"Mischlinge sind gesünder..."

  • Ich find lustig, dass per se angenommen wird, dass der Mischling eine höhere Vielfalt hat. Ich komm ja aus Osteuropa vom Dorf. 30 Häuser, jeder hatte damals 1-2 Hunde. War da eine Hündin läufig, standen da immer dieselben Hunde vor der Tür (nämlich die die nicht in Kettenhaltung lebten). Logisch, da kommen ja nicht hunderte von km angekarrte Hunde vorbei. Als ich mal dabei war, hat der Sohn das Rennen gemacht und hing mit der Mutter. Super Genvielfalt. Sahen übrigens aus wie die üblichen Labbimixe aus dem Tierschutz.


    Bei den Studien muss man ein bisschen aufpassen. ZB werden viele Zuchthunde vor der Zulassung geröntgt. Kommt da eine C Hüfte raus, heißt es trotzdem nicht, dass der Hund je Probleme haben muss oder man ihm das überhaupt ansieht. Trotzdem gilt er als krank. Wie man hier anhand der "Rötgenpflicht"-Diskussion sah, lässt aber kaum jemand seinen Hund einfach so röntgen (es sei denn vor Sport- oder Zuchtplanung). Und ein Mischling mit C Hüfte, die aber keine Probleme macht und von der keiner weiß, ist halt gesund.


    Es gibt einige Krankheiten, die zwar genetisch bedingt, aber nicht rassespezifisch sind.
    Es gibt inzwischen für viele Krankheiten Tests, wo es mit Einführung schlagartig besser wurde. Wo gibt es heute noch MDR1 erkrankte Hunde? Wo PRA-erkrankte? Es gibt natürlich noch Träger, denn die müssen unbedingt in der Zucht bleiben, aber die sind ja phänotypisch gesund.
    Es gibt leider noch viele Krankheiten, die entweder multifaktoriell oder so schwer zu erforschen sind, dass es keine Hilfe gibt, wie hier im Forum letztens DCM diskutiert. Einkreuzung ist keine Lösung, wenn die Mischlingszucht auch DCM erkrank ist.


    Nur heißt das alles nicht, dass Mischlinge diese Krankheiten nicht bekommen können. Es wird nur meistens nicht genau zurückgeführt werden können bzw hat man diese Krankheiten auch manchmal nicht auf dem Schirm. Kippt ein Dobermann plötzlich tot um, weiß man, was Sache ist. Kippt ein Mischling plötzlich um, kann es alles gewesen sein. Von Epilepsie bis Gift... Und wer lässt schon seinen Hund obduzieren. Tot ist tot, wem soll die Untersuchung was bringen? Den "Züchter" interessiert es herzlich wenig.
    Wenn ich in der Addisongruppe sehe, welche Hunde da alles betroffen sind. Das sind nicht nur Großpudel, im Gegenteil.


    Ich kenne aber durchaus Züchter, die reisen für den richtigen Rüden quer durch Europa oder lassen Gefriersperma über den Ozean schicken, um den COI zu senken.
    Natürlich kenne ich auch welche, die eine schlechte Arbeit machen. Und das sind nicht wenige, die lieber ins Nachbardorf fahren, weil da ein passabler günstiger Rüde wohnt. Nur weil man sich offizieller vdh Züchter nennt, heißt das nicht, dass alles automatisch toll ist.


    Nur sieht das in der aktuell angesagten Designerzucht nicht besser aus. Gerade bei den Doodles weiß ich so einiges. Die Pudel aus VDH Zucht, mit denen sich da gerühmt wird, sind wirklich nicht das Gelbe vom Ei. Krankheiten in den Ahnen, Wesensschwächen, Kryptorchismus, vom Körper sprechen wir nicht erst. Doodlezüchter, die Mischlinge dazukaufen, weil sie die Nachfrage gar nicht mehr bedienen können. Vater-Tochter-Verpaarungen. Aber dann mit Heterosiseffekt rühmen und nicht mal wissen, was das ist.


