Herdenschutzhunde an der Herde und technischer Herdenschutz

  • Die meißten HSH - Rüden sind den Wölfen körperlich mindestens gleichwertig aber die Wölfe haben die bessere Kampferfahrung .

    Da ist es ein relativ ausgeglichenes Verhältnis. Hündinnen sind aber in der Regel deutlich kleiner und auch schwächer.

    Wenn dann ein richtiges Wolfsrudel und nicht nur ein einziges Tier werden die Wölfe auch sehr schnell die Schwachstellen finden

  • Natürlich können auch Hündinnen eingesetzt werden, wie praktikabel das ist, kommt eher auf die Betriebsstruktur und die Gruppenzusammensetzung der Hunde an. Läufigkeiten sind ein bekannter Schwachpunkt im Herdenschutz mit Hunden, da das aber nur 2 x jährlich ein Thema ist, kann man da i. d. R. gut mit umgehen. Hündinnen oder auch klein geratenere Rüden stehen ja nicht allein dem Wolf gegenüber. Zusatzfunktionen und einfach Entlastung der übrigen Hunde können sie problemlos miterledigen. Abgesehen davon haben Hündinnen oft den entscheidenden Hauch mehr an "mentalem" Biss, um ihre Schutzbefohlenen zu verteidigen. Dass Hündinnen z. B. Lämmer mittrinken lassen, kommt sehr häufig vor, das ist ein Maß an Bindung an die Herde, das Rüden nur schlecht erreichen können.

    Das Kind, das ganz unverhofft mit seinem kleinen Schmusehündchen plötzlich auf der Weide steht.......ja, das kommt immer.

    Interessanterweise hat sich hier bei mir niemals vorher Gedanken darüber gemacht, was passiert, wenn das Kind ganz unverhofft mit seinem kleinen Schmusehündchen auf der Rinderweide steht???? Da ist die Gefährdungslage weit höher gewesen. Und der Zaun weit weniger durchschlupfsicher.....

    Meine Hunde differenzieren - meine Rinder nicht so wirklich. Wir haben hier schon diverse "Alltags-Wesenstests" hinter uns, die das ziemlich gut untermauern.


    Die angebliche riesengroße Gefahr, die durch HSH entstehen soll (cui bono?), ist deutlich kleiner, als die Gefahr der Wanderer, die mit dem Auto zum Wanderparkplatz fahren. Die existente Gefahr des Strassenverkehrs ist aber gesellschaftlich akzeptiert, das mit den Hunden ist "neu" und damit tun sich Menschen, die nicht besonders anpassungsfähig sind, nun mal schwer und wollen deshalb Probleme und Gefahren konstruieren, um das Neue möglichst schnell wieder wegzuhaben, weil es ihnen nicht in den Kram passt. Wir gehen bei unseren Wanderstammtischen immer auch mal testweise auf die Fläche - der Halter ist nicht dabei. Ich lebe noch. Und war bei keinem der Hunde in Gefahr, ernsthaft verletzt zu werden. In den Bobbes gezwickt vllt. So als Nachdruck beim Wiederrausklettern. Das waren gängige Rassen wie Kangal, Owtscharka, Mastin Espanol, Pyri und Maremmano. Letztere sind gern der Typ Bobbes-Zwicker.

    Ja, Wölfe haben mehr Kampferfahrung. Leider werden unseren hiesigen Hunden ja die Übungs-Geplänkel mit Einzel- und Jungwölfen verwehrt. Wenn es hier hart auf hart kommt und die Wölfe sich auch nicht mehr von Zaun mit HSH abschrecken lassen, wird es überaus unfair für unsere Hunde.


    Die Zauntreue des HSH entsteht aus dem psychologischem Effekt des E-Zauns und der Bindung an die Herde.

    Selbst, wenn da ein Loch im E-Zaun ist, durch das der Hund locker durchpasst, hat er so grossen Respekt davor, dass er da nicht durchgeht.

    Aktuelles Beispiel von heute: ich habe zwei Rollen Schafsnetze als Barriere auf den Treibweg gelegt, damit die Hunde nicht ohne mich nach vorn zum Hof laufen. Da hätten sie drübersteigen oder durch den Zwischenraum durch können - es hat genügt.


    Wir sind in Sachen Wolf und Herdenschutz die 1. Generation nach einer längeren Pause. Sowohl als Tierhalter, als auch als Bevölkerung, die mit Wolf und Herdenschutzmaßnahmen klar kommen soll. Bis sich da wieder eine Kultur für entwickelt, wird es einfach dauern. Da helfen nur Aufklärung, Aufklärung, Aufklärung und auch ein wenig Verständnis.


    Mit Schreckensszenarien allerdings hilft man weder dem Wolf noch dem Herdenschutz weiter.

  • Das klingt ja alles wunderschön . Die Realität wird aber wahrscheinlich etwas anders aussehen.

    Wenn sich das mit den HSH wirklich durchsetzen sollte brauchen wir erstmal viele geeignete Hundetrainer , welche wir aber nicht haben.

