Unser Hund ist seit Beißvorfall extrem aggressiv

  • Wenn man das bedenkt ist eine Therapie/ rankommen an das Problem momentan eigentlich gar nicht wirklich möglich. Vielleicht ist es da wirklich sinnvoll einen spezialisierten Tierarzt zu befragen ob man da eventuell mit anderen Mitteln gegen wirken kann. Ansonsten kann man wahrscheinlich erst etwas mit ihm arbeiten wenn die Hormone raus sind.

    Bin davon ausgegangen, dass @Hundundmehr im Vorfeld die Unterstützung durch Medikamentation meinte, was u.U. dabei helfen könnte, erst einmal eine gewisse Ansprechbarkeit zu erreichen, indem man in den Hormonspiegel des Gehirns eingreift. (Ähnlich, wie im Humanbereich, sprich: Psychopharmaka).


    Am besten kennen sich damit natürlich Mediziner aus, die sich auch mit Verhaltenstherapie beschäftigen, um zu gewährleisten, dass zu den richtigen Mitteln gegriffen wird (und nicht zu solchen, die u.U. das Problem verschlimmern). Und ich glaube auch, dass sie mehr gemeint hat, unterstützend, begleitend. Denn darüber sind sich vermutlich alle einige, am Trainer, Rassekenner, der sich gut mit solchen Ausprägungen auskennt, führt kein Weg daran vorbei. Was eben nicht heisst, dass man nicht noch zu unterstützenden Mitteln greifen könnte.

  • hm, für mich gehört zur Haltung nicht nur das Training und die Sicherung bei diesem Hund, sondern auch die seelische Gesundheit. Hat er eigentlich irgendwo noch die Möglichkeit, unbeschwert einfach zu sein? Wie groß und sicher ist der Garten?

  • hm, für mich gehört zur Haltung nicht nur das Training und die Sicherung bei diesem Hund, sondern auch die seelische Gesundheit. Hat er eigentlich irgendwo noch die Möglichkeit, unbeschwert einfach zu sein? Wie groß und sicher ist der Garten?

    Das wird demnächst auch noch in Angriff genommen, sobald die finanziellen Mittel es zulassen, Zaunerhöhung und Sichtschutz. Im Moment, so wie ich las, noch nicht ausreichend bzw. der TE einfach nicht sicher genug für das potentielle Erregungslevel. Im Haus wird bestimmt fürs Seelenheil gesorgt und man sucht sich auch möglichst einsame Plätze.


    (Manchmal kann man einfach nicht alles auf einmal lösen ... so konstruktiv das vll. auch wäre. Aber selten von jemanden gelesen, der sich derart bemüht)

  • Normalerweise hab ich es bei meinen Hunden immer so gehandhabt, daß wir sobald als möglich nach einer Beisserei wieder Kontakt zu netten Hunden aufgenommen haben.

    Das war das kuriose an unserem Listenhund. Sie wollte die Hunde draußen killen, aber mit meinen drei Hunden kam sie immer super aus.
    Unmöglich ist es nicht, aber diese Hunde zu finden ist nicht einfach.

  • Bin davon ausgegangen, dass @Hundundmehr im Vorfeld die Unterstützung durch Medikamentation meinte, was u.U. dabei helfen könnte, erst einmal eine gewisse Ansprechbarkeit zu erreichen, indem man in den Hormonspiegel des Gehirns eingreift. (Ähnlich, wie im Humanbereich, sprich: Psychopharmaka).
    Am besten kennen sich damit natürlich Mediziner aus, die sich auch mit Verhaltenstherapie beschäftigen, um zu gewährleisten, dass zu den richtigen Mitteln gegriffen wird (und nicht zu solchen, die u.U. das Problem verschlimmern). Und ich glaube auch, dass sie mehr gemeint hat, unterstützend, begleitend. Denn darüber sind sich vermutlich alle einige, am Trainer, Rassekenner, der sich gut mit solchen Ausprägungen auskennt, führt kein Weg daran vorbei. Was eben nicht heisst, dass man nicht noch zu unterstützenden Mitteln greifen könnte.

    Ja, meine ich :smile:
    Wobei ich noch mal besonders hervorheben möchte, was @Das Rosilein hier geschrieben hat: Es geht NICHT ohne entsprechendes Training!


