Herdenschutzhunde an der Herde und technischer Herdenschutz

  • hab mir grad noch das Video angeschaut - die Hunde sind so toll, wie sie Präsenz zeigen!


    Und der Fotograf hatte das gleiche Problem wie ich: da hockt man am Boden um schöne Bilder zu knipsen und man kommt kaum dazu, weil man von den Hunden "belästigt" wird :lol:

  • Öhm - da meine Bildersortierung so grossartig ist, weil ich nur unter Datum abspeichere, dauert das noch ein wenig. |) :lol:


    Aber das Trainingsbild mit Dir und Jin am Wanderweg hab ich gleich gefunden:
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    Sobald man weg ist, ist gut.
    Mehr wollen die HSH nicht.


    Meine Mc`s finden Hunde doof - erstens haben sie hier kaum Gelegenheit, so vorbildliche HH wie Laura mit Jin zu sehen, zweitens laufen hier nur sehr wenig Spaziergänger mit Hund (1 x im Monat ist schon viel), drittens laufen hier aber viele Hunde ohne Spaziergänger dabei herum.


    Auf den Fotos sieht man noch ein paar Zaun-Details, die vllt. auch interessant sind?
    Die Waldrandweide darf ich nur mobil einzäunen - dort läuft im Winter die Loipe lang.
    Ich habe eine Ideen-Anleihe bei den Schäfern gemacht und nutze auch für meine Rinder Schafsnetze. Die sind 1,08 hoch.
    Als ich die gekauft habe, hiess es deutschlandweit noch, dass 90 cm reichen - ich fühlte mich auf der sichereren Seite so....mittlerweile sind 1,20 offiziell angesagt in den meisten Bundesländern.
    Oben drüber das weisse 2-cm-Breitband ist das berühmte "Flatterband" - das setzt man eigentlich erst bei besonderem Wolfsdruck ein (Risse in der Nachbarschaft z. B.) - es erhöht meinen Zaun da auf 1,30, ist optisch fürs Wild gut zu erkennen (warum Schafsnetze ausgerechnet orange sind, eine Farbe, die fast alle Tierarten schlecht sehen können, weiss der Geier) und dient hier bei uns hauptsächlich dazu, den Wanderern ein größeres Sicherheitsgefühl zu verschaffen.
    Innen vor dem Schafsnetz läuft noch eine s. g. Touri-Litze, ein 2. Zaun mit einer Reihe Litze ungefähr in Brusthöhe der Hunde - die dient dazu, die Mc`s von innen noch etwas auf Abstand zum Aussenzaun zu halten - auch für das Sicherheitsgefühl der Wanderer.
    Da, wo Laura und Jin grad laufen, hat die Touri-Litze etwa 1 Meter Abstand zum Zaun, auf dem Stück Wanderweg ums Eck habe ich die Litze an besonders engen Stellen aber auch bis zu 5 Meter in meine Fläche reingesetzt.
    Diese Litze müsste bei behörnten Rindern so oder so sein - sonst verfangen sich die Hörner beim Fressen im Schafsnetz. Aber dafür würde es ausreichen, wenn sie einen halben Meter reinsteht.


    LG, Chris

  • Hier ists eine Landmaschine am Zaun - aber wie ich finde, ein prima Video, um zu begreifen, wie HSH tatsächlich agieren, wie punktgenau ihre "Vehemenz" abrufbar ist und wie rasch sie ins Beobachten umschalten. Immer, wenn die Höllenmaschine dicht auf den Zaun zuarbeitet, gibts Spektakel, entfernt sie sich, ist Ruhe. Unten rechts kann man es auf Vollbild umstellen, sonst sieht man nicht viel:

    [Externes Medium: https://vimeo.com/290876027]


    Wer genau hinschaut, kann auch sehen, dass die Mc`s auch auf so eine grosse Entfernung immer mal zu mir schauen, die wissen immer, ob ich da stehe oder nicht.


    Die Landwirte neben uns kommen übrigens prima mit den Hunden zurecht - sie haben Verständnis dafür, dass sie in solchen Momenten so agieren (müssen).
    Wenn der Landwirt aussteigt, weil er was reparieren muss, zeigt er sich den Hunden und dann wissen sie, dass da ein Mensch zugange ist. Gleichzeitig sammelt sich flugs Fachpublikum am Zaun, um ihm hilfreiche Tipps zu geben :lol:
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    LG, Chris

  • Ich sag es schon immer, Kangals sind tief im Herzen Schoßhunde. Das ist die netteste Art von Herdenschutz, die ich jemals gesehen habe.

  • Das Video musst du den Wölfen zeigen: wenn selbst so große Traktoren vor den Mc's flüchten, dann sollte sich Wolf erstrecht nicht mit ihnen anlegen :klugscheisser:

  • Ich hätte auch mal ein paar Fragen.


    Wieso hast du zwei Hunde in der Herde? Einfach so oder ist es für die Hunde besser zu zweit zu sein? Wird das immer so gemacht?


    Wie sieht es mit Ruhezeiten der Hunde aus? Die Kühe sind im Sommer ganztags draußen? Die Hunde dann auch? Wie ist es in den Wintermonaten? Ich stelle mir die Arbeit für die Hunde sehr anspruchsvoll vor, sie müssen doch ständig aufpassen.