    Es wird diverse Einschränkungen für Urlauber und Anwohner geben . Was nicht viel Akzeptanz finden wird . Die räumlichen Erfordernisse sind in Deutschland einfach nicht gegeben .

    Die Tierhalter müßten im Umgang mit den Hunden geschult werden . was auch wieder Geld und Zeit kostet und trotzdem keine Garantien bringt.

    Kaum ein Schäfer oder anderer Tierhalter wird sich so viele Hunde Halten wie nötig wären und dann auch noch schwache Tiere mit durchziehen .

    Wenn ein Mensch durch ein Pferd oder Rind oder Ähnlichen verletzt oder getötet wird dann läuft das sozusagen unter Betriebsunfall ,

    Passiert das aber durch einen Wolf oder Hund dann ist das Geschrei groß und es werden Schuldige gesucht . Was dann wahrscheinlich der Hund sein wird

    Ich will wirklich keine Schwarzmalerei betreiben , aber so einfach wie sich das viele vorstellen wird das nicht werden .

    Wie ich schon geschrieben habe , Unter geeigneten Bedingungen kann das durchaus funktionieren . Diese Bedingungen sind in Deutschland aber sehr selten gegeben und das wird sich auch leider nicht einfach so ändern.

  • Iss schon Recht - ich höre an dieser Stelle auf und betreibe lieber Herdenschutz mit Hunden wie gehabt. Ich will ja niemanden bekehren.

    Ich kann Dir nur empfehlen, Dir mal arbeitende HSH in D anzusehen - hier im Thread gibts einiges an Videos auch von HSH in Tourigebieten.

  • McChris


    Da hab ich neulich an Dich gedacht, als meine Tochter ihr sehr effektives Herdenschutzkonzept vorlegte.

    :D


  • Nein, im Ernst, ich les sehr interessiert mit.

    Schräg, wie das Märchenschreckgespenst plötzlich wieder real wird, jedenfalls wenn man Weidetierhaltung betreibt.

    Herdenschutzhund wird zwar bei 5-7 Kamerunschafen weniger Thema werden, aber Aufrechterhaltung der Tierhaltung allgemein oder landwirtschaftlich nicht nutzbare Flächen brach liegen lassen müssen.

  • Meine Kollegin mit ihrer Schäferei bildet ja regelmässig HSH für andere Betriebe aus. Sie haben im Durchschnitt 8 Hunde in der Herde, wenn sie auf der Alp ist. Dann sind da bis 1‘000 Tiere, inklusive 200 Geissen.

    Dazu aber immer 2 gut ausgebildete Hirten plus 2 Border.

    Ihre Alp liegt mitten im Revier eines Wolfsrudels. Sie hatten noch nie Ausfälle, weil HSH und Mensch zusammen arbeiten. So funktioniert der Herdenschutz. Ist aber viel Arbeit. Sie geben ihr Wissen in Seminaren weiter. Damit sich das verbreitet.

  • Welche Alp ist das wildsurf ? Die kommen ja bestimmt im Jahresbericht vor.


    In der Schweiz ist es ganz ähnlich wie in D - Abschüsse von Wölfen werden erst dann stattfinden, wenn Wölfe auch "zumutbare" Herdenschutzmaßnahmen überwunden haben.

    https://www.1815.ch/news/schwe…utz-vor-wolfsabschuessen/

    Über die Definition des "zumutbar" und - im Hintergedanken auch die Bevölkerung - auch im Hinblick auf die Frage "wem zumutbar", nur den Tierhaltern oder wird auch von der Bevölkerung schlichtweg erwartet, dass sie Herdenschutzmaßnahmen mitträgt, wird hüben wie drüben diskutiert.


    In D haben einige Verbände, sowohl NGOs, als auch Tierhalterverbände, die Bedingungen für sich zusammen festgelegt: dort wird ausdrücklich davon gesprochen, dass mehrfach Risse in von geprüften/zertifizierten Hunden geschützten Herden stattfinden müssen, um überhaupt Abschüsse anzuvisieren. Inwieweit sich das mit den neuen Rahmenbedingungen hüben wie drüben decken wird, wird sich noch herausstellen. Es reicht also nichtmal die Anwesenheit von HSH - sie müssen ein Mindestalter haben (Prüfung frühestens mit 2 Jahren) und sie müssen zertifiziert sein. Das sind hohe Messlatten, denen sich die Tierhalter stellen müssen.

  • McChris Mitten im Calanda Gebiet, im Taminatal. Wobei man aktuell davon ausgehen muss, dass sich das Calanda Rudel - eines der ersten gösseren Wolfsrudel in der Schweiz seit Wiederansiedlung - am auflösen ist. Die Leittiere waren schon alt, eines ist verstorben. Der Status ist momentan unklar. Dafür haben sich neue Rudel gebildet, auch in der Nähe. Aktuell geht man von ca. 9 Rudeln aus verteilt über die ganze Schweiz.

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