körperlich Grenzen setzen, Liebe und Erziehung

  • AmStaff (mit ein paar Prozent Labrador), territorial, wachsam, theoretisch Leute stellend, praktisch recht wahrscheinlich Blender.
    Genau weiß ich es nicht, weil es niemals dazu kam, dass zb jemand ohne mich die Wohnung betrat.


    Hatte irgendwann bei einer Landpartie beschlossen, meinem Vater nicht in seinen eigenen Garten zu lassen, sondern ihn wüst fletschend vorm Tor fest zu nageln. Der Vater allerdings war der Ansicht, er lässt sich von meinem Hund nicht sagen, wo und wie er sich bewegen darf und ging hinein. Mit dem festen Vorsatz "Wirst du blöd, hast du die Gartentür am Kopf". Hund war augenblicklich lammfromm und niemandem wurde ein Leids getan.


    Die Umsetzung in die Tat war bei diesem Hund nie nötig, es genügte innerlich bereit zu sein, sich von ihr nicht den Schneid abkaufen zu lassen.
    Der Hund war beeindruckt von Menschen (und Hunden), die sich von ihr nicht beeindrucken liesen. Körperliche Präsenz, die eigene Energie, so schwurbelig esoterisch das klingt und die eigene Entschlossenheit, dies oder jenes aber jetzt zu tun, ob es dem Hund passt oder nicht, war im Umgang wichtig.


    Man musste nie brutal oder auch nur grob zum Hund sein, wer aber innerlich einfach nur freundlich war und nicht mit einer gewissen selbstsicheren Ignoranz ihrem Getue gegenüber reagierte, hatte einen unangenehmen Hund an der Leine und am Kopf herum tanzen.


    Man konnte den Hund Wattebausch werfend erziehen, solang man innerlich bereit war, auch einen Ziegelstein zu werfen, wenn nötig - dann war es paradoxerweise auch nie nötig.


    Ohne den gedanklichen Ziegelstein im Hinterkopf, sondern auch dort ausschließlich Wattebäusche, wäre man großteils von ihr nicht ernst genommen worden.


    Schwer zu beschreiben, nur diffus in Worte zu fassen, aber dadurch, dass man "körperlich werden" oder laut nicht aus den Erziehungsmöglichkeiten ausschloss, war es gar nicht nötig.


    Im Prinzip war es, kommt mir vor, mehr eine innere Haltung, auf die Hund reagierte. Auch in Sachen andere Hunde, mit denen sie immer Schwierigkeiten hatte. Unsicherheit meinerseits stärkte ihre Stänkerbereitschaft.


    War ich jedoch der Ansicht, dass ich einen Hund mag und der jetzt "zu uns" gehört, wurde das akzeptiert. Nicht freudig, aber doch. Hm...wie soll ich es formulieren...wenn ich davon überzeugt war, dass ich etwas will, war es bisweilen einfacher umzusetzen, als dem Hund Raum für eine eigene Meinung einzuräumen.


    Ein Großteil der "Grenzsetzung" war und blieb im Kopf. Körperlich war großteils nur, was Hund körpersprachlich aus meiner Grundhaltung las - und da stand halt auch "Ich lass mich nicht beeindrucken von dir".

  • Aber... wie kann man denn Hundeerziehung betreiben, ohne auch mal unangenehm zu sein?
    Da reicht es ja schon, dass man z.B. den Hund einfach mal nicht mehr streichelt, wenn man was anderes tun möchte.


    Irgendwas "unangenehmes" gibt's doch eigentlich immer.


    Kram aus dem Maul holen... "Ne" sagen, dem Hund an der Leine nicht nur hinterherlaufen, wo er hinmöchte... was weiß ich... - das alles ist doch auch unangenehm... .

  • Hatte irgendwann bei einer Landpartie beschlossen, meinem Vater nicht in seinen eigenen Garten zu lassen, sondern ihn wüst fletschend vorm Tor fest zu nageln. Der Vater allerdings war der Ansicht, er lässt sich von meinem Hund nicht sagen, wo und wie er sich bewegen darf und ging hinein. Mit dem festen Vorsatz "Wirst du blöd, hast du die Gartentür am Kopf". Hund war augenblicklich lammfromm und niemandem wurde ein Leids getan.

