körperlich Grenzen setzen, Liebe und Erziehung

  • Wenn es bei euch gut funktioniert hat, ist das doch gut! :bindafür:
    Du entzieht dem Hund deine Aufmerksamkeit, was den Hund motiviert, das Buddeln einzustellen- alles ok.


    Grenzen ziehen würde ich das nicht nennen, aber du hast dein Ziel erreicht- prima! :gut:
    (Btw ein Hund bspw., der in einer Konfliktsituation weggeht, hat keine Grenze ggü. dem anderen Hund gezogen, er hat sich einfach dem Konflikt entzogen, was auch klug sein kann)


    Wenn der Hund nicht darauf reagiert, dann ist es natürlich auch kein „Grenze setzen“ - das ist klar.


    Der Meinung bin ich eben auch. Es kommt auf den Hund an.


    Grenzen ziehen hat für mich etwas mit Kontrolle zu tun (erst mal ohne Wertung) und mit einer Aktion, die von mir zb ausgeht, um den Hund in einer Handlung, die mir unerwünscht ist, einzuschränken, so dass der Hund ablässt davon, den Frust aushält, sich umorientiert und ein Ersatzverhalten an den Tag legt, mit dem ich einverstanden sein kann.


    Ich bringe den Hund dazu, etwas zu tun, was ich möchte bzw. etwas zu lassen, was ich nicht möchte, der Hund würde aber lieber...


    Das kann ich auf unterschiedliche Weise zum Ausdruck bringen, je nach Hund.


    Ich kenne zb eine Dobermannbesitzerin, die ruft im Freilauf in der Prärie ihren Hund und hört er nicht, dreht sie um und geht weg.
    Letztens hat ihr Hund Rehe am Horizont gesichtet, startet durch, sie ruft erfolglos, dreht dann um und geht weg außer Sicht.
    Ihr Hund geht den Rehen hinterher, die flüchten, er sieht ein, dass die Distanz zu weit ist, merkt, Frauchen ist weg, und rennt ihr hinterher und holt sie ein.


    Hat sie jetzt eine Grenze gesetzt?


    Ich meine Nein.


    Sie hat den Hund jagen gehen lassen und einfach mal gehofft, dass er irgendwann aufhört, und ich wette, die Strategie (Rückruf nicht durchsetzen, Hund allein lassen und ihm die Entscheidung überlassen, ob er lieber den Rehen nachgeht oder lieber umkehrt) wird irgendwann nach hinten losgehen, wenn der Hund älter und erwachsen wird (ist noch ein Junghund und jetzt schon ewig an Schnüffeln und Wildspuren ablaufen).


    Grenze setzen bedeutet für mich, den Rückruf durchzusetzen ( oder den Hund eben nicht mehr abzuleinen) und damit das Jagen abzubrechen. Wird dann vom Hund abgebrochen und er schaut zu mir, wird sofort bestätigt, gelobt, ein Rennspiel in die andere Richtung gemacht oder ich leine den Hund an, wenn er zu erregt ist und mache was ruhiges mit ihm, was er kann und was ich wieder loben kann.


    Grenzen setzen bzw. Korrektur muss gut getimed sein, der Hund muss verstehen, was ich will bzw. nicht will ich muss konsequent sein und einmal gesetzte Grenzen immer durchsetzen. Ob ich das dann mit einem leisen "Ä- äh" mache oder einen Brüller loslasse, weil Hund durchstartet, um den Erzfeind zu vermöbeln, kommt auf den Hund und letztlich auf mein Gemüt und Temperament an.


    Ich lasse es bei erstmals gezeigtem krassen Fehlverhalten lieber etwas mehr donnern und lobe dann sofort, dann kann ich später feinere Kommandos verwenden, weil Hund definitiv weiß, was ich von ihm will. Dann reicht oft schon ein "Schhhh", Hund schaut von der Quelle der Irritation zu mir, ich bestätige mit einem Wort, Hund geht weiter, alles fein.


    Das ist halt unser Weg, jeder muss eben sehen, wie es am besten für ihn und seinen Hund passt.

  • einmal gesetzte Grenzen immer durchsetzen

    Ist das wirklich so?


    Also klar es gibt Grenzen die setze ich immer durch. Da wo es gefährlich für den Hund wäre oder dritte in "Gefahr" wären.
    Das sind Dinge die ich dann auch ohne Kommando aufbaue.


