Bin so unsicher- Chippen vs direkt Kastration

  • Gibts den dieses Rudel hier?
    Einem Hund der 14 Monate alt ist, gar keinen Hundekontakt (hier scheint ja nicht mal nebeneinander laufen möglich zu sein, ohne das der Hund sein Hirn ins Nirvana schiesst) über eine sehr sehr lange Zeit, finde ich nicht gut.
    Das ist ja auch Stress pur für den Hund und Stress macht krank.


    Ich bin wahrlich kein Beführworter von Kastra, aber ich finde es bedenklich einen Eingriff in den Hormonhaushalt abzulehnen, wie es hier im Forum propagiert wird.
    Hat ein Hund übertriebene Probleme mit dem Umgang mit seinen Hormonen und deutet es sich an, dass er davon Krank wird oder schon krank ist, dann tu ich das, was medizinisch notwendig/ möglich ist um meinem Hund zu helfen.

    Solange er ansprechbar bleibt und sogar spielen kann, während andere rumtoben - da würde ich auch erstmal noch warten. Er muss ja erstmal Zeit haben, um mit den Hormonen klarkommen zu können.


    Ich würde zunächst erstmal die Social Walks nicht ständig mitmachen - die Reize also etwas reduzieren bzw. dosieren, um den eventuell bestehenden Stress zu verringern.



    Aber eine riesige Belastung sehe ich hier noch nicht, solange er sich ablenken lässt und ansprechbar bleibt.

  • Guten Morgen,


    ehrlich gesagt wäre mir völlig egal, ob hier im Forum Kastration verteufelt wird. Denn ich hätte ja zuhause den gestressten und kranken Hund dauernd vor Augen.


    Wir haben unseren Berner mit zehn Monaten kastrieren lassen, weil er binnen kürzester Zeit massiv abgenommen hatte, nicht mehr ansprechbar war und keinen Kot mehr absetzen konnte. Durch den massiven Stress war auch sein Herz schon nicht mehr "optimal" und ein Spazierengehen war überhaupt nicht mehr möglich.
    Es geht nicht nur darum, ob man das irgendwie managen kann, sondern auch, ob der Hund so glücklich sein kann. Meiner Ansicht nach jedenfalls.


    Vor der Kastration gab es vom TA ein Gegenhormon als Spritze, das wirkte binnen ein paar Tagen und hielt ca. 4 Wochen an. Schon nach einer Woche hatte ich wieder einen ansprechbaren Hund an der Leine und er hat auch wieder gefressen. Dieses Medikament darf erst bei Hunden ab 1 Jahr gegeben werden, da es bei Bodo aber derart massiv war, hat mein TA mit der Firma telefoniert und es dann gespritzt.
    Von einem Chip hatte man uns abgeraten, da das nur ein weiteres Auf und Ab der Hormone wäre und maximal 2x gesetzt werden darf.


    Wir haben noch unter der Wirkung dieser Spritze gleich kastrieren lassen und ich hab es nicht bereut.


    LG

  • Ich lese hier ja ehrlich gesagt nichts von einem kranken/leidenden Hund?!


    Er lässt sich von Pipistellen abrufen, spielt mit Frauchen in Gegenwart anderer Hunde und rammelt nur wenn er ohne Anleitung (?) in eine Hundegruppe gelassen wird.
    Da wird vermutlich nicht nur Sexualität sondern auch Überforderung eine ursächliche Komponente sein.


    Klingt für mich nach einem ganz normalen jungen Rüden der nicht die allerbeste Impulskontrolle hat, sich schnell hochfährt und von Frauchen vermutlich zu wenig reguliert wird.


    Ich würde eine Schleppleine dran machen, mich mit maximal 1-2 Hunden gleichzeitig treffen, einen sauberen Abbruch aufbauen und dem Hund mitteilen, dass er den Quatsch zu unterlassen hat.
    Und zwar nicht wenn er schon auf dem anderen Hund hängt sondern schon dann, wenn er anfängt sich hochzuspulen.
    Im Prinzip sollte für ihn bei solchen Gassis vorerst nur atmen und laufen erlaubt sein. Spiel würde ich vorerst unterbinden, in hoher Erregungslage wird er sehr schnell wieder ins Rammeln fallen.