    Wir hatten bisher 4 Hunde. Der erste war ein Kleinspitz vom Vermehrerzüchter. Der ist 4 Wochen nach Einzug an einem unentdeckten Loch im Herzen gestorben. Der zweite aus dem Tierheim wurde nur 8 wegen Krebs.
    Mein erster eigener Hund ist bald 9, hatte auch schon einen Tumor, war aber sonst nie so richtig krank. Dafür ist die einfach total verbaut. Kurze Schnauze, Glupschaugen, ausgedrehte kurze Füße, langer Rücken, Terrierzittern. Die wird einfach verdammt schlecht alt. Offiziell ist alles super (Röntgen und Co alles gut bis auf beginnende Zipperlein im Rücken), aber ich seh schon länger, dass sie trotz Übungen und viel Spazieren einfach nicht so fit ist.
    Mein Rassehund ist erst 3, da kann ich noch wenig zu sagen. Sie ist aber der erste Hund bei uns, der so dermaßen auf Herz und Nieren geprüft wird. Und sie ist fit. Da ich mir explizit eine Rasse ausgesucht habe, die gesund und langlebig und körperlich ausgewogen ist, hoffe ich, dass das so bleibt.

  • Mich würde mal interessieren ob in diesen Studien eigentlich nur FCI Rassehunde genommen wurden oder auch Hunde von denen man zwar davon ausgeht dass sie reinrassig sind, die aber aus der dissi und vom Vermehrer stammen.

  • Vor vielen Jahren habe ich mal eine Studie zu diesem Thema aus einer deutschen Klinik gelesen, demnach waren Rassehunde kranker, es konnte aber nicht ausgeschlossen werden, das Mischlinge seltener vorstellig waren, da die Halter nicht bereit seien, viel Geld zu bezahlen.

    Die Frage, wieviele Rassehunde versus Mischlinge in der Klinik vorgestellt werden, ist falsch gestellt, um daraus zu ermitteln, wer nun
    gesünder ist. Es kommen zuviele Variablen ins Spiel, die ganz außerhalb der Genetik liegen. Der Geldwert eines Rassehundes ist durchaus eine davon. Das fängt ja schon mit der Anschaffung an, wenn es oft heißt, ein Rassehund ist mir zu teuer, ich hole mir einen Mischling. Jemand, der so denkt, wird später nicht immer viel in die medizinische Versorgung seines Hundes investieren wollen oder können.


    Dagegen ist das durchschnittliche Sterbealter, daß in den beiden von mir erwähnten Studien herangezogen wurde, ein objektiv meßbarer Wert, und da ist es auch egal, ob prozentual einige Rassehunde mehr in die Statistik eingehen als Mischlinge. Wenn trotz der nicht unberechtigten Annahme, daß Mischlinge öfters benachteiligt sind, was qualitätvolle Aufzucht und medizinische Versorgung angeht, sie dennoch ein signifikant höheres Lebensalter erreichen, dann ist das ein Zeichen dafür, das die Rassehundezucht ernsthafte Probleme hat.

    Die alte These, dass Mischlinge die Voraussetzungen für Gesundheit und langes Leben mitbringen, hatte in der Frühzeit der Linienzucht noch viel wahres. Sie trifft aber heute fast nur noch für - jung von der Straße genommene- Straßenhunde in fortgeschrittener Generation zu.

    Die Studien aus den USA und Skandinavien wurden nicht in der Frühzeit der modernen Rassehundezucht erstellt, sondern sind ziemlich aktuell, von 1997.
    Es wurde der Median der Lebensdauer ermittelt, das heißt, der Zeitpunkt, an dem 50 Prozent der Hunde eines Jahrgangs bereits gestorben waren. Das ist dann die durchschnittliche Lebenserwartung von Rassehunden oder von Mischlingen vergleichbarer Größe.

    "Dieses Medianalter betrug für alle Rassehunde 6,7 und für alle Mischlinge 8,5 Jahre. In den einzelnen Größengruppen war die Lebenserwartung der Mischlinge jeweils beträchtlich höher als bei den Rassehunden entsprechenden Gewichts. Dies zeigt die so oft abgestrittene Behauptung der genetischen Variabilität für eine lange, d. h. normale Lebensdauer beim Hund. Sie ist derzeit fast durchgängig durch Inzuchtdepression verkürzt. ... Wie erwähnt, reduziert die Inzucht den einwandfreien Aufbau von Proteinen besonders bei Stress wie hohem Alter oder beim starken Aufbau beim Welpen, wodurch die Sterblichkeit in diesen Stadien bei Inzucht besonders stark zunimmt."
    (Hellmuth Wachtel: Rassehund Wohin, Hervorhebungen von mir)


    Dagmar & Cara

  • Mein Rassehund ist erst 3, da kann ich noch wenig zu sagen. Sie ist aber der erste Hund bei uns, der so dermaßen auf Herz und Nieren geprüft wird. Und sie ist fit. Da ich mir explizit eine Rasse ausgesucht habe, die gesund und langlebig und körperlich ausgewogen ist, hoffe ich, dass das so bleibt.