    Wobei mich dieser "Kurpfuscher" von Trainer, der es geschafft hat, bei Henry eine aggressive Reaktion gegenüber Menschen hervorzulocken, masslos ärgert :fluchen:


    Die Trainerin, die positiv mit Henry gearbeitet hat, ist mir dagegen äußerst sympathisch - weil sie erkannt und auch gesagt hat: Henry übersteigt ihre Fähigkeiten!


    Schade dass sie nicht auf die Idee gekommen ist, einen Tierarzt mit der zusätzlichen Qualifikation von Verhaltenstherapie mit ins Boot zu holen.


    Ich selber kenne persönlich nur eine Tierärztin, die auch mit Hunden trainiert: Maria Hense (tolle Frau!). ( Animal Team: Referenten )


    ..............


    Flüchten (Meiden) und Wehr (Abwehr, Kampf) sind BEIDES Lebenserhaltungsfunktionen, die auf der Emotion FURCHT basieren. Das hat nichts mit Ängstlichkeit zu tun!
    Es gibt Typen (bei allen Säugetieren, also auch beim Menschen), die in lebensbedrohlichen Situationen sofort Flüchten, und solche die in lebensbedrohlichen Situationen sofort wehren. (Eine Sonderform ist das Erstarren).


    Die Situation mit dem plötzlich und völlig überraschend angreifenden Hund hat diese Gefahr "Furcht" ausgelöst - und Henry hat mit Wehr reagiert.


    MMn ist es vorstellbar, und nicht an den Haaren herbeigezogen, dass dieses Erlebnis traumatische Konsequenzen für Henry hat.
    Das heißt: Bei JEDER HUNDESICHTUNG wird dieses Gefühl, was bei dem traumatischen Erlebnis entstanden ist und sich fest im Gehirn von Henry eingebrannt hat, sofort wieder hervorgebracht - und damit auch die gesamten HORMONELLEN Reaktionen, die der Organismus von Henry bei diesem Erlebnis zur Abwehr produziert hat, wieder in Gang gesetzt.


    Die Beschreibungen von @Sara.belegen, dass auch der kleinschrittige Versuch, irgendwo mit dem Erlernen eines Alternativverhaltens ansetzen zu können, gescheitert ist.


    Hier könnte tatsächlich mit Einsatz von Medikamenten, die diesen Hormonprozess eindämpfen oder regulieren, zunächst überhaupt erst die Möglichkeit geschaffen werden, einen Zugang (=ansprechbares Level) zu erreichen.


    Inwieweit eine rassetypische Neigung zu Artgenossenunverträglichkeit hier noch mit reinspielt, und auch eine rassetypische Neigung zu Wehrverhalten, weiß ich nicht.


    Möglicherweise hatte Henry auch in seinem Vorleben (bei den Besitzern vor Sara.) ein ähnliches Erlebnis (beispielsweise eine derbe, unangemessene Maßregelung durch einen älteren Hund im Welpenalter - das passiert leider viel zu oft, wenn Menschen nicht sorgsam genug mit ihren Welpen umgehen).


    Fakt ist aber, im Hier und Jetzt, dass durch diese Erfahrung das Verhalten von Henry maßgeblich beeinflusst wurde.


    Traumatische Ereignisse sind im Erfahrungschatz eines Lebewesens nicht mehr auszulöschen.


    Sie können aber verarbeitet werden, und auch behandelt.


    Möglicherweise lebenslang.


    @Sara.Ich bewundere dich für deinen Mut, und die Kraft, die du jetzt aufbringst. Du weißt, dass Henry nie wieder der alte sein wird. Es geht aber darum, so viel Lebensqualität zu bekommen, wie nur irgend möglich ist, und das wird erreicht, indem Henry in die Lage versetzt wird, eben NICHT MEHR so fürchterlich seinen Hormonen ausgesetzt zu sein, wie es derzeit der Fall ist. (btw.: Ob hier z.B. ein Eingriff in seinen Testosteronhaushalt eine Wirkung erzielt, die in der Gesamttherapie erfolgversprechend und damit sinnvoll ist, KANN nur jemand sagen, der Henry persönlich und mit entsprechenden Fachkenntnissen und MÖGLICHKEITEN begutachtet. Hier, als Ferndiagnose, eine solche Empfehlung auszusprechen, ist purer Dilettantismus ... ).


    Ich mag dir nicht zu viel Hoffnung machen - ganz ehrlich, was ich jetzt tun würde?


