Gefährlichen Hund vergesellschaften
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Hallo,
Ich habe mich hier angemeldet, weil ich dringend Rat benötige. Ich versuche mich kurz zu fassen, muss aber sicher ein wenig ausholen.
Wir hatten bis letztes Jahr zwei Hunde. Einen DSH Rüden und eine vier Jahre jüngere X-Mechelaar Hündin. Leider ist der Rüde letztes Jahr gestorben. Er war ein absoluter Traumhund und der einzige Hund, mit dem unsere Hündin in den letzten Jahren Sozialkontakte pflegen konnte.
Die Hündin ist gefährlich - ich weiß nicht, wie ich es besser ausdrücken könnte. Wir haben sie von klein auf, aus einer vernünftigen Zucht, haben uns große Mühe gegeben, sie zu erziehen und sozialisieren. Letzteres ist gescheitert. Der Hund war ab einem Alter von etwa sechs Monaten schon größtenteils unverträglich. Welpen, kleine Hunde, Hündinnen - alles potentielle Opfer. Klar gehen große wuchtige Rüden, die ihren Standpunkt durch mentale Stärke behaupten können, ohne sich auf eine körperliche Auseinandersetzung einzulassen. Denn die kann nicht gewonnen werden. Der Hund kämpft absolut kompromisslos, ohne Rücksicht auf Verluste. Beispiel: sie hat sich bei einem Konflikt mit dem Traktor einen Fangzahn abgebrochen.
Wir haben die ersten Jahre IPO mit ihr betrieben (wie mit unserem Rüden), aber irgendwann abgebrochen, weil wir den Eindruck hatten, dass das Training ihre Aggressionsbereitschaft noch fördert. Außerdem war sie für mich kaum motivierbar/trainierbar. Der Hund hat weder Spieltrieb, noch will to please. Eigentlich besteht sie bis Oberkante Unterlippe aus Wehrtrieb. Der Rest denkt an Futter. Wehrtrieb heißt: Beissarm für'n Arsch, ich will den Clown, der drin steckt. Sie hat sowohl Helfer als auch Trainer mehrfach erwischt.
Auch mit Menschen ist es nicht einfach. Den Tierarzt konnte sie trotz Maulkorb verletzen, wenn Besuch kommt muss sie in den Zwinger (sonst lebt sie in Haus und Hof). Denn auch langjährige Bekannte geht sie aus heiterem Himmel an, wenn wir und mal kurz entfernen.
Wir leben auf einem Bauernhof mit Pferden. Auch diese würde sie gerne erledigen, steht aber soweit unter Gehorsam, dass sie mittlerweile selbstständig in den Zwinger geht, wenn die Pferde den gemeinsamen Bereich betreten (immer unter Aufsicht). Verirrt sich ein Kätzchen auf unser Grundstück ist es tot. Der Hof ist natürlich rund um eingezäunt.
Spazieren gehe ich seit zwei Jahre kaum mehr mit ihr. Sie hat genug Platz zum Rennen und sobald man mit ihr vor die Tür geht ist sie im Einsatz und einfach anstrengend. Sie hört akzeptabel, solang ich ihre Individualdistanz sichere, aber wir haben soviele Menschen hier, die liebe, aber unerzogene Hunde haben, die angestürmt kommen, dass mir jeder Spaziergang Nervenflattern verursacht. Es kam auch schon zu Beissvorfällen in solchen Situationen. Durch das Fehlverhalten der anderen Hundehalter hatten diese Vorfälle allerdings keine Konsequenzen (mein Hund war jeweils kurz angeleint). Auch der Wesenstest war kein Problem. Sie ist führbar. Aber nur mit 100 Prozent Konzentration und nach sechs Jahren mit diesem Hund bin ich erschöpft. Ich fühl mich wie ein Gefängniswärter und ständig diese Sorge, irgendetwas zu vergessen. Wir haben zweimal versucht sie zu inserieren, es haben sich nur Pfosten gemeldet oder Menschen, die nach einem Kennenlernen entsetzt zurückgerudert haben. Wer möchte schon so einen Hund. Tierheim wäre Endstation für sie.
Jetzt zu meinem Problem. Uns allen fehlt unser Rüde und das unbeschwerte Hundehalterleben sehr. Insbesondere den Kindern (9 bis 15). Also haben wir nach einem neuen Hund gesucht. Ein Dsh Welpe wäre ein Traum gewesen, aber ein Welpe zu so einer Hündin? Also sollte es ein braver, ruhiger adulter Rüde in der selben Größenordnung werden. Aber viele große Rüden, die ein Zuhause suchen sind wiederum nicht dazu geeignet, allein mit Kindern loszuziehen, wie unser Castor. Die Suche war also schwierig.
