Ehrliche Meinung - Showlinie oder Arbeitslinie (Labrador)?

  • Habt ihr bei euren Besuchen bei den Züchtern deren Hunde bei der Arbeit gesehen? Wie war denn da euer Eindruck von der Show- und Arbeitslinie?


    Vergleicht bitte keine körperlich durchtrainierte und gut ausgebildete Arbeitslinie mit einer übergewichtigen Showlinie, die überhaupt nicht gearbeitet wird! Das ist unfair!
    Es gibt tolle Showhunde, die auch auf Workingtests starten.

  • Bei Euren "geteilten" Besitzverhältnissen, würde ich wenn, dann zum "einfacherern Hund" tendieren.


    Du sagst, Du wohnst voraussichtlich noch 3 Jahre zuhause. Und dann?
    Ist der Hund dann fix Deiner und lebt bei Dir, wo auch immer das sein wird und welche Arbeitszeiten, Beziehungen, Hobbys Du irgendwann haben wirst, oder lebt der Hund bei Eltern und Bruder?
    Der Hund wäremit 2,5-3 grad mal erwachsen und in voller Blüte, sprich: auch mit vollem Auslastungsbedarf.
    Fährst Du dann täglich hin und arbeitest mit dem Hund oder wie habt ihr Euch das vorgestellt?


    Im Zweifel würde ich den Hund wählen, der besser zu Eltern und Geschwisterchen passt. Womöglich sind die irgendwann hauptverantwortlich.

  • Hast du mal geschaut ob in nächster Zeit ein Workingtest bei euch stattfindet?
    So eine Veranstaltung finde ich immer am besten geeignet, wenn es darum geht die verschiedenen Retriever Rassen und Linien beim Arbeiten zu sehen. Ich weiß nicht wie das bei euch ist, häufig ist die AL bei WT deutlich mehr vertreten, aber es tummeln sich auch tolle SL dort rum.


    Ansonsten würde ich einfach nochmal einen SL Züchter kontaktieren, der mit seinen Hunden im Dummysport aktiv ist und mir die Arbeit dann vor Ort anschauen.


    Es gibt sowohl bei Show- und Arbeitslinie ganz verschieden Typen, die ich teilweise aus beiden Linien nicht geschenkt haben wollen würde, da gilt es jetzt einfach herauszufinden was genau man sucht und dann einen entsprechenden Züchter zu finden.


    Ich finde beide Linien hier grundsätzlich geeignet. Bei der Arbeitslinie würde es dann aber wohl "schnell" auf Workingtest Ebene hinauslaufen. Schnell nicht im Sinne von mit 1 Jahr zig WTs gemacht zu haben, sondern weil der Funke sehr schnell überspringt und diese Hunde eben einfach dafür leben und das auch brauchen.



    Eine Arbeitslinie braucht nicht jeden Tag Action, sie braucht aber definitiv eine sinnvolle regelmäßige Beschäftigung und Auslastung. Meine Maus (Golden Retriever aus AL) fordert nie was ein, kann wenn nötig (Krankheit, Prüfungsstress usw.) auch mal eine gewisse Zeit gar nichts tun außer kleine Runden zu drehen, aber auf Dauer macht sie das natürlich nicht glücklich. Sie muss nicht immer was tun, wäre aber jederzeit bereit dazu. Sie ist ein Hund den man eher bremsen, als pushen muss. Das wäre vllt auch interessant zu wissen was euch mehr liegt. Mir liegen definitiv Hunde besser, die ich bremsen muss, als sie ständig pushen und motivieren zu müssen, ist einfach auch eine Typ Frage.


    Ich denke grds. dass der richtige Typ SL absolut euren Ansprüchen genügen könnte und würde dahingehend ein bisschen die Fühler ausstrecken.


    Wenn du aber definitiv aktiv in den Hundesport gehen willst und dir die Linie sonst auch zusagt, kannst du sicher auch mit einer AL viel Freude haben.


    Es gibt bei den Linien kein besser oder schlechter, man muss eben nur herausfinden was man sucht und was zum Leben passt.


    Was wäre denn mit dem Hund, wenn du ausziehst? Kommt er dann definitiv mit oder besteht auch die Möglichkeit, dass er dann bei deinen Eltern bleibt.
    Das spielt ja auch noch eine entscheidende Rolle, ob das jetzt wirklich in erster Linie dein Hund werden soll oder doch eher ein Familienhund, wo du hauptsächlich den Part der Auslastung übernimmst.

