Ängstlicher Hund - gesucht Trainingsansatz
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Hi,
leider Gottes ist es ja so, das auch bei uns im Hundeverein immer mehr problematische Hund-Hundeführer-"Teams" auftauchen.
Jetzt habe ich gerade wieder mal so ein Fall, bei dem mich interessiert, ob hier vielleicht noch ein paar Leute eine Idee für einen Trainingsansatz oder für weiter Trainingsschritte haben. (ich weiß, das eine Beurteilung ohne Ansicht des Teams immer schwierig ist, allerdings geht es mit ja nur um Ideen)Kurze Beschreibung der Situation:
Der Hund (Rüde, unkastr.) kam mit ca 1/2 bis 3/4 Jahr aus Spanien, wahrscheinlich von der Straße, Vorgeschichte unbekannt. Kurzer Aufenthalt auf einer Pflegestelle (2-3 Monate), dann Wechsel zur jetzigen Besitzerin. Hund sieht aus wie ein Spitz irgendwas Mix (evtl auch ein bisserl Border). Der Hund ist jetzt ca 1 bis 1 1/2 Jahre bei der Besitzerin.
Folgende Darstellung auf dem Hundeplatz, bzw draußen mit anderen Hunden im Gelände:Hund ist super unsicher, zieht beim Spaziergang wie ein irrer an der Leine. Draußen ist ein Ablenken des Hundes so gut wie unmöglich, da er die Besitzerin überhaupt nicht wahr nimmt. Auch auf dem Hundeplatz hat der Hund keinerlei Beziehung zum HF. Wenn der Hund von der Leine gelassen wird, kommt er nicht mehr zum HF, auch wenn dieser sich umdreht und weggeht.
Der Hund gerät bei unbekannten Situationen oder wenn er sich eingeengt fühlt in sehr großen Streß, teilweise so groß, das er auch nach dem eigenen besitzer schnappt (ist allerdings nicht sehr verwunderlich, da der Hund keine Beziehung und kein vertrauen zum HF hat). Streßsituationen für den Hund sind schon 3-4 Menschen um ihn rum, bellende oder aggressiv wirkende Hunde, hektische Bewegungen. Vor allem auf Männer reagiert er ängstlich.
Es dauerte fast ein halbes Jahr bis der Hund unterwegs sein Geschäft erledigt hat, vorher war er viel zu gestreßt dazu.
Prinzipiell kommt er mit anderen Hunden gut aus, allerdings keift er zurück, wenn er angemacht wird oder wenn er sich eingeengt fühlt. In einer freilaufenden Hundegruppe verhält er sich sehr sozial.Situation zuhause: es leben noch der Mann und die Oma mit im Haus, die leider aller erziehungsversuche beukotieren, indem sie sich an Anweisungen nicht halten. Der Mann läßt den Hund einfach in Beißereien laufen, nach dem Motto, der Hund wird schon merken, dass der andere Hund ihm nicht gut gesonnen ist. Leider kam es jetzt schon in kürzerer zeit zu mehreren Beißereien, bei dem auch das Frauchen vom eigenen Hund geknappt wurde, als diese versuchte den fremden Hund abzublocken.
Der HF (Frauchen) ist eine liebe Person ohne Durchsetzungsvermögen ("Bitte komm doch her") und ohne Blick für Hundeverhalten / -sprache.
Im Haus ist der Hund sehr lieb und schmusig. Knappt Frauchen aber schon mal in die Haxen, wenn diese die Treppe hinuntergeht.
Vor der Oma haut er ab, wenn diese versucht mit Leckerechn Sitz zu üben. Wahrscheinlich hat sie mal eine bedrohliche Bewegung auf ihn zu gemacht (Vermutung meinerseits, da er darauf sehr sensibel reagiert)Ohne Ablenkung (im Haus und Garten) klappt auch schon mal das Sitz und Komm, Platz ist noch im Aufbau. Da man ihn draußen eigentlich nicht von der Leine lassen kann, hat er nur eingeschränkten Auslauf.
