Frustration & Stress bei erwachsenem Hund
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Hallo miteinander,
an und für sich ist mein Hund unkompliziert - lernt flott, ist an verschiedenste Situationen gewöhnt, man kann ihn praktisch überall mit hinnehmen. Ich habe ihn vor knapp 3 Jahren als 10-jährigen Hund aus dem Tierheim übernommen. Über die Vorgeschichte ist mir leider wenig bis gar nichts bekannt, bis auf den Umstand, dass er ein Abgabehund war. Über die Rasse kann ich ebenfalls genauso wenig sagen. Optisch ist er eine Mischung aus Schäferhund und Fledermaus oder Fuchs und Katze, etwas kleiner als kniehoch.
Wir haben in den Jahren ganz schön viel geschafft, gerade auch, wenn ich daran denke, dass er mein erster Hund ist und bei Übernahme nur wenige Sachen gut, dafür einige Sachen schlecht konnte. Das möchte ich an der Stelle (auch für mich) nochmal hochhalten, denn die nächsten Sätze lesen sich so negativ.Er kann sehr leicht hochfahren und grundsätzlich bin ich sehr bedacht (und man muss da auch ziemlich aufpassen), dass man ihn selbst nicht "hochpusht", weil das sehr leicht geht. Insgesamt ist mir in letzter Zeit aufgefallen, dass ich insbesondere für draußen sehr klare und strengere Regeln habe, aber für daheim eher weniger. Für mich war vieles nicht erforderlich, weil ich z.B. kein Problem damit hatte, wenn der Hund auf dem Sofa liegt, zum Spielen aufgefordert hat o.ä. Ich selbst hab Sofaabende vor dem Fernseher mit ihm auch total genossen, insofern gab es keinen Grund für "strenge" Hausregeln für mich.
Allerdings ist mir in letzter Zeit aufgefallen, dass mein Hund ein Problem damit hat, wenn man seine "Erwartungshaltung" bricht - sprich, dass man nach Aufforderung nicht mit ihm spielt, er nicht auf das Sofa soll, sondern auf seinen Platz oder ihn nicht mitnimmt. Er fängt dann an, unermüdlich zu fiepsen, eher ziemlich nervtötend zu zwitschern und wenn man das ignoriert, zu wuffen, um später zu bellen. Und er ist dabei ausdauernd. Ich habe das Gefühl, dass er Frust schlecht händeln kann und entsprechend gestresst ist und dann so immer weiter hochfährt.Mich würde interessieren, wie ich dieses Problem gezielt mit ihm trainieren kann, weil es sich doch wie ein roter Faden durch einige Situationen zieht. Ich habe ihm aktuell ein paar "Privilegien" entzogen und schicke ihn häufiger auf seinen Platz zum "Zwangsruhen". Ansonsten trainieren wir wieder mehr in Richtung Impulskontrolle. Insgesamt fühlt sich das für mich total schrecklich an, weil ich auf Dinge bestehe/durchsetze, die mir im Grunde eigentlich gar nicht wichtig sind. Ich möchte nicht, dass er sich zurückgewiesen/bestraft fühlt, gleichzeitig glaube ich inzwischen aber, dass ihm strengere Strukturen im Haus helfen.
Vielen lieben Dank schon mal
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Der Hund ist aktuell also 13 Jahre alt?
Ganz ehrlich, ich würde da gar nich tmehr groß trainieren oder erziehen. Sicher werden ein paar Alterszipperlein da sein, evtl. sind die Sinne nicht mehr sonderlich gut...und ein paar Schrulligkeiten haben die Alten auch gern. Ich würde die restliche Zeit einfach genießen.
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Huhu,
zunächst müsste man wissen, ob Dein Hund im Stress ist oder generell der Typ Triebsau (das ist mit Stress ja nicht gleichzusetzen).
Einem gestressten Hund müsstest Du zur Ruhe und Entspannung verhelfen - eine Triebsau muss lernen, wann Ruhe ist und wann sich Erwartungshaltung lohnt, bzw. welches Verhalten zum Ziel führt und welches nicht.
Ich selbst halte seit jeher ja Hunde vom Typ Triebsau und Worcaholic - bei diesen Hunden ist meine Erfahrung, dass es besser ist, mit den Anlagen zu arbeiten, als diese unterdrücken zu wollen.
Beispiel:
Be einem Hund, der mich mit Gebell zum Spielen animieren will, strafe ich nicht oder zwinge ihn zu Dauerruhe - sondern ich bringe ihm bei, dass sich Bellen nur unter gewissen Bedingungen und in speziellen Situationen lohnt, in anderen aber gar nicht und ich bringe ihm bei, sich "abstellen" zu lassen.
Sinnloses Gefiele und Gekläffe führt dabei nie zum Ziel - in manchen Situationen Bellen auf Kommando und Ruhe auf Kommando allerdings schon. -
Zipperlein klingt evtl. zu harmlos, vergiss auch mögliche Schmerzen nicht und dass geistige Fähigkeiten im Alter nachlassen. Ebenso wie die Toleranz für Abweichungen von der Routine. Das ist genau das, was du jetzt gerade machst: Abweichung von der Routine, du stellst noch mal seine ganze Welt auf den Kopf nach drei Jahren.
