Stressfaktor Hundeschule

  • Hallo,


    ich bin etwas unentschlossen und bitte um eure Erfahrungen und Meinungen.


    Ich habe eine jetzt 15 Monate alte Mischlingshündin, die in der Wohnung mittlerweile tiefenentspannt, draußen aber immer noch zum Teil sehr angespannt und nervös ist.


    Ganz kurzer Rückblick:
    Es war anfangs wirklich extrem, sie hatte regelmäßige "Ausraster" mit Leine-/ Klamottenbeißen, hinschmeißen, alles anbellen, usw.
    Also nichts mit "wir erkunden in Ruhe die Welt mit unserem Welpen" sondern Stress pur. Die Welpenschule haben wir auf Anraten der Trainerin abgebrochen, da sie sich dort nicht mehr eingekriegt hat und an Dinge kennenlernen und üben überhaupt nicht zu denken war. Wir haben damals dann Einzel Trainings in Anspruch genommen, die uns sehr viel gebracht haben. Mit neuem Verständnis, irre viel Übung und extremer Ruhe sind wir beim heutigen Stand angekommen, auf den ich schon ein wenig stolz bin.


    Jetzt ist es so, dass ich gerne wieder mit ihr zur Hundeschule gehen würde, da ich das bei dieser Mischung (Weimaraner-Mix) nicht nur für sinnvoll, sondern eigentlich für notwendig halte. Ich möchte zB anfangen eine Schleppleine zu benutzen und will da richtig angeleitet werden und irgendwann würde ich gerne Mantrailing oder Dummyarbeit mit ihr machen (Futterdummy und andere Dinge apportiert sie schon gern, aber eben alles "laienhaft").


    Ich traue mich nur nicht.


    Ich befürchte, dass allein der Umstand, dass wir da hin fahren müssen, fremde Umgebung, Menschen und viele Hunde plus mein Anspruch irgendwas zu trainieren meine Hündin wieder derart unter Stress setzt, dass das Ganze erneut eine schlechte Erfahrung für sie wird und wir nur wieder das Geld rausschmeißen.


    Nur als Beispiel: eben haben wir nacheinander eine Katze und einen Skateboardfahrer gesehen. Nach der Katze konnte sie sich beruhigen. Als dann noch das Skateboard kam, hat sich meine Hündin die Seele aus dem Leib gebrüllt und war danach nicht mehr zu gebrauchen. Bin dann auf direktem Weg nach Hause. Diesen überreizten Zustand erreicht sie öfter und dann geht wirklich nichts mehr.


    Ich habe Lust und den Willen alles mit ihr Durchzuziehen und zu trainieren. Ich will das hinkriegen. Aber manchmal fühle ich mich so allein mit der Erziehungsaufgabe und der Verantwortung alles in Eigenregie zu machen. Komplett alles als Einzeltraining zu machen kann ich mir nicht leisten.


    Gibt es hier Leute mit ebenfalls nervösen, aufgedreht-unsicheren Hunden und wie habt ihr das gehandhabt? Hat das Training in der Hundeschule geklappt??
    Oder habt ihr vieles/alles allein gemacht und euch Wissen selbst angeeignet durch Bücher etc?


    Kann es sein, dass ich schon wieder zu voreilig bin und meine Hündin trotz ihrer 15 Monate immer noch Zeit braucht die Welt kennenzulernen ohne zusätzliches Training?


    Ich freue mich über eure Erfahrungen!

  • Das kommt immer auf die Hundeschule an. Mit meinen Hunden hat das immer sehr gut geklappt, selbst mit meiner aufgeregten Border-Kläffimaus. Die war in der Hundeschule nämlich immer der Oberstreber und lammfromm. Spaß hat es uns trotzdem gemacht.


    Mit meinem ängstlichen Rüden habe ich auch lange gewartet, aber irgendwann habe ich die passende Hundeschule gefunden. Angefangen haben wir in einer ruhigen Schüffelgruppe mit 2 - 3 anderen Hunden. Die ersten Stunden haben wir nichts gemacht außer kucken, ohne Stress, ohne Aufgabe, nur ruhig zuschauen. Und das hat sich gelohnt.


    Ich denke was für Euch wichtig wäre :


    ruhige Lernumgebung - also keine Hundeschule mitten in der Stadt
    kleine Gruppe - max 4 Hunde
    toll wäre es wenn die anderen Hunde entspannter wären
    nichts was puscht, wie Agility o.ä.
    ruhiges Arbeiten
    vielleicht fangt ihr auch mit einer ruhigen Schnüffelstunde an oder Rally Obedience ohne Leistungsdruck, nur mit Spaß


    Mantrailing hat bei uns viel gebracht. Und da arbeitet der Hund sowie alleine ( also ohne andere Hunde ). Allerdings puscht das die Hunde schon sehr. Vielleicht wäre ruhige Fährtenarbeit anfangs besser ?


    Sieh dir die Hundeschulen am besten ohne Hund an und schaue ob die Atmosphäre für euch passt.


    Ansonsten finde ich toll was ihr schon erreicht habt :applaus:

  • Danke für deine Antwort :)


    Das Wort Schnüffelgruppe höre ich gerade zum ersten Mal, da muss ich mich mal informieren!