    Ich betreue aktuell eine Hundegruppe in einer HuTa, mehrere intakte Hündinnen und junge unkastrierte sowie kastrierte Rüden.
    Das wäre ein Stresshaufen mit Dauergerammel wenn ich das laufen lassen würde. Tue ich nicht. An Hündinnenhintern interessiert sein, sich gegenseitig schubsen und Rammeln ist verboten.
    Es hat ein paar Tage gedauert, aber jetzt können die Hunde sowohl spielen als auch völlig entspannt schlafen.



    Grenzen geben Sicherheit und dein Onno braucht gerade sehr klare, eng gesteckte und 100% konsequent durchgesetzte Grenzen um mit seinem pubertären Hormonchaos klarzukommen.
    Eine Kastration braucht er ziemlich sicher nicht und mangelnde Erziehung ist keine Rechtfertigung für die Amputstion eines Körperteils!

  • Was mir aber wirklich Sorgen macht ist, dass aktuell keinerlei Spiel mit anderen Hunden funktioniert, er läuft hin und fängt gleich an, deren Genitalien zu lecken und in die Luft zu rammeln. Das unterbinden wir natürlich sofort, ändert aber beim nächsten Kontakt natürlich nichts. Ich war schon vor 2 Monaten zur Beratung bei der Tierärztin, sie meinte, wir sollen wegen Entwicklung usw einfach noch ein bisschen warten, aber es wird eher schlimmer.

    Erst mal ein Lob an diese Tierärztin: Recht hat sie!


    Sexualität ist auch bei Hunden eine ganz normale, naturgemäße Sache. Auch bei Menschen gibt es in der Jugend eine Phase, bei der die Hormone sowohl den Jugendlichen, als auch in Folge dessen sein Umfeld gehörig durchschütteln.


    Das ist eine lästige Zeit ...


    Eines darf dabei aber nicht vergessen werden: Zwar kommt in dieser Phase beim Rüden das Hormon Testosteron so wirklich zur "Entfaltung"; Auch wird dieses Hormon zwingend zur gesunden Entwicklung eines Rüden benötigt.
    Es sind aber auch noch andere Hormone beteiligt, die in dieser Phase mit wirken.


    Gerade die Stresshormone (Adrenalin, Noradrenalin und auch Cortisol) sind in der Zeit hochaktiv, sie tragen mit dazu bei, dass die sowieso schon sehr aktive Testosteronproduktion noch mal gesteigert wird.


    Es ist also sehr wichtig, gerade Stresssituationen umsichtig und möglichst gering dosiert zu halten in dieser Phase, gleichzeitig aber gerade dafür zu sorgen, dass das parasympathische Nervensystem als ausgleichender Faktor für das sympathische Nervensystem GESTÄRKT wird.


    Der Parasympathikus sorgt für die Erholung des gesamten Organismus; so können stressige Situationen verarbeitet werden.


    Gestärkt wird er durch:


    - Sättigungsgefühl (=ausreichende Hauptmahlzeiten, mindestens 2 am Tag)
    - ausreichende Bewegung ohne zusätzlichen Stress (Spaziergänge in reizärmerer Umgebung, die Möglichkeit zu Freilauf)
    - Zuwendung ( Kuscheleinheiten, angenehme Fellpflege, aber auch Situationen mit diesem besonderen "Augenblick", bei denen die Herzchen leuchten wenn Mensch und Hund sich ansehen ... das ist Oxytocin :herzen1: )
    - ausreichende Ruhephasen
    - angepasste Ernährung (z. B. tryptophanreich, KEIN MAIS, weil er der Serotoninspiegel im Gehirn senkt) - normalerweise reicht ein GUTES Futter aber aus.


    Beim letzten social walk habe ich dann mit ihm gespielt, während die anderen Hund am Ende rumflitzen durften. :fear: :( :rotekarte:

    Nach dem was ich vorher geschrieben hatte dürfte wohl klar sein, dass ein solcher social walk für deinen Hund derzeit einfach zu viel ist - die gesamten Hormone, deren Produktion bei deinem Hund dort getriggert werden, sind einfach too much.


    In dieser Situation KANN dein Hund nichts lernen - erst Recht nicht, mit seinen hormonellen Anwandlungen umzugehen. Den schießt es einfach komplett weg.


