Hündin bellt, wenn jemand das Zimmer betritt

  • Hallo! Ich bräuchte dringend eure Einschätzung:
    Ich habe seit Ende Februar eine Hündin (jetzt sieben Monate) aus dem Tierschutz. Sie hat ab der 5. Woche bis zum 4. Lebensmonat im Tierheim ohne Mutter gelebt. Dementsprechend hat sie natürlich auch einige Defizite, an denen wir schon fleißig arbeiten. Seit einigen Tagen schaffen wir es auch endlich "normal" zu spazieren. Sie ist ängstlich und schreckhaft.
    Nun zum eigentlichen Problem:
    Ich wohne in einer WG und seit einigen Tagen ist meine Mitbewohnerin zurück. Meine Hündin fängt sofort an zu bellen und zu knurren, wenn die MB den Raum betritt. Vorhin hatte mein Freund auf den Hund aufgepasst, als die MB den Raum betreten hat und die Hündin dann sofort laut wurde. Mein Freund hatte im Vorfeld mitbekommen, dass sie aufgeschreckt ist und hat sich schnell zu ihr hingesetzt, ehe die Mitbewohnerin reinging. Hund hat trotzdem gekläfft. Ich finde nun im Internet und in einem Buch über Angsthunde ungefähr 100 verschiedene Anweisungen und bin gerade wirklich überfordert.
    Wie reagiert man richtig?
    Ich habe meinem Freund gesagt, dass ich möchte, dass der Hund dann aus dem Zimmer geschickt wird und erst wieder rein darf, wenn sie sich beruhigt hat. Das bedeutet auch, dass wenn sie wieder anfängt zu bellen, sie wieder wortlos rausgebracht werden sollte. Wäre das sinnvoll?
    Belohne ich sie, wenn sie aufgehört hat mit dem Bellen oder erst, wenn sie von Anfang an nicht bellt (beides wird immer aufgelistet).
    Und wie geht ihr damit um, wenn Leute sich nicht an Regeln mit dem Hund halten? MB versucht ständig die Hündin zu streicheln, die dann knurrt und wegrennt. Ich habe ihr mehrfach gesagt, dass das noch nicht möglich ist und sie den Hund weder direkt ansprechen noch in die Augen schauen soll.
    Ich ziehe im Mai zwar um, aber bis dahin möchte ich gerne, dass es für alle stressfrei ist.
    Ich bedanke mich im Voraus für jede Hilfe!

  • Wenn der Hund aus Angst bellt, ist es Unsinn, den Hund allein aus dem Zimmer zu schicken. Wenn, gehst du mit ihm gemeinsam auf Abstand.


    Wichtig wäre halt vor allem der Mitbewohnerin klar zu machen, dass Streicheln und bedrängen gar nicht geht. Deutlicher kann der Hund nun echt nicht sagen, dass er seine Ruhe vor ihr will. Wenn du Pech hast, fängt der Hund im nächsten Schritt an zu schnappen, um sich solche Leute vom Hals zu halten, wenn du es nicht schaffst, ihn zu beschützen. Reagiert der Hund nur auf die Mitbewohnerin so oder immer wenn jemand den Raum betritt? Wenn erstes der Fall ist, weißt du jedenfalls schonmal woran es liegt. Der Hund ist massiv überfordert mit der aufdringlichen Person.


    Wäre es mein Hund, würde ich mit Desensibilisierung und Gegenkonditionierung arbeiten und dem Hund einen absolut sicheren Rückzugsort anbieten, an dem er von allen in Frieden gelassen wird. Er ist ja auch noch nicht lange da und muss sich sicher erst an viele Geräusche und Vorgänge in der Wohnung gewöhnen. Wenn dann noch jemand da ist, der ihn ständig bedrängt, ist es kein Wunder, wenn er so reagiert.


    Ich würde ansonsten aber auch empfehlen mal nen Trainer drauf schauen zu lassen und euch Tipps geben zu lassen. Angsthund ist nicht gleich Angsthund und wo klare Regeln uns enge Führung dem einen Hund helfen, braucht der andere einfach Zeit und wenig Druck. Ohne den Hund selbst zu sehen und genauere Informationen zu dem Situationen zu haben, in denen er so reagiert bzw die er unheimlich findet, kann man schlecht Tipps geben.