    Zum Vergleich: hätte mein Dobermann den Garten bewacht, wäre die Person (so er sie nicht kennt) nicht reingekommen. Wenn sie ihm aggressiv begegnet wäre schonmal gleich gar nicht. Der Sinn vom Bewachen ist doch Gefahrenabwehr.


    Ich mag das schlichtweg nicht "Dieser Hundetypus braucht eins drauf".Weder meine Hunde brauchten das, noch kann ich das bei diversen Tierheimhunden so bestätigen. Versucht wurde das da z.T. leider so- mit eindeutiger Negativbilanz. Das als Onlineempfehlung so rauszugeben- da muss ich einfach klar widersprechen und von vielen hier wurde das "eins drauf" ja glücklicherweise schon stark relativiert.


    Worauf ich bei "diesem Hundetyp" nicht verzichten kann ist ein "Nein"-Abbruch vorm Aufrufen der Verhaltensalternative, weil der stark motivierte Hund sonst versucht beide Handlungen zusammenzuquetschen. Andere Leute mögen auch das besser hinkriegen, aber mit 'nem Abbruch "mit Auswegmöglichkeit" habe ich wenig Probleme.

  • @wow


    Der Hundetyp braucht gar keine drauf. Präventiv schon gar nicht.


    Sie brauchte die Haltung "Ich lass mir von dir nix sagen". Zumindest ist das meine Interpretation nach 9 Jahren Zusammenleben. Und wie gesagt, ich gehe davon aus, dass sie großteils Show abzog und nicht zu den Hunden gehört, die ernst machen. Kann es aber nicht sicher sagen, genausowenig Du vermutlich, ob dein Dobermann dann wirklich zubeißen würde.
    Es ging nicht darum, dem Hund wirklich die Tür drauf zu donnern. Mein Vater hat hinterher erzählt, dass er bereit dazu gewesen wäre, hätte sie ihn gebissen.
    Es ging eher um...sich selbst in die innere Haltung zu bringen, um sich ebem nicht beeindrucken zu lassen. Das war keine generelle Empfehlung, sondern funktionierte bei diesem Hund - für sie beeindruckend sein, in dem man gelassen blieb und "Du kannst mir gar nix. Ist mir egal. Bist blöd, bin ich es auch" ausstrahlte.


    Sie hart anzufassen, vorallem in komplett unverhältnismäßigen Situationen war auch keine gute Idee. Ich bin mir sehr sicher, dass wir kurz vorm Beißvorfall standen, als sie innerhalb kurzer Zeit 3x körperlich massiv gemaßregelt wurde von Außenstehenden und ich nicht eingegriffen habe, eingreifen konnte. Das wurmt mich heute noch und tut mir leid.


    Ein Vollkoffertierarzt und einem Bekannter, jeweils mit der Ansicht "solche Hunde brauchen eine harte Hand" haben sie massiv unter Druck gesetzt wegen Nichtigkeiten: Nicht auf den Untersuchungstisch wollen und Anspringen bei Begrüßung mit am Halsband zu Boden würgen. Das war knapp vorm Zubeißen (und hätt ich berechtigt gefunden).


    Das brauchte es eben absolut nicht. Darauf hat dieser Hund auch ganz anders reagiert, als es zb. der "Tut Nix" im Haus - vermutlich, ich möchte ihn nie in die Situation bringen - tun würde.


    Sie wirklich zu "deckeln" wegen sowas, war schlichtweg nur saublöd und ein anderer Hund wär nicht nur kurz davor gestanden, sondern hätte zugebissen oder wäre (wie ichs mir beim "Tut Nix" vorstellen könnte) panisch schreiend, um sich tretend irgendwann "gebrochen" am Boden gekrochen in einer Pfütze Urin.

  • Welche negativen Aspekte können bei manchen Hundetypen entstehen wenn man krampfhaft alles Unangenehme in der Hundeerziehung vermeidet?