Gestern haben wir uns dann einen Hund angeguckt. Rüde, eineinhalb, 60 cm, auf dem Bild gute Statur, alle uns wichtigen Eigenschaften. Live war er dann doch ziemlich wenig Hund. Sehr sehr schmal, aber auch sehr sehr süß.
Wir gingen zusammen Gassi. Er frei, unsere Hündin mit Leine und Maulkorb. Sie war für ihre Verhältnisse echt friedlich, also wirklich überraschend friedlich. Sie hat viermal versucht ihn anzugehen, aber wirklich nur ein kleiner jumpscare und hat direkt gut auf Abbruch gehört. Vorbeispazierende Hunde wollte sie wie üblich beseitigen, aber bei ihm wars echt gut.
Also haben wir ihn mitgenommen. Mit der Option, ihn ohne Geldtransfer zurück zu bringen, falls es nicht klappt.
So, wie ist jetzt der Stand. Mit Beiden spazierengehen an der Leine (ohne Maulkorb) klappt. Auch mit Nahkontakt (gemeinsam aneinander oder am Boden schnuppern), Das ist echt phänomenal. Auch im Hof darf sie angeleint zu ihm hin, allerdings versucht sie immer wieder ihn anzupacken. Er ist ganz brav, ruhig, höflich, lässt sich abchecken. Er macht alles richtig, aber er ist irgendwie zu wenig Hund. Er ist leider entgegen der Anzeigeninformationen doch kastriert, was leider blöd ist.
Ich denke, sie mag ihn grundsätzlich, bekommt ihr Verteidigungsverhalten aber nicht unter Kontrolle. Soziale Interaktion ist immer erstmal Kampf für sie. Das wird er nicht stehestehen können.Im Haus müssen wir trennen, bzw. die Hündin unter Kommando ablegen. An Engpässen will sie drauf, daher Maulkorb.
Die Kinder wünschen sich so sehr, dass es klappt. Hat irgendjemand Tipps zur Vergesellschaftung solcher speziellen Hunde? Wir haben uns nächstes Wochenende als Ziel für eine deutlichere Verbesserung gesetzt. Ich will sein Leben nicht gefährden.
Als zusätzliche Maßnahme haben wir ihm das Halsband unseres verstorbenen Rüden angezogen Und ihn mit seiner alten Decke abgerubbelt. Wie können wir eine positive Beziehung der Beiden zueinander noch fördern?
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Ganz ehrlich, wenn alles klappen sollte, dann habt Ihr echt viel Glück.
Bei so einem Hund hätte ich nie einen Zweithund dazu gesetzt, weil die Gefahr für diesen einfach zu groß ist, dass die Hündin irgendwann, wenn Ihr die Kontrolle nicht 100%ig habt, über den Zweithund herfällt.
Du beschreibst, dass Du am Ende Deiner Kräfte bist und tust Dir gleichzeitig noch mehr Stress aufhalsen. Ich habe Verständnis, dass der Wunsch zum problemlosen Hund da ist, aber so wird das leider nichts werden. Ihr müsst ja ständig in Hab-Acht-Stellung sein!
Gib den Zweithund wieder zurück bevor ernsthaftere Dinge passieren und Ihr Euch bittere Vorwürfe machen müsst.
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Tipps habe ich leider keine. Nur ich würde keinen zweiten Hund dazu holen. Auch wen es die Kinder sich wünschen. Was ist wen doch mal passiert?
Mir wäre das Risiko zu hoch , gerade mit Kindern. -
Hallo Hades!
Hui, das klingt alles sehr schwierig bis gefährlich! Mit meiner detaillierten Meinung zum Aufnehmen des Zweithundes enthalte ich mich erstmal...
Sie ist wenn ich es richtig gelesen habe auch nicht gefragt und es ist ja bereits entschieden?!Als aller erstes solltet ihr euch, wenn ihr dieses waghalsige? Experiment fortführen wollt besser gestern als heute einen kompetenten Trainer an die Seite holen. Ansonsten. würde ich euch zur Integration mit schwierigen Hunden folgendes Buch ans Herz legen:
Hundereich: ein Arbeitsbuch zur Integration von Hunden aus dem Tierschutz - Mirjman CordtIch wünsche euch, dass das ein gutes Ende nimmt!!
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Klingt leider ein wenig, als müsste der Rüde als Crash Test Dummy herhalten.... nicht so schön.
Nehmt Geld in die Hand und gebt die Hündin zur Vermittlung weg. So wird ja keiner glücklich.
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Hallo,
danke für den Buchtipp. Ich hatte eigentlich auf Austausch mit Haltern ähnlich schwieriger Hunde gehofft, aber die scheint's hier nicht zu geben? Oder belassen die es bei nur einem Hund, der dann nie wieder Sozialkontakte hat?