    Aber ansonsten setze ich Grenzen auch Situationsabhängig mit Kommando.
    Ok, dass ist dann vielleicht eher ein Abbruch.
    Aber ein Abbruch ist ja auch das aufzeigen einer Grenze.



    Weil das erwarte ich auch bei einem Abbruch:

    Eine Handlung jeglicher Art, durch die der Hund sich selbst zurücknimmt und auf Interessen verzichtet.


    Oder habe ich da ein Knoten im Kopf :denker: ?

  • Grenzen ziehen hat für mich etwas mit Kontrolle zu tun (erst mal ohne Wertung) und mit einer Aktion, die von mir zb ausgeht, um den Hund in einer Handlung, die mir unerwünscht ist, einzuschränken, so dass der Hund ablässt davon, den Frust aushält, sich umorientiert und ein Ersatzverhalten an den Tag legt, mit dem ich einverstanden sein kann.

    Das verstehe ich auch unter Grenzen setzen.
    Also wenn ein Welpe zu mir kommt wird dieser nicht in Watte gepackt oder mit Samthandschuhen angefasst nur weil er erst kurz bei mir ist. Die werden von Anfang an auf Kurs gebracht, die lernen als erstes die Hausregeln und ein Nein das haben sie meist innerhalb einer Woche verinnerlicht und nach einiger Zeit lockere ich nach und nach.
    Murphy und auch meine Sam damals haben die Welpen immer besonders eingeschränkt also genau das Gegenteil von dem was hier geschrieben wurde und nach und nach durfte der Welpe sich mehr erlauben aber das hat er dann natürlich sehr massvoll und nett versucht. Ich bin damit sehr gut gefahren und keiner ist traumatisiert. Ich denke es ist völlig normal bei Hunden das die neuen erstmal gar nichts dürfen und eingeschränkt werden.


    Ich finde es sehr befremdlich ein weg gehen als Grenze zu sehen ich würde es eher als managen bezeichnen. Meine kleinen Teufel damals hätten sich riesig gefreut wenn ich jedesmal gegangen wäre und hätten das immer wieder wiederholt und sich gefreut das sie mich so "anschalten" können. Wer bewegt wen, ist bei Vizsla ganz gefährlich. Über Bewegung reagiere ich so gut wie gar nicht, wenn dann agiere ich so.

  • Ich verstehe ehrlich gesagt nicht, was du meinst :sweet:


    Ein Abbruchkommando ist natürlich aus meiner Sicht auch ein Grenzen setzen, denn der Hund soll ja was sein lassen.
    Ich meinte mit "dem einmal gesetzte Grenzen immer durchsetzen" eher Konsequenz und Berechenbarkeit meinerseits.
    Also, nicht einmal bei irgendwas korrigieren und das nächste mal ignorieren und durchgehen lassen.


    Will ich ein bestimmtes Verhalten nicht, zb dass der Hund am Tisch bettelt, dann muss ich das immer durchsetzen, dann darf ich es nicht schleifen lassen, sonst wird der Hund die Grenze, die ich setze, irgendwann nicht mehr ernst nehmen. So meinte ich das.
    (Natürlich schleifen sich manche Sachen doch ein, wenn die süßen Hundeaugen einen dann so anblinzeln... Ich bin da auch nicht immer immun :herzen1: :lol: aber ausufern sollte es eben nicht, sonst führe ich meine eigene Erziehung ad absurdum. )


    Natürlich ist es aber so, je kooperativer ein Hund ist umso mehr Freiheiten gestehe ich ihm zu und umso weniger muss ich ihn be"grenzen".

  • Ich finde es sehr befremdlich ein weg gehen als Grenze zu sehen

    Ich finde das kommt auf die Situation drauf an.
    Bei der Sache mit dem Sofa finde ich auch nicht, dass man damit zwingend eine Grenze aufzeigt.


    Wenn ich mich aber den Hund entziehe, wenn er Aufmerksamkeit von mir will und drüber ist, versteht er das schon.
    Dann weiss er, er hat eine Grenze überschritten und wer sich blöd verhält, hat kein Recht auf mich als Ressource.
    Klassiches Beispiel: Abbruch vom Spiel beim Rüpel oder Sich entziehen beim Training der Beishemmung.


