Eure Meinung zu Outcrosszuchten / Rassenerhaltung?
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@Helfstyna sehr gerne.
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Willst du was verbessern oder lamentieren, dass man am Status Quo nichts verändern kann?
Und dich an Facebook Heinis orientieren?Fakt ist, Menschen entscheiden sich für Mischlinge aus Hoffnung auf Gesundheit.
Sie legen für Doodle viel Geld hin, aus Hoffnung auf ein bisschen klares Wesen und Gesundheit.
Fakt ist, man weint darüber, welche Hundebesitzer sich falsch entscheiden — aber SORRY - ein Verband so groß wie der VDH kriegt keine bessere Öffentlichkeitsarbeit hin, als einzelne gescheiterte Existenzen, die sich mit Hundeverkauf auf EBay ein paar Kröten dazu verdienen?
Echt jetzt?
Und die Frage, die hier gestellt wird ist „oje, was machen wir mit den zwei Generationen die nicht typvoll ausschauen“ anstatt „oje, was machen wir wenn unser begrenzter Genpool nicht auf magische Weise aus sich selbst vielfältiger wird,oder bis in alle Ewigkeiten ausreicht, und alle Outcross fähigen Verwandten genauso armselig dastehen?“
Hehre Worte.So läuft das aber nicht. Diskutieren wir über Ideale oder wie es wirklich läuft?
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Ich werd hier nichts verbessern.
Verbessern tu ich, indem ich bei den Züchtern mitrede und sie Rat bei mir einholen und fragen, ob ich für die was durch den Rechner jagen kann, wo man was testen lassen kann, Studien weitergebe, Züchter dafür versuche zu begeistern Studien mitzumachen und denen alles auf einem Silbertablett vorlege, oder indem ich bei Veranstaltungen vorne stehe und meine Meinung vertrete.
Und letztendlich auch, indem ich meine eigenen Überzeugungen züchterisch umsetzen möchte. -
Da es eine Menge Text ist, pack ich es in Spoiler, bevor jemand davon erschlagen wird.
Outcross Projekt Teil 1:
Kurz vorab ein paar kleine Erklärungen, weil es doch schon etwas her ist und sich die Zeiten und Erkenntnisse geändert haben. Das Outcross Projekt wurde vor fast 10 Jahren damals in Planung genommen. Zu einer Zeit, als man der Überzeugung war, dass es bei den Leistungsvererbern noch (fast) freie Linien gibt und dass vor allem in den skandinavischen Ländern das Problem noch nicht so groß sei.Mischkreuzungen von Leistung und Show wurden gemacht, man hatte aber Bedenken, dass in der weiteren Zucht die „Gesundheit“ der Leistung nicht ausreichen würde, um es dauerhaft abzupuffern und man hatte Angst, dass die Mischung sowohl Leistungsfähigkeit als auch Gesundheit auf Dauer in der Leistung abschwächen würde. So kam es langsam zu der Idee, des Einkreuzungsprojektes. Es sollte offiziell unter der FCI laufen und nicht als eigener neuer Zuchtverband, Dissverein oder gar Rasseneuerfindung laufen und die Hunde aus dem Outcross normal in die Zucht eingeführt werden.
Es wurde sich bei den zuständigen Verbänden erkundigt und Infos eingeholt, was für eine allgemeine Genehmigung notwendig wäre.
Danach begann die Suche nach Mitstreitern. Der Punkt war interessanterweise der einfachste. Es fanden sich sehr schnell Züchter und Leute, die etwas ändern wollten. Nach kurzem Abstecken der Infos hatten wir am Ende sieben Züchter aus vier Ländern, die bereit waren, einen Outcross Wurf zu ziehen, egal ob mit einer eigenen Hündin oder einer Zuchtmiete und mehrere Sportler und Rassefreunde, die sich bereit erklärten, einen Hund aus dem Kreuzungsprojekt aufzuziehen und zur ZZL vorzubereiten mit allem drum und dran. Außerdem verpflichtete sich jeder Züchter einen Welpen aus einem anderen Wurf zu nehmen und zur ZZL zu führen, damit möglichst viele Tiere aus der Nachzucht für die Zucht erhalten bleiben.