    Mein Rassehund ist auch 3 und bisher noch topfit. Das waren aber alle unsere Hunde bisher. Das sagt wirklich noch nicht viel bzw. wenn er jetzt schon massive Probleme hätte, wäre das ja ganz übel.


    Ansonsten gebe ich dir recht, es gibt sicherlich auch noch relativ gesunde Rassen, die womöglich gesünder sind als ein "Durschschnittsmischling". Aber meiner Beobachtung werden es immer weniger Rassen.

  • Den Satz verstehe ich nicht!

    Es ging um einen anderen Thread, in dem Einkreuzung zur Generweiterung speziell beim Dobermann ging. Da wurde Rottweiler, Cane Corso und noch was eingekreuzt. Das große Problem bei den Dobermännern ist ja DCM. Diese Krankheit wird aber auch durch Einkreuzung nicht einfach so verschwinden, weil man nicht testen kann. Selbst wenn man den idealen Hund findet, der mit Dobermännern gekreuzt werden soll, vererbt der Dobermann DCM weiter. Dann kommen letztendlich F1 Hunde mit DCM raus (die man ja nicht testen kann).

  • Habe deinen Satz "Den Stellenwert den der Hund im Dogforum hat, wird bei weitem nicht so geteilt. "
    so verstanden.

    Gemeint war es eher so, dass die User hier deutlich mehr bereit sind ihr Leben dem Hund anzupassen. Während ich draussen schon komisch angeschaut werde wenn ich sage, mit Henry kann ich gerade nicht wegfahren. :ka:

  • Es ging um einen anderen Thread, in dem Einkreuzung zur Generweiterung speziell beim Dobermann ging. Da wurde Rottweiler, Cane Corso und noch was eingekreuzt. Das große Problem bei den Dobermännern ist ja DCM. Diese Krankheit wird aber auch durch Einkreuzung nicht einfach so verschwinden, weil man nicht testen kann. Selbst wenn man den idealen Hund findet, der mit Dobermännern gekreuzt werden soll, vererbt der Dobermann DCM weiter. Dann kommen letztendlich F1 Hunde mit DCM raus (die man ja nicht testen kann).

    Man könnte mit solchen Einkreuzungen die DCM aber ausdünnen, die Wahrscheinlichkeit bei den Nachkommen reduzieren, wenn auch nicht ausschließen. Das ist richtig.

  • Mein Rassehund ist auch 3 und bisher noch topfit. Das waren aber alle unsere Hunde bisher. Das sagt wirklich noch nicht viel bzw. wenn er jetzt schon massive Probleme hätte, wäre das ja ganz übel.
    Ansonsten gebe ich dir recht, es gibt sicherlich auch noch relativ gesunde Rassen, die womöglich gesünder sind als ein "Durschschnittsmischling". Aber meiner Beobachtung werden es immer weniger Rassen.

    Das meine ich nicht. Wenn ein 3 jähriger Hund nicht springen und laufen mag, ist da was falsch.
    Aber bei meiner Rasse sind es zB die Augenkrankheiten. Man sieht heute noch viele alte Pudel mit grauem oder grünen Star. Heutzutage gibt es da paar einfache Tests. Einmal Blut abgenommen, schon ist der Hund getestet und kann dann bedacht in der Zucht eingesetzt werden. Gerade ist wieder ein neuer Test auf rcd4-pra rausgekommen. Insgesamt ist mein Hund auf 8 oder 9 vererbbare Krankheiten getestet worden und die Ergebnisse haben auch zur Wahl des Deckpartners beigetragen.
    Natürlich kann der Hund trotzdem an Krebs oder geschlossener Pyo oder Magendrehung oder 1000 anderen Krankheiten früher sterben wie jeder andere Hund auch. Aber von den rassetypischen Erkrankungen her kann ich mir zb nicht irgendwann vorwerfen lassen, absichtlich kranke Hunde produziert zu haben.

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