    Das kommt natürlich immer auf den Hund drauf an und bei erlernten Verhalten wo der Hund gelernt hat mit der Strategie komme ich weiter wird das nicht helfen.
    Aber funktionieren je nach Situation, Auslöser und Hund kann das schon.



    Ich meinte mit "dem einmal gesetzte Grenzen immer durchsetzen" eher Konsequenz und Berechenbarkeit meinerseits.
    Also, nicht einmal bei irgendwas korrigieren und das nächste mal ignorieren und durchgehen lassen.

    Naja, das mache ich eben nicht.
    "Nein" heisst hier immer Nein und wer nicht auf den Abbruch hört, der bekommt auch die Konsequenz dafür.
    In der Hinsicht bin ich für meinen Hund berechenbar.


    Aber ich sag nicht immer in der selben Situation "Nein" :ka: .
    Es gibt auch Dinge die sie mal darf und mal nicht darf.
    Z.B. sollte sie sich schonen und durfte nirgendwo hoch wegen OP Narbe, also nicht aufs Sofa.
    Hab ich einfach verboten die ersten 1-2 Tage. Danach durfte sie wieder drauf.
    Hätte ich gewollt, dass sie nie wieder auf Sofa geht, hätte ich es nicht unter Kommando gestellt. :ka:

  • Aus oben genannten Gründen würde das bei meinen Hunden und auch bei vielen anderen die zu uns in die Hundeschule kommen nicht funktionieren weil es ihnen gefällt ihren Menschen bewegen zu können eine klare Grenze ist das in meinen Augen nicht.

  • Lucy war zu dem Zeitpunkt 3-4 Monate als und ist mit 12 Wochen zu uns gekommen - da musste sie ja erst noch lernen, was "aus" bedeutet.


    Und solange sie das "nein" / "aus" noch nicht kannte, hätte ich ja mit irgendetwas unangenehmen arbeiten müssen, um eine Effekt zu erzielen.

    Mal eine Frage:
    Wieso hat Lucy nicht in dem Zusammenhang gleich das "Nein" / "Aus" gelernt?
    Warum hätte was Unangenehmes passieren müssen, um ihr das beizubringen?


    Unsere Hündin ist jetzt drei Jahre alt, mit acht Wochen eingezogen, außerdem haben wir einen 4,5 Monate alten Welpen seit sechs Wochen.
    Wenn ich so zurückdenke, hat die Erziehung der Welpen schon mit dem Einladen ins Auto begonnen.
    Da habe ich schon die ersten Male nein gesagt, wenn mir was nicht gefiel.
    Im neuen Zuhause ging das dann so weiter, das kapieren die doch ruckzuck. (Vor allem sind die ja nicht frisch vom Himmel gefallen und haben auch schon vorher mal ein "Nein" gehört.)


    Na, und was die Erziehung angeht, die unsere Hündin dem Kleinen antut - hui.
    Der schreit öfter mal in den höchsten Tönen, wenn er sie zu doll traktiert und sie ihn energisch zurecht weist. Diese Zurechtweisungen sind übrigens sehr körperlich.
    Danach geht es weiter - fröhlich, aber deutlich gemäßigter vom Welpen.

  • Aber ich sag nicht immer in der selben Situation "Nein" :ka: .
    Es gibt auch Dinge die sie mal darf und mal nicht darf.
    Z.B. sollte sie sich schonen und durfte nirgendwo hoch wegen OP Narbe, also nicht aufs Sofa.
    Hab ich einfach verboten die ersten 1-2 Tage. Danach durfte sie wieder drauf.
    Hätte ich gewollt, dass sie nie wieder auf Sofa geht, hätte ich es nicht unter Kommando gestellt. :ka:

    Dann handhaben wir das wahrscheinlich unterschiedlich.


    Hier darf ein Hund weder auf die Couch noch ins Bett, weder der Kleine noch die Große. Immer.
    Der Kleine fragt charakterbedingt ;) immer wieder an, ob nicht vielleicht doch.... Ich brauche ihn nur anschauen, da trollt er sich schon wieder (er hat aber eine super bequem gepolsterte Stoffbox neben der Couch nur für sich allein).
    Wobei, bei ihm fällt es mir schwer, weil er eben klein und süß ist, aber würde ich es ihm erlauben, müsste ich es der Großen auch erlauben... :flucht: :ugly: und dann hätte ich selbst keinen Platz mehr. Außerdem stärkt es seine Position, und das will ich nicht, er ist so schon ein vielschichtiger Charakterkopf, das ist absolut ausreichend :lepra: :lol: .