  • Ich habe einen Labrador aus Standardlinie und einen FTler, beide machen Dummysport :smile:


    @Vrania hat es ganz gut beschrieben, so sieht es bei uns auch aus


    Mit der Standardlinie arbeitet mittlerweile meine 23 jährige Tochter, die total zufrieden damit ist. Der FTler ist ihr zu reaktiv und schnell ( und sie hat ein Pferd, mit dem sie auf Turnieren startet - im Springen). Sie kann also mit Geschwindigkeit umgehen


    Der FTler ist Zuhause total angenehm, aber draussen sehr reaktiv. Er läuft in bekannten Gebieten fast immer frei, aber da habe ich immer ein Blick auf den Hund, also entspannt Hund laufen lassen und den eigenen Gedanken nachgehen ist da nicht. Andere Menschen und Hunde findet er überflüssig, ist dabei aber neutral, interessiert ihn einfach nicht. Ebenso einfache Spaziergänge oder gar Wanderungen, da würde er sich eigene spannende Sachen suchen
    Es gibt aber auch bei den AL bzw FT Unterschiede, da hilft nur ein Blick in die Ahnentafel - und da muss man eben Wissen um die verschiedenen FT-Linien haben, dann weiß man ungefähr was einen erwartet :pfeif:


    Soll heißen, es gibt FTler, die möchte ich nicht geschenkt haben, wären aber für Anfänger durchaus geeignet.


    Vielleicht möchte @Workingcurly mal was dazu sagen? Vielleicht sehe ich das einfach zu speziell auf meinen Hund gemünzt. Mein FTler ist mein 4. Labrador, aber 1. FT und mein absoluter Traumhund, der aber in unerfahrenen Händen eine Katastrophe hätte werden können. Daher bin ich immer vorsichtig, Anfängern eine AL zu empfehlen

  • Ich habe einen Dual Purpose Labi, ich kann dir gerne die Kontaktdaten meines Züchters schicken wenn euch Graz nicht zu weit ist zum fahren.


    Ich könnte mir bei euch auch eher SL als AL vorstellen, dass der Charakter von der Fellfarbe abhängig ist hab ich allerdings noch nie gehört. Kommt wohl auch darauf an von welchem Züchter man sich den Hund holt

  • Ach ja: und vergiss ganz schnell den schmissigen Spruch "ist alles hausgemacht". Unterschätze nie die Macht der Gene.

    Absolut.


    Und vor allem - Jeder, wirklich absolut jeder, glaubt anscheinend, dass die eigene allererste Hausmacher-Wurst gelingen wird...


    Wenn der Charakter hausgemacht wäre, denkst du wirklich, alle alle alle Leute die Probleme mit dem Hund haben, sind einfach nur zu dumm gewesen und ihr kriegt im ersten Anlauf den Hund so geformt, wie ihr ihn euch vorstellt... ?


    Und was meinst du, warum sich Züchter viel Mühe geben, Hunde mit speziellen Begabungen zu züchten, wenn man sich die einfach selbst schnitzen könnte?



    Du sagst, Du wohnst voraussichtlich noch 3 Jahre zuhause. Und dann?

    Das finde ich am wichtigsten.
    Du bist mit dem Studium fertig, wenn der Hund dann gerade im vollen Saft steht - und dein Bruder ein junger Erwachsener ist, der sicherlich auch ne Menge andere Interessen haben wird.


    Da würde ich mir doch gut überlegen, ob du deine Ambitionen in den Vordergrund stellen möchtest. Ich bin sicher, als blutiger Anfänger wirst du im Dummysport auch mit einem etwas weniger anspruchsvollen Hund viel Spaß haben.


    Das mit der Optik verstehe ich allerdings 100%. Das geht mir genauso. Vielleicht findet man ja mit etwas suchen eine schlankere Showlinie? Und du musst deinen Hund ja nicht verfetten lassen.

  • Meine Meinung: Im Grunde sind es zwei verschiedene Rassen.


    Die Arbeits-Labbis ticken im Alltag auch anders. Wenn man da den "alles-liebenden-und-bei-Konflikten-schlimmstenfalls-wüst-herumhüpfenden" Labbi im Kopf hat, dann sollte man die Finger von denen lassen. Da ist nämlich durchaus die Tendenz da bei Konflikten nach vorne zu gehen. Und die finden unter Umständen andere Hunde und Menschen nicht so tutti.