    Ich würde beim VÖK anrufen, dort das Problem schildern, und fragen, ob und welche Möglichkeiten in eurer erreichbaren Nähe sind.


    (Also ICH würde tatsächlich Kontakt aufnehmen zu Maria Hense - aber das wären für mich auch nur knapp 200km - und sei es nur, um mir eine Empfehlung zu bekommen, wer näher an mir dran ist).


    Was ich NICHT machen würde: Einen Trainer aufsuchen, der nicht zumindest mit einem verhaltenstherapeutisch ausgebildeten Tierarzt zusammen arbeitet, und in eurem Fall ENG zusammenarbeitet.

  • Hallo und nochmal Danke für die vielen Antworten. Ich freue mich, dass sich so viele Leute einbringen und ihr Wissen mit mir teilen :)


    Kurz zu der Frage ob der andere Hund sich unterworfen hat: Nein, hat er nicht. Er ging erst zu Boden als Henry ihn am Hals hatte und immer wieder versucht hat zu schütteln. Vermutlich war es wegen Luftmangel, da die Luftröhre ja leider schwer verletzt wurde.


    kannst du die Leine festhalten, wenn dein Hund ausrastet?

    Henry ist doppelt gesichert. Er trägt ein Sicherheitsgeschirr dessen Leine ich an meinem Bauchgurt befestigt habe, um eben zu verhindern, dass er mir die Leine aus der Hand reißt. Die zweite Leine ist am Halsband festgemacht und die halte ich dann mit beiden Händen fest, wenn er austickt.


    Ja, das ist uns alles durchaus bewusst. Wie ich aber schon erwähnt hatte ist unser Endziel nicht, dass wir Henry fröhlich über eine Hundewiese toben lassen können, sondern, dass er ansprechbar und führbar in Gegenwart von Hunden wird. Natürlich wäre es ein Traum, wenn wir irgendwann wieder auf der anderen Straßenseite an Hunden vorbeigehen könnten. Realistisch wäre ich aber schon glücklich, wenn ich zu ihm durchdringen kann, sobald er einen Hund entdeckt und ihn ohne ziehen und zerren ruhig aus der Situation rausbringen könnte.


    Obwohl wir einen zweiten Hund geplant hatten, bevor all das passiert ist haben wir uns auch von diesem Vorhaben komplett verabschiedet, da es, wie du schon sagst viel zu gefährlich wäre und beide Hunde keine schöne und sicherer Umgebung hätten.



    was mir noch einfällt ist dass ich mal gelesen habe das Streshormone die ja bei so einer Aktion massiv ausgeschüttet werden bis zu einem halben jahr aktiv Einfluss auf das Verhalten haben.


    Wenn man das bedenkt ist eine Therapie/ rankommen an das Problem momentan eigentlich gar nicht wirklich möglich. Vielleicht ist es da wirklich sinnvoll einen spezialisierten Tierarzt zu befragen ob man da eventuell mit anderen Mitteln gegen wirken kann. Ansonsten kann man wahrscheinlich erst etwas mit ihm arbeiten wenn die Hormone raus sind. Blöd ist eben wirklich das jeder Hundesichtung ja derzeit wieder dazu führt dass er komplett hochdreht und er sich somit in einem Teufelskreis befindet, aus dem er gar nicht rauskommt. Man kann ihn ja nicht ein halbes Jahr auf eine unbelebte Insel schicken und dann mal schauen ob er sich runterreguliert hat.

    Ja, so ähnlich wurde es uns von der Trainerin auch erklärt. Sie hat ja immer vorgeschlagen, dass wir ihn kastrieren lassen sollten. Uns war das aber zu unsicher, da wir befürchten, dass es das Gegenteil auslösen könnte und er dadurch noch unsicherer wird und sich noch präsenter machen will.


    Eine einsame Insel wäre definitiv was wir aktuell alle bräuchten :tropf: Ja, leider nicht möglich. Jedes Hundegebell, jede Hundesichtung lässt ihn wieder so hochfahren, dass er gar keine Chance hat diese Stresshormone richtig abzubauen.

    hm, für mich gehört zur Haltung nicht nur das Training und die Sicherung bei diesem Hund, sondern auch die seelische Gesundheit. Hat er eigentlich irgendwo noch die Möglichkeit, unbeschwert einfach zu sein? Wie groß und sicher ist der Garten?

