Wie lange „muss“ man trauern, ehe ein neuer Hund einzieht?


  • „Das macht man nicht! Das ging viel zu schnell, der Vorgänger war ja noch nicht mal kalt! Man muss warten, ehe man einen neuen Hund holt“

    So sehe ich das auch. Zumindest dachte ich das.


    Nach dem ersten Hund hab ich deshalb 3 Monate aus Anstand gewartet. In der Zeit war ich ständig krank, was ich sonst nie bin. Als dann der Welpe kam, dachte ich, alles würde besser, aber stattdessen bekam ich den großen Welpenblues und hätte die kleine Kröte in den ersten zwei Wochen echt fast wieder zurück gebracht.


    Nach dem zweiten Hund wollte ich gar keinen Hund mehr, bin dann durch einen ganz bekloppten Zufall über meine jetzige gestolpert und hab sie 4 Tage nach Verlust des Vorgängers abgeholt - wohlwissend, dass mich der Welpenblues diesmal vermutlich wieder umhauen würde. Ich hatte nicht mal die Sachen vom alten Hund weg geräumt.


    Das Ergebnis war für mich völlig verblüffend. Alles war gut. Der Alltag mit dem neuen Hund ging einfach so weiter wie mit dem alten (abzüglich der psychischen Belastungen durch die langwierige Erkrankung des letzten Hundes).


    Ich finde es nach wie vor schlimm. Es ist, als ob man einfach ein neues "Gerät" kauft, nachdem das alte "kaputt" ist. Aber für mich total unerwartet funktioniert es scheinbar. Ich würde es wieder so machen, auch wenn ich es eigentlich moralisch bedenklich finde. Andererseits finde ich es wichtiger, zu Lebzeiten für den kranken und/oder alten Hund da zu sein, als nach seinem Tod aus Anstand lange zu warten. Ich denke, die Vorgängerhündin hat mein Schritt nicht mehr gestört.

  • "Müssen" tut man gar nichts. Ich denke, jeder trauert unterschiedlich. Als unsere Familienhündin 2012 starb zog nur drei Monate später der nächste Hund zuhause ein. MIR persönlich ging das viel zu schnell. Ich bin daher nie so wirklich mit der Hündin warm geworden. Für meine Eltern allerdings, war es genau der richtige Zeitpunkt. Da ich zu diesem Zeitpunkt schon lang nicht mehr zuhause gewohnt habe, war es auch nicht eine Entscheidung, die mir zugestanden hätte.


    Meine eigenen Hunde sind erst knapp 5 und knapp 1. Daher ist es hoffentlich noch lange hin. Ich werde das dann nach Gefühl machen.

  • Jeder für sich muss entscheiden, wann ein neuer Hund einziehen kann. Ich habe für mich entschieden, dass mein Leben zu kurz ist, um es ohne Hunde zu verbringen.
    Es gibt unendlich viele arme Seelen, die für ein Zuhause und ein bisschen Liebe dankbar sind. Mein Seelenhund lebt seit 6 Jahren auf der Traumwiese und meine Trauer ist immer noch unendlich. Aber ich habe drei anderen Hunden ein Zuhause gegeben, drei, die keiner haben wollte - und ich weiss, dass meine Sternenjungs einverstanden sind, dass sie mich in meinem letzten Lebensabschnitt begleiten.

  • Manchmal habe ich das Gefühl dass manche zu lange trauern wollen. Eine Bekannte bricht nach Jahren noch in Tränen aus wenn sie einen Beagle sieht der auch nur annähernd aussieht wie ihr ehemaliger.

    Ah... Wollen will man das? sicher?
    Ich will nicht in Tränen ausbrechen wenn ich nen Papillon sehe der aussieht wie Löle. Ob ich das will interessiert mein Herz leider überhaupt nicht, das reagiert einfach mit einem scharfen Schmerz der die Tränen einfach laufen lässt sobald ich einen weiß zobelfarbenen Papillon sehe.
    Inzwischen bin ich nur noch unfassbar traurig und kann meist die Tränen zurückhalten. Und das wo Löle nun schon fast 7 Jahre tot ist.


    Wollen ist leicht dahergesagt.



    Man "muß" so lange trauern, bis man bereit zu einer neuen Bindung ist - die ja ohnehin wieder ganz anders ist und in keiner Weise bedeutet, dass der alte Hund vergessen ist.

    Nö. Man muss solange trauern bis man damit fertig ist.
    Das hindert einen doch nicht neue Bindungen einzugehen, warum denn?





    Als meine Trolly starb wurde ich krank. So richtig krank, mit fieser Lungenentzündung die mich fast umgebracht hat. Kein Wunder, sie wurde mir gewaltsam durch Gift im eigenen Garten entrissen, ich war damals erkältet, Winter, es lag Schnee und als ich sie fand hab ich lange mit ihr in den Armen im Schnee gesessen und geheult. Irgendwann hat mein Mann es geschafft mich sanft von ihrem kalten Körper zu lösen und reinzubringen. Noch am Abend bekam ich hohes Fieber, war tagelang im Fieberdelirium und nicht ansprechbar.
    Mein Arzt meinte später das meine Seele den Schmerz komplett an den Körper weitergegeben hat, ich hatte im Jahr davor einen hochwichtigen Menschen verloren, musste meinen geliebten Kater nach vielen Jahren zusammen abgeben und dieser neue Verlust war einfach zuviel. Darum musste der Körper diesen Schmerz übernehmen, das wäre garnicht so selten, meinte der Arzt.
    Danach zog lange kein Hund mehr ein, was aber daran lag das wir umziehen mussten und in der neuen Wohnung keine Tiere erlaubt waren.