Ich habe das Gefühl, dass er Frust schlecht händeln kann und entsprechend gestresst ist und dann so immer weiter hochfährt.
Wenn Frust mal sein muss, zeig ihm in kleinen Schritten, dass es sich fürstlich lohnt, Frust auszuhalten. Wo es geht, würde ich das aber einfach vermeiden.
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Der Hund ist aktuell also 13 Jahre alt?
Ganz ehrlich, ich würde da gar nich tmehr groß trainieren oder erziehen. Sicher werden ein paar Alterszipperlein da sein, evtl. sind die Sinne nicht mehr sonderlich gut...und ein paar Schrulligkeiten haben die Alten auch gern. Ich würde die restliche Zeit einfach genießen.
Genau, er ist jetzt 13 Jahre alt. Die allerwenigsten schätzen ihn aber auf dieses Alter und sind total entsetzt. Wenn ich gefragt werde, wie alt er ist und 13 sage, fragen Leute, ob er 13 Monate alt ist. Er ist nich der klassische Senior, den man sich bei einem 13 Jahre alten Hund vorstellt. Ganz im Gegenteil sogar. Er lernt super schnell und ist dabei auch sehr eifrig dabei.
Normalerweise würde ich ihm da auch lassen. Mich stört nicht, ob er auf dem Sofa liegt. Meinetwegen soll er die Zimmerdecke entlang klettern. Allerdings haben wir Ärger mit den Nachbarn bekommen, weil er sich zum "Frustkläffer" gemausert hat, wenn er mal alleine bleiben muss. Und ja: Er hat das Alleinebleiben wirklich gelernt. Das hat auch lange prima geklappt. Er musste dann eine Zeit lang nur relativ wenig alleine bleiben und hat sich daran irgendwie "gewöhnt". Ich hab ihn auch gefilmt, weil ich wissen wollte, wie er sich verhält, um zu sehen, wo es hapert.
zunächst müsste man wissen, ob Dein Hund im Stress ist oder generell der Typ Triebsau (das ist mit Stress ja nicht gleichzusetzen)
Ich würde sagen, dass er beides ist. Er kann Triebsau sein, allerdings ist das sehr gut händelbar und weniger ein Problem. Problematisch ist, wenn er gestresst ist, weil man ihn nur schwer von diesem Erregungslevel runterbekommt.
Wenn Frust mal sein muss, zeig ihm in kleinen Schritten, dass es sich fürstlich lohnt, Frust auszuhalten. Wo es geht, würde ich das aber einfach vermeiden.
Ich verstehe sehr gut, was du meinst. Ich denke aber, dass es ganz wichtig ist, dass ein Hund lernt, Frust in einem gewissen Maß auszuhalten, ohne dabei in Stress zu geraten. Vielleicht ist das Wort an sich auch zu negativ behaftet, aber im Prinzip erfährt ein Hund ja jedes Mal Frust, wenn er gerne etwas tun würde, was er aber nicht (direkt) darf. So ganz vermeiden lässt sich Frust ja praktisch überhaupt nicht.
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Allerdings haben wir Ärger mit den Nachbarn bekommen, weil er sich zum "Frustkläffer" gemausert hat, wenn er mal alleine bleiben muss. Und ja: Er hat das Alleinebleiben wirklich gelernt. Das hat auch lange prima geklappt.
Auch das lese ich hier jetzt sehr häufig: Dass Hunde im Alter plötzlich nicht mehr alleine bleiben können, obwohl sie es vorher ein Leben lang konnten. Und dass man da nichts machen kann... außer halt nicht mehr alleine lassen.
Ich verstehe sehr gut, was du meinst. Ich denke aber, dass es ganz wichtig ist, dass ein Hund lernt, Frust in einem gewissen Maß auszuhalten, ohne dabei in Stress zu geraten.
Absolut. Ein Welpe, ein junger Hund, ein Hund im mittleren Alter. Aber mit 13 und bei den Entwicklungen, die du beschreibst, klingt das einfach nach einem schlechten Zeitpunkt.
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@Ixabel
Ich möchte aber in der Hinsicht nichts unversucht lassen. Er kann leider nicht ganzzeit betreut werden. Ich müsste mir dann über eine Abgabe Gedanken machen und das will ich weder für den Hund, noch für mich.
Ich sehe das aber auch weniger aussichtlos. Er ist zwar 13 Jahre alt, aber er wird beispielsweise noch gerne gefordert und lernt schnell. Dass er weniger gut mit Frust umgehen kann, ist keine Neuerscheinung, denke ich. Dass er schnell hochfährt auch keine Altersmarotte. Dass er mit Frust reagiert, wenn er mal alleine bleiben muss, ist neu, ja. Aber ich sehe die Chance darin, mit ihm gezielt in die Richtung zu trainieren, dass er lernt, besser mit Frust umgehen zu können. -
Wenn ich ein Fan von Bauchgefühl wäre, würde ich noch darauf hinweisen, was dein Bauchgefühl dazu sagt:
Insgesamt fühlt sich das für mich total schrecklich an, weil ich auf Dinge bestehe/durchsetze, die mir im Grunde eigentlich gar nicht wichtig sind.