So, soweit die Beschreibung. Mein erster Ansatz war, den Hund nur noch aus der Hand und für Leistung zu füttern, damit er mehr vertrauen zu den Familienmitglieder bekommt und lernt, das er etwas tun muß, wenn er etwas haben will. (Leider spielen die zwei anderen Familienmitglieder laut Hfin nicht so mit, da denen das Verhalten des Hundes egal ist, die könnten auch damit leben, wenn der Hund nicht mehr da wäre).
Weiterhin soll sie sich ein Geschirr für den Hund besorgen, da er so extrem zieht, damit er ein besseres Körpergefühl bekommt (wir hatten kurzfristig mein Geschirr drauf, war etwas groß, aber er lief sehr gut damit) und langfristig keine Gesundheitsschäden durch das Ziehen und durch die 10 m Leine bekommt. Auf dem HP haben wird dann eine 10m Leine drauf und die HF sollte mehrere Richtungswechsel hintereinander durchführen, damit der Hund gezwungen wurde, seine Aufmerksamkeit dem HF zu schenken. Wenn er locker neben her lief wurde er dafür belohnt. Zwischendurch wurde das Abrufen aus der Entfernung geübt, welches ohne Ablenkung ganz gut funktioniert (Absicherung an der 10m Leine) Leider tut sich die HF sehr schwer den Hund einzuschätzen und im richtigen Moment zu loben.Habt ihr Tips, wie man an den Hund noch dran kommt. Vor allem wäre es wichtig erstmal eine Bindung und Vertrauen zu dem HF zu bekommen, damit man später am Gehorsam arbeiten kann. Ideen dazu sind sehr willkommen. Bitte Tips unter Beachtung der Situation, das der HF Schwierigkeiten hat, situativ richtig zu handeln.
Und bitte keine Kommentare darüber, das dieser Hund in dieser Familie evtl nicht richtig aufgehoben ist.
Gruß
Nadine -
- Vor einem Moment
- Neu
Hi
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Den letzten Satz von dir lass ich mal im Raum stehen ... soll jeder meinen wie er denkt.
Ich sehe da eher das Problem bei der Halterin und den Mitbewohnern - erst müsste ja bei denen ein Erziehungsänderung erfolgen - bevor sie mit dem Hund zusammen arbeiten können.
Wenn ihr ... ich sag mal 2h die Woche auf dem Platz seit - müssen die Leute die restlichen 166h die Tips und Ratschläge auch konsequent weiter umsetzen.
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- Der Hund verhält sich "Situationsnormal". Der Hund kommt aus Spanien (ob Spanien oder sonstwoher ist für den Fall egal) und mußte sich in erster Linie mit Artgenossen arrangieren. Er hat also wahrscheinlich nie gelernt sich an Menschen zu orientieren.
- Der Hund bekommt von "seinen" Menschen keine konsequnte Führung (Hundeführerin machts so, der Partner anders, die Oma wieder ganz anders), also "fährt" der Hund gut mit seinem eingefahrenem Verhalten (mit dem er ja ohne menschliche Führung überlebt hat), warum soll er es jetzt also freiwillig abgeben?
- Daß der Hund die Oma in die Beine zwackt, sehe ich hier auch erst mal als ganz typisch an (Hütehunde tun dies auch wenn ihr anvertrautes Rudel abtrünnig wird)
Als erstes müssen sich sämtliche Familienmitglieder über die Erziehungsmethode einig sein. Dann ist bei Situationen (bei denen der Hund auf seine Menschen angewiesen ist) ignorieren angesagt, so daß der Hund "gezwungen" wird zu seinem Menschen hinzugehen -was dann natürlich positiv bestätigt werden muß. Dies beginnt natürlich zu Hause - auch wenn der Hund ein "Protestpinkeln" oder ähnliches an den Tag legen sollte. Damit zeigt er uns an, daß er eine konsequente Führung durch uns anerkennt.
Soviel erstmal zum Anfang, mal abwarten was sich ergibt.
Schönen Tag noch
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Hallo,
ich denke,das ich ein wenig mitreden kann.
Habe auch 3 Hunde aus dem Ausland.
Alle haben ihre Macken und Tücken.
Die müssen lernen damit umzugehen und sich darauf einzustellen.