    Natürlich gehört zur Haltung auch das Seelenwohl, die Beschäftigung und der Spaß, das "einfach mal Hund sein". Ja, ich gebe zu, dass steht aktuell leider sehr im Hintergrund. Jedoch bin ich der Meinung, dass ein gutes Training oder eine medikamentöse Therapie stark dazu beitragen würden es ihm überhaupt zu ermöglich wieder unbeschwert zu sein.


    Er bekommt von uns zuhause immer noch die selbe Aufmerksamkeit wie vor dem Vorfall, wir behandeln ihn nicht anders. Wir versuchen im Haus auch immer wieder Spielchen und Beschäftigung für den Kopf einzubauen. Wir fahren teilweise mitten in der Nacht in die Pampa um ein bisschen mit ihm Laufen zu gehen.


    Der Garten ist noch ungesichert, da eine wirklich zuverlässige und sinnvolle Sicherung einiges an Geld verschlingen wird, dass wir aktuell in Tierärzte und Trainer investiert haben und investieren werden. Sobald jedoch die richtige Therapie bzw. der richtige Trainer gefunden wurde werden wir das Thema Gartensicherung angehen.



    Wir werden gleich am Montag beim VÖK anrufen. Außerdem haben wir bereits 2 Trainer angeschrieben und unser Problem geschildert. Die 2 Trainer wurden von Mitgliedern hier empfohlen und nachdem ich mich informiert habe, scheinen sie eine Menge Erfahrung in diesem Bereich zu haben. Ich warte jetzt auf eine Antwort.

  • Zum Thema Zaun möchte ich was beitragen. Wir haben damals nachdem unsere Hündin da war den Garten komplett 180 hoch mit Maschendraht eingezäunt. Was wir nicht bedacht hatten ist dass der Hund den Maschendraht von unten hoch drückt und somit auf die Straße rennt. Wir haben dann Strom gezogen, da ist sie zweimal gegen und dann war die Sache gegessen. Also achtet bitte drauf dass ihr diese Stahlmatten nehmt und das auch mit untergrabschutz.

  • zum thema selbst kann ich leider auch nichts beitragen ausser das du meinen größten Respekt genießt.


    Zum Thema Zaunsicherung würde ich einen gut befestigten Stabgitterzaun empfehlen, die Höhe kann man selbst bestimmen und auch in den Boden einlassen.


    Als Sichtschutz vor Nachbarshund können dann zB Sichtschutzstreifen durchgewebt werden (hätte da auch den Vorteil das man die später einfach wieder rausholen oder versetzen kann).


    Ich wünsche dir ganz viel Kraft für euren weiteren weg!

  • Zaun ... nur mal als tipp: Kennt ihr Armierungsmatten?


    Für Kletterpflanzen ideal, befestigt an einbetonierten Zaunträgern, von unten in eine kleinere Schicht Schnellbeton eingesetzt - ist vielleicht keine Lösung für den gesamten Garten, aber für Teilbereiche möglicherweise geeignet. Evtl. an einigen Stellen VOR dem derzeitigen Zaun angebracht, schnelle "Verschönerung" bringen einjährige Schlingpflanzen wie Kresse oder auch Kürbisse.
    Senkt dann die Gesamtkosten, der eigentliche Zaun muss so nicht überall erhöht werden.

  • @'Sara. ich bin komplett raus was Tipps angeht.


    Es tut mir so unglaublich leid, dass sich ein Anfangs so toller Hund zu so einem harten Gegenteil verwandelt hat. Es ist so unglaublich, wie ein Moment alles ändern kann. Ich bin so perplex. Schon alleine wie du nun mit im Gassi gehen musst, der ist ja doppelt verkettet mit dir. Meine Güte ich hoffe ihr findet einen passenden Trainer, ich glaube alle hier hoffen das für euch.


    Frage: Wie stehst du denn zu deinem Hund mittlerweile? Hast du Angst? Gibt es bei euch zu hause kuscheln? Oder ist der Respekt und die Angst jetzt zu groß? Wenn es dir zu emotional ist, musst du es natürlich nicht beantworten. Doch ich verfolge deinen Thread seit beginn und frage mich, wie es euch mit dem Hund so geht? Also von der Beziehung zu eurem Hund her?


    Liebe Grüße und toitoitoi

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!