Hund schnappt, wie reagiert man richtig?

  • Ja sicher, aber an den Maulkorb muss man den Hund langsam gewöhnen. Ich kann nicht mit einem Maulkorb aufschlagen und dem Hund über die Schnauze stülpen.

    Jain. So wär's natürlich ideal. Aber wenn ich mich (warum auch immer) um einen Hund kümmern müsste, der mir begründeten Anlass zu der Vermutung gibt, dass er ernsthaft zulangen könnte, bekommt der einen Maulkorb auf, solange ich für ihn verantwortlich bin. Wenn der Hund das nicht kennt oder unangenehm findet, ist das natürlich blöd, aber – salopp gesagt – Pech gehabt: Selbstschutz geht da eindeutig vor.


    Wie man dann mit einem TH bzw. Mitarbeitern weiter umgeht, die so einen Hund ohne Sicherung an ehrenamtliche Helfer rausgeben und ein Maulkorbtraining nicht für nötig hielten, steht dann auf einem anderen Blatt... Aber ich würde definitiv nicht auf einen MK verzichten und mich u.U. tackern lassen, nur damit der Hund sich 100% wohlfühlt, weil er schön langsam an einen MK gewöhnt wurde. ;) Dafür wär' mir meine eigene Gesundheit zu wichtig.

  • Danke, aber ich sehe nicht, wie ich einem Hund, der das überhaupt nicht kennt, einen Maulkorb überziehen könnte...



    Ganz andere Geschichte: Kürzlich habe ich einen Miniaturhund ausgeführt, einen Winzpinscher. Läuft aber sehr gut für seine Größe !
    Zurück auf dem Tierheimvorplatz habe ich einen Schritt gemacht, er hatte sich auch bewegt und ich bin ihm auf beide Vorderpfoten getreten. Er hat gequietscht und in meinen Schnürsenkel gebissen, ein anderer Körperteil war nicht in erreichbarer Nähe.
    „Tut mir leid, war ein Versehen“ hat er bestimmt nicht verstanden.
    Danach hatte er Angst vor mir, hat immer so viel Abstand wie möglich gehalten.
    Wie kann ich sein Vertrauen zurückgewinnen?
    Und was tue ich, wenn so ein Winzling in mich beißt? Wohl wissend, dass er mir keine großen Verletzungen zufügen kann.

  • Danke, aber ich sehe nicht, wie ich einem Hund, der das überhaupt nicht kennt, einen Maulkorb überziehen könnte...

    So, wie man eben auch ein Halsband oder Geschirr anziehen würde. :ka: Ruhig, keine hektischen Bewegungen, vielleicht gleichzeitig ein paar Kekse in den Hund schieben als Ablenkung, Verschlüsse schließen und fertig. Und dann direkt zügig losgehen, damit der Hund sich gar nicht erst reinsteigern kann, dass da was 'anders' ist, sondern mit Schnüffeln und Laufen abgelenkt ist.


    (Wenn das nicht geht, weil der Kandidat schon beim bloßen Versuch, einen MK anzuziehen, heftig Gegenwehr leistet und die Gefahr besteht, gebissen zu werden, würd' ich mit dem, ehrlich gesagt, gar nicht rausgehen. Erstens ist das dann was für Profis und zweitens gehört der dann auch nicht ungesichert außerhalb vom TH-Gelände herumgeführt.)

  • Ganz ehrlich, ich würde jetzt nicht spekulieren, wie man am besten nun mit dem schlimmst-aggressiven und unberechenbarsten Hund umgeht. Denn, auch wenn im TH solche immer mal sitzen, ist es nun recht unwahrscheinlich, dass die TE diese dann gerade an der Leine hat. Und an ihnen herumfuhrwerken muss. Ja, es kann mal was richtig blödes und unerwartetes beim Gassi passieren, aber da macht es keinen Sinn, sich vorher Gedanken zu machen. Da gibts zu viele denkbare Szenarien und meist steht man ja da eh unter Adrenalin und handelt in irgendeiner Form instinktiv.


    Ich denke, man kann sich da auch recht schnell selber verrückt machen und ist dann beim nächsten Gassi angespannt. Wie zB mit diesem Gassihund, mit dem lief alles toll, bis die TE von den Beißvorfällen erfahren hat. Jetzt ist da Unsicherheit, und die ist mMn nicht gerade konstruktiv.


    Wenn du, liebe TE, wirklich so Angst hast vor einem eventuell eintretenden Fall, dann lass dir lieber nur die wirklich freundlichen Hunde geben. Aber, ganz ehrlich, ich glaube du machst dich echt ein wenig zu verrückt. Wenn es bisher gut lief, dann kann es doch auch einfach so weitergehen. Zumal du einen umsichtigen Eindruck machst und ja auch reagierst, wenn ein Hund dir anzeigt, dass er dieses oder jenes nicht tolerieren wird.


    Zu dem kleinen Hund, den du getreten hast: der hat das beim nächsten Mal vergessen. So schnell passiert kein Vertrauensbruch, zumal durch TH-Gassi auch nicht wirklich Vertrauen schon vorher da gewesen sein wird. Passiert eben, und du musst einfach beim nächsten Mal besser aufpassen.

  • Vielen Dank dafür und für alle anderen Ratschläge hier!

  • Ja sicher, aber an den Maulkorb muss man den Hund langsam gewöhnen. Ich kann nicht mit einem Maulkorb aufschlagen und dem Hund über die Schnauze stülpen.

