muttergebundene Kälberaufzucht

  • Ich muss oft an das denken, was mir die Landwirtin, die die Rinder hält, mal gesagt hat, als sie erklärte, warum sie von Milch- auf reine Fleischproduktion umgestiegen sind: es ist einzigartig in der Natur, dass der Mensch die Milch anderer Lebewesen für sich benutzt, quasi "klaut".

    Stimmt. Da gab es auch irgendwo mal so ein Video, wo den Leuten “ganz tolle, neue Spezialmilch“ zum Probieren angeboten wurde. Die Leute waren begeistert, aber nur bis ihnen mitgeteilt wurde, dass es sich um Hundemilch handeln würde (ob das wirklich so war, weiß ich gar nicht mehr). Da wurden die Probanden richtig wütend, ausfallend, waren angeekelt. Hundemilch sei doch für niemanden sonst außer Hundewelpen.
    Da kann man mal sehen, was so kulturelle Standards ausmachen und wie krass man Dinge vielleicht auch einfach gar nicht mehr hinterfragt, wenn es eben “schon immer so“ war.


    Ich für meinen Teil finde auch nicht, dass Milch ethisch vertretbar bezogen werden kann, keinesfalls zumindest im größeren Stil. Und bin froh, dass ich Mandel-/ Hafer-/ Soja-/ Cashew-/ Reis-/ usw. -Milch total gerne mag :D

  • Bei uns gibt es an Milchprodukten durch die Tochter alle 14 Tage eine Packung Milch und wir essen hin und wieder Käse.


    Ich muss auch zustimmen, was so kulturell "vererbt" wird, wenn man da so drüber nachdenkt, das ist schon heftig.
    Ich hätte überhaupt kein Problem damit, frische Milch quasi direkt aus dem Euter zu trinken (habe ich auch schon gemacht vor vielen Jahren im Urlaub), aber alleine die Vorstellung, Hundemilch oder als Erwachsener Menschenmilch zu trinken... Bäh... Was für eine üble Vorstellung. Und das nur, weil Kuh- oder Ziegenmilch völlig ok ist in unseren Bereichen.

  • War gerade diese Woche eine Doko im Fernseh. Die Qualität der Milch ist nicht mehr das, wie früher. Früher gab die Kuh 2 000l Milch im Jahr und heute sind es 28 ooo l im Durchschnitt. Sind eben Turbokühe!


    Die Milch sei stark davon abhängig, was und wie gefüttert wird. Da hätte sich die Eiweisstruktur sehr verändert. Das sei auch verantwortlich für die vielen Lactoseunverträglichkeiten und Allergien.


    Die Doko war sehr verständlich und informativ aufgebaut.

  • War gerade diese Woche eine Doko im Fernseh. Die Qualität der Milch ist nicht mehr das, wie früher. Früher gab die Kuh 2 000l Milch im Jahr und heute sind es 28 ooo l im Durchschnitt. Sind eben Turbokühe!

    Hast du dich verschrieben oder meinst du wirklich 28.000l im Jahr?

  • Das meine ich wirklich so! Das haben die dort gesagt. Wie gesagt: Turbokühe aus einer reinen (riesigen) Milchbetrieb.

    Ich hab immer was gelesen von Höchstleitungen von 50-80l am Tag. Aber ich glaube 28000 liter Durchschnitt ist schon sehr sehr sportlich gerechnet.


    Edit: Aber ich gaube fast Leute die jeden Tag mit den Tieren zu tun haben wissen das besser als ich. :tropf:

  • Sorry, dann sollten die Reporter aber nochmal ganz genau recherchieren :ka:


    Rechne dir das doch mal aus.
    Man rechnet immer mit einer 305 Tage Laktaktion.
    Das würde bedeuten, dass die Kuh im Durchschnitt 91 l am Tag gegeben hat, was keine Kuh, auch keine Holstein Frisian, leisten kann.
    Im Durchschnitt gibt eine Kuh in SH 8400l in der 305 Tage Laktaktion.
    Ganz aktuell in den LKV Daten nachzulesen.


    Unsere Zwischenkalbezeit beträgt 400 Tage, wovon die Kühe 60 Tage trocken stehen.
    Wenn wir bei unserer Leistung, die 10300l in der 305 Tage Laktaktion beträgt, ausgehen, dann kommen wir auf um und bei 31l am Tag, wenn wir von den 400 Tagen Zwischenkalbezeit ausgehen.
    Mit ganz normalen Holstein Schwarz- und Rotbunten.

  • Und gegoogelt hab ich auch, die können ALLES, die WUNDERVIECHER.... Milch geben und lecker sein

    Genau genommen sind Hinterwälder wie einige andere "alte Nutztier-Rassen" auch, Dreinutzungsrinder. Sie eignen sich auch für Zugarbeit z. B. - das gehörte "früher" halt zu den Anforderungen an die Rinder hinzu, als die Bestände noch kleiner waren und eine Landwirtschaft nicht wie heute über 150 Menschen ernährt hat. "Damals" hat man noch mehr unmittelbar für sich und die (Groß-)Familie gearbeitet. Da brauchte man Rinder, die Milch geben und deren Kälber gleichzeitig für das Mästen taugen und die auch mitgearbeitet haben. Eine weitere Spezialität der Hinterwälder ist ihre geringe Körpergröße, so können sie im Hochschwarzwald auch extrem hängige Flächen beweiden, da ist ein bodennaher Schwerpunkt von Vorteil.
    Und all das können sie ohne das für die Leistungsrassen nötige "Powerfutter", sprich, sie leisten das aus Heu/Grasfütterung.


    Meine hier sind auch nicht "arbeitslos" - sie leisten wertvolle Naturschutzarbeit, einfach nur durchs Fressen und knödeln. Beneidenswert. :lol:


    Die Spezialisierung auf bestimmte Leistungsbereiche (Einnutzungsrassen/Hochleistungsrassen) ist ja mit eines der größten Probleme in der heutigen Nutztierhaltung
    Am bekanntesten ist es dem Verbraucher bei Hühnern - da gibts Hochleistungs-Eierleger ODER Fleischrassen - wie beim Rind, entweder Milch ODER Fleisch.


    Ich persönlich kann mir eine Landwirtschaft ohne Nutztierhaltung gar nicht vorstellen, weil die Tiere ihren Beitrag zu deren Kreislauf leisten - aber ich würde mir einen bewußten Umgang mit tierischen Lebensmitteln wünschen, einen maßvolleren und "ganzheitlichen" Umgang damit, die "Entspezialisierung" auf normaleres Leistungsvermögen und wenns nach mir ginge, würden Fleischpakete nur noch als "1/4, 1/2, 1/1" Tier verkauft, damit die Leuts mal wieder dran denken, dass ein Schweinchen nicht nur aus Kotelett besteht, ein Rind nicht nur aus Filet und ein Huhn nicht nur aus Hühnerbrust.

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