    Man hat am Ende einen verhätschelten Hörtnix, der alle Entscheidungen selbst trifft, weder Respekt vor Menschen gelernt hat noch einen selbst als maßgebliche Instanz wahrnimmt, ein Risiko für einen selbst und die Umwelt :ka:


    Ich erzähl euch mal was, hab grad Zeit, lieg hier mit Rücken herum xD ich hoffe es ist nicht zu OT



    Ich spreche mich nicht dafür aus, härter als nötig zu sein, aber zu sagen, ich mache immer alles ohne Druck oder ohne negative Konsequenzen aufzuzeigen, das ist mMn nur für ganz wenige Hunde zielführend.
    Es gibt Hunde, die nutzen das aus, sehen mein Zögern als mangelnde Durchsetzungsfähigkeit, und treffen im Zweifel die Entscheidungen lieber selbst. Entscheidungen, die mir uU nicht gefallen, von denen ich den Hund aber ohne massiven Druck dann nicht mehr abbringen kann.


    Und, wenn es im Fall des Jack Russels geklappt hat, super.
    Ist dann eben ein anderer Fall als beim DSH, der jemanden nicht aus der Tür lässt und aktiv droht. Da kann ich nicht mit weichen Mitteln kommen, der Hund tut es auch nicht.

  • Kann es aber nicht sicher sagen, genausowenig Du vermutlich, ob dein Dobermann dann wirklich zubeißen würde.

    Davon war auch nicht die Rede, es ging mir darum, dass diese innerliche Gewaltbereitschaft ihn nicht davon abgebracht, sondern das Abwehrverhalten intensiviert hätte. Vorm Beissen gibt's ja noch Einiges. Das kann ich mir eigentlich nur vorstellen, wenn ihn (oder uns) jemand massiv angreifen würde (keinerlei Erkenntnisbedarf hier :fear: ).

  • @'wow'


    Es ist leider so unheimlich schwer, manches zu beschreiben.
    Ich bin da grundsätzlich voll bei dir, dass "innere Gewaltbereitschaft" übel schief gehen kann (bzw. gar nicht nötig ist)


    Vielleicht versuchs ichs später nochmal. Oder auch nicht. Der Thread ist ja so schon verwirrend genug. xD

  • *räusper* ... wenn zwei das Gleiche tun ... (dann fühlt sich einer angegriffen?)


    Ich weiß leider nicht, was Du damit meinst - aber ich wollte damit nur nochmal betonen, dass ich ja dieses Vorgehen nicht geschrieben habe, weil ich denke, dass man es auf alle Hunde anwenden kann, sondern das es aus der Situation heraus zu diesem Thema gekommen ist, das meines Erachtens nichts mit dem ursprünglichen Thema zu tun hat.


    Es ist doch ein Unterschied, ob ich schreibe, dass das bei jedem Hund funktioniert, oder ob ich das sowieso von Anfang an nur auf Nachfrage speziell auf uns und auch hierbei wiederum nur auf eine ganz spezielle Situation beziehe.


    Ich denke immer, das hier vielleicht das Missverständnis liegt - aber andererseits habe ich da ja nun schon bestimmt 10 Mal richtig gestellt... Wird dann wahrscheinlich nicht daran liegen.



    Das hat mich auch etwas aus den Schuhen gehauen, muss zugeben. Mir war zwar klar, wird nicht wirklich gefallen, aber so heftig :ka:


    Mir ging es nicht darum, dass Du eine andere Meinung hast.


    Aber wenn Du schreibst "schwarze Magie" bzw dann später "schwarze Psychologie" und dass ich den Stress ausgenutzt und gegen den Hund verwendet habe.
    So, wie Du das beschrieben hast, wäre das in meinen Augen "Psycho-Folter" - und das trifft mich dann persönlich und emotional. :verzweifelt:



    Viele Grüße
    Sandy

  • Sie brauchte die Haltung "Ich lass mir von dir nix sagen". Zumindest ist das meine Interpretation nach 9 Jahren Zusammenleben. Und wie gesagt, ich gehe davon aus, dass sie großteils Show abzog und nicht zu den Hunden gehört, die ernst machen. Kann es aber nicht sicher sagen, genausowenig Du vermutlich, ob dein Dobermann dann wirklich zubeißen würde.
    Es ging nicht darum, dem Hund wirklich die Tür drauf zu donnern. Mein Vater hat hinterher erzählt, dass er bereit dazu gewesen wäre, hätte sie ihn gebissen.

    Ich finde es immer wieder interessant, wie unterschiedlich Hunde doch sind...


    2 meiner früheren AmStaff waren ähnlich drauf, wie von Dir beschrieben.
    Von meinen jetzigen 3 kann ich von 2en sicher sagen, dass die auf "resolutes Gehabe" mit nach vorne gehen reagieren (während Nr. 3, die kleine SBT Hündin, nur verbellte).


