Cauda Equina/Demenz, beginnende Inkontinenz und Überforderung

  • Das ist natürlich nicht schön @lotussa


    Aber entgegen des Eindruckes, der hier anscheinend entstanden ist, lasse ich solche akuten Dinge behandeln, wenn sie denn vorliegen.


    Seine Keratitis wird zb auch behandelt und da sind wir auch nachts in die Klinik, weil die Eintrübung der alten Augen plötzlich stärker schien und kein Pupillenrefkex mehr da war. Ich wollt nicht, dass da ein Glaukom übersehen wird, das auch scheiß weh tun kann.


    War es nicht, aber trotzdem mehr, als man zuerst dachte. Also nochmal zum Arzt. Augendruckmessung und Co. und hochpreisige Augensalbe, die ihm Entzündung und Schmerzen nimmt. Was wir nicht gemacht haben: nochmal neurologisch abklären, ob hinter dem Auge nochwas ist, das den fehlenden oder verlangsamten Reflex erklärt.


    Wir haben keine Biopsien seiner zig Tumore und Lymphknoten gemacht und nicht mehr geschallt, was nicht heißt, das ich auf keinen Fall reagieren würde, wenn er zum Beispiel plötzlich tennisballgroße submandibuläre Knoten hätte oder sein Bauchumfang über Nacht massiv zunimmt. (Ich messe den sogar nach, denn egal ist es mir natürlich auch nicht. Es wird nur nicht operiert oder Chemo gemacht. Insofern halt ich es für "egal", einen möglichen Starkzehrer dingfest zu machen. Op ist ein Risiko, nicht operieren auch. Momentan geht es ihm scheinbar gut damit. Es spricht auch aktuell nichts für einen Aszites oder so. Er hat keine katastrophalen Nieren- oder Leberwerte, "nur" etwas, das aussieht, als würde es wachsen.


    Er hat mäßig geschwollene Lymphknoten überall, auch seit dem Sommer, die darauf hinweisen, dass auch da mehr sein könnte. Soviele Möglichkeiten gibt es da nicht. Also fand man es tierärztlicherseits angebracht, Lymphosarkom zu vermuten. Die "Behandlung" ist aber, wenn weiter nichts gemacht wird, ziemlich gleich, ob nun Feinnadelaspiration und Laborbefunde oder nicht.


    Was tät ich mit der fixen Diagnose? Ihn sofort einschläfern lassen, weil es irgendwann schlimmer wird oder warten bis es wirklich schlimmer geworden ist und mit ihm bis dahin eine möglichst gute Zeit verbringen? Das kann ich auch ohne ganz abgesicherte Diagnose und so haben wir es gemacht.


    Was die Blase betrifft: klar mach ich was gegen Blasenentzündung, wenn eine da ist. Derzeit hat der Hund, der zeitgleich anscheinend auch geistig einen Alterungsschub vollzogen hat, 1x einfach so reingepinkelt (wie er es 3x tat, als die CES besonders akut wurde - und er behandelt wurde) - und wirkt, als würde er auch draußen manchmal aufs pinkeln vergessen. Also sehe ich da nun besonders hin, auch wenn seine gesicherte Diagnose auch zu Harnabsatzproblemen führen kann, was ich so halb auch versuche im Auge zu behalten.
    Mehr war aktuell nicht - außer, dass ich den Eindruck habe, dass er seit einigen Tagen tröpfelt. Ich rieche grad genau nichts, ich bin mir nicht ganz sicher. Er trägt jetzt testweise Belly Band, damit ich einen Überblick kriege - und das dann mit Tierarzt besprechen kann und vielleicht würden wir dann doch noch Abdomen schallen, weil, was weiß ich...
    Natürlich ist eine Blasenentzündung auch immer im Bereich des Möglichen bei so ner Thematik. Es sieht nur gerade nicht danach aus.


