene muss weichen, wird vom Liegen hochgescheucht, darf als Letzter ans Wasser und all sowas.

Boss wird da jetzt ein Weilchen drüber nachdenken und es noch einige Male versuchen, ob er Yassi nicht doch scheuchen kann. Aber im Großen und Ganzen hat er schon akzeptiert, dass sie ihm, wie soll ich es nennen...ebenbürtig ist. Wenn er sie das erste Mal abschlabbert, hat sie gewonnen.

flying-paws kann da bestimmt noch ne ganze Ecke mehr zu schreiben, was das Hundeverhalten angeht.

Zitat von Rapumo

Gibt es HSH eigentlich nur an Schaf- oder Rinderherden oder werden die auch bei Ziegen oder Schweinen genutzt?

An Ziegen, Schweinen, Alpakas, Pferden, Geflügel und z. T. auch bei Gehegewild.