Das kann ich mir ehrlich gesagt für unsere Hündin nicht vorstellen. Alle meine Tiere haben Lebenspartner und was spricht dagegen, eine kontrollierte Vergesellschaftung zu probieren? Ich verwalte den Hund seit 6 Jahren. Ich weiß schon, wann ich es gut sein lassen sollte.Im Moment siehts aber gut aus. Wir können die beiden mittlerweile unter Aufsicht zusammen lassen. Ohne Maulkorb und Leine. Beide sind freundlich interessiert. Sobald es zum Spiel kommt nehme ich die Hündin unter Kommando. Abends im Wohnzimmer ebenfalls. Wenn ich keine Konzentration aufbringen möchte oder es meiner Hündin zuviel wird werden sie nach wie vor getrennt. Platz haben wir genug.
Interessant ist, dass der kleine Rüde seine Energie sehr dosiert einsetzt und die Hündin sich in aktiver Selbstkontrolle übt. Genau wie im Umgang mit den Pferden zieht sie sich zwischendurch immer wieder in den Zwinger zurück oder bittet darum, sich ins Haus verkrümeln zu dürfen, wenn das Spiel wilder wird (spielen kann dieser Hund kaum, der Schalter legt sich dabei wahnsinnig schnell um).
Gemeinsames Spazierengehen klappt wunderbar (wenn man bedenkt, dass Spazierengehen mit unserem Monster nie entspannend ist). Als wir gestern von einem freilaufenden Hund recht aggressiv angegangen wurden (war schlau genau auf Abstand zu bleiben), hat sie wohl beschlossen, dass der Neue ihr gehört und dementsprechend in Schutz genommen. Das war definitiv bindungsfördernd (auch wenn mich solche Situationen nerven wie nix anderes).
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Klingt leider ein wenig, als müsste der Rüde als Crash Test Dummy herhalten.... nicht so schön.
Nehmt Geld in die Hand und gebt die Hündin zur Vermittlung weg. So wird ja keiner glücklich.
Wohin sollen wir sie denn geben???
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Ja, das ist immer die Krux wenn man so einen Typ Hund hat...
Was mir persönlich etwas aufstößt ist dieses " der Rüde ist zu wenig Hund".
Wie würdest du es dir vorstellen, wenn er "genug Hund" wäre?
Dass er die Attacken einfach aushält und nicht zugroßen Schaden nimmt?
Dass er sich aktiv zur Wehr setzt und die Hündin in Grund und Boden stampft?
Denn das hier:Klar gehen große wuchtige Rüden, die ihren Standpunkt durch mentale Stärke behaupten können, ohne sich auf eine körperliche Auseinandersetzung einzulassen.
wird ein Rüde in dem Alter nie und nimmer leisten können.Ich kann mir gerade nicht so recht vorstellen, wo deine Vorstellung da hin geht.
Und ganz ehrlich, bei einem solchen Typus Hund würde ich mir keinen Zweithund ins Haus holen, wenn ich im Ernstfall nicht die Möglichkeit hätte, beide getrennt zu halten, sei es durch Zwinger oder andere festinstallierte Lösungen.
Ansonsten würde für mich nur eine Option stehen, nämlich eben jetzt mit diesem Hund leben bis zum Schluss und dann einen Neuanfang beginnen mit einem passenderen Hund für diese Lebenssituation. Da muss man halt dann einfach mal verzichten. -
Hat nicht @Sambo71 zu einer sehr unverträglichen Hündin einen Rüden dazugeholt?
Vielleicht kann sie was dazu empfehlen?ja, das war ich bzw. mein Mann. Wir hatten vor ca. 11 Jahren zu unserer unverträglichen DSH Hündin einen total lieben netten Labbimix dazu geholt. Sammy fängt nie selbst Streit an, wehrt sich aber in Maßen, wenn er angegriffen wird. Er ist um einiges größer und schwerer als sie und konnte deshalb immer gut dagegen halten. Wir sind erst wochenlang täglich spazieren gegangen mit den beiden. Erst an der Leine und dann im Freilauf. Zum Einzugtag war unsere Hundetrainerin zugegen. Alles hat gut geklappt, allerdings mussten wir trotzdem jahrelang managen, sofern es um die Ressource Mensch ging. Trotzdem hatten wir in den 11 Jahren drei Beißereien zwischen den beiden, die aber recht glimpflich abgelaufen sind. Empfehlen kann ich sowas nicht, da es wirklich anstrengend ist, über einen so langen Zeitraum immer mindestens ein Auge drauf haben zu müssen.
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