  • Also ich gehe mal davon aus, dass dein Zimmer für den Hund normalerweise die heilige Insel des Friedens ist. Kann das nicht bis zum Umzug bleiben?


    Also rausschicken allein, wäre nicht mein Weg. Der Hund hat Angst und fühlt sich bedrängt. Jedenfalls klingt das so.
    Da ich ein ähnliches Exemplar habe, hat sie bei mir bzw auch bei meinem Freund einen sicheren Rückzugsort. Der ist ohne Blickkontakt für Gäste (Höhle unterm Schreibtisch) , bei mir sogar im anderen Zimmer. Dort wird sie hingeschickt, wenn Besuch kommt. Bellen hört nach 30sek auf, mittlerweile.


    Wenn sie gut drauf ist, guckt sie um die Ecke und riecht den Besucher an. Der darf sie aber nicht beachten.
    Später werde ich das bewusster üben. Aber noch ist es zu früh.


    Wenn dein Hund also Probleme hat wenn deine Mitbewohnerin auftaucht, du aber eh bald ausziehst und sie anscheinend nicht die größte Hundesprachlerin ist, würde ich drüber nachdenken das Training auf nach dem Umzug zu verschieben.
    Dein Hund braucht vielleicht noch Zeit..

  • Hat Den Hundchen eine sichere Höhle für sich im Zimmer?

  • Ich kann jetzt nur von Faro reden, denn er ist auch ein Angsthund aus der Tötungsstation und hat anfangs ähnlich reagiert wie Deine Hündin.


    Er hat einen Rückzugsort und den sucht er auf, wenn Besuch kommt. Faro verschwindet meist ins Schlafzimmer, wenn ihm etwas nicht geheuer ist, doch Du wirst sehen, je länger Deine Hündin bei Dir ist, sie die MB kennt, wird sich dieses Verhalten ändern.


    Wichtig auf jeden Fall ist, den Besuchern oder MB zu sagen, sie sollen die Hündin absolut ignorieren, nicht angucken oder versuche sie zu streicheln.

  • Hallo! Vielen Dank für eure Antworten!
    Ich habe heute beschlossen, dass ich Raja und die Mitbewohnerin(nen; die andere hält sich leider auch nicht an meine Anweisungen) nicht mehr in einen geschlossenen Raum lasse. Raja hat in der Küche Essen bekommen, aber da grenzt das Zimmer von der anderen Mitbewohnerin an und da erschreckt sie sich ebenfalls öfter. Nun kriegt sie es in meinem Schlafzimmer, wo auch ihre Kuschelhöhle ist. In meinem anderen Zimmer (wo sie auch gebellt hat) hat sie keinen Rückzugsort, daher werde ich da mit ihr erstmal nicht mehr reingehen (Das Zimmer ist außerdem ein Durchgangszimmer, weswegen die andere Mitbewohnerin da durch MUSS). Ich erspare ihr den Stress vor dem Umzug und mir den Stress mit den Mitbewohnerinnen.
    Ich habe wirklich mit beiden mehrere Gespräche geführt, wie sie sich Raja gegenüber zu verhalten haben ("Einfach ignorieren und so tun als wäre sie nicht da"). Leider hat es nichts gebracht, daher denke ich, dass eine weitere Anweisung nichts bringen wird.
    Zum Glück ist in 14 Tagen der Umzug und es gibt dann keine Mitbewohnerinnen mehr, sondern nur noch mich, Raja, Bruna und meinen Freund. Das wird für Raja am Anfang leider nochmal stressig, aber auf längere Sicht viel besser. Wir trainieren dann mit Leuten "Besuche", die sich an die Anweisungen halten.
    :) Nochmals Danke!


    NACHTRAG: Sie bellt übrigens nur bei der einen MB so. Bei der anderen, macht sie manchmal nur "Wuff" und knurrt kurz und beruhigt sich dann auch nach einer halben Minute. Anfassen ist nicht drin und Annäherungsversuchen weicht Raja auch aus.

  • Sehr nervig. Seitdem bellt Raja immer wenn wer reinkommt, wenn sie sieht, dass es nicht die eine MB ist, hört sie erst auf. Bin ziemlich sauer darüber, dass sie sich nicht an meine Anweisungen gehalten hat und ich mit ihr das neu trainieren muss. Hat wer Tipps, dass es in der neuen Wohnung besser wird? Wie führe ich sie am Besten an Besuch ran?

