Vanessa Bokr - Meinungen und Erfahrungen

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    Stellt euch doch einfach mal vor, ein Hundeproduzent betriebe mit solchen Szenen und so aussehenden Tieren Eigenwerbung, nur eben ohne sich den Tierschutz-Heiligenschein umzuhängen - wie würde da wohl das Echo ausfallen?

    Meine Vorstellung sagt mir dazu: Echo wäre übel, Abnehmer gäbe es dennoch genug |)


    Ich verstehe aber, was du aussagen möchtest.

  • Das ist keine Unterstellung, sondern schlicht eine Frage meinerseits.


    Warum meldet er sich nicht mehr zu Wort?


    Passiert das unwissentlich oder wissentlich?


    Nicht mehr oder weniger sagt diese Frage aus.

  • Und sterben wie der erst kürzlich übernommene landseer

  • Ich sehe das auch schlicht als Frage. Zumal da ja auch noch andere Punkte stehen.


    Zu Beginn war er sehr mitteilsam zum Projekt HHF und seiner Involvierung, was geplant ist, was gemacht wird, hat gemeinsame Seminare etc, veröffentlicht.

    Seit dem ersten Quartal dieses Jahres ist es komplett still geworden und man hört und sieht auch ziemlich seit der selben Zeit nichts mehr von der Reduktion des Bestandes.

  • Man darf auch ein Vorgehen, was sich in einer Grauzone bewegt, moralisch falsch finden. Man muss dafür nicht auf irgendeine Rechtsprechung warten.

    Danke. Das ist in der Tat auf so einige Dinge übertragbar.


  • CundC


    wie versprochen noch ein Nachtrag.


    Fakt ist, dass die Überbelegung zwangsläufig massiv zu Lasten der Versorgung der Tiere geht.


    Ich unterstelle jetzt mal als Fakt, dass es stimmt, was dragonwog geschrieben hat und die Zwingeranlage nicht beheizt ist. Gut, so haben Tierschutzvereine früher angefangen. Und nicht jeder Hund in privater Außenhaltung hat einen beheizten Zwinger. Aber ich kenne es vom Tierschutz mittlerweile als State of the Art, dass es entweder eine beheizte Innenanlage gibt oder zumindest beheizbare Bodenplatten.


    Es gibt zwar so Sachen wie Thermohütten als Alternative. Aber ich hätte da andere Erwartungen an eine Tierschutzeinrichtung, die schon so lange besteht.


    Fakt ist, dass sie sich - aus Spendenakquisesicht sehr erfolgreich - eine „Marke“ erarbeitet hat, die sich u. A. durch Kokettieren mit der Gefährlichkeit, Flapsigkeit und Sarkasmus auszeichnet. Was bei Manchem von dem, was ich von ihr gesehen habe, zu Lasten der Vorsicht und des Sicherheitsdenkens geht. Ob sich das grundsätzlich in ihrer Arbeitsweise widerspiegelt oder in „Öffentlichkeitsphänomen“ ist: Keine Ahnung.


    Es gibt einen älteren Clip zur Fütterungssituation als das kürzlich gezeigte Video mit der Geflügelgabe (Letzteres hätte ich nicht beanstandet). Da fressen Hunde eine Art Barfsuppe gemeinsam aus einem Trog, erinnert eher an Massenabfertigung in der Schweinefütterung und sieht nach einer massiv stressigen Situationfür die beteiligten Hunde aus.


    Bokr (die ich weder von Seminaren noch sonstwie kenne) beschrieb das als Teil ihres Trainings- und Resozialisierungskonzepts, dass die Hunde innerhalb der Gruppe quasi erstmal auf den Boden der Tatsachen zurückgeführt werden und sich ihren Platz erarbeiten müssen.


    Ich kann das fachlich nicht beurteilen, ob das stimmig ist (oder wenigstens in Teilen stimmig ist), dass sich die „Schlägertruppe“ quasi gegenseitig in Schach hält und sich ihre Grenzen aufzeigt. Ich hatte selber nie Hunde dieses Kalibers und hatte es noch nie mit Gruppenhaltung solcher Hunde zu tun, auch zu meinen Tierschutzzeiten nicht. Aber schön war es definitiv nicht, was man da gesehen hat (untertrieben formuliert). Ich wollte niemals einen meiner Hunde in dieser Situation sehen.


