Herdenschutzhunde an der Herde und technischer Herdenschutz

  • Schaut mal Vox, ist gerade ein Beitrag zu genau dazu

    Ja, der Beitrag zu dem Trailer, um den diese Diskussion hier geht.


    ....


    Mein Kommentar zu dem Beitrag: Örks. Oberflächlich, aus dem Kontext gerissene Ratschläge, die im Ernstfall lebensgefährlich sein können.

    Ich hab in dem Kühe auf Wanderungen-Thread ganz viel zu Rinderverhalten geschrieben und da gibts auch zahlreiches Videomaterial, wo man Rinder-Körpersprache sehen kann, um z. B. Neugier, angespanntes Verhalten, drohender Angriff und erfolgender Angriff besser unterscheiden zu können.


    Problematisch an dem Beitrag finde ich die Aussage mit dem "sich selbstbewusst zwischen Rind und Hund stellen" und der gleichzeitigen Erwähnung, dass ja überall woanders das Ableinen angeraten wird, ohne ganz genaue Eingrenzung, wann was zu tun ist.

    Ja, ich kann, wenn ich mir wirklich sicher bin, ein neugierig-penetrantes Rind durch mein eigenes Auftreten auf Abstand halten.

    Aber kein angreifendes Rind. Sich bei einem Rinderangriff schützend vor den Hund zu stellen, geht in Richtung Darwin-Award und wird mit schwersten Verletzungen oder gar dem Tod enden. Und zwar nicht dem des Hundes. Das kommt in dem Video sowas von gar nicht rüber und das finde ich richtig, richtig übel.


    Die Abstände in dem Video sind erschreckend gering.

    Man lässt niemals Rinder, die hinter einem sind, aus den Augen (ich gehe mal wohlwollend davon aus, dass der/diejenige hinter der Kamera schon was gesagt hätte). In dem Video wird gnadenlos unterschätzt, wie explosiv Rinder eskalieren können.


    Rinder sind auch nicht so dumm, wie in dem Video getan wird: die wissen ganz genau, welcher Hund da bellt.

    Rinder sind grundsätzlich sehr friedfertige Tiere, die sich so schnell (!) nicht aus der Ruhe bringen lassen. (qed - dieses Video..... |) )
    Wenn aber, dann hat man es mit mehreren hundert, regelrecht explodierenden, überraschend schnellen und wendigen Kilogramm zu tun.

    Das alles geht gut, solange, bis es mal nicht mehr gut geht.


    Seid bitte einfach vorsichtig, umsichtig und bei schwierigen Bedingungen: (unruhige Weidetiere, aufgeregte Hunde) better safe than sorry.

    Dass nicht viel, viel, viel mehr passiert bei dem Trubel auf Almen und Co, liegt vor allem an den Rindern, ganz gewiss nicht an den Menschen.



    (Ich weiß nicht, ob dieses Training abgesprochen war mit dem Landwirt - ich würde kotzen, wenn wer meine Tiere für gewerbliches Training missbraucht und ich würde jemandem, der meinen Tieren so nahe kommt und dann einen Trekkingstock mit Spitze einsetzt, um sie abzuwehren, selbigen in den Allerwertesten rammen)

  • Was tun, wenn wir als Hunde-Wandergruppe an einer Herde vorbei müssen?

    Ich selbst würde umdrehen. Punkt.
    Gibt Ausnahmen wie immer, prinzipiell würde ich umdrehen.


    Ausweichen, möglichst viel Abstand schaffen.


    Wir haben ja wirklich zauberhafte, charmante Kühe auf den Weiden. Die Wanderwege gehen nicht selten querfeldein, genau über diese Weiden und die Kühe sind sich vieles gewohnt.
    Nicht zu unterschätzen ist dass es inzwischen nicht immer mehr ganz so friedlich ist dank den Wölfen, manche Kuhherden sind jetzt einfach nervös und reagieren anders als vor was weiss ich, 10? Jahren.
    Es HAT ein Wandel stattgefunden und an vielen Stellen wo ich früher gesagt hätte, mach dir keine Gedanken, geh einfach durch, sind nur Kühe, drehe ich heute um.
    Die Stimmung ist ganz anders, ich weiss nicht ob ich das so richtig transportieren kann.
    An Orten wo es prä Wolf einfach friedlich war, merkt man heute eine leicht angespannte Haltung in der Herde.
    Grad mit Hunden - lieber vorsichtig als blöd gelaufen.

