Retrieverleine (Moxonleine) als Hilfsmittel gegen Leinenaggression?!

  • Hallo ihr Lieben,
    ich wende mich an euch, nachdem die gestrigen Sitzung mit einer Hundetherapeutin meinen Freund und mich etwas ratlos zurückgelassen hat.


    Kurz zu unserem Problem: unsere fünfjährige Schäferhund-Mix-Hündin (die nun erst seit wenigen Tagen bei uns wohnt) besitzt eine ausgeprägte Leinenaggression gegenüber fast allem, was sich bewegt und muss nun lernen, dass sie sich defensiv/folgsam zu verhalten hat. Um hier möglichst keine falschen Gewohnheiten zuzulassen, arbeiten wir von Beginn an mit besagter Hundetherapeutin, welche uns von einer Hundeschule empfohlen wurde.
    Gestern fand die erste Trainingseinheit statt und wir bekamen erklärt, dass die sich zuziehende Retrieverleine in Verbindung mit souveräner, ruhiger Körperhaltung des Hundeführers genau das richtige Hilfsmittel sei, unsere Hündin aus ihrer Raserei zu holen und sie energisch auf ihren Hintern zu setzen/zügig am anderen Hund vorbeizugehen. Verbunden war dies dann mit energischem Rucken an der Leine durch die Therapeutin und Gekeuche und Würgen unserer Hündin, sobald sie nach vorne preschen wollte und sie fügte sich dann auch ziemlich schnell (scheint mir ein wenig von der Cesar-Millan-Methode abgeschaut worden zu sein..).



    Auf den ersten Blick ließe sich das ja als Erfolg verbuchen, jedoch erfüllt es uns mit großem Unbehagen, die Zurückhaltung unserer Hündin durch Zuschnüren des Halsbereiches und Würgereiz mit einem derart dünnen Seil zu erzwingen - dies kann doch vermutlich auch Schäden verursachen...? Wir sollen die nächste Zeit weiterhin mit der kurzen Retrieverleine und Maulkorb arbeiten, bis sie verstanden hat, dass wir die Situationen souverän managen.



    Grundsätzlich haben wir ein gutes Gefühl bei der Therapeutin, jedoch hat die Leine einen etwas bitteren Beigeschmack. Sie hat zwar einen verstellbaren Zugstopp, was ja jedoch nichts an der Tatsache ändert, dass jedes Mal ein 5mm-Seil in den Hals unserer Hündin schneidet, sobald sie sich eine Handbreit zu weit von uns entfernt.


    Welche Erfahrungen habt ihr mit Retrieverleinen gesammelt? Sind diese wirklich geeignet, um einem impulsiv-aggressiven Hund kompromisslos die Leinenführigkeit anzutrainieren?


    Wir freuen uns über Antworten! :)

  • Das ist einfach nur Tierquälerei und pädagogisch völliger Schwachsinn. Was passiert wenn das nicht klappt? Krallen Halsband ? Lauf schnell weg von dieser unfähigen Trainerin.
    Retriever bekommen diese Leinen übrigens erst um wenn sie absolut leinenführig sind.

  • Eine Therapeutin, die zu Schmerz rät :( : ... und ja, das verursacht Schäden...


    Wendet euch bitte an jemand anders, der euch beibringt eventuell ADÄQUAT mit einem Halti zu arbeiten, außerdem eher mit einem Sicherheitsgeschirr statt eines Halsbandes und zwei Leinen. Im frühen Stadium eines Trainings sollte es rein faktisch nicht zu Hundebegegnungen kommen, bzw. sollte NICHTS auftreten, was den Hund auslösen lässt, da man ohne Stress und Aggression erstmal das erwünschte Verhalten beibringt... ohne noch mehr Schmerz und Unbehagen zu verursachen. Der Hund fühlt sich schon scheisse genug.

  • Uuuuh.
    Nope. Euer Bauchgefühl ist da richtig, angenehm kann es für eure Hündin nicht sein, kommt aber auch bissel auf die Art Hund an.
    Jetzt gibt es zwei Fälle, das kann man aber übers Internet nicht beurteilen.
    a) eure Hündin ist kamikaze, sie ist kaum noch ansprechbar, der Ruck und das Gewürge ist ihr kurz unangenehm und dann setzt die Antwort "äh wollt ihr vielleicht was?" ein. Möglich, dass die Therapeutin das als momentane, kurzzeitige Maßnahme nutzt, um die Hündin einfach nur zu unterbrechen, und die Hündin so einschätzt, dass der Schmerzreiz sie nicht zu stark verunsichert. (Immer noch recht drastisch, aber möglich, dass der Hund langfristig darunter nicht leidet.)
    b) eure Hündin wird falsch eingeschätzt, ist ein Sensibelchen, unsicher, möchte nur aus Unsicherheit erstmal alles fernhalten und ist durch den Leinenruck sehr stark beeindruckt. Sie hat Schmerzen, die sie nicht so schnell vergisst. In diesem Fall ist das Mittel natürlich völlig falsch gewählt, es besteht das Risiko, dass sie sich die Situation "Begegnung = Schmerz" merkt und darauf längerfristig entweder mit Resignation oder irgendwann Explosion reagiert.