    Es besteht die Möglichkeit, dass das reinpinkeln mehr wird. Weil er vergisst, weil es vom Rücken kommt, weil...das ist noch nicht. Aber ich hab gute Tipps gekriegt und mich auch wieder halbwegs gefasst, nach nem Moment, der hauptsächlich aus "Verdammt, jetzt geht die Inkontinenz los" bestand. Was mir natürlich auch für mich leid tut, weil es mühsam ist, aber bittschön unbedingt auch für den Hund.

  • Ist ein schwieriges Thema:
    Wieviel Diagnostik mute ich meinem Hund noch zu?
    Und würde ich dann entsprechende Therapien wollen?
    Und wozu nach Diagnosen suchen, die ich nicht mehr therapieren lassen würde?


    Mir geht es so, dass ich Klarheit haben möchte.
    Ich bin einfach neugierig.


    Aber das sieht halt jeder HH anders, zumal die Anamnese Aufwand und Kosten mit sich bringt, die sich bei einem alten Hund oft nicht gegenrechnen lassen mit Heilung.

  • Aber das sieht halt jeder HH anders, zumal die Anamnese Aufwand und Kosten mit sich bringt, die sich bei einem alten Hund oft nicht gegenrechnen lassen mit Heilung

    Ich denke in diesem Fall nicht, dass es um die Kosten versus heilung geht, es geht um die individuelle belastbarkeit des /der HH.


    Ich hab meine Hündin mit 8,5 Jahren gehen lassen müssen, obwohl die Tä noch Diagnostik wollte in Form einer Fahrt zu einer TK 100 km von hier wegen eines CTs.
    Welches dann wohl den Tumor gezeigt hätte. Und dann?
    Geld war mir da wirklich egal.

    Und wozu nach Diagnosen suchen, die ich nicht mehr therapieren lassen würde?

    Ja, ganz ehrlich, ja.
    Ist so. Für mich.


    Aber du hast total recht, es sieht jeder anders.

  • @frolleinvomamt


    Ja, schwierig. Und alles Fragen, die mal mehr, mal weniger intensiv Thema waren in den letzten Monaten.


    Ich möchte gar nicht alles wissen. Vielleicht bin ich da manchen zu pragmatisch, aber...


    Die Erstdiagnose bzw die gesicherte Diagnose ist allein schon eine, die ab einem gewissen Punkt eine Einschläferung rechtfertigen würde. Ich dachte bereits, wir wären an diesem Punkt - da war er noch klar und wollte Dinge, die sehr rasant plötzlich nicht mehr gingen, aber es ging eben doch noch mal.


    Davor und danach und fast gleichzeitig kam noch alles andere dazu.
    8 Jahre war im Grunde nix, außer ne üble Schnittverletzung samt OP, dann kam die Pankreatitis und dann gings sukzessive bergab, mit mal wieder hoch und dann doch wieder runter und irgendwann im letzten Jahr fing er stückweise an, ein alter Hund zu sein und nun scheint das Alter auch im Kopf angekommen. (Keine Ahnung wie alt der Kerl wirklich ist, er ist ja dritte oder vierte Hand Restposten aus dem Ausland. Minimum sind 12,5. Nach oben offen.)


    Die Rückendiagnose und Prognose war schon ein Schock (und ja, teuer) und irgendwann ist da halt echt die Frage, wo fang ich an, wo hör ich auf?


    Vielleicht ist das infiltrative Lipom doch kein Lipom? Was mach ich mit dem Wissen und auf Basis dessen, dass sein Kreuz schlechter werden wird? Warum Lymphknoten punktieren, wenn man eh nicht vorhersagen kann, wird er vorher nicht mehr gehen können oder ist Krebs schneller, wenn es Krebs ist? Warum schallen, röntgen dies und jenes? Wenn jetzt raus kommt, das Lipom ist doch nur ein Lipom, aber der neue feste Knubbel am Bein ist es nicht? Dann weiß ich immer noch nicht, was mit den 5 anderen Zubildungen ist oder der Beule im Rippenbogen oder ob die Milz betroffen ist, worauf das Blutbild hindeutet oder was jetzt mit den Lymphknoten ist. Und selbst wenn ich das dann alles wüsste gibt es da immer noch die andere Diagnose, die ihn sowieso schon im wahrsten Sinne des Wortes in die Knie zwingt.