    öh... doch. Für alles andere hab ich in der Regel weder Zeit noch Möglichkeit. meine Gesundheit steht an erster Stelle. habe ich bei einem Hund akut das Gefühl er steht kurz davor zu beißen oder weiß sogar, in Situation xy wird er definitiv beißen, wird der Hund gesichert. Ruhig, ohne viel Tamtam. Konsequent und für den Hund immer berechenbar.


    vielleicht keine große, aber durchaus eine schmerzhafte Verletzung. Und wenn es schlecht läuft dank Infektion eine gefährliche.
    Darum werden kleine Hunde genauso wie Große behandelt. Siehe oben. Hab ich den Verdacht oder gar das Wissen, das ein Biss kommt, wird der Hund gesichert.


    Das musste ich aber auch erst lernen. Recht am Anfang meiner Selbstständigkeit hatte ich einen winzigen Chihuahua auf dem Tisch, der hat mir sauber gedroht, ich dachte "naja, was soll schon passieren" und hab weiter gemacht.... joah, mein Daumen hat ganz schön geblutet und tat noch eine Woche lang tüchtig weh.

  • Zitat

    Naja, ich dachte, mir vorher einen Handlungsablauf einzuprägen, um dann angemessen zu reagieren wäre sinnvoll.

    Nicht noch mehr provozieren :smile:
    Wenn das Hundeli wegen etwas, das ausserhalb Euers Beisammenseins zwickt, schnellstmöglich aus der Situation raus.
    Wenn Hundeli zwickt weil Du ihm wehtust, merk' Dir das fürs nächste Mal.
    Ich sage jetzt absichtlich nicht, lass sofort los weil das je nach Situation nicht so toll wäre.



    Die kleine Hundepfote erst mal verschonen und nimmer drauftrampeln.
    Wenn der Hund jetzt etwas abstand hält zu Deinen Füssen, ist das nicht weiter schlimm.
    Sei nicht unsicher, nicht zu doll betüddeln. Sowas ist blöd, ja aber das passiert. Schwamm drüber! Weiter geht's :smile:


    Wenn Dich ein kleiner Hund beisst, musst Du halt dementsprechend sanfter reagieren.
    Und bei kleinen Hunden niiiiiie vergessen, den selben Respekt zum Voraus zu haben, wie vor einem Nashorn.
    Nur weil man den Hund wegschubsen kann, heisst das noch lange nicht, dass man es auch soll.
    :smile:

  • Naja, ich dachte, mir vorher einen Handlungsablauf einzuprägen, um dann angemessen zu reagieren wäre sinnvoll.



    Das kannst du vergessen. Jede Situation ist anders. Und im ersten Schock reagiert man eh komplett anders.
    Ich bin bisher 3x gebissen worden.
    1. Mal in der Ausbildung, ein Westie, der von jetzt auf gleich völlig ausgetickt ist. Mein einziger Gedanke war, den Hund festzuhalten, damit er nicht vom Tisch fällt. Mein Ausbilder hat ihn dann kurz fest gehalten, ich bin blut abwaschen gegangen, hab geheult (einfach vor Schreck :tropf: Es war gar nicht schlimm, tat kaum weh, aber ich hab geflennt wie ein kleines Mädchen) und hab dann weiter gemacht, als wär nix gewesen. Hund tat auch so, als wär nix passiert, es ist nichts weiter vorgefallen.
    2. Mal besagter Chihuahua, der hat dann einen Maulkorb auf bekommen, ich ein Taschentuch um den Daumen und ich hab die Krallen trotzdem geschnitten. Er war wütend, mir tat der Finger weh. Zukünftig hat er einfach gleich einen MK aufbekommen und fand es zuletzt gar nicht mehr so schlimm.
    3. Mal letztes Jahr, wobei das eher ein Abschnappen war, der Reißzahn in meinem nasenloch landete und dieses um einen halben Zentimeter erweiterte. ich kenn die Hündin sehr gut, das war einfach eine verkettung blöder zufälle. ich hab mir mit Der linken Hand ein Tuch vor die Nase gehalten (meiiiiine Güte, kam da viel Blut raus!) Herrchen musste den Hund in die richtige Position stellen und ich hab einfach weiter gemacht :ka: Herrchen musste auch nur helfen weil ich keine hand mehr frei hatte.


    Mein Rat ist also... hab niemals Angst vor Hunden. Nie. auch nicht wenn sie schon gebissen haben, egal ob dich oder andere. Erst recht nicht wenn sie drohen. Verbiete niemals Kommunikation. Jegliche Kommunikation ist gut!
    Respekt dagegen hab bitte IMMER. Vor jedem Hund. Auch wenn sie dir mit einem "Der hat noch nie gebissen" in die Hand gedrückt werden.
    Sei bei dir unbekannten Hunden immer wachsam und beobachte sie genau. Ohren, Rute, Augen. Anspannung oder Entspannung. Hecheln oder tickende Bombe. Wenn es dir Sicherheit gibt, schau dir Videos an oder lese Bücher oder hier im Forum über Hundeverhalten nach.
    Hast du heute einen schlechten Tag, bist unsicher, genervt, abgelenkt.... Sicherheit geht vor. Dann lass Gassi lieber mal ausfallen. Oder nutze den Maulkorb.


    Bist du gerade gebissen worden, Hund wenn möglich erst sichern, möglichst emotionslos. Lass dir doch mal von einem Trainer zeigen wie man einen (potentiell) gefährlichen Hund sichern kann, ohne sich in Gefahr zu bringen. So etwas zu wissen schadet nie.


    Und.... Bissverletzungen gehören immer behandelt. Mindestens (!) gründlich desinfiziert.

  • @ CH-Troete
    Der Mini hat ja auch Ohren so lang wie ein Nas-Horn! Siehe mein aktueller Avatar.
    Nach dem Vorfall hat er nicht nur zu meinen Füßen Abstand gehalten, er wollte auch nicht mehr auf meinen Schoß. Vorher schon. Deshalb mein Eindruck von kaputtem Vertrauen...

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