  • Die Stimmung ist ganz anders,

    Ich denke, das trifft es ganz gut.


    ...


    Letztlich schwingt unter zunehmender Wolfspräsenz für die Weidetiere immer eine unterschwellige Bedrohung im Orbit. Dass ein Lebewesen da per se mißtrauischer, vorsichtiger wird, kann man den Tieren eigentlich nicht verdenken, finde ich. Und bei Rindern läufts vom Verhalten her dann in Richtung "lieber einen Freund weniger, als einen Feind zuviel", entsprechend kann ihre Toleranz Hunden gegenüber stark sinken. Die Anzahl an Rindern, die überhaupt noch keinen Wolfskontakt hatten, dürfte immer mehr schrumpfen. Auch "riss-los" kann die Präsenz von nur durchziehenden Einzelwölfen das Verhalten von Weidetieren beeinflussen. Nachhaltig.


    Rinder sind tolle Tiere, die auf ihre Art auch sehr klar kommunizieren. Allerdings ist diese Kommunikation doch ne ganze Ecke anders, als die von Tierarten, die den meisten Menschen geläufiger sind. Rindern wird gern unterstellt "unberechenbar" zu sein, dabei sind ihre Signale nur äusserst fein und werden meist schlicht nicht wahrgenommen. Mit meinen diversen Hinweisen, lieber zu vorsichtig zu sein, will ich niemandem Angst machen, sondern einfach ein Bewusstsein schaffen, immer aufmerksam auf Viehweiden unterwegs zu sein. Denn mit eins der größten Probleme dürfte sein, dass man bei solchen Begegnungen oft auch einfach nur das Fehlverhalten von Wanderer-Vorgängern ausbaden muss, egal, wie absolut richtig man sich selbst grad verhält.

  • 18 km von uns - dazwischen nur Forst, gut möglich, dass da der dabei ist, der hier mehrfach gesichtet worden ist:

    Fichtelgebirge: Wolfspärchen auch bei Vordorf - Nordbayerischer Kurier
    Sie sind da. Mit seinen Wildkameras lichtet der Tröstauer Jäger Peter Hofweller immer häufiger mal einen oder zuletzt auch zwei Wölfe ab. Luchse sind ebenfalls…
    www.kurier.de


    35 km von uns:

  • Ich muss zugeben, so in der Natur, wenn sie nicht gerade 20 Schafe in einer Nacht reissen oder Weiden belagern, sind das schon faszinierende Tiere.

    Hoffen wir das sie im Wald bleiben. 🍀🍀

  • Letztlich schwingt unter zunehmender Wolfspräsenz für die Weidetiere immer eine unterschwellige Bedrohung im Orbit. Dass ein Lebewesen da per se mißtrauischer, vorsichtiger wird, kann man den Tieren eigentlich nicht verdenken, finde ich. Und bei Rindern läufts vom Verhalten her dann in Richtung "lieber einen Freund weniger, als einen Feind zuviel", entsprechend kann ihre Toleranz Hunden gegenüber stark sinken.

    Wie ist das eigentlich mit Rindern und Weidetieren die mit Hunden bewegt werden?
    Die werden ja schon regelmäßig "gejagt" und auch durch gezielte Bisse bewegt.

    Du hast schon ein paar Mal erwähnt wie empfindlich Herden auf mehrere Hunde, schnelle Hunde etc reagieren.

  • Ich hab keine Hütehunde, deshalb fehlt mir da die eigene Erfahrung.


    Was ich bisher gesehen habe, ist, dass es dahingehend einen Unterschied gibt, dass das Weidetier ja durch Loslaufen in die gewünschte Richtung den Hund sozusagen "abstellen" kann. Dazu kommt, dass die Weidetiere die jeweiligen Hütehunde ja kennen. Das ist ein anderes Level, als tatsächlich in Tötungsabsicht gejagt zu werden.


    Auch HSH "drücken" ihre Weidetiere gelegentlich von Gefahrstellen weg - das sieht für Aussenstehende sicher auch rabiat aus, weil mit mächtig Radau und Schnauzenkontakt am Tier einhergehend. Angst haben die Tiere aber dennoch nicht vor ihren HSH.

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