    Ungeachtet dieser zwei Fälle kann man die Retrieverleine natürlich grundsätzlich für diese Zwecke ablehnen, um kein Risiko einer Fehlverknüpfung einzugehen, und weil auch nicht sicher ist, ob das Gerucke die Halswirbel nicht schädigt.
    Ich würde das nicht so machen wollen, ganz persönlich.
    Es nutzt auch nix, wenn die Therapeutin es euch so "ansagt", und ihr nicht dahintersteht. Das führt zu eher zögerlichen Reaktionen (man will ja eigentlich nicht), und das merkt auch der Hund. Ihr müsst unbedingt mit der Therapeutin sprechen, ob sie euch nicht anders helfen kann. Wenn nicht, hat das keinen Sinn.
    Es geht auch anders, sucht mal nach "zeigen und benennen" hier im Forum. Für einige Hundetypen (und Halter :) ) passt das besser.
    Viele Grüße
    Silvia

  • Ich finde auch das diese Behandlung eher kontraproduktiv ist. Soll der Hund denn Schmerz mit euch und Leinengang in Verbindung setzen?


    Retrieverleine halte ich für ein Mittel bei Leinenführigkeit.


    Zuerst wirklich auf Geschirr wechseln und sichern. Der Hund muss ja erst eine Verbindung aufbauen. Je nach Vorgeschichte und Charakter muss der Hund die neue Umgebung noch als ungefährlich einschätzen. Der Grund für die Aggression ist wahrscheinlich im Moment noch Unsicherheit. Was später dazukommt, zeigt sich noch.


    Dingen, die den Hund hochpushen vorerst meiden, Bögen laufen, Gassi Zeiten ändern, Rausfahren etc.
    Später Leinenführigkeit an sicheren Plätzen aufbauen.


    Gib den Hund Zeit zu sich zu kommen. Maulkorbtraining langfristig aufbauen, nur um sicherzugehen.


    Vertrauensaufbau war / ist bei mir wichtigster Punkt. Dann bekommt man auch ein Gespür für den Auslöser.


    Was sollt ihr denn außerdem mit dem Hund machen? Also was fandet ihr bei der Dame als gut?

  • Da sie die Leinenagression ja schon mitgebracht hat, mutmaße ich mal, dass da Fehlverknüpfungen - wahrscheinlich eben genau durch Gerucke - schon längst vorhanden sind ...


    Wie verhält sich denn die Hündin im Freilauf? Mit und ohne Auslöser? Habt ihr das irgendwie getestet?

  • Meine Hündin trägt eine Retrieverleine aus Sicherheitsgründen, da sie sich aus normalen Halsbändern rauswinden kann. Sie ist leinenführig, außer in bestimmten Situationen.


    Ich kann berichten dass die Luftnot und das
    Geröchele das Stresslevel massiv anhebt, im Vergleich zur selben Situation aber im Geschirr!


    In eurer Situation ist das einfach kontraproduktiv
    und ich finde es absolut unfair von einem Hund Unterordnung zu verlangen und gleichzeitig durch Zugabe von Stress den Schwierigkeitsgrad so dermaßen zu erhöhen. Und das bei einem ganz neuen Hund..

  • bis sie verstanden hat, dass wir die Situationen souverän managen.

    Ähm, dass ist weder souverän, noch Management.
    Das ist für euch der schnelle, einfache Weg und für eure Hündin der beängstigende, schmerzhafte Weg.
    Eure Hündin lernt dadurch keineswegs, dass ihr souverän seid und die Situation unter Kontrolle habt. Im Gegenteil, euer Hund lernt, dass ihr unberechenbar seid und sie schmerzen von euch erwarten kann - aber keine konsequente Führung.


    Schießt diese "Trainerin"/"Hundetherapeutin" in den Wind (oder am besten gleich zu einem richtigen Therapeuten, wo sie lernt was Empathie ist |) ) und sucht euch einen gescheiten Trainer, der ein bisschen mehr kann, als Hunde zu erwürgen.


    Schade, dass der Hund schon in den ersten Tagen lernen musste, das auf euch kein Verlass ist :verzweifelt:

  • Die ersten Tage bis Wochen würd ich noch nahezu überhaupt nix trainieren und auch kaum spazieren gehen.


    Der Hund steht erst mal unter Umstellungsstress, kennt euch nicht, ihr kennt sie nicht.


    Im Prinzip kann genauso gut sein, dass die Leinenaggression aus purer Überforderung kommt.


    Retrieverleine halt ich auch für nen sehr schrägen Vorschlag.


    Lasst dem Hund etwas Zeit. Und euch auch.
    Bei manchen Hunden kann bereits die eine Trainereinheit gleich in den ersten Tagen noch zuviel sein.


    Die Wahrscheinlichkeit ist sehr hoch, dass euer Mädel grad einfach nur unter Totalstress oder gar "Wo bin ich hier gelandet? Was passiert mit mir? Ich muss hier raus! Notfalls mit Gewalt" steht und durch den Stress gar nicht richtig lernen kann.


    Lernt euch kennen und den Hund erfahren, dass ihm hier bei euch nix passiert und steigert dann langsam Programm und Training.


    Jetzt habt ihr einen Hund der euch noch gar nicht vertrauen kann.


    Wär so ungefähr mein Weg. Vermutlich ohne Trainerin, die das anscheinend nicht mal in Erwägung gezogen hat.

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