  • Ich würde erst mal ein Körbchen wirklich zuverlässig etablieren.
    Wenn jemand in die Wohnung kommt, geht das Hundchen erst mal ins Körbchen und bleibt dort, bis Freigabe erfolgt.
    Das ist mein Weg :smile:
    Wenn das Hundchen enorme Mühe hat, steht das Körbchen durchaus in einem andern Zimmer ;)

  • Ich habe auch den Korb zur sichersten und schönsten Zone der Wohnung gemacht. Nicht einmal ich störe sie dort. Da gibts den tollen Kong und wenn man da entspannt rumliegt, bringt Frauchen mal was vorbei.


    Und dann funktioniert es den Hund wirklich bei jedem zum Korb zu schicken, gegebenenfalls bringen. Wenn du den Anderen begrüßt hast, kannst du ihr dein ok geben. Bei mir muss sie dann gar nicht rüber ins Wohnzimmer kommen, wenn der Gast ihr nicht gefällt. Sie kann. (neue Gäste, da hole ich sie zum Schnuppern ab) Das wird dir in deiner neuen Wohnung wirklich helfen.


    Wenn mein Wuff wegen irgendetwas unsicher wird, z. B. Gästen, Wind, oder Geräusche im Flur, geht sie freiwillig in ihr Körbchen, und lässt mich regeln.


    Wir haben auch ein "Alles gut" Signal aufgebaut. Das wäre für euch vielleicht später auch interessant.


    Ärgere dich nicht. Jetzt mit der neuen Wohnung hast du einen tollen Start. Ihr werdet es euch alle miteinander schön machen!

  • Hi,


    ja, esist schon so eine Sache mit den Angsthundchen - und mit den Menschen, die den Distanzwunsch vom Hund nicht respektieren. Seitdem ich seit mittlerweile über 2 Jahren mit ner Angsthundine durchs Leben gehe, wäre da die Finger der Mitbewohner in Gefahr. Und zwar nicht durch die Hundezähne.


    Und Bellen kann ziemlich nerven. Mein Rat wäre aber trotzdem erst mal: Akzeptiere es innerlich - vorerst - so wie es jetzt ist und lass Dich nicht von dem Gedanken (und den Theorien) irre machen, dass das immer so bleibt, wenn Du nicht jetzt gleich sofort auf der Stelle was unternimmst.


    Mit Letzterem setzt Du Dich und Hund nämlich unter Druck und dann geht Lernen gar nicht. Ja, es gibt die Gefahr, dass sich durch Toleranz Verhalten verfestigt. Die ist meiner Meinung nach aber längst nicht so groß wie die Gefahr, in einer sensiblen Beziehungsphase durch Stress und Übereilung was kaputt zu machen. Dein Hund hat viieeeel Zeit zum Lernen.


    Sie ist noch gar nicht so lange bei Dir. Und da ist jetzt jemand Unbekanntes und Neues im Schutzraum, der sich auch noch unhöflich verhält. Klar ist sie jetzt alarmiert.


    Bleibe freundlich, humorvoll und gelassen. Gebe ihr Zeit, Geduld und Sicherheit. Wenn sie schon ein Rückzugsplätzchen hat, mache es ihr dort so gemütlich, wie es geht. Ansonsten biete ihr eins an, wo sie wirklich ihre Ruhe hat. Und akzeptiere, dass sie halt ihrer Beunruhigung momentan Luft verschafft. So lange sie sich da nicht hineinsteigert und hysterisch wird.


    Und komm bitte erstmal mit ihr in der neuen Wohnung an und gut an und geb Euch Zeit, bevor Du dran denkst, wie Du Besuch aufbaust. Denn das klappt am Besten, wenn Du a. eine schon recht genaue Einschätzung vom Verhalten im neuen Umfeld hast, b. der Hund eine solide Sicherheit bei Dir entwickelt hat und Du c. dann möglichst stress- und druckfrei an die Sache herangehst. Da kann es ziemlch kontraproduktiv sein, zu früh zu viele Gedanken erarbeitetzu haben.


    Ich drücke Euch die Daumen, ihr werdet bestimmt ein Klasseteam.

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