    Ich bin eher geneigt, feste Regeln zu etablieren und durchzusetzen, dann läuft vieles leichter, und der Hund fragt gar nicht mehr so oft an. Ergo brauche ich auch nicht so oft Grenzen setzen, weil sie sind ja bekannt und werden weitgehend eingehalten.


    Beispiel:
    Am Montag war ich mit Pferd, den Hunden im Freilauf und meinem Mann spazieren. Es kam auf dem Weg ein Auto (ausgerechnet der Jäger), bog ab und parkte, Hunde saßen seitlich kurz ab, und ICH hebe das Kommando auf, nicht der Hund. Das ist mir wichtig.
    Dann weiter, kam wieder ein Auto, also Hunde wieder abgesetzt... und in meinem Rücken rennt plötzlich keine 3m entfernt ein Hase los. Den ich aber nicht gesehen habe.
    Ich sah nur, dass der Kleine plötzlich aus dem Sitz hochschnellen möchte, während gerade das Auto vor uns passiert, ich rufe SITZ! , er setzt sich, ich lobe, geb ein Leckerli, er schaut mich an. Danach hebe ich das Kommando auf, mein Mann erzählt mir von dem Hasen, der Kleine würde gern ins Feld, Hasen stöbern. Ich wieder "Ä-äh", zeige auf den Weg, Hund ordnet sich unter und geht normal weiter.
    Die Große hat wieder mal gar nix mitgekriegt, die Süße :herzen1:
    Aber für mich war das ein tolles Erfolgserlebnis, dass mein Wort beim Kleinen mehr wiegt als der Reiz, der vom Hasen ausgeht. Die Große war wahrscheinlich trotzdem erstmal hinterher und hätte erst auf meinen Abbruch hin abgebrochen.


    So ist jeder halt verschieden, Hund und Herrchen, ist halt alles individuell.

  • Mal eine Frage:Wieso hat Lucy nicht in dem Zusammenhang gleich das "Nein" / "Aus" gelernt?
    Warum hätte was Unangenehmes passieren müssen, um ihr das beizubringen?

    Wir haben ja gleich das "nein" / "aus" gelernt - aber trotzdem hat das Wort ja anfangs keine große Bedeutung.


    Außer, es folgt beim ersten "nein" gleich eine große Konsequenz.
    Wie z.B. bei einem Kind, das auf die heiße Ofenplatte fasst - das mache es nur einmal, weil der Schmerz und der Schreck groß genug waren.




    Also nochmal ein letztes Mal zu unserer Situation:


    Lucy war neu bei uns - wir haben parallel sowohl am "aus" (Sachen aus dem Maul ausgeben) und am "nein" (aufhören mit dem, was gerade gemacht wird) gearbeitet.


    Gleiches gilt für den Clicker und das Markersignal - auch daran haben wir von Anfang an gearbeitet.



    Die Situation auf der Couch stellte sich so dar:


    Wenn Lucy abends überdreht war (also die berühmten "5 verrückten Minuten" hatte), hat sie begonnen, auf der Couch zu buddeln.


    Als allererstes habe ich es natürlich mit "nein" probiert - aber das war einfach in den ersten Tagen bzw. in den ersten 2-3 Wochen noch nicht so sehr gefestigt, dass es sie in dieser Situation erreicht hätte.
    Manchmal ist sie dann erst richtig wild geworden, weil meine Aufmerksamkeit als Belohnung empfunden hat.


    Auch das Runtersetzen habe ich ausprobiert - das funktionierte bei der Situation mit dem Eis gut, weil Lucy da nicht aufgedreht war - beim Buddeln sah sie es als Spieleinstieg meinerseits.



    Also hätte ich in dieser Situation das Nicht-Befolgen meines "nein" so bestrafen müssen, dass Lucy es definitiv auch als Strafe wahrgenommen hätte.
    Nun war Lucy in dieser Situation aber total überdreht und in Spiellaune.


