Wie lange „muss“ man trauern, ehe ein neuer Hund einzieht?

  • Da gibt es kein richtig und kein falsch. Jeder trauert anders. Und natürlich kann das auch jeder anders sehen, aber dann so Sprüche drücken - muss nicht sein.


    Zwischen Aikas Tod und Shilas Einzug verstrichen 5 Monate. 5 elende, lange Monate. Ich wäre am liebsten am Tag nach Aika ihrem Tod los und hätte einen "Nachfolger" geholt. Das Haus war leer, der ganze Tagesablauf durcheinander. Nichts hat mehr so richtig Sinn ergeben. War ich arbeiten, wars okay, war ich daheim, furchtbar. Die Wochenenden waren am Schlimmsten.


    Ich hab nicht nur meinen Hund vermisst sondern auch das Leben mit Hund.


    Als Shila einzog hat alles wieder Sinn gemacht. Ich hatte wieder Gewusel um mich herum, spazieren gehen, kümmern, nicht alleine sein.


    Das Einzige ist, man muss darauf achten, nicht auf Teufel komm raus, irgendeinen Hund zu sich nehmen zu wollen. Das geht nicht gut. Ist mir beinahe passiert. Hündin aus dem TH, war auch auf Probe bei mir, aber ging nicht gut. Mein Vater war nicht einverstanden und der Hund ist nun mal auch oft bei meinen Eltern. Sie wäre eine Herausforderung gewesen (Trennungsangst, Unsicher bei Männern --> anknurren, Jagdtrieb wie die Sau) und ich hätte es alleine nicht stemmen können. Es war einfach dieses "haben wollen", aber es hätte uns Beiden geschadet. Später bei Shila hat es sich anders, besser angefühlt. Hier hat einfach alles gepasst.

  • Ich glaube auch dass man dazu keine pauschalisierte Aussage treffen kann. Jeder brauch die Zeit die er nunmal braucht. Ich in meinem Fall kann mir auch nach guten 3 Jahren keinen neuen Hund vorstellen. Dazu kam mir das mit Kiwi zu plötzlich und unvorhersehbar.
    Ich liebe Hunde und sicherlich kommt irgendwann wieder einer, aber ich kann noch keinen neuen Hund in mein Leben lassen.

  • Das ist sehr individuell ... da hat niemand irgendwas vorzuschreiben.


    Hier zog ganz bewusst der Youngster noch zu lebzeiten der alten Dame ein, weil ich wusste dass ich ganz ohne Hund ihren Verlust kaum aushalten würde.

    So war es bei mir auch, Speedy ist bewusst eingezogen, Bibo hat ihn noch ein halbes Jahr mit erzogen und dann musste ich sie einschläfern lassen.
    Ein Zweithund zieht erst jetzt wieder ein, weil Speedy viele Jahre brauchte, um im Alltag entspannt zu sein. Jetzt ist er es und so kann ich endlich wieder einen Zweithund haben und freue mich riesig auf die Cookie :herzen1:

  • Bei mir ziehen die Neuen auch schon ein bevor die Alten tot sind. Aber Mehrhundehaltung ist doch ein bisschen was anderes als sich am nächsten Tag einen Neuen zu holen. ;)


    Generell bin ich der Meinung, dass Trauer etwas extrem persönliches ist und es eine riesen Unverschämtheit ist sich da bei anderen einzumischen. Gerade wenn es dann sogar noch über die "hat dir wohl nicht viel bedeutet wenn..."- Schiene kommt.
    Ganz davon abgesehen, dass es impliziert, dass man zwangsläufig über den Ersten hinweg sein muss um einem neuen Hund gerecht zu werden. Dabei kann ja auch gerade der starke Wunsch nach hündischer Gesellschaft ein sehr starkes Zeichen von Trauer sein.
    Menschen trauern unterschiedlich. Laut, leise, allein, in Gesellschaft, lang, kurz usw. Darüber zu urteilen... ja ich bin da etwas empfindlich....


    Lass dich nicht beirren, es gibt nur einen einzigen Menschen auf der Welt den das etwas angeht und der in der Lage ist das zu beurteilen und der bist du.


    Eine mehr oder minder offizielle Regel gibt es selbstverständlich nicht.

