Beginnende Leinenaggression? Spezielle "Feinde"

  • Meine 4jährige Hündin beginnt seit einigen Wochen damit, an der Leine andere Hunde anzubellen. Ich kann nicht immer vorhersehen, gegen welche Hunde sie etwas hat und gegen welche nicht.
    Extrem ist es bei einer Dogge, der wir manchmal morgens begegnen. Schon viele Meter entfernt fängt sie wie verrückt an zu bellen und zieht mit Gewalt in die Richtung. Heute Morgen bin ich umgekehrt, sie bellt weiter, ist total unter Anspannung und sucht danach die ganze Zeit die Gegend ab, ob sie nicht doch zu der Dogge hinkommt. Also so kam es mir vor. Ich glaube, die Dogge ist auch eine Hündin.
    Wenn das Bellen bei anderen Hunden nicht so heftig ist, stelle ich mich ihr in den Weg, versuche sie ins "Sitz" zu kriegen und abzulenken, ich weiß nicht, ob das richtig so ist.
    Das ist eine ganz neue Seite an meinem Hund, die mir Sorgen macht.
    ich wäre für Tipps sehr dankbar! Ich möchte nicht, dass sich da was Ungutes einspielt.

  • Hallöchen =)


    Es gibt viele verschiedene Wege, wie man an sowas arbeiten kann.
    Wichtig ist natürlich, den Grund dafür rauszufinden, warum sie es macht.
    Angst/Unsicherheit, spielen/Kontakt haben wollen, den anderen "weg haben wollen" (keinen Bock auf diesen Hund) wären so die häufigsten dafür.
    Wenn Du selber keine Ahnung hast, ist es immer gut, sich einen Trainer nach Hause kommen zu lassen, der sich das Problem vor Ort anschaut.
    Gute Trainer findest Du hier:
    Hundeschulen | Internationaler Berufsverband der Hundetrainer
    Hundeschulen findenMarkertraining


    Sie suchen eine gute Hundeschule? | Chakanyuka


    Trainer - Umkreissuche



    Ich persönlich arbeite bei sowas mit zwei Säulen.


    1. Management, 2. Gewöhnung.



    Zu 1.:
    Mir ist es wichtig, einen Hund umlenken und so aus der Situation rausholen zu können. Das mache ich mit einem Umorientierungssignal. Heißt, ich sage ein Wort (z.B. "Schau") und der Hund schaut mich an. So kann ich die Fixierung unterbrechen und nehme so auch Aufregung raus. (Weiterer Vorteil: Der andere Hund könnte ein fixieren als Drohung bewerten und seinerseits "ausrasten", Angst bekommen, etc.)
    Wenn das Signal sehr gut erarbeitet/aufgebaut ist, dann kann man einen Hund so aus einer solchen Situation rausholen und nach dem Motto "Augen zu und durch" hindurchführen. Das ist Management.
    Weitere Managementmaßnahmen sind rechtzeitiges Ausweichen/Umdregen, ein Geschirrgriff (wenn es schon "zu spät" ist), Touch-Signale, Bögen laufen usw.
    Umorientierung, Geschirrgriff, Touch-Signal usw. müssen natürlich zunächst in ablenkungsarmer Umgebung aufgebaut werden, bevor sie in so einer Situation angewandt werden können, aber es lohnt sich.


    Zu 2.:
    Alles oben genannte ist Management. Das hilft in akuten Situationen und natürlich auch, wenn man selbst mal keinen Nerv dazu hat, "aufwändig" zu trainieren. Der Hund muss sich nicht aktiv mit dem Auslöser befassen, lernt hierbei aber auch nicht, selbständig etwas anzubieten. Dafür ist die Gewöhnung wichtig.
    Hier kann mit Click für Blick, Zeigen und Benennen etc pp gearbeitet werden.
    Heißt, der Hund sieht den Auslöser und wendet sich dann aktiv zu Dir um. Er entscheidet sich gegen das Pöbeln und aktiv dafür, lieber was tolles mit Dir zu machen (was bleibt ganz euch überlassen; Zergeln, ein kurzes Stück laufen, Leckerlies suchen,... Was immer dem Hund gefällt und er in so einer Situation annehmen kann!). Wichtig hierbei ist, in einer Distanz zu arbeiten, bei der der Hund noch nicht auslöst! Wenn er schon ausgelöst hat ist es dafür zu spät.
    Vielen Hunden hilft es auch, sich den Auslöser in Ruhe anschauen zu können. Bsp.: Hund sieht einen Auslöser, löst aber noch nicht aus. Es folgt ein ruhiges Kommando (z.B. "Scan") und wenn der Hund ruhig weiter schaut, wird er nach ein paar Sekunden ruhig verbal gelobt. Das wiederholt man so lange, bis der Hund sich von sich aus abwendet (er also genug geschaut hat). Geht natürlich nur in ruhigen Situationen, hilft dem Hund aber, weil er merkt, dass Du verstehst, dass er schauen will.


    Falls irgendwas hier von keinen Sinn ergibt: Sorry, es ist echt schon spät :ugly:
    Einfach nochmal nachfragen |)

  • Was ich seltsam finde, ist das Alter deiner Hündin. Normalerweise werden Hunde mit dem Erwachsenwerden zurückhaltender oder eben auch unverträglicher gegenüber Fremdhunden, aber mit 4 Jahre ist sie zu alt dafür. Typisch wäre eher das Alter zwischen einem und drei Jahren.


    Läufigkeiten/Scheinträchtigkeiten sollte sie ja auch schon ein paar durchhaben. Manche Hündinnen werden in diesen Phasen unleidlich gegenüber anderen Hunden, du schreibst aber nichts davon, daß es bei deiner Hündin so ist.