Mit einiges müssen sie wohl aber auch leben.Aber ich denke,das sich zu Hause viel ändern muss,weil sonst die beste
Hundeschule nicht wirklich hilft.Lieben Gruss
Petra -
Hi,
@all
das sich viel ändern muß, ist klar. Ich werde einfach nochmal versuchen, mit ihr zu reden. Leider sind die anderen zwei noch nicht bereit, mal mit auf den Hundeplatz zu kommen.Hund
Das der Hund sich situationsgerecht verhält und gar nicht anders kann, ist mir bewußt, leider den Besitzern nicht.
Gezwackt wurde die HF, nicht die Oma ;-)
Ansatz - ignorieren und bestätigen, wenn der Hund gewünschtes Verhalten an den Tag legt, ist auch mein Ansatz.Sollte die Familie sich nicht einig werden und das Frauchen noch ein paar Mal geknappt werden, befürchte ich, das der Hund im TH landet. :nosmile:
Gruß Nadine
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Bist du mit deinem Ansatz nicht vielleicht schon 1-2 Schritt zu weit?
Als Grundlage sollte doch zumindest erst einmal ein Gewisses Grundverständnis der Hundeerziehung und ein gewisses Mass an Bindung herrschen.
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Bist du die Trainerin, oder "nur" eine andere Teilnehmerin? Ich finde jedenfalls gut, dass du dir so ausführlich Gedanken darum machst. Das mit dem Geschirr finde ich auch ganz wichtig. Als erstes würde ich ihr drei, vier Bücher empfehlen, welche die dir evtl. auch schon weitergeholfen haben, und die du empfehlen kannst, die sich auch leicht lesen. Geh doch mit ihr zusammen in den Buchladen, und kauf/bestell welche.
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Hallo Nadine,
na das ist ja mal eine Beschreibung. Also deinen letzten Satz lasse ich mal so da stehen. Aber sicher kannst du dir vorstellen was ich denke. Was meine Vorgänger geschrieben haben stimme ich vollkommen zu. Alle Familienmitglieder müssen an einem Strang ziehen. Ansonsten brauch man erst gar nicht anfangen. Das muss der Familie ausdrücklich gesagt werden.
Das Vertrauen zum Hf sollte zudem aufgebaut werden und täglich fortgesetzt werden. Meine Beziehung und Vertrauen habe ich aufgebaut, indem ich täglich mindestens 90 Minuten am Stück mit Apollo zusammen arbeite. Dabei ist alles andere nebensächlich. Das Telefon wird ausgeschalten. Diese Zeit ist nur Apollos Zeit. In der Zeit üben wir das Leine laufen, verschiedene Kommandos (Sitz, Platz, Fuss, Steh, hinlegen usw). Es wird auch gespielt, rumgetollt und geschmust. Alles draussen im Garten bzw im Hof. Zwar denken die Nachbarn, dass ich mal wieder spinne, aber das ist mir egal. Uns geht es gut.
Das Herankommen haben wir geschafft, indem die Schleppleine zum Einsatz kam. Wir haben mit einer 10 m Leine angefangen. Ich empfehle aber die breiten und nicht die runden. Bei jedem Spaziergang war sie dabei. Die ersten Tage hat Apollo sie nur hinter sich her geschleppt. Er musste sich daran gewöhnen und ich auch. Dann ging es los. Wenn er sich festschnupperte ging es los. Ich rief "Apollo hier" Wenn er sich nicht bequemte kam nach spätestens 2 Sek ein Ruck an der Leine. Grins. Da war er erstaunt. Aber er machte trotzdem keine Anstalten zu kommen. Also rief ich ihn wieder und wenn er noch nicht wollte, dann wieder ein Ruck. Am Anfang ging es so lange, bis er fast vor mir stand. Was mich schon ärgerte, aber man muss eben ruhig und gelassen bleiben. Das wurde dann immer wieder mehrmals auf einem Spaziergang wiederholt, aber nicht alle 2 Meter. Nach ca 3 Wochen fiel der 1. Meter. Ich blieb dran und nach den weiteren 3 Wochen der nächste Meter. Schließlich kam er von allein. Aber die Schleppleine blieb so lange im Einsatz, bin der letze Meter viel. Man sollte nicht zwischendurch probieren, ob er schon kommt, denn das würde den Erfolg trächtig beeinflussen. Es dauert ziemlich lange, aber bei konsequenter Durchführung und beim Durchhalten, ist doch das Ergebnis alles wert.