  • Mein alter Rüde hat vor seinem Tod drei Wochen furchtbar gelitten und ich jede Minute mit ihm. Immer die Hoffnung, wir können ihm doch noch helfen.
    Nachdem er tot war war ich sofort im Internet und habe nach Lockenköpfen gesucht, die so aussehen wie er. Mein Mann hat mir "verboten" mein Löckchen zu ersetzen und das war vermutlich ganz gut so. Ich habe lange getrauert und schon wieder Pipi in den Augen, aber als nach 1,5 Jahren Emil einzog (ich war ja nicht hundelos, Chica war ja da, war vorher schon Zweihundehalterin), da war er einfach ein ganz anderer Hund. Optisch und vom Typ her. Für mich war es gut so lange zu warten, hätte ich mir sofort einen ähnlich aussehenden Hund geholt, hätte ich vllt immer verglichen, wer weiß.
    Viele meiner Freunde und Bekannte haben sehr schnell einen neuen Hund geholt und das ist genauso ok. Wer bitteschön hat denn das Recht einem eine Trauerzeit vorzuschreiben?
    Ich habe dann Bemerkungen gekriegt wie "Was? Wieder einen Hund? Du wirst doch nicht jünger?"....äh ja genau. Wenn man sich mit 48 Jahren einen Welpen holt, dann ist es wahrscheinlich, dass er einen überlebt.... :roll:

  • da war er einfach ein ganz anderer Hund. Optisch und vom Typ her. Für mich war es gut so lange zu warten, hätte ich mir sofort einen ähnlich aussehenden Hund geholt, hätte ich vllt immer verglichen, wer weiß.

    Das ist übrigens der Grund warum ich erst jetzt langsam sagen kann das vielleicht irgendwann mal wieder ein Papillon einziehen wird. Bis vor einem Jahr habe ich das noch kategorisch ausgeschlossen und auch heute noch sage ich ganz klar das niemals wieder ein weiß zobelfarbener Papillon jemals bei mir wohnen wird. Niemals.
    Und auch wird niemals wieder ein Mini Bullterrier hier einziehen. Arren ist so speziell, so sehr Arren, ich würde vergleichen und dabei würden alle nur verlieren. So sehr ich Arren liebe, ich kann und will niemals einen anderen haben als ihn.


    Komischerweise ist das beim Whippet anders. So sehr ich Hamilton liebe, ich hätte kein Problem wenn noch ein Whippet einziehen würde. Sogar sandfarbenw ie er wäre möglich.
    Ich weiß nicht warum das bei ihm so anders ist, ich liebe ihn ja nicht weniger als Löle oder Arren. :ka:


    Aber ich möchte schon einen weiteren Hund haben bevor meine Jungs alt sind. Denn ohne Hund... Nein.
    Aber das wird nix windiges, das wird mal wieder was das gerne was mit mir macht. Mal sehen wann es soweit sein wird, die Jungs sind ja grad mal in der Halbzeit, wir haben (hoffentlich!) noch viele gemeinsame Jahre.

  • @Aoleon


    Das kann ich nachvollziehen. Ich wusste schon als ich Tonda noch hatte, dass es definitiv wieder ein Boerboel wird. Sofort, keine Zeit verlieren.


    Nach meinem schwarzen Schäferhund sollte zwar auch direkt wieder ein Hund her, aber auf keinen Fall ein weiterer Schäferhund. Deshalb wurde es damals Tonda.

  • "Müssen" tut man gar nichts. Ich denke, jeder trauert unterschiedlich. Als unsere Familienhündin 2012 starb zog nur drei Monate später der nächste Hund zuhause ein. MIR persönlich ging das viel zu schnell. Ich bin daher nie so wirklich mit der Hündin warm geworden. Für meine Eltern allerdings, war es genau der richtige Zeitpunkt. Da ich zu diesem Zeitpunkt schon lang nicht mehr zuhause gewohnt habe, war es auch nicht eine Entscheidung, die mir zugestanden hätte.


    Meine eigenen Hunde sind erst knapp 5 und knapp 1. Daher ist es hoffentlich noch lange hin. Ich werde das dann nach Gefühl machen.