    Als Löle starb hatte ich unfassbar Glück. Arren zog ein kurz bevor sie starb. Und ja, das war wirklich Glück, denn der kleine Welpe brauchte mich, ich musste aufstehen, mich mit ihm beschäftigen, mich um ihn kümmern.
    Ohne ihn.. Ich weiß nicht wann oder ob ich je wieder aufgestanden wäre. Löles Tod hat mich so tief getroffen, hat so eine riesige Wunde in mein Herz gerissen das es mich völlig aus der Bahn geworfen hat.
    Noch heute, fast 7 Jahre nach ihrem Tod kann ich kein Bild von ihr ansehen.
    Dennoch zog grade mal 8 Monate nach ihrem Tod ein weiterer Hund hier ein, es ergab sich eben. Und selbst die beiden Junghunde haben nicht einen Moment ihren Platz eingenommen, werden sie auch nie. Sie haben, wie Trolly, ihre ganz eigenen Plätze in meinem Herzen.


    Mir graut es vor dem Tag an dem ich einen der Jungs verlieren werde.
    Sie sind so dicht zusammen im Alter, sie sind so ein Dreamteam.
    Wie soll der eine ohne den anderen sein? Wie soll ich es überstehen wenn ich sie innerhalb kurzer Zeit beide verliere?
    Ich weiß es nicht. Ich hoffe ich habe noch viel Zeit mit ihnen.

  • Für mich gibt es da kein "Richtig".


    Boris kam sehr schnell, aber das heißt nicht, dass seine Vorgänger nicht im Herzen sind.
    Das ich nicht unendlich traurig war, bei jedem Verlust.
    Das ich nicht auch nach Jahren noch an gute und schlechte Tage denke.....


    Ich finde übrigens die Bemerkung Deiner Freundin sehr herzlos Dir gegenüber.
    Das sie mitfühlt, mitdenkt, warnt vor zu schnellen Entscheidungen ok.
    Aber das ginge für mich nicht.

  • Das ist sehr individuell ... da hat niemand irgendwas vorzuschreiben.


    Hier zog ganz bewusst der Youngster noch zu lebzeiten der alten Dame ein, weil ich wusste dass ich ganz ohne Hund ihren Verlust kaum aushalten würde.

  • Ich war noch nie in der Situation, einen Hund zu verlieren und es dauert hoffentlich auch noch einige Jahre, bis ich meine Seelenhündin gehen lassen muss.
    Dennoch weiß ich jetzt schon, dass ich in ein tiefes Loch fallen werde, wenn der Tag gekommen ist und aus diesem Grund soll hier - wenn möglich - noch ein Zweithund einziehen.
    Ich hätte vermutlich gar nicht die Kraft dazu, nach einem neuen Hund zu suchen, aber bin mir sehr sicher dass, wenn hier noch ein Hund lebt, er mich auf gewisse Art auffangen wird und es mir mit noch vorhandenem Hund leichter fallen würde, einfach weiter zu machen.


    Ein Leben ohne Hund kann und will ich mir gar nicht mehr vorstellen.

  • Bei meinen letzten beiden Verlusten war es eher so, dass die ganz schlimme Trauer eher noch in die Lebenszeit des Hundes fiel: Die kam in dem Moment, in dem ganz klar war, dass der Hund sich nicht mehr erholen würde. Dass der Abschied unabwendbar war und ich den Entschluß zum Einschläfern würde fassen müssen.


    Das war eigentlich das Schlimmste. Hinterher war ich eher auf eine traurige Weise erleichtert, dass mein Hund es hinter sich und hoffentlich seinen Frieden gefunden hatte. Insofern hat das auch nicht allzulange gedauert, bis ich eine neue Beziehung eingehen konnte. Das Vermissen wurde zwar nicht weniger, aber der leere Platz schmerzte nicht noch zusätzlich, und das Leben ging weiter.

  • Sich einen neuen Hund ins Haus und Herz zu holen, bedeutet ja nicht, dass man um den verstorbenen nicht trauert.


    Wenn man sich einen Zweithund holt, hat man den Ersthund doch weiterhin lieb.


    Die Denkweise ist komisch oder anders. Ich ersetze den Hund ja nicht, sondern der hat immer seinen Platz (im Herzen). Eine „leere Zweitstelle“ wird besetzt.

  • ich glaube jeder der ein "nicht genügend gewartet "
    Im Sinne "Verrat an dem Toten " bemängelt
    Hat einfach nur Angst vor seiner eigenen Vergänglichkeit
    Dem Vergessen...


    Das weiterleben und weiterlieben ist aber genau das
    Was das was war zu etwas liebend lebendigem macht


    Alles andere wäre Tod einiger persönlichkeitsanteile
    für alle anderen über den Tod des gestorbenen hinaus
    Das wäre Verrat an den Lebenden und der Liebe


    Dafür sollte kein Mensch oder Tier Verantwortung tragen müssen
    Die bestimmt nicht erwünscht wäre, außer.. Nuja... Grusel

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