    Dass er aber tatsächlich noch mit dir SPIELEN konnte, ist eigentlich nur ein Anzeichen dafür, wie normal dein Hund eigentlich organisch gestellt ist - da ist nix mit krankhaft-übersteigertem Sexualtrieb!


    .................


    Wie gehen denn die anderen Hunde mit seinem Verhalten um? Wie reagiert dein Hund z. B. auf eine "Ansage" eines Hundes, dem dieses Aufreiten lästig ist?


    So als Tipp: Vermeide solche Gruppenbegegnungen derzeit. Lieber souveräne, erwachsene Hunde, die angemessen mit dem Verhalten deines Jungspundes umgehen.
    Diese kannst du dann UNTERSTÜTZEN, wenn du merkst dass deren (bis dahin ANGEMESSENE!!!) Reaktionen nicht ausreichen, um deinen Jungspund von weiteren Leck- und Besteigungsaktionen abhalten, indem du selber deine Jungspund von diesen fernhälst - bzw. von deren Hintern.


    Andere, erwünschte Interaktionen LOBST du dann aber - JEDES MAL!


    So bekommt dein Hund ein eigenes Gefühl dafür, was auch von dir erwünscht ist, und was du selber doof findest.


    Das gesteigerte geschlechtliche Interesse deines Hundes ist völlig normal - und du musst ihm jetzt dabei helfen, dieses gesteigerte in normales Interesse entwickeln zu lassen.

  • Aber eine riesige Belastung sehe ich hier noch nicht,

    Wie gross die Belastung ist, kann ich nicht sagen, weil ich den Hund nicht kenne.
    Das muss alleine die TE abschätzen.


    Natürlich sollte man die Nachteile auflisten/bedenken. Hinweise geben, woran man ausmachen könnte ob das jetzt ein Erziehungsproblem ist, was noch "altersentsprechend" ist.
    Aber am Ende kennt hier keiner den Hund.



    Ich finde einfach den Trend hier im DF bedenklich Kastration auf biegen und brechen abzulehnen.


    Natürlich sollte man es nicht leichtfertig tun und es hilft auch nicht gegen Erziehungsdefizite. Aber hier (nicht in dem Thread, aber im DF allgemein) wird teilweise enorm viel Druck ausgeübt (vielleicht unbewusst(?)), dass Leute wo Hunde wirklich extrem starke Probleme haben, trotzdem nicht kastrieren und am Ende mit einem kranken Hund zu Hause sitzen und an Dingen teilweise Jahre rumtrainieren, für die es in der Form keine Lösung gibt.

  • @Vakuole es gibt kein Hunderudel. Und genau das ist ja meine Sorge, aktuell sind keine Hundekontakte offline möglich . Bei den Spaziergängen bleibt er an der Leine, fiepst natürlich die ganze Zeit. Nachher klappt das Sozialverhalten nicht mehr, sprich ich habe eine ganz andere Baustelle?!?!

    Ich war schon vor 2 Monaten zur Beratung bei der Tierärztin, sie meinte, wir sollen wegen Entwicklung usw einfach noch ein bisschen warten, aber es wird eher schlimmer. Auch die Trainerin meint, wir sollen was tun.


    Vielleicht haben wir ja unterschiedliche Auffassungen von einem leidenden Hund. :ka:


    Das Problem besteht nun schon über einen längeren Zeitraum. Eine Trainerin ist involviert.
    Ich sehe hier auch keine Hundehalterin, die Kastration als "Erziehungsmittel" benutzen will.
    Aber auch Stress ist eine Krankheit. Und ein Hund, der an der Leine "nur noch atmen" darf, wäre jetzt nicht meine Vorstellung von einem entspannten Familienmitglied.


    Dass nicht willkürlich und leichtfertig eine Kastration durchgeführt wird, sollte klar sein, aber hier gibt / gab es andere Ansätze, es wurde Hilfe gesucht.
    Evtl. würde ich noch einmal zu einem TA gehen, der sich auf Verhaltenstherapie versteht.
    Aber ich würde die Kastration nicht generell ausschließen.