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Bei meiner Ömi waren damals die ersten Anzeichen der Demenz das sie vor dem Sofa stand und fiepte. Man konnte das nicht abbrechen, sie forderte, drängelte und fiepte . Wir sind auch erst nicht darauf gekommen, weil sie zu dem Zeitpunkt noch total aktiv war. Sie war nie die typische Ömi sondern wurde im Alter geradezu Hyperaktiv, am Ende bis zur Erschöpfung Alleine bleiben ging nicht mehr und sie konnte sich wie ein kleines Kind bockig auf den Boden werfen und schreien. Dabei war sie immer ein so gehorsamer Hund. Nachdem sie behandelt wurde besserte sich das alles für eine weile. Das muss bei Euch nicht so sein, aber wenn ein Hund in dem Alter sich so verändert würde ich schon daran denken. Auch wenn Du sagt das das Verhalten im Grunde nicht neu ist, muss sich doch etwas verändert haben, da es plötzlich problematisch ist oder ?
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@Ninma
An Demenz glaube ich wirklich nicht. Es spricht dafür auch nichts. Er hat sich vom Verhalten her auch nicht verändert.
Einzig was sich verändert hat, ist dass er sich zum "Frustkläfferchen" entwickelt hat, wenn er alleine bleiben soll. Und da gab es tatsächlich eine Veränderung, nämlich in der Form, dass er eine Zeit lang so gut wie fast gar nicht alleine bleiben musste. Das allgemeine Frustproblem - da bin ich mir schon sicher - ist hingegen kein neues, nur hat sich das gerade jetzt eben gezeigt bzw. habe ich das erst jetzt wirklich realisiert, wo es mehr Regeln im Haushalt gibt. Wenn er auf's Sofa will und auf's Sofa darf, entsteht ja erst gar kein Frust. Wenn er zum Spielen auffordert und man mit ihm spielt, entsteht erst gar kein Frust. Wo jeder machen darf, was er machen möchte, entsteht erst mal kein Frust. Weißt du was ich meine?Ich kann nur sagen, dass die Neuregelungen Zuhause tatsächlich Wirkung haben. Ich habe ihm eine Höhle als Rückzugsort gebaut und die positiv verstärkt. Ich achte darauf, dass er diesen Ort aktiver nutzt und hab alles so eingerichtet, dass er sich dort auch wohl fühlt. Er darf nicht mehr auf das Sofa - vorübergehend. Er darf aber weiterhin bei mir im Bett schlafen und es gibt Kuscheleinheiten. Ich achte darauf, dass nicht er zum Spielen auffordert, aber dennoch spiele ich mit ihm. Wenn ich merke, dass er sehr hochfährt, dann schicke ich ihn in seine Höhle, damit er runterkommt. Ich kommandiere ihn aber nicht durch die Wohnung, falls sich das so angehört hat. Ich achte nur etwas mehr auf ein paar DInge. Gleichzeitig habe ich ganz viel mit ihm geübt, Schlüsselreize abzubauen, die ihn hochpushen. Und inzwischen sind wir auch so weit, dass er eingekringelt in seiner Höhle liegt, wenn ich wie wild mit dem Schlüssel klimper und rausgehe. Er ist sehr viel ausgeglichener geworden, schlägt insgesamt auch weniger an. Er wirkt insgesamt deutlich entspannter.
Ich dachte, dass man hier vielleicht noch ein paar Anregungen bekommt, wie man Ruhe, Antistress und Frustrationsbewältigung aktiv daheim in Alltagssituationen üben kann. Nicht, weil ich meinen Hund ein bisschen quälen will, sondern weil ich ihm gerne dabei unterstützen möchte. Ich glaube, dass er sehr situationsbezogen lernt. Mein Fokus lag lange Zeit sehr auf draußen, was durch viel Training wirklich wunderbar klappt. Da klappt die Impulskontrolle z.B. wirklich sehr, sehr gut. Aber auch das ist uns beiden nicht in den Schoß gefallen.
Wenn ich ein Fan von Bauchgefühl wäre, würde ich noch darauf hinweisen, was dein Bauchgefühl dazu sagt:
Mein Bauchgefühl sagt mir ja nicht, dass ich ein grauseliger Hundehalter bin. Ich fühle mich schrecklich dabei, wenn ich am Sofa liege und weiß, dass er das eigentlich auch gerne gemacht hat und bestimmt auch gerne würde, aber stattdessen eingekringelt neben mir in seiner Höhle liegt und schläft. Vielleicht sehe ich das auch etwas arg vermenschlicht. Klarere Regeln heißt ja nicht, dass ich ihn bestrafe oder gänzlich meiner Nähe entziehe.
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