    Ich wohne in einer Großstadt und kenne eigentlich nur große Gruppen in Hundeschulen. Ob es überhaupt Gruppen mit nur so wenigen Teilnehmern gibt, muss ich mal herausfinden.


    Das mit dem Pushen beim Mantrailing ist auch ein guter Einwand...


    Es gibt hier eine Hundeschule, die sogenannte "social walks" anbietet, also eine Gruppe trifft sich zum gemeinsamen Spazieren gehen aber ohne direktem Hundekontakt. Die Hunde sind angelehnt, man geht ruhig zusammen, es gibt kein Spiel, weder vorher noch nachher. Die Hunde lernen so, dass sie sich nicht aufregen müssen (weder negativ noch positiv). Eine Trainerin ist dabei.


    Was haltet ihr davon? Ich finde das klingt irgendwie gut.
    Da kann man zur Not den Abstand vergrößern usw.


    Ich glaube ohne Hund Schulen anschauen werde ich mal machen. Dass ich da noch nicht von selbst drauf gekommen bin! Danke Ninma :)

  • Schleppleinenhandling kann man sich auch vor Ort zeigen lassen, also Hausbesuch buchen. Mit meiner Hündin ist Rumfahren immer stressig, deshalb hatten wir den Großteil an Training bei uns zuhause oder bei uns in der fußläufigen Gegend.


    Edit: Ups, überlesen dass das zu teuer wäre.

  • Hallo Lotti,


    also ich würde zweigleisig fahren. Erst mal an der Umweltunsicherheit arbeiten und eine sehr ruhige Beschäftigung wählen.


    Bei uns gibt es einige Trainer, die haben keinen festen Hundeplatz und gehen mit den Kursteilnehmern an verschiedene Orte um da Übungen zu machen. Da hat man einen festen Kurs, idealerweise mit nicht mehr als 4-5 Teilnehmern, so dass die Trainer auch individuell auf Euch eingehen können. Gibt es auch speziell für unsichere Junghunde (zumindest bei uns).


    Beschäftigung finde ich gut und wichtig, da würde ich in Richtung Nasenarbeit gehen. ZOS kann man prima zu Hause machen oder, wenn Du an einer Gruppe teilnehmen möchtest, etwas in Richtung Geruchsunterscheidung o.ä. Hat den Vorteil, dass nur Du mit dem Hund zusammen arbeitest und sich Deine Hündin auch in Anwesenheit anderer Hunde auf Dich konzentrieren muss. Schau doch mal bei den Hundeschulen/Trainern in Deiner Umgebung oder lass Dich auch mal beraten. Da findet sich bestimmt etwas passendes.


    Viel Erfolg :smile:

  • Hallo Lotti Karotti,


    wenn ich es richtig verstehe hat Deine Hündin durchaus auch Probleme in der Reizverarbeit bei Umweltreizen, siehe oben Katze, dann Skateboardfahrer. Da sehe ich einen Ansatzpunkt, daran mit ihr daran zu arbeiten, daß sie sich da nicht hochfährt.
    Auch da wäre durchaus eine Einzelstunde hilfreich um für Dich verstehen wie Du Deiner Hündin da helfen kannst.
    Wie schon geschrieben ist ruhige Beschäftigung, wie Nasenarbeit, sicher sehr positiv für Euch.

  • Vielen Dank für die Ratschläge, vielleicht buche ich doch noch mal zwei drei Einzelstunden. Nur auf Dauer wäre es zu teuer, so meinte ich das. Vielleicht braucht es ja gar nicht so viel aber eben einen Problemlöseansatz :)

  • Ich würde gar nicht in eine richtige Hundeschule gehen, sondern mir eben für genau das was du suchst, passendes Training organisieren.


    Also im Bereich Mantrailing einen guten Trainer und eine gute Gruppe suchen und für Schleppleinentraining vermutlich eher Einzeltraining mit Einweisung buchen.


    Die Frage ist ja, was bringt dir/euch Gruppentraining? Wenn du genau DAS natürlich gezielt üben willst - okay. Aber wenn das aktuell gar nicht eure "Baustelle" ist, wieso dann künstlich ein Problem erzeugen? Ich würde mir solche neuen Baustellen gar n icht antun, sondern an dem Erfolg anknüpfen, den ihr euch schon so hart erkämpft habt ;-)

  • Ja, genau das sagt mir auch mein Bauchgefühl, Bonadea.
    Ich hatte bloß Bedenken, dass ich die Hundeschule meide und es eigentlich gerade nicht tun sollte. Oder ein schlechtes Gewissen, weil viele fragen, ob wir in die Hundeschule gehen und ich immer verneine.
    Aber ich denke auch, dass es wie beim Menschen verschiedene Typen gibt, die einen können dort gut trainieren und andere eher in einem anderen Rahmen.


    Ich glaube mir war vorher nicht so bewusst, dass es diese Sportgruppen außerhalb der regulären Hundeschule mit Kurssystem gibt, doch jetzt werde ich mich mal umschauen.


    Einen schönen Abend euch

  • Ach ganz ehrlich ... so richtig was "lernen" tut man in den meisten Hundeschulen doch eh nicht ...


    Fokussier dich lieber auf die Dinge, die dir wirklich wichtig sind und beschäftige deinen Hund sinnvoll, als ihn stupide mit 20 anderen im Kreis zu führen ;-)

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