Beim Ziehen an der Leine blieb ich stehen. Ich stand auch schon fast 10 Minuten an einem Fleck, bis er endlich locker lies. Was solls, da muss man eben durch.
Den Kontakt zu anderen Hunden sollte er weiterhin haben. Man kann ja vorher fragen ob sie sich beschnuppern können und erst wenn alles geklärt ist, können die beiden sich beschnuppern. Bis jetzt sind wir sehr gut damit gefahren. Er sollte vielleicht erstmal mit seinen Kumpels unterwegs sein.Was mir eben noch zu der Familiensituation einfällt. Vielleicht sollte erstmal nur einer mit dem Hund arbeiten und das ist nun mal die Hauptperson. Und dann wenn er etwas kann die anderen. Einer nach den anderen. Und vielleicht ist es besser, das nur ein und die selbe Person mit ihm Gassi geht. Der Mann kann ja nebenher laufen und einfach beobachten. Nach vielen Diskussionen hatten wir uns auch dafür entschlossen. Bei uns waren "Ermahnungen" und "Korrigierungen" des anderen an der Tagesordnung. Klar ist bei uns auch nicht alles perfekt, Apollo zieht wenn er mal muss. Ich würde ja auch aufs Klo rennen, wenn ich mal dringend muss.
Wenn Apollo etwas tut was uns nicht gefällt, dann sagen wir "NO". Das Nein klingt meist so gesungen und das No klingt härter. Grins.So, das war jetzt alles, was mir einfiel. Ich drücke die Daumen das die es gebacken kriegen und der Hund nicht schon wieder den Besitzer wechseln muss.
Liebe Grüße und Frohe Ostern
Tina und Apollo
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Zitat
Und bitte keine Kommentare darüber, das dieser Hund in dieser Familie evtl nicht richtig aufgehoben ist.
Auch wenn es genau das ist, was du nicht hören willst (ohne Grund hast du diesen Satz ja nicht geschrieben), es gibt nur die Möglichkeit, daß sich die Familie einig ist oder sich alle ausser der HF aus der Erziehung raus halten. Die Dame müßte aber schnellstens eine Menge über Hunde und deren Verhalten lernen und gewillt sein, ihr bisheriges Verhalten kpl. zu ändern.
Aber: Ein unsicherer Hund, der nicht richtig auf Menschen geprägt ist in so einem Haushalt, das ist für keine Seite ideal. Damit wird niemandem geholfen (wer auch immer den Hund dahin vermittelt hat :kopfwand: ), ich würde mir ernsthaft Gedanken über ein neues Zuhause machen.Wenns es nicht paßt und der HF nicht bereit ist, ernsthaft zu lernen, dann sollte man nicht bis zur entgültigen Eskalation warten, in beider Interesse !!
Gruß, staffy
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Hi,
Alina
Ich bin die Trainerinstaffy
ich habe den Satz reingeschrieben, weil ich darüber keine Diskussion entfachen will, da es klar ist, das die Situation alles andere als ideal ist.Mal schauen, ob die Frau am Mi wieder kommt, dann werde ich noch mal mit ihr reden.
Ich befürchte auch, wenn er mit seinen Schnappaktionen noch ein paar mal Erfolg hat, das sich dieses Verhalten evtl. etabliert.Es ist halt etwas schwierig, wenn Leute den Hund schon 1 1/2 Jahre haben, dann zu sagen, geben sie den Hund ab. Vor allem, sollte er in einem TH landen, sind die Vermittlungchancen für einen Hund, der schon "gebissen" hat sehr gering. Vor allem, da er im TH bestimmt noch mehr in sein ängstliches Verhalten getrieben wird.
Die beste Möglichkeit wäre, die Familie stellt sich auf den Hund ein und es funktioniert.Gruß
NadineGruß
Nadine -
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