Es tut mir so leid. Mehr Worte hab ich gerade nicht.

Warum gestern?

Er sollte doch noch mindestens 1e Rückenspritze kriegen, eher zwei. Die Globulitante war nicht ganz dafür und dann doch, denn alles, was noch lindert, wär okay.

Er hat noch gefressen, er war noch mit draußen. Er hat alles mit gemacht.

Und trotzdem ging es ihm dreckig, wie lange nicht. Oder dreckiger.

Binnen 1es Tages sah man die Lähmungen viel deutlicher. Auch Außenstehende. Selbst der Idiot, der ihm mit der Wurfschleuder mal einen Ball fast ins Gesicht geschossen hat, fragte gestern.

Die Globulitante sagte "klapprig". Bislang war ich da eher beleidigt, wenn jemand es wagte, den alten Herrn mit solch unpassenden Worten zu belegen, war er doch stets mit unterwegs wie ein junger Hund. Fast. Eigentlich gar nicht mehr so. Kaum noch. Überhaupt nicht mehr eher.

"Müde" sagte die Assisstentin. Natürlich, von den Drogen. Merkt sie denn nicht, dass sein Blick viel klarer und zielgerichteter ist, als in den vergangenen Wochen? Man sieht fast hinter das Trübe.
Daheim legte er sich schlafen. Er war müde.

Als ich nach einem kurzen Arbeitsintermezzo wieder heim kehrte, stand er nicht sofort an der Tür.
Es war das erste Mal, dass ich dachte: "Was, wenn ich ihn demnächst in seinem eigenen Kot finde, unfähig aufzustehen? Vielleicht schon seit Stunden".

Er ging mit zum Kindergarten wie immer. Fast immer. Manchmal habe ich ihm die Runde schon gekürzt. Es war die kurze Runde.

Auf der Hundewiese wollte er sein Ding machen. Wie immer. Er war immer zu spät dran für den Futterregen, wenn sie suchen durften.
Er konnte Kot absetzen. In Etappen. Über 3 Meter verteilt. Der König der Erdfontänen scharrte mit den Hinterbeinen, die nicht scharren konnten. Ein kleines Steinchen oder Ästchen konnten sie noch bewegen. Er setze nochmal an...und lies es bleiben. Kein Erdregen mit seinem Pfotengeruch mehr.

Er stand in der Sonne und war müde. Munterer als die letzten Tage. Müder als die letzten Tage. Und klein.

Während das Kind und ich 300g Käseleberkäse kauften, wartete er auf uns. Ich hab ihn noch nie so stehen sehen. Wie ein alter Schäferhund. Ein Windhund, gefangen im falschen Körper.

Es waren alle zuhause. Keine Missgeschicke. Kein Terminchaos. Keine Kleinkindwutanfälle. Keine Notfallentscheidung um 3 Uhr morgens.

Ich werde es niemals so weit rauszögern, dass ein Hund kriechen muss. Das war ein immer präsenter Vorsatz im Kopf. Mal lauter, mal leiser.

Er konnte noch selbst zum Tierarzt gehen. Es wurde nicht die Globulitante und nicht daheim. Wir sins gemeinsam raua gegangeb, wie tausende Male zuvor.

Seine Hunde waren mit. Wir warteten im Garten der Klinik. Er stand es durch. Er legte sich nirgendwo mehr hin.

Ich hatte seinen Mantel nicht dabei. Er bekam eine Decke umgelegt, weil es draußen kühl war und sah zum letzten Mal aus, wie ein Rennpferd. Das Rennen war gelaufen.

Wir kannten den Arzt nicht und irgendwie war das gut. Er hörte die Geschichte ganz neutral. Und er verstand, was ich sagte.
Dass wir nicht wissen, ob es noch 2 Wochen oder 2 Monate ginge, aber dass es jetzt nicht mehr geht. Nicht, ohne ihn auszuschließen. Sozial abzugrenzen und daheim einzusperren. Dass es zu früh sei und auch nicht. Weil es nie einen passenden Tag gibt und kein passenderer Tag mehr kommen wird. Er hat alles gehabt, was ein Hund haben kann. Er war mein längster Lebensgefährte und der, mit der windigsten Geschichte. Er kann den Wind nicht mehr spüren, der ihm beim Laufen um die Nase weht und dabei zufrieden grinsen.

Vielleicht war es gut, dass da keine blonde Tierärztin war. Er war nicht charmant. Er riss sich nicht zusammen und hopste und spaste. Er wurde immer kleiner, während der Arzt mir beim Reden zuhörte und ihn abhörte.

Er legte sich hin und wartete mit aufmerksam gespitzen Ohren, was da kommt, als der Arzt im Nebenzimmer alles vorbereitete.

Die Nadel wollte er nicht. Zu oft gestochen worden in letzter Zeit. Aber dann war es gut und es gab Kekse.

Er schlief bei dem Letzten ein, das ihm wirklich geblieben war. Keksäää!

Von hinten sanft gehalten, den Rüssel im Glück. Er stürzte nicht, er glitt. Ruhig und einfach so und es war einfach so und es war in Ordnung. Es war so schön, wie ein Tod sein kann. Zumindest fühlte es sich von außen so an. Seine Bande rund um ihn.

Das Kind kam mit dem Vater noch dazu, mich in der Tierklinik auslösen. Sie haben ihn für das Kind noch einmal aufgebahrt.

"Wie eine Figur" sagte das Kind und es hatte recht, denn er war nicht mehr im Raum.

Ich habe seine Freunde verständigt und morgens um 5 mit dem betrunkenen Nachbarn um ihn geweint.

Ich weiß nicht, wohin er gegangen ist, aber er ist auf seinen eigenen Beinen dorthin gegangen.

@pinkelpinscher mein Beileid.