Ich hatte damals angeboten einen der Welpen aufzuziehen für Sport und Zucht.
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Outcross Projekt Teil 2:
Es wurden die Hündinnen ausgewählt, sieben Hündinnen, die möglichst wenig verwandt sein sollten und es wurden die Untersuchungen und sonstigen Voraussetzungen für die Zucht festgelegt. Hier gab es schon die ersten Probleme. Zum einen, war es gar nicht so leicht, die sieben Hündinnen zu finden, da auch die Schweden so ziemlich mit denselben Linien züchteten wie die Deutschen, zum anderen gab es bei den Punkten Leistung und Formwert erste Reibereien. Die Leistungsecke hätte am Liebsten nur 3er Hündinnen zugelassen, Formwert irrelevant so lange noch zuchtzugelassen, den Showzüchtern wäre nur ZTP dafür aber auf jeden Fall ein V lieber gewesen, damit man beim Mix mit der anderen Rasse vom Gebäude wenigstens eine „optimale“ Ausgangsseite hätte.Man einigte sich auf den kleinsten gemeinsamen Nenner… die Zulassungsbestimmung des DV (ZTP + G), ein Kompromiss mit dem niemand happy war, aber mit dem es weiter gehen konnte.
Im gesundheitlichen Bereich, kam man schneller überein. HD, ED OCD und Wirbelsäule. Gentest auf vWD und Dilute, jährliches Holter und Doppler und großes Blutbild mit Schilddrüse.
Von dem ein oder anderen wurden noch ein paar Modeuntersuchungen vorgeschlagen, die damals gerade „in“ waren mitzutesten, beim Dobermann aber relativ sinnlos waren und daher auch abgelehnt wurden.
Mit diesem Grundgerüst und dem Zuchtplan ging das Brainstorming los. Wir haben einfach mal wahllos Rassen zusammengetragen, von denen man dachte, dass sie vielleicht nützlich sein könnten.Auf der Ausgangsliste standen u.a.:
Malinois, Beauceron, Rottweiler, DJT, Manchester Terrier, Hollandse Herder, Deutscher Pinscher, Coonhound, Deutsch Kurzhaar, Catahoula Leopard Dog, Weimaraner, Gordon Setter, Gelbbacke, Dogo Argentino, Kelpie, Ca de Bestiar, Hovawart, Patterdale Terrier, Kopov, Magyar Vizsla, Ridgeback (Thai und Rhodesian), Podenco, Dalmatiner, Kurzhaarcollie und noch einige mehr, die ich nicht mehr zusammenbringe.Es war einfach eine lose Ideensammlung, bei der man noch nicht wirklich argumentieren musste, wieso man diese Rasse vorschlug.
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Outcross Projekt Teil 3
Nach etwa einem halben Jahr wurde die Ideensammlung beendet und sich an die Auswertung gemacht. Als erstes flog alles von der Liste, was keine FCI Anerkennung hatte.
Der Rest wurde nach der Devise: Gesundheit, Leistung, Formwert unter die Lupe genommen. Einer nach dem anderen und zwar nicht anhand von Google und Foren, sondern in Zusammenarbeit mit Genetikern wurden die Erbkrankheiten aufgedröselt und mit Hilfe der Datenbanken der Rasseverbände wurden die Leistungskennzeichen der Hunde ausgewertet.
Und an diesem punkt begannen nach anderthalb Jahren die Probleme… in der Theorie hatten alle an einem Strang gezogen, jetzt als es auf die Entscheidung und die Praxis zu ging, begann es zu bröckeln.Der Leitsatz sollte Gesundheit-Leistung-Formwert sein, doch sehr schnell begannen bei der Diskussion einige das Thema „Leistung“ auszuklammern und den Formwert, sowie den Wunsch nach mehr Familientauglichkeit nach vorn zu rücken.