    Mal ganz unabhängig davon, dass ich körperliche Maßregelungen für mich persönlich ablehne, wäre es in diesem Fall so gewesen:


    Kleinere Maßregelungen hätte Lucy in dieser Situation ziemlich sicher als "Spiel" gesehen und wäre darauf eingestiegen - das wäre aber dann ganz klar eine Bestätigung für sie gewesen.
    Terrier sind ja beim Spielen auch nicht gerade für ihre Zimperlichkeit bekannt ;)


    Somit hätte nur bezogen auf genau diese von mir beschriebenen Situation und bezogen auf Welpe Lucy die Konsequenz nach dem "nein" sehr heftig sein müssen, um eben nicht Gefahr zu laufen, dass sie es als Spiel auffasst.


    Durch eine solche heftige Maßregelung wäre sie aber auch aus dem Spielverhalten rausgekippt (klar, das wäre ja Sinn der Sache gewesen) - aber im "nicht-spiel-Modus" war sie zu diesem Zeitpunkt ja noch schüchtern und leicht zu beeindrucken.


    Ich hätte mir auch schlichtweg nicht zugetraut, diesen Spagat zu schaffen - und ich hätte auch die körperliche Einwirkung, die ich in der Buddel-Situation anwenden hätte müssen um dieses Verhalten wirklich sofort und ohne Missverständnisse abzustellen, nicht anwenden wollen.


    Das stand für mich auch in überhaupt keinen Verhältnis.
    (ganz unabhängig davon, dass es ja sowieso nicht meine Erziehungsmethode gewesen wäre)



    Hier im Thread ging es doch eigentlich darum, was man macht, wenn es keinen anderen Ausweg mehr gibt, um sich (oder andere) vor dem Hund in Sicherheit zu bringen.



    Aber das war ja bei uns überhaupt nicht der Fall.
    Es wurde niemand geschädigt, noch nicht mal die Couch, weil bei uns sowieso immer eine Decke drüber liegt (weil ja die Hunde - früher Lexi, jetzt Lucy - rauf dürfen)



    Hätte ich mich in dieser Situation mit massivem Druck (darunter wäre es nicht gegangen) durchgesetzt, wäre das für mich einfach unverhältnismäßig gewesen.



    Also gab es von mir in diesen Situationen ein "nein" - und gleichzeitig habe ich mich abgewendet und bin weggegangen.


    Und schwups hatte der Hund kapiert, dass es überhaupt kein lustiges Spiel ist, auf der Couch zu buddeln, sondern dass man dadurch ziemlich schnell die Menschen vergrault.
    Und genau das war ja das absolute Gegenteil von dem, was Lucy erreichen wollte.
    In unserem Fall und nur in genau dieser Situation.



    Und das "nein" wurde mit ja auch weiter gefestigt - weil wenn sie nach dem "nein" sofort aufgehört hat, bin ich ja nicht weggegangen - es hatte also schon auch Sinn, das "nein" zu befolgen.



    Und was ich noch ganz wichtig finde:
    Eine Strafe ist nur dann eine Strafe, wenn sie vom Empfänger als Strafe wahrgenommen wird.


    Somit muss Strafe - wenn sie funktionieren soll - immer als Unangenehm/Negativ empfunden werden. Einfach, weil sie sonst nicht funktionieren würde.


    Bei uns wurde das Weggehen von Lucy ganz klar als negative Bestrafung (etwas, was ich gerne haben möchte, fällt weg) gesehen.
    Also WAR es Lucy unangenehm - sonst würde sie heute immer noch auf der Couch buddeln.




    Was ich verstehe:
    Für viele Hund wäre das Weggehen einfach nicht negativ gewesen - und da klappt es natürlich dann nicht, weil es nicht als "Bestrafung" beim Hund ankommen würde.


    Aber Lucy interessiert sich z.B. nicht so sehr für Leckerchen - deshalb kann ich aber doch nicht sagen, dass Leckerchen sich grundsätzlich nicht zur Belohnung eignen.


    Für Lucy eignen Leckerchen sich als Belohnung nicht bzw. nur sehr bedingt - der Labrador meiner Freundin würde dafür vom Dach springen. ;)





    Was ich nicht verstehe:


    Mir stellt sich die Frage, warum es denn in euren Augen NOCH unangenehmer sein sollte, als in der jeweiligen Situation zwingend erforderlich?
    Warum ist es für manche hier so verwerflich, dass wir so zum Ziel gekommen sind?