    Wie man es dreht und wendet, ich komme zu dem Schluss: Es ist (fast) egal was er noch alles hat. Alles gemeinsam angehen könnt man nicht. Was aber quasi gegen (fast) alles hilft, nicht im heilenden Sinne, aber zumindest im lindernden, ist ihn mit Schmerzmittel zu versorgen und ihm eine möglichst angenehme Zeit zu machen, bis es eben nicht mehr geht.


    Momentan geht es, denk ich. Und mittlerweile ist er auch im Kopf nicht mehr det Hund, der er im Sommer war.
    Jetzt ist er ein seniler, klein gewordener, tattriger Herr, der die Dinge nicht mehr möchte, die er letztes Jahr noch wollte und wo ich das Gefühl hatte, sein körperliches Unvermögen ist die Grenze, der Punkt, wo seine Lebensqualität flöten geht (Ja, klar, ich wäre auch vor einem wahnsinns logistischen Problem gestanden, wenn er überhaupt nicht mehr gehen hätt können). Jetzt hat sich das "lustigerweise" ja verändert.


    Er wirkt so rasant alt geworden und als wär ihm manches nicht mehr so wichtig, weshalb ich seine körperlichen Einschränkungen weniger tragisch empfinde. Jetzt wackelt er halt durch die Gegend, aber sein Geist wackelt mit und steht nicht mehr im Kampf mit den Einschränkungen. So irgendwie.


    Und solange er möglichst schmerzfrei durch die Gegend wackeln kann, soll er auch. Was da alles noch mit wackelt halte ich weitestgehend für nicht mehr relevant.


    Mich hat immer abgeschreckt, einen alten Hund nicht loszulassen, wenn es sinnvoll wäre. Noch und noch und noch irgendwas zu machen, noch ne Diagnostik, noch hier, noch da, noch ein Medikament, noch ne Therapie und dann stirbt der Hund dennoch elendig oder völlig unerwartet, soweit es unerwartet sein kann. Mehrfach im Umfeld. Das will ich für meine Hunde nicht. Das Leben ist endlich. Der Senior steht an einem späten Punkt im Leben. Dazu braucht es keine Diagnosen.


    Er hat eine blöde Diagnose an einem späten Punkt im Leben. Wozu noch 17 andere Dinge abklären, die letztlich alle auf das Selbe hinauslaufen: der Senior steht an einem späten Punkt im Leben.


    Man kann an nem späten Punkt im Leben trotzdem ein Pflaster drauf kleben, weil man sich geschnitten hat, man kann und soll akute Dinge akut behandeln, aber der grundsätzliche Weg ist klar und unabwendbar.


    Das letzte Wegstück begleite ich lieber mit Extrawürsten für den Senior, als alles ganz genau zu wissen.

  • Da scheinen sich zwei Intentionen in Dir zu streiten: Ratio und Emotion.


    Bist Du im medizinischen Bereich tätig?
    Dir gehen die Fachbegriffe so locker von der Hand.


    Die Liebe zum Hund steht eher zwischen den Zeilen.


    Ich denke, Du wirst erkennen, wann es für Euch und den Hund nicht mehr geht.
    Und die Entscheidung ist verdammt schwer.
    Die können wir Dir hier nicht abnehmen.
    Nur teilnehmen und mitlesen und mitweinen.
    :streichel:

  • Ich habe auch schon mal bei einem Hund gesagt das jetzt vorbei ist mit den Untersuchungen. Ich sehe es so, wenn die Diagnose nichts ändern würde an der Behandlung würde ich sie auch nicht bis zum Gehtnichtmehr untersuchen lassen. Natürlich muss man gucken ob ein Hund Schmerzen hat und ihm Schmerzmittel geben, gucken ob er eine Blasenentzündung hat und ihm Antibiotika geben, aber wenn man eh nicht operieren kann oder will muss man doch nicht und zahllose belasten Untersuchungen oder Biopsien machen.