Während man sich beim Streichen der Rassen mit gesundheitlichen Nachteilen (Rottweiler, Kelpie, Ridgeback) und rechtlichen Problemen (Dogo Argentino) noch recht einig war, wurde es danach immer problematischer. Es kristallisierte sich schnell heraus, dass die Leistungsecke die Kombination mit DJT und/oder Weimaraner bevorzugte, weil sie (in der Theorie) alle drei Bereiche perfekt abzudecken schien – wie es in der Praxis gewesen wäre, hätte man abwarten müssen, manchmal geht der beste Plan nicht auf.
Aber auf dem Papier passte es… gesundheitliches Risiko war sehr gering, für die Leistung brachten beide Rassen Beutetrieb, Härte und Schärfe mit und der Formwert wäre auf relativ einfach wieder erreichbar gewesen. Und ab hier begann dann der Streit. Härte, Schärfe, Trieb waren plötzlich verpönt, einige wollten nicht zurück zum Gebrauchshund, sondern wollten mit dem Einkreuzungsprojekt die „Weiterentwicklung“ zum Familienhund voranbringen, die der Rasse angeblich vorbestimmt war und pochten auf Einkreuzung von gemäßigten Rassen wie dem Dalmatiner und dem Collie. Einer stieg an diesem Punkt komplett aus, erklärte mit der FCI sei das ohnehin nicht möglich und gründete seinen eigenen Vermehrerverein und begann Mischlinge zu vermehren.
Der Rest versuchte noch zu einer Einigung zu kommen, aber die Fronten verhärteten sich und schnell hieß es, „ich mache aber nur mit und nehme einen Welpen, wenn wir X einkreuzen, bei Y gehe ich und nehme meine Leute mit.“ Es wurde keine Lösung gefunden und keine der beiden Parteien hatte allein genug Ressourcen und das Netzwerk um das Projekt vernünftig und nachhaltig zu starten, also verschwand das ganze nach fast zweieinhalb Jahren in der Versenkung.
Mit der Entwicklung jetzt 10 Jahre später bezweifle ich ohnehin, ob es in Sachen Gesundheit etwas geändert hätte, so wie sich die DCM Belastung seit dem verschoben hat.
Das an solchen Stellen immer wieder gegen den Verband geschossen wird, möchte ich nochmal sagen, von Seiten des VDH wurden uns nie Steine in den Weg gelegt. Im Gegenteil, es wurde Kontakt zu entsprechenden Stellen vermittelt und sachlich erklärt, was wir brauchen und nachweisen müssen, dass der Antrag eine Chance auf Erfolg hat.
Wir kamen nur nie an den Punkt, an den es Sinn gemacht hätte, den Antrag einzureichen. -
Wow, danke Helfstyna.
Sehr interessant, wirklich schade das es nicht geklappt hat
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@Helfstyna was mir beim durchlesen nur aufgefallen ist, wie habt ihr das ganze finanziert?
ihr habt da ja einen wirklich großen aufwand betrieben.
da tuts mir wirklich schon leid, dass es nie zustande gekommen ist. egal ob es bei dem dcm thema was gebracht hätte, oder nicht. -
Wow spannend. Beim NSDT-Retriever ist der genetische Flaschenhals bereits extrem eng und es wurde auch über Fremdblut Einkreuzung diskutiert. Weiss nicht was der aktuelle Stand ist.
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NSDT-Retriever
ich hatte auch sehr lange darüber nachgedacht, ob hier mal einer einziehen wird.
jetzt zu manni als zweithund hätte es überhaupt nicht gepasst, von daher war es jetzt keine option, aber irgendwann mal später.
diese rasse gefällt mir nämlich sehr gut.
aber genau deswegenist der genetische Flaschenhals bereits extrem eng
wird hier wohl wirklich keiner einziehen. (wobei ich so gerne mal einen bei der jagd erleben wollen würde.)
ich hab auch mal was von der Fremdbluteinkreuzung gehört, so ganz vage im hinterstübchen, und würde mich, je nachdem echt freuen wenn das klappt. aber ich meine, die rassen, die zur auswahl standen, waren nicht so optimal.
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