    Und wenn dann immer angeführt wird, dass der Hund auch Unangenehmes kennenlernen muss:
    Hätte ich dann hart bestrafen sollen - unabhängig davon, ob es nötig gewesen wäre?
    Einfach "um des Bestrafens willens"?
    Also einfach nur bestrafen, um den Hund zu zeigen, dass ich die Macht dazu habe? :( :


    Und Unangenehmes lernt ein Welpe doch sowieso im ganz normalen Alltag - man muss sich festhalten lassen (Bürsten/Krallen schneiden/ Tierarzt), beim Spazierengehen wird die Bewegung durch die Leine einschränkt, Sozialkontakte werden durch den Mensch bestimmt, beim Spielen mit anderen Hunden bestimmt der Mensch das Ende usw.
    Da wird sowieso automatisch gelernt, Frust auszuhalten.



    Ich finde, da muss ich bei einem problemlosen Welpen nicht wegen irgendwelchen Kleinigkeiten unverhältnismäßig grob werden. :ka:


    Viele Grüße
    Sandy

  • Das "Nein" wird doch kommuniziert.Aber man vermittelt dadurch, dass sich das auch lohnt in dem Moment zu verzichten. Das ist eine sehr wichtige Lernerfahrung, gerade bei Hunden, die sich wenig bieten lassen.
    Indem ich nur rationiere erhöhe ich den Beutewert. Ich will aber die Lernerfahrung "Das Ding könnte ich immer haben, aber nur Haben ist langweilig, also muss ich etwas anbieten".
    Was ich zum Ausdruck bringen wollte, ist dass härter Werden eben auch härter Werden beim Hund auslösen kann- beim selbstbewusssten Hund, der sich nicht einschüchtern lässt.
    Wie viele Stachler sind beim "Aus " im Einsatz? SEHR viele an gaaaanz langer Leine. Wegen genau der Nummer.
    Ach so: Natürlich war das "Aus"bei uns kein Abbruchkommando und hat sich immer gelohnt. Ein "Pfui" haben wir nicht, uns reicht ein "Nein" oder "Lass das".

    Ganz ehrlich, das ist mir viel zu verkopft und vestiegen - und ich bezweifle, dass Hunde so "funktionieren".
    Wenn ich daran denke, wie meine Schäferhündin früher ihre Welpen "erzogen hat" - das lief völlig anders ab:
    Hundemama hatet 6 Welpen bei Fuß, ca. 7 Wochen alt zu dem Zeitpunkt. Sie bekam von mir einen schönen großen Knochen, mit nem Stück Fleisch dran - alle Hunde liefen frei auf dem Hof. Die Welpen stürzten sich natürlich ebenfalls wie die Geier auf den Knochen, den Hundemama inne hatte - und dann war es 2 Sekunden laut und plötzlich sassen alle 6 Welpen sternförmig im Abstand von 2 Metern um Hundemama herum und ich schwöre, hätten sie pfeiffen können, hätten sie in den Himmel geschaut und gepfiffen - frei nach dem Motto "Knochen?? Was für ein Knochen - also iiiich wollte niemals nen Knochen haben". Der besonders Aufmüpfige und Selbstbewusste hat dann nochmal nen Blick gen Mama gewagt und die Nase nach vorne bewegt, was von Hundemama mit einem leichten Lefzenhochziehen beantwortet wurde.
    Damit war das Thema durch.
    Wurde ein Alternativverhalten von der Hundemama angeboten? Nö, warum auch. Die hat lediglich klar gemacht: mein Knochen, ihr seid nicht dran. Punkt.
    Waren die Welpen danach "traumatisiert"? Mitnichten. Die hatten Frusttoleranz gelernt. Aushalten, Klappe halten und mal kurz die Füße stillhalten.


    Klar, sind wir keine Hunde und können im Zweifel gar nicht so prompt, schnell und direkt reagieren, wie Hunde das untereinander können. Aber das ändert ja nix an der Tatsache, dass Hunde im Grunde gut damit leben können (oder es sogar brauchen?), ganz klare Grenzen gesetzt zu bekommen.
    Grenzen setzen heisst aber nicht "schimpfen", das ist menschliche Sichtweise. Vielleicht ist das die Krux an der ganzen Diskussion.


    Was mir gerade noch einfällt: gerade die selbstbewussten Hunde, von denen hier berichtet wurde, funktionierten doch im weiteren Verlauf des Zusammenlebens unter Gehorsam, nachdem die Lage einmal eskaliert war. Das bedeutet doch, dass gerade die selbstbewussten Hunde ganz klare und definierte Grenzen brauchen.

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