    Auch hier fehlt mir ein Einblick darin, wie es ist, wenn die Kamera nicht dabei ist. Ich war nie vorort.


    Fakt ist laut Bokr selbst, dass sie sich bei Gründung der HHF bewusst für die Rechtsform gUG entschieden hat, statt einen Trägerverein zu gründen. Ich sags mal so: Jeder, der mal ein etwas schwierigeres und eiliges Anliegen durch eine Vorstandssitzung oder eine Mitgliederversammlung bringen wollte oder gebracht hat, wird irgendwo Verständnis für diese Haltung haben xD Aber es ist halt gefährlich, weil man sich so bewusst internen Kontrollmechanismen entzieht. Wenn man nicht pragmatisch bis ins letzte Mark und Administrations- und Organisationsgenie ist (oder ein solches bezahlen kann), dann sollte man das tunlichst lassen.


    Teil 3 kommt noch :smile:

  • Noch ein Nachtrag zur Tierschutzarbeit (Schwerpunkt Hunde) allgemein, der sich nicht konkret auf Frau Bokr bezieht, sondern viel mit meinen Beobachtungen aus meiner aktiven Zeit zu tun hat.


    Hundeschutz hat eine enorme ideologische Komponente, weil Hunde zumindest unter ihren „menschlichen Freunden“ einen gigantischen emotionalen Stellenwert. Tierschutz ist in Deutschland vorgeblich zwar Staatsziel, aber was an Arbeit und Geld in den Hundeschutz fließt, ist zum größten Teil privat finanziert und kommt ohne ehrenamtliche Unterstützung nicht aus. Abgabetieren sind nicht staatlich, sondern privat finanziert. Und auch bei beschlagnahmten Tieren oder Fundtieren ist die staatliche Finanzierung oft befristet und nicht großzügig bemessen.


    Strukturell heißt dass, dass der Anspruch enorm hoch ist und der Anteil der staatlichen Finanzierung daran ein Witz. Also brauchts Spender, Ehrenamtler (i. d. R. keine Profis) und Menschen, die bereit sind, sich für „die Sache (Hundeschutzbzw. Arbeit mit Tieren)“ schlecht bezahlt den Arsch aufzureißen. Das Beispiel mit den 1.500,00 Euro Einstiegsgehalt für eine erfahrene Fachkraft ist schon extrem. Aber deutschlandweit im Schnitt gerechnet sind 1.600 Euro das, was Berufsanfänger reell erwarten können und die Steigerungsmöglichkeiten im Tierschutz sind nicht so hoch. Besser bezahlt wird man in der Laborarbeit, aber das ist halt nicht unbedingt das, was die meisten Tierpfleger zu ihrer Berufswahl gebracht hat.


    So, da trifft also eine hohe ideologische Komponente auf schlecht bezahlte und teils unsichere Umstände und erfordert Menschen, die bereit sind, sich ihre Gratifikation (und die braucht man als Mensch emotional einfach), nicht primär aus der Bezahlung, sondern aus der Tätigkeit selbst zu holen. Also der Interaktion mit den Tieren und - im gemeinnützigem Bereich - der Anerkennung für die Leistung zu holen. Bzw. Unterstützer, die um der ideologischen Komponente „Hund“ willen Arbeit und Geld investieren. Um das gut zu stemmen, was aus unseren ideologischen Ansprüchen an die Hundeversorgung heraus betrachtet ein akzeptabler Stand beim „Staatsziel Tierschutz“ wäre.


    Hier liegt auch schon ein Teil der Antwort auf die Frage, warum der Staat vermeintlich so oft so lange so oft „wegschaut.“ Der Staat profitiert enorm von der gemeinnützigen Arbeit. Jeder Hund, der im Tierschutz versorgt wird, entlastet staatliche Kassen (weil er nicht als Fundtier auf der Straße landet), entlastet staatliche Lassen, jeder Hund, der versorgt wird, auch wenn der Halter es nicht mehr stemmen kann oder will, hilft bei Gefahrenabwehr und Aufrechterhaltung des öffentlichen Friedens. Aus den vorgeschilderten Gründen ist es nicht selten, dass nicht alles „den Vorschriften“ entspricht und das wissen die Ämter natürlich genau. Und wissen ebenso genau, dass es in ihrem ureigenem Interesse liegt, da nicht allzu kritisch hinterher zu sein. Weil, wenn man die Leute vergrault, die privat Geld und Zeit investieren bzw. Diesen Job ausüben, die Situation im Endeffekt deutlich schlechter wäre, als sie jetzt ist.