    Du schreibst auch nichts von irgendwelchen auslösenden Erlebnissen mit anderen Hunden in letzter Zeit, also gehe ich davon aus, daß die Unverträglichkeit aus dem Nichts kommt.


    Manchmal äußert sich ein verborgenes Gesundheitsproblem auf diese Weise, zB Schmerzen. Ich würde mal mit der Hündin zum TA gehen und sie gründlich durchchecken lassen ( Ohren, Zähne, Rücken, Gelenke usw). Und sei es nur, um das auszuschließen. Denn falls so etwas Ursache sein sollte, kann man sich dumm und dämlich trainieren, ohne etwas zu bewirken. Mit Ohrenschmerzen oder Zahnweh ist niemand gut entspannt und gelaunt.


    Dagmar & Cara

  • @asterix99 Da hast du mich erwischt. Rot werd.


    Ja, Probleme im Freilauf gibt es schon lange. Neu ist das Pöbeln an der Leine.


    Im Freilauf hat sie auch eine spezielle Feindin, die sie mit Knurren und Schnappen jagt, und zwar eine reinrassige Podenco-Hündin, etwas kleiner als sie, wo wir uns die ganze Zeit fragen, woran das liegen könnte.


    Überhaupt glaube ich, dass es eher Hündinnen sind, auf die sie aggressiv reagiert.

  • Ich kann nicht immer vorhersehen, gegen welche Hunde sie etwas hat und gegen welche nicht.

    Da liegt auf jeden Fall schon mal ein Fehler.


    Du wartest ab, was sie macht, und reagierst erst dann entsprechend.


    Du solltest aber grundsätzlich selbst "Gefahren" erkennen und deine Hündin anleiten BEVOR sie selbst entscheidet, ob der andere Hund nun gruselig oder blöd in ihren Augen ist oder nicht.


    Also z.B.: Du siehst einen Hund, sprichst deinen an, nimmst sie an die abgewandte Seite und gehst zügig mit ihr im Fuß weiter. Und zwar bei JEDEM Hund.
    Immer gleich.
    Sie muss sich nicht kümmern, du machst das. IMMER.


    Das ist erst mal die Grundlage.


    Und eine vernünftige Leinenführigkeit, die sie vermutlich nicht hat, oder? also, ohne Ablenkung intensiv üben.

  • Kann auch Spaß am Jagen sein (für die kleinere Hündin natürlich vermutlich alles andere als Spaß) und muss nichts mit der Leinenaggression zu tun haben. Dass es um Hündinnen geht ist Spekulation und hilft dir ja jetzt auch nicht weiter im Training, oder?

  • Ich finde es auch schwierig etwas dazu zu sagen, weil die Motivation des Hundes völlig unklar ist. Es könnte alles mögliche sein - Jagdverhalten, tatsächlich ein soziales Ding, Unsicherheit, schlicht Unerzogenheit. Ich würde da mal einen Fachmann draufgucken lassen.

  • Im Freilauf hat sie auch eine spezielle Feindin, die sie mit Knurren und Schnappen jagt, und zwar eine reinrassige Podenco-Hündin, etwas kleiner als sie, wo wir uns die ganze Zeit fragen, woran das liegen könnte.


    Sorry, aber sowas geht gar nicht.
    Ein Hund da ein solches Verhalten im Freilauf zeigt, gehört nicht nicht mit anderen Hunden in den Freilauf.


    Da ist auch total egal, wieso sie das Verhalten zeigt.


    Es it eigentlich eh egal, wieso deine Hündin das Verhalten zeigt. Im Grunde arbeitet man bei sowas immer gleich:
    Umorientierung zum Halter, kein Freilauf mit unbekannten oder unsicheren Hunden.


    Ich empfehle das Buch "Leinenrambo".
    Dort ist der Aufbau verschiedener Umorientierung und Managementmöglichkeiten wirklich kurz und gut erklärt beschrieben, zudem die Konfliktsituation Hunde trifft Hund.



    Falls du doch irgendeine Erklärung aus dem Blauen für das Verhalten deiner Hündin brauchst:
    Mit grosser Warscheinlichkeit ist sie unsicher.
    Unsichere Hunde neigen dazu, andere Hunde zu mobben, die genauso unsicher sind wie sie.
    Vielleicht habt ihr sie immer a la "Tut nix" laufen lassen, sie war aber unsicher und hat jetzt das Gefühl, sie muss sich die alle vom Hals halten, weil ihr das nie gemacht habt.
    Es kann aber auch sein, dass sie einfach unerzogen und rotz frech ist.



    Aber das kann man nicht sagen, ohne den Hund mal live gesehen zu haben. :ka:



    Und zum Thema Hundekontakt:
    So lange die Hündin so drauf ist, kein unkontrollierter Kontakt mit anderen Hunden.
    Wenn Hundekontakt dann nur zu bekannten oder zumind. souveränen Hunden, die sich nicht auf ihr gehabe einlassen und sich von ihr nicht Mobben lassen.

  • Thread der entspannten "Tut-nix"-Halter


    Probleme gibt es schon seit über 2 Jahren, wenn ich das richtig sehe.
    Ich denke, dass Problem hat sich aufgestaut und es wurde nicht wirklich dran gearbeitet.

    Danke für den Link. Also zum Jagen wurde ihr da hauptsächlich geraten, dass ja die Opfer schuld sind und überhaupt, man ist ja entspannt. Da wundert es mich nicht, wenn das Problem dann nicht weiter angegangen wurde.

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