    Das Beschäftigungspensum sehe ich dagegen weniger als Problem. Ganz im Gegenteil. Ein Arbeitshund, der keine Pausen bekommt, entwickelt schneller massive Probleme. Aber er muss natürlich durchaus regelmäßig was tun. Das aber um Gottes Willen nicht jeden Tag! Dann geht der Schuss richtig böse nach hinten los.


    Aber auch die Standard-Modelle sind nicht immer so easy. Vor allem die braunen Labbis fallen mir häufig auf, dass sie vor allem in den ersten beiden Lebensjahren mit dem normalen Alltag schnell überfordert sind. Und dann hat man einen herumballernden Hund an der Leine, der sich nicht einkriegen kann. Abgesehen davon haben sie laut einer aktuellen Studie eine geringer Lebenserwartung und schreien bei einigen Erkrankungen gerne "hier". (Es wird vermutet, dass die Selektion auf die Farbe, die rezessiv ist - man muss im gewissen Grad Inzucht dafür betreiben - nicht ohne Folgen blieb.)

  • Ich kann nur sagen, dass ein Labrador aus Showlinie nicht unbedingt eine fette, faule Tonne sein muss, die sich mit wenig Arbeit zufrieden gibt. Auch da gibt es wunderbar schlanke, agile Kandidaten.


    Genauso sind nicht alle FTler überdrehte Hibbelkanonen.


    Schaut euch mehrere Züchter an, mit Elternteilen und evtl. (Halb)Geschwistern, dann könnt ihr eher abschätzen, was nicht nur optisch auf euch zukommt.


    Wichtig wäre mir dass so verbreitete Sachen wie HD, ED usw abgeklärt sind.

  • Ich würde hier auch eher zu einem Hund aus Showlinie raten. Sollte der Hund später bei deinen Eltern bleiben, ist dies wahrscheinlich auch einfacher für die beiden, wenn sie selbst keinen Dummysport machen möchten. Auch ein Showline-Labrador hat Spaß an Aktivität und kann arbeiten.


    Ich eohne übrigens auch in Wien :p und hatte ein Jahr lang eine Gassihündin, ein AL-Labrador. Die war schon sehr spritzig, das muss man sicher mögen. Mit ihr wurde auch nicht gearbeitet, und das merkte man am Verhalten leider deutlich...die war immens objektfixiert und sehr "drüber". Und andere Hunde waren auch so ein Thema mit ihr, da ist ein typischer Showline-Labrador wohl auch umgänglicher.

  • Mal vom Labrador abgesehen: wieso denken so viele, sie brauchen für ein bisschen Bespaßung einen Spezialisten?


    "Ich gehe ab und zu joggen. Da tut es kein "normaler" Hund, es muss ein Siberian Husky sein."


    "Ich liebe lange Spaziergänge, da tut es kein normaler Hund, es muss ein Aussie sein. "


    "Ich möchte ein bisschen hobbymäßig Dummys werden, es muss ein Working Labrador werden."


    "Ich möchte den Hund am Pferd laufen lassen, es muss ein Working Border Collie/Kelpie sein. "


    usw usw.


    Statt nach dem restlichen Leben zu schauen, aus dem in den meisten Fällen zu 99,9% der Alltag besteht, sucht man ein Arbeits- Extrem, das das letzte 0,1% erfüllen könnte.


    Das ist ein bisschen wie beim Autokauf, wenn man eigentlich ne Familie hat und ein großes Familien- Auto sucht, aber einmal im Jahr fährt man gerne schnell auf der Rennbahn ne Runde. Und dann kauft man sich nen Ferrari, wo nicht Mal alle Familienmitglieder gleichzeitig drin Platz haben, geschweige denn ein Buggy.
    Es muss ja auch kein 60 PS Renault Espace der ersten Generation werden, wo alle rein passen und der aber sonst überhaupt gar keinen Spaß macht.


    Aber es gibt ja einen Mittelweg. Bei Autos und auch auf dem Hundemarkt.


    Es muss kein Field Trial Labrador werden, der die Bude abreißt, wenn er nicht korrekt und gut geführt/gehandelt wird, aber auch keine Labratonne, die irgendwo im Kühlen liegt und sich nicht rühren mag.
    Es gibt n Mittelding. Manchmal fallen passende Welpen weiter weg, aber es gibt sie.


    Und Braun würde ich wirklich nicht nehmen, die haben eine Signifikant kürzere Lebenserwartung.

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