    Ein interessanter Thread...ich bin bei der obigen Antwort hellhörig geworden, denn bei mir war es ähnlich.
    Lucy, der wohl tollste Mix aus Berner Sennen, Rottweiler und Trüffelschwein, meine Jugendhündin, "die Wutz" ist im August mit 16 Jahren gestorben, und das hat uns alle sehr aus der Bahn geworfen.
    Ich wollte sofort wieder einen Hund, und habe überhaupt nicht gemerkt, dass es viel zu früh ist. Mein Umfeld hat mich nicht gebremst, weil ich mich so gewissenhaft vorbereitet und alles so akribisch durchdacht hatte, es wirkte anscheinend alles so richtig. Aber es war eben keine Herzensentscheidung, sondern eine reine Kopfentscheidung, ganz ohne Herz.
    Luna, die Hündin in meinem Profilbild, ist keine zwei Monate später eingezogen, sie war ein Glücksfund auf facebook in einer Gruppe für Hunde, die ein neues Zuhause suchen. Sie ist der perfekte Hund für mich, in wirklich jeder Hinsicht - seit ihrem Einzug gab es kein einziges wirkliches Problem, es läuft einfach mit uns, sie hat einen großartigen Charakter, ist eine Seele von einem Hund, hochsensibel, dabei immer souverän und bodenständig, draußen lustig, im Haus ruhig, lieb zu meiner Katze, kann sich für alles begeistern, und wenn sie nicht weiterweiß, fragt sie mich, was sie tun soll. Irgendwie fast zu schön um wahr zu sein.


    Aber alles, was sie tat oder nicht tat, wurde unterbewusst mit Lucy verglichen, und sie konnte nur verlieren.
    Luna ist seit Oktober bei mir, aber ich habe viele Monate, bis ins neue Jahr hinein, gebraucht, um mich emotional auf sie einzulassen. Luna ist sehr sensibel und hat meine rätselhafte Ablehnung mit viel Stress und Verwirrung quittiert, was mir heute rückblickend so Leid tut, dass ich weinen könnte, aber ich konnte einfach nicht. Ihre Grundbedürfnisse habe ich pflichtbewusst erfüllt, lange Spaziergänge, viel Erziehungsarbeit, ich habe mit ihr gekuschelt und ihr viel beigebracht, sie konnte praktisch nichts, als sie kam - auch Kurse in der Hundeschule habe ich angefangen, weil ich wusste, dass Luna Beschäftigung fordert und ich auch selbst Lust darauf hatte. Ich hatte mir alles genau so vorgestellt, nur der Spaß blieb aus, das Herz war nicht dabei. Die Bindung meines Hundes zu mir immer enger, und meine Bindung zu ihr war immer noch nicht stärker geworden.
    Ich habe dann angefangen, mir wirklich Sorgen zu machen - ist sie vielleicht der falsche Hund für mich? Es läuft doch alles so toll und Luna vergöttert mich, warum kann ich es nicht erwidern? Bei meinen vorherigen Hunden ging das doch immer viel schneller?


    Ich weiß jetzt, dass ich alles richtig gemacht habe - Luna ist der perfekte Hund für mich und mittlerweile liebe ich sie abgöttisch, wir sind wie Pech und Schwefel und alle Startschwierigkeiten sind vergessen. Wenn ich länger gewartet hätte, wäre sie vielleicht jetzt nicht bei mir - und was würde ich machen ohne luna? Unvorstellbar!
    Aber die erschreckend zähe Anfangsphase hat mich gelehrt, viel mehr in mich hineinzuhorchen und den Kopf nicht alleine entscheiden zu lassen, der hat das Herz in meinem Fall einfach mal überschrien.

  • Oh, ich habe noch was vergessen.


    Trauern tue ich um Bibo noch immer, sie war mein Seelenhund. Dusty vermisse ich auch, aber sie war halt anders, aber in meinem Herzen wird sie immer sein.


    Ich habe ein großes Bild an meiner Wand hängen und immer wenn ich dahin schaue, dann muss ich lächeln, wegen der vielen Erinnerungen.
    Ich mag inzwischen die Erinnerungen, sie lösen keine Traurigkeit aus, sondern einfach nur ein breites Lächeln.


    Trauerzeit ist total individuell.
    Da sollte man sich von niemand reinreden lassen!

  • Ich habe auch mal gehört, losgelassen hat man dann, wenn man auf Erinnerungen an Unwiederbringliches nicht mehr mit Trauer, sondern mit einem Lächeln reagiert. Ich mag den Spruch, mich persönlich holt er ab, und er trifft auch keine Aussage darüber, wie lange das dauert. Es ist ein sehr individueller Wenn-Dann-Prozess.

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