Wie werden Hunde süchtig?

  • Hi,


    hier im Forum liest man immer wieder von Balljunkies und ähnlichen. Nun habe ich mich gefragt, wie ein Hund überhaupt zum Junkie wird?


    Muss z.B. als Hauptauslastung ballwerfen gemacht werden oder gibt es Hunde die zum Suchtverhalten neigen? Vll auch rasseabhängig?


    Gäbe es in der Natur so etwas? Da würde ja niemand die Äpfel oder Stöcke werfen.


    Finde das Thema interessant.


    LG, Rapu

  • Ich denke es hat viel mit Serotonin und Co Ausschüttung zu tun.
    Das ist in der Natur natürlich beim Jagen. Rennen, Adrenalin, und dann später der Jagderfolg mit Nahrung, Serotonin und Co.


    Das ist wie bei Menschen, für manche Dinge werden wir von der Natur durch positive Botenstoffe belohnt. Kuscheln/Bindung = Oxy etc.
    Alles für die Arterhaltung, will das Gehirn.


    Bällchen werfen geht in Richtung Jagen. Hundegehirn lernt da gibt's Spaß und Arterhaltung mit viel Party im Gehirn. Also immer wieder, immer wieder.
    Drogen machen beim Menschen ja ähnliches. Und Gehirnprozesse werden regelmäßig neuverknüpft und brauchen dann genau diese Aktionen für den Botenstoffeinschuß.


    PS Depressionen funktionieren oft auch ähnlich.

  • Ich bin kein Verhaltensspezialist, aber ich denke das ist wie bei Menschen auch: es gibt nen Trigger und der löst eine Reaktion im Körper aus (Ausschüttung von Adrenalin oder anderen Hormonen, je nach Suchtstoff oder Aktivität). Dieses Gefühl will man wieder erleben, also gibt es Wiederholungen. Je nach Veranlagung reichen mehr oder weniger Wiederholungen um süchtig zu werden.
    So kommt es, dass ein reizempfänglicher Hund schneller zum Balljunkie wird als ein unempfänglicher (hier könnte man einige Rassen eher nennen als andere).

  • Ich habe / hatte einen Junkie.


    Wir hatten einen Welpen, ich hatte keine Ahnung und habe halt dem zehn Wochen alten Welpen mal was in der Wohnung geworfen und dachte ich spiele toll und der Hund hat Spaß.
    Draußen mal ein Stöckchen geworfen und schon mit 14 Wochen hat der Hund in Erwartungshaltung Gehenstände abgeschleppt.


    Da kamen in dem Fall ein paar Sachen zusammen: ganz frühe Prägung auf das Werfen, schlechte Aufzucht und Prägung vorher, Rasse die dafür anfällig ist (Rattler/ Pinscher), regelmäßiges erfüllen der Erwartungshaltung im ersten Jahr, recht (hyperaktives) Exemplar, zu oft und zu lange Ballwerfen bis in eine zu hohe Erregungslage..


    Als ich das Problem erkannt habe, habe ich durch Entzug geschafft die Erwartungshaltung zu beseitigen. Wirft irgendwo wer (seinem eigenen Hund oder meinem) Stöckchen oder Bällchen ist auch Jahre später sofort wieder die Fixierung auf den Ball da.

  • Wie Naikey zu einem Junkie wurde kann ich nicht genau sagen, wir haben ihn schon so übernommen aber ich hab vor kurzem mal gefilmt wie es ausschaut , wenn er unkontrolliert einen Ball zwischen die Pfoten bekommt.
    Nur damit man mal eine Vorstellung bekommt wie sowas ausschaut.


    [Externes Medium: https://youtu.be/DdgtOQip02A]


    Die Situation hatte ich nicht absichtlich zu stande kommen lassen. Newton hatte draußen mit dem Ball gespielt und Naikey war drinnen eingesperrt leider hatte ich die Türen nicht veriegelt so das er raus kommen konnte.
    Den Ball hat er erst wenige Sekunden in den Pfoten ,würde ich nicht einschreiten würde sich der Bewegungsablauf immer und immer wiederholen bis zur völligen Erschöpfung. Mittlerweile ist er in diesem frühen Stadium ansprechbar und abbrechbar , so das man ihn Gefahrlos vom Ball trennen kann. Naikey ist seit 7 Jahren auf Entzug und kippt trotzdem in einer solchen unkontrollierten Situation fast Augenblicklich in dieses ungesunde Verhalten.