    Da nun die richtige Balance zu finden ist auch für Ämter eine Heidenaufgabe. Und wenn der Karren erstmal im Dreck steckt, dann ist es auch organisatorisch extrem schwierig.


    Und hier liegt ein Teil der Antwort auf die Frage, wieso es im persönlichen Bereich ausufern kann. Da trifft Bereitschaft zur Selbstausbeutung für eine „gute Sache“ auf hohe ideologische Ansprüche, hohe emotionale Beteiligung am Geschick der Tiere, erhöhte Bereitschaft zur Verantwortungsübernahme und Abhängigkeit von öffentlichem Wohlwollen auf knappe Ressourcen. Diese Stellenbeschreibung zieht in der Regel nicht so sehr Leute an, die ihre Lebensgestaltung rein sachlich und pragmatisch konzipieren möchten.


    Unzählige Vereine können das trotzdem stemmen, weil die Leute Erfahrungen erwerben, eine gute Arbeitsteilung und Unterstützung da ist. Mal besser, mal weniger gut, aber insgesamt finde ich es richtig klasse, unterstützenswert und beachtlich, was in Deutschland in Tierschutzarbeit im Bereich regionaler Hundeschutz geleistet wird (nichtsdestotrotz war ein Grund für mich dafür, aus der aktiven Tierschutzarbeit auszusteigen, das interne Gezänk (das bei ideologisch geprägten Tätigkeiten fast zwangsläufig auftritt) und die ständig vorhandene Forderung seitens „besonders aktiver“ Tierschützer, noch mehr zu tun, mehr zu geben, um der Hunde willen da und dort nochmal zurück zu stecken. Der unterschwellig ständig vorhandene Anspruch, zu beweisen, dass man ein „echter Tierschützer“ ist).


    Aber die Gefahr, sich zu viel aufzubürden (insbesondere vor dem Hintergrund der Drohung: „Wenn Du den Hund nicht nimmst, dann muss er getötet werden“), die ist halt riesig. Ebenso die Gefahr des Ausblendens, wenn es anfängt aus dem Ruder zu laufen. Man tut es ja für ein hehres Anliegen, um zu retten. Menschen gewöhnen sich an verschlechterte Umstände, verdrängen, reden sich schön, wenn es um den Schutz des Selbstbilds geht. Und wer zur Selbstausbeutung neigt, für den ist der Schritt zum Verkennen der eigenen Grenzen nicht so weit. Und nochmal verstrickter wirds, wenn das Ganze dann nicht nur emotional gekoppelt ist, sondern auch die weitere Finanzierung an einem öffentlichen Bild hängt.


    Helfen würde da aktive Kontrolle und Unterstützung. Entweder intern (weshalb ich auch niemals! eine gUG unterstützen würde. Bei mir schrillen nicht nur deshalb eh erstmal die Alarmglocken, wenn ich auf diee Rechtsform stoße). Oder eben extern, und da mangelts an Ressourcen.

  • Perfekt zusammengefasst! Und auch das kann man auf so viele Branchen übertragen, nämlich wieder auf alles, wo der energetische Müll der Gesellschaft hingeschafft wird: Altenpflege, Sozialarbeit etc.. Ich finde es ja schon fast "süß" wie hier einige sich wundern über das Gehalt. Das ist auch das Einstiegsgehalt eines/r Sozialarbeiters/In, einer Fachkraft mit Hochschulabschluss! Aber das zeigt auch wieder in welch unterschiedlichen Lebenswelten Menschen doch leben.


    Es fließt von oben nach unten, unten sammelt sich die Sch*** und ein paar wenige Idealisten waten dort drin rum bis zum Hals, bis sie nicht mehr können. und einige sgar noch länger und dann wird´s richtig eklig.

    Und ja, es ist ein gesellschaftliches Problem, das unter den Teppich gekehrt wird, genauso wie Pflegemissstände, Missstände im Kinder- und Jugendschutz und vieles mehr. Da drunter stinkt´s, da wollen wir nicht hinschauen. Dann lieber "Macht ihr mal...ah ja, das macht ihr ganz toll, wir klatschen auch für euch". Sorry für den Zynismus, aber ich hab da auch so meine Erfahrungen.

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