    Da muss jeder einfach seinem Gefühl folgen, andere reizen alles aus Punkt ich finde man muss immer im Sinne des Hundes handeln.

  • Wenn man eine Sache nicht untersuchen lässt bedeutet das ja nicht, dass gar nichts untersucht und behandelt wird.


    Als mein Kleiner blind war haben wir auch alles getan, damit die Augen nicht raus müssen.


    Trotzdem haben wir ein CT zur Klärung eines Hirntumores abgelehnt. Was hätte es ihm noch gebracht? Wir hätten ihn vielleicht zu früh gehen lassen.

  • Eine Freundin von uns musste es leider erleben wie ihr Hund qualvoll gestorben ist, weil sie nicht wussten das er einen Milztumor hatte. Der Milztumor ist geplatzt und der Hund ist innerlich verblutet. Die Symptome, die er hatte, haben sie auf das alter und das Herz geschoben und deswegen nichts untersuchen lassen.
    Unsere alte Katze hatte schon immer einen dickeren Bauch. Da haben wir den richtig großen Tumor im Bauch nicht mitbekommen. Erst als wir mitbekommen haben das sie schlechter frisst bis gar nichts frisst waren wir beim Tierarzt. Vorher hat man ihr nichts angemerkt. Sie hat mehr geschlafen, aber das haben wir auf das Alter geschoben. Auch das Blutbild 2 Wochen vorher war völlig in Ordnung. Erst in der Klinik beim Spezialisten kam beim schallen raus das sie einen sehr großen Tumor hat. Wir haben sie am selben Tag zu Hause gehen lassen.


    Aus den Erfahrungen raus würden wir immer wissen wollen ob sie etwas haben bzw. was sie haben. Damit wir evtl Verhalten nicht auf z.B. das alter schieben. Und wir rechtzeigtig bevor sich das Tier quält es gehen lassen können.


    LG
    Sacco

  • In unserer Situation, denke ich, muss man da noch etwas unterscheiden.


    Eine Veränderung sollte man abklären, wenn man sie wahrnimmt. Das taten wir.


    Nur die genannte Vermutung/Wahrscheinlichkeit durch die TK wurde nicht mehr untersucht. Übrigens auch mit Abstimmung in der TK.

  • @Sacco mein Hund ist ebenfalls an einem geplatzten Milztumor gestorben. Ich wusste von dem Tumor nichts und mache mir auch keine Vorwürfe, dass ich irgendwas hätte übersehen können.
    Sie lief irgendwann schlechter, war aber auch extrem übergewichtig und die Gelenke litten deshalb. Mit Schmerzmittel lief sie wieder gut und fröhlich. Sie wurde extrem tüddelig, wir haben gesagt, sie wird dement. Das waren die einzigen Symptome, die sie hatte.
    Ich hatte das mit meinem Tierarzt besprochen, ob wir schallen, Röntgen, blablabla. Er meinte dazu nur: "Wir können alles machen. Wenn ich lang genug suche, finde ich bei jedem Hund irgendetwas. Ihr geht es momentan gut, warum mit prophylaktischer Diagnostik quälen?"


    Den Milztumor gab es da mit Sicherheit schon, die Metastasen in Leber, Lunge bestimmt auch (so hat es mir auch die Tierklinik gesagt, die sie einschläfern mussten). Was wäre die Konsequenz gewesen, hätte der Tierarzt da schon die Diagnose gestellt? Ich hätte sie 3 Monate zu früh eingeschläfert, man hätte auch da nichts mehr machen lassen können. 3 Monate in der es ihr wunderbar ging, die wir sehr genossen haben.
    Ich würde es immer wieder so machen, ich will nicht alles wissen und der Besitzer (sofern er nicht ganz verblendet ist) kennt sein Tier am besten und wenn man immer wachsam bleibt und seine Augen nicht verschließt, erkennt man auch kleine Veränderungen und entscheidet immer wieder neu, wie man reagiert.

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