    Weißt du auf welche Distanz die Hunde (und auch Kühe) Gefahren wahrnehmen? Du hast glaube ich von vorbei ziehenden Wölfen geschrieben. Weißt du in welcher Entfernung die waren?


    Wie sieht denn die Lage zu HSHs in Österreich aus?


    Bezüglich durchwandern von Kuhherden ... Ich nehme meine kleine Sheltie Hündin auch immer hoch. Dann ist sie ruhig und verbellt die Kühe nicht. Ich hatte auch immer die Hoffnung, dass die Kühe sie dadurch nicht wahrnehmen oder zumindest nicht als gefährlich wahrnehmen. Irre ich mich da?

  • Wieso hast du zwei Hunde in der Herde? Einfach so oder ist es für die Hunde besser zu zweit zu sein? Wird das immer so gemacht?

    2 ist die absolute Minimal-Besetzung - HSH funktionieren am besten in größeren Teams. Hier kommt auch in absehbarer Zeit noch mindestens 1 Hund dazu.
    Und wenn es richtig losgeht, wird man sehen, wie weit man noch aufstocken muss, auch wenn dann mehr Hunde als Rinder da rumlaufen.
    Auch, wenn HSH ihre Herdentiere als Sozialpartner betrachten, sind sie immer auch noch Hund. Der Welpe in dem Ziegenvideo braucht unbedingt einen hündischen Partner, um auf hündische Art spielen zu können.

    Wie sieht es mit Ruhezeiten der Hunde aus? Die Kühe sind im Sommer ganztags draußen? Die Hunde dann auch? Wie ist es in den Wintermonaten? Ich stelle mir die Arbeit für die Hunde sehr anspruchsvoll vor, sie müssen doch ständig aufpassen.

    Die Hunde haben 24/7 Bereitschaft, ja.
    Das ist unglaublich anstrengend, wenn sie nicht wenigstens tagsüber auch mal längere Ruhephasen abbekommen. In unserem Umfeld hier in D mit zahlreichen Freizeitaktivitäten, wird das schon manchmal schwierig.
    Deshalb ruhen diese Hunde viel oder Beobachten auch nur aus dem Liegen.
    Und brauchen zum "Überleben" die Fähigkeit rasch von 0 auf 100 aber genauso wichtig von 100 auf 0 umschalten zu können. Grosse "Nachhänger" können sie sich nicht leisten.


    Die Winterhaltung hier ist Offenstall mit Auslauf - da laufen die Hunde mit.
    Zum Misten oder bei schönem Postkarten-Winter auch länger gehen die Rinder und Hunde auf die Winteropferfläche der Weiden. Die Hunde bekommen immer die Gelegenheit, sich auszutoben, ich nehm sie auch zur Zaunkontrolle mit - sie wollen dabei aber in Sichtweite zu ihrer Herde bleiben.

    Weißt du auf welche Distanz die Hunde (und auch Kühe) Gefahren wahrnehmen? Du hast glaube ich von vorbei ziehenden Wölfen geschrieben. Weißt du in welcher Entfernung die waren?

    Beides nein.
    Wölfe können Beutetiere glaub ich auf 2 km wittern.
    Wie das beim Hund ist, weiss ich gar nicht. Beim Rind auch nicht.

    Wie sieht denn die Lage zu HSHs in Österreich aus?

    Herr Höllbacher, der Leiter der nationalen Beratungsstelle Herdenschutz in Ö Home - Nationale Beratungsstelle Herdenschutz war ja auch auf dem grossen bayerischem Herdenschutzsymposium - die Probleme sind überall identisch. Die Akzeptanz für Herdenschutzmaßnahmen in der Bevölkerung ist mau. Der Einsatz der Hunde, grad in Freiweide, bleibt schwierig.


    LG, Chris

  • Interessanter Thread!
    Ich hatte ähnliche Fragen wie Florinda. Aber noch etwas beschäftigt mich: Können HSH, die derart an die Aussenhaltung gewöhnt sind, unter bestimmten Unständen auch wieder zum Haus- und Gartenhund werden? Das könnte sich ergeben, wenn ihre Herde aufgelöst, verkauft etc. wird oder wenn sie selbst krank oder zu alt werden.

  • Total spannend, hier mitzulesen und klasse "Anschauungsmaterial"! :gut: Da kann man sich die Arbeitsweise dieser Hunde gleich viel besser vorstellen.


    Wenn ich darf, hätte ich auch eine (vielleicht doofe :ops: ) Frage: Wir sind hier in der Region Hannover ja (noch) kein 'richtiges' Wolfsgebiet, aber gerade die Hobby-Schafhalter machen sich natürlich Gedanken, wie sie ihre Tiere am besten schützen und haben auch schon Zäune aufgerüstet, etc. Ich hab' gerade letzte Woche mit einem Bekannten gesprochen, der Ouessantschafe hält, und der meinte, er dürfte gar keinen HSH an den Schafen haben, weil seine Schafe hinter Stromzaun stehen und die Hundeverordnung (?) verbietet, dass Hunde hinter stromführendem Zaun leben (grob vereinfacht ausgedrückt).


    Ist sowas je nach Bundesland unterschiedlich erlaubt oder bekommt man da, wenn man nachweisen kann, dass man einen HSH 'braucht', eine Ausnahmegenehmigung? :smile:

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