  • Häufig haben Hunde in dem Alter viele Themen, die ihnen mächtig Stress bereiten. Die müsste man erst Mal abklappern, weil es nicht unüblich ist, dass ganz andere Baustellen das Problem forcieren und der Hund sich ins Sexualverhalten flüchtet, weil ihm die Kompensationsmögilchkeiten fehlen. Ich weiß nicht wie oft ihr z.B. mit anderen Hunden unterwegs seid, wie viele das sind, wie die ticken ... aber da spielt das Maß oft auch eine große Rolle. Es scheint dann so, als sei der Hund sexuell drüber, aber eigentlich ist das Fass ein ganz anders ...

  • Der Hund fiept doch nur bei Hundekontakt. Er ist nicht Zuhause unruhig, heult oder ist grundsätzlich gestresst.


    Außerdem ist eine Kastration kein Garant für Besserung. Wie un-gestresst wird wohl ein Hund sein, der geistig auf dem Stand eines 14 Monate alten Junghundes stehen bleibt und bei Hundekontakt sein Leben lang unsouverän bleiben wird?


    Stress, besonders in dieser Entwicklungsphase gehört zum Leben dazu.
    Und durch Erziehung und Management kann das in diesem Fall (mal angenommen, Onnos Verhalten würde vollständig beschrieben) das Stresslevel erheblich gesenkt werden.



    Wenn eine Trainerin bei einem so alltäglichen Problem (ich will es nicht mal Problem nennen, weil es völlig normal ist in dem Alter) schon nicht mehr weiter weiß würde ich eher über einen Trainerwechsel als eine Kastration nachdenken.

  • Ich verstehe, was du meinst. Selbst bin ich auch kein Gegner davon - mag beide Extreme nicht. Kastra ist nicht die Lösung für alles aber eben die Lösung für manches.


    Für mich klingen die Beschreibungen nur eben aktuell ganz einfach nach einem Hund, der nicht immens belastet sondern ganz normal ist. Er kann noch spielen. Er lässt sich abrufen. Nur Social Walks und Hundebegegnungen müssen eben gerade gemanaged werden.


    Klar entdeckt der gerade seine Hormone. Wäre ja auch komisch, wenn nicht.
    Aber ein "Leiden" sehe ich hier nicht. Außer vielleicht bei der Halterin, die ihren Hund laufen lassen will aber stattdessen aufpassen muss.
    Aber der Hund kotzt nicht vor Aufregung oder verweigert Futter, hat scheinbar keine schlaflosen Nächte soweit ich das rauslese. Es ist einfach nur im direkten Kontakt gerade nicht alles rosig. Aber selbst da lässt er sich ablenken und abrufen.


    Da sehe ich kein übersteigertes Sexualverhalten, sondern eben einen Hund, der gerade Grenzen testet und Hormone entdeckt.

  • An sich bin ich bei @Vakuole und @Lysaya ABER ich finde auch, dass dieser Hund einfach noch viel zu jung ist. Ich persönlich würde da wirklich noch bis zum 2. Lebensjahr warten. In dieser Zeit entwickelt sich noch so viel. Gerade weil der Hund ja jetzt nicht (vom Text her) den Anschein macht, als wäre der drüber oder könnte so gar nichts mehr wahrnehmen.


    Ich kenne auch eine BT Besitzerin dessen Rüde wirklich ganz arg schlimm ist. Dort wurde der Chip mit 1,5 Jahren gesetzt, was ich jetzt nicht sooo schlimm fand. Der hielt aber nicht mal 6 Monate und der Rüde ist wieder komplett durch. Jetzt wird er kastriert.


    Baxter wurde mit 2,3 Jahren der Chip gesetzt und wirkt immer noch. Wir werden ihn auslaufen lassen und erst einmal weiterschauen. Sollte es wieder schlimmer werden, auch mit seiner Magen Darm Geschichte, dann wird er kastriert. Aber ich persönlich möchte doch alles abwägen, dass er nicht unters Messer muss.


    Aber ja, wenn mein Hund arg leidet und das nichts mehr mit Junghund usw zu tun hat, dann wären mir andere Meinungen auch egal und ich würde kastrieren lassen. Aber die Gründe müssten eine Kastration auch rechtfertigen. Denn wir alle wissen, dass es viele viele Nachteile einer Kastration geben kann und einiges verschlimmern könnte.

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