    Ich hatte hier eine "resolute" Bekannte unangekündigt zu Besuch, die glaubte, die Hunde am Tor verjagen zu können... zum Glück konnte ich schnell genug eingreifen und sie hatte eine dicke Winterjacke an...


    Ärger bekam dann die Bekannte, das war eine saudumme Aktion...vor allem, da sie weiß, dass man hier am Tor klingelt oder vorher anruft und nicht einfach rauf kommt und versucht, die Hunde zu verjagen...

  • @Rosilein:
    Noch zum Teil, den ich sachlich aufgenommen habe ;)


    Du hast Recht, das mit dem "aufgedreht sein" habe ich ich nicht genau genug beschrieben.


    Und ganz genau kann man dieses Stress-Aufgedreht-sein und das, was ich meinte, wahrscheinlich auch nicht trennen.


    Denn auch, wenn es in den Situationen "nur" Spiel-Aufgedrehtheit war, war der Hintergrundstress bezüglich der ganzen Umstellung ja trotzdem vorhanden und hat wahrscheinlich auch seinen Teil dazu beigetragen.


    Aber es waren auf jeden Fall nicht diese typischen "aus Stress überdrehen"-Situationen.
    Die hatten wir leider auch - aber die waren von der Dynamik und vom Verhalten her ganz anders.
    Da habe ich auch einfach Management betrieben (z.B. alle bodenlangen Vorhänge raufgebunden usw.).


    Ich denke aber, dass es jetzt nicht soviel Sinn macht, hier an dieser Stelle ganz genau darauf einzugehen, weil es für mich nicht zum Thema hier gehört.




    Deinen 3. Weg (Hund einfach machen lassen oder ohne Abbruchsignal rausholen) finde ich grundsätzlich gut.


    Aber wenn ich jetzt bis ganz an den Anfang zurück überlege,hätte ich wahrscheinlich auch dieses rausholen über ein weggehen gemacht.




    Am "hier" haben wir gearbeitet - das hätte sie aber in so einer Situation noch nicht umsetzen können.
    Runterheben war für Lucy "Spielbeginn"


    Also wäre ich auch zum wegholen wahrscheinlich auch erst einmal ein paar Schritte von der Couch weggegangen, um sie locken zu können und hätte das Kommen dann mit Lob bestätigt.


    Das war bei meinem Vorgehen aber nicht soviel anders - nur aktiv gelockt habe ich nicht.


    Aber ich habe Lucy nicht in eine Verlassens-Angst hineinlaufen lassen, sondern habe sie umgehend gelobt, sobald sie das Buddeln gestoppt hat und wir haben dann sofort was anderes gemacht.


    Ich finde das Vorgehen bzw. auch das Ergebnis deshalb gar nicht so unähnlich.


    Weil mein Ziel ja nicht war, das Verlassen sein / Allein sein, als Strafe einzusetzen (das finde ich furchbar, deshalb fühle ich mich auch so angegriffen)


    Mein Ziel war nur, dass Lucy nicht durch das Buddeln meine Aufmerksamkeit erhält und das sie sieht, dass das überhaupt kein lustiger Spieleinstieg ist, sondern dass ich dann gehe.
    Aber sobald sie für 1 Sekunde aufgehört hat zu buddeln, habe ich sofort gelobt (verbal) und ein anderes Verhalten angeboten.


    Ich glaube - und hoffe - dass Lucy durch diese schnelle Bestätigung kein Angst hatte..
    Weil in dem Moment, in dem sie gedacht hat "huch - die geht ja", habe ich ja bereits bestätigt.



    Und solange der Hund ja nachlaufen kann, hat er ja noch eine Kontrollmöglichkeit und somit aus meiner Sicht auch noch keine Angst/Panik.
    Sonst dürfte man sich ja mit Welpen grundsätzlich nicht mehr bewegen, sobald mal einmal wo sitzt ;)
    Wenn ich mir abends noch Schokolade oder Eis geholt habe, ist Lucy mir ja auch einfach nur nachgelaufen, ohne dabei Angst zu haben.



    Vielleicht habe ich das bisher missverständlich ausgedrückt? :ka:



    Viele Grüße
    Sandy

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