    Das Hecheln stammt übrigens vom Stress gerannt ist er bis zu diesem Punkt vielleicht 20m.

  • "In der Natur" würde die Jagdsequenz ja enden, mit Misserfolg oder Erfolg (töten und fressen).


    Bei Balljunkies wird immer nur die Sequenz "Hetzen" wiederholt.


    Das übermässige Ansprechen auf den Hetzimpuls ist ein Ergebnis der Domestikation. so ein Allzeit-Bereit-bis-zur-Erschöpfung würde bei einem Wolf zum Tod führen. Der Mensch brauchte aber Nutztiere, die immer einsatzbereit sind. Da entsteht dann sowas.


    man kann nicht jeden Hund zum Junkie machen. Das ist Veranlagung, wie das Suchtverhalten beim Menschen auch.

  • So schöne Hunde!


    Das ist schon verrückt, und absoluter Streß fürs Tier. Wünsche weiterhin guten "Entzugsprozeß"

  • Würden Hunde denn wenn die Jagd erfolgreich beendet wurde (bei Wilderei oder so) weniger Risiko haben zum Junkie zu werden?


    Beim Ballwerfen ist es ja nur das wiederholte hetzen, aber anders töten und fressen sie ja noch. Wird das im Gehirn irgendwie anders verwertet als „hetzen macht Spaß“ sondern „Jagd ist geglückt, Thema erledigt“ ?

  • Das Video finde ich spannend, denn anhand von dem Ausschnitt sehe ich persönlich eigentlich noch keinen Grund um gleich lauthals Junkie zu schreien.
    Naikey hat einen Ball und bewegt/untersucht/bespielt diesen, wenn man möchte kann man noch Verteidigen reinlesen, aber sonst hätte ich nichts gesehen.


    Wenn du sagst, dass er das bis zur Erschöpfung treibt, ok dann gehe ich selbstverständlich mit.


    Wenn ich mal zu Mailo den Vergleich ziehen will -
    Fliegende oder rollende Dinge sind natürlich megatoll. Action und so. Er nimmt sie in die Schnute und versucht mich zum Nachrennen zu animieren, was ich nie und nimmer niemals nicht machen darf, denn dieses Spiel, das Weglaufen vor mir, hat kein Ende.
    Ein ruhig liegender Gegenstand ist aber uninteressant, Junior hat hier Fußbälle liegen, unser Treibball liegt in der Küche neben dem Kühlschrank, Dummies und Beißwürste im Regal, juckt ihn alles nicht, egal ob drinnen oder draußen. Sobald das Ding aber Bewegung bekommt, dann sind die Ohren out of order.


    Ist das vlt die goldene Grenze?
    Ob der Hund das Verhalten selbst beenden kann bzw den Gegenstand auch mal ignorieren kann?


    Mailo hat ein anderes Gelüst, wenn ich es mal so nennen darf. Er nuckelt gerne zum Entspannen.
    Ich sage hier Gelüst, weil er auch ohne Nuckel entspannen KANN, aber er schnappt sich eben gerne was elastisches aus Gummi und gnatscht mit niedriger Frequenz drauf rum, bis ihm die Augen zu fallen. Sucht ist das aber nicht

  • Würden Hunde denn wenn die Jagd erfolgreich beendet wurde (bei Wilderei oder so) weniger Risiko haben zum Junkie zu werden?


    Beim Ballwerfen ist es ja nur das wiederholte hetzen, aber anders töten und fressen sie ja noch. Wird das im Gehirn irgendwie anders verwertet als „hetzen macht Spaß“ sondern „Jagd ist geglückt, Thema erledigt“ ?

    Na ja, Hunde würden dann ja nicht jeden Tag 15 Gänse jagen. Jagd, Fressen für mehrere Tage, viel Schlafen.


    Hab gestern den ansässigen Jäger, Vater einer Freundin, getroffen und seinen Jagddackel. Der darf wirklich nur während der Jagd dieses Verhalten zeigen, Zuhause wird kein Ball oder ähnliches geworfen. Auf keinen Fall meinte er.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!