Leistungsdruck im Hundesport

  • Ich habe übrigens diverse Vereine erlebt, denen das "wir trainieren hier auf Erfolg und Turniere. Wer das nicht will ist hier falsch" irgendwann das Genick gebrochen hat.
    Mehr mehr mehr und dann weg.


    Es lief immer gleich ab:
    1. Hier kommt nur rein wer auf Turniere will
    2. Wir nehmen niemanden mehr wir haben genug Hunde
    3. Irgendwann war der Verein dann kaputt und hatte gar keine Leute mehr


    Einmal habe ich auch einen Trainer erlebt, der in einem Verein mit seeehr wenigen Mitgliedern einen Agility Anfängerkurs leiten sollte. Zum Infoabend kamen über 20 Leute. Nach der Einführung a lassen "Ich trainiere nur Leute die es ernst nehmen. Wer nur hüpfen will soll im Wald bleiben, dafür ist mir meine Zeit zu schade" saß die Truppe geschockt da. Zum Kurs blieben 5 Leute, bis nach dem Kurs noch 2
    Der Trainer hat inzwischen aufgehört, da es ja dort "keinen Sinn hat"

  • Ich verstehe gar nicht, weshalb man sich so auf Turniere versteift. Es macht Spaß und es macht einen auch stolz, egal ob als Hundeführer oder -trainer. Es ist toll, wenn man als Gruppe hingeht (machen wir im RO immer so). Aber ich würde nie auf den Gedanken kommen, mich mit jemandem weniger zu beschäftigen, nur weil er nicht auf Turniere geht. Ich verdiene ja kein Geld im Verein, brauche jetzt also auch keinen besonders guten Ruf.


    Was ich toll finde an Vereinen ist das Zusammenhalten, bei Problemen ist immer jemand da und man schließt richtig tolle Bekanntschaften und hat dabei noch eine gemeinsame Eigenschaft: Die Leidenschaft für den Hund. Das braucht ich im Verein. Ob derjenige Weltmeister im Obedience war (haben wir auch jemand) oder ewig Beginner übt - auf den Mensch kommt es an. Und häufig sind es gerade die Weltmeistern und Vollprofis, die dem Vereinsleben am wenigsten beitragen können.

  • es ist leider so dass Ambition natürlich auch negative Effekte haben kann, auch wenn man auch positiv trainiert. Was anderes zu behaupten ist naiv, sorry.

    Hast du denn je mit deinen Hunden feste Ziele gehabt und darauf hintrainiert?


    Oder wo muss dieser zwingende Negativeffekt herkommen?


    Ich glaube, wenn du da ein bisschen mehr Einsicht in die gesamte Thematik hättest, dann würdest du erkennen, dass gerade bei mehr Ambitionen das Training für den Hund noch viel viel geiler gestaltet werden muss. Heutzutage hast du im modernen Hundesport (oder zumindest im VPG Bereich) so ein hohes Maß an Hunden, die es einfach nur geil finden zu arbeiten... Die ganze alte Schule, wo der Hund früher über Wehrtrieb und Meideverhalten ausgebildet wurde (sieht man auf alten Videos noch gut), ist heute nicht mehr gern gesehen. Es sieht schlichtweg bescheiden aus, wenn da ein Hund gedruckt auf den Platz schleicht. Weit kommen suche Leute heute nicht mehr. Solchen Hunden kannst du keine Spitzenleistung abverlangen, wie sie heutzutage möglich ist. Das geht nur, wenn der Hund zusätzlich zur genetischen Grundausstattung ein ganzes Team von Hundeführer, Trainer bis hin zu den Helfern um sich hat, die ihn alle unterstützen und korrekt mit Motivation ausbilden.


    Was ich so als Basistraining erlebe, ist noch genau das. Unterordnung ist streng gucken, nicht mit dem Hund reden und böse gucken. Und der Hund soll gehorchen.
    So ein training sieht man bei hoher geführten Teams nicht :ka: Da geht der Hund mit einem Grinsen auf den Platz und hinterher gibt's Party.
    Deswegen ist zB meine erste Aufgabe mit den Neulingen zusammen zu üben, wie der Hund lernt 1. sich auf einen zu fixieren 2. Wie man ihn richtig belohnt und mit ihm spielt und 3. Wie der Hundeführer vermittelt, was der Hund tun soll, und gegenseitig dafür der Hund lernt seinen Grips einzuschalten ;)

  • Es wird wohl immer Menschen geben, die sich (zu) hohe Ziele stecken, und sich entsprechend verkrampfen. So wie es auch immer Menschen geben wird, die in ihrem persönlichen Ehrgeiz nicht nur die Freude, sondern auch das Wohl ihres Hundes aus den Augen verlieren. Das ist traurig, aber wahr.


    Meine Beobachtung ist aber auch, dass sich das nicht auf Turniergänger beschränkt. So, wie es diese oben genannten Negativbeispiele gibt, so gibt es auch super tolle Leistungsteams, die sehr schön Zielstrebigkeit mit Lockerheit verbinden. Umgekehrt findet man selbst in reinen Hobby-Fun-Gruppen immer wieder Menschen, die ihre Hunde überfordern, viel zu wenig motivieren, und dann gefrustet sind wenn der Hund nicht so "funktioniert" wie sie es erwarten. (Auch hier wieder kenne ich übrigens beide Seiten. Mit meinen vorherigen Hunden bin ich gerne auf Prüfungen gegangen, und wir hatten super viel Spaß dabei. Für Sandor und seine Psyche wäre das Stress, und wir trainieren einfach nur zur persönlichen Belustigung vor uns hin. Und ich wage zu behaupten, dass meine früheren Hunde trotz Prüfungen nicht unter Druck gesetzt wurden, und Sandor auch ohne jede Ambitionen nicht schlampig gearbeitet wird. :pfeif: ) Kurz gesagt: Das ist letzten Endes wohl vor allem eine Frage der jeweiligen Menschen und ihrer Persönlichkeit.

  • Okay, irgendwie driften wir hier teils ganz schön ab :tropf: Auch wenn ich diese Diskussionen durchaus auch interessant finde (zB die Sache mit der "Hausfrauengruppe" - der Begriff wurde in anderen Threads schon früher mit eindeutig negativer Assoziation verwendet - und ich kenne keine Gruppe, die sich wirklich so nennt oder offen so genannt wird...), langsam wird es für mich etwas unübersichtlich.


    Im Eingangsthread ging es ja eigtl nur darum dass ein Trainer wohl "unprofessionell" wurde, das jedenfalls impliziert eine dumme Anmache für mich. Das finde ich auch nach wie vor nicht okay, auch wenn der Trainer dies ehrenamtlich macht, vllt gefrustet ist von Leuten die das Training anders sehen als er oder wirklich faul und unwillig sind...whatever. Ich finde, egal ob Hundeschule oder Verein, ein gewisser Respekt von beiden Seiten ist Grundvoraussetzung, verbale Entgleisungen sollten nicht passieren. Hier ist es passiert, also wäre sicher eine Entschuldigung und ein klärendes Gespräch angebracht. Manchmal können zwei Menschen auch einfach gar nicht miteinander, dann ist es sicher besser, man geht "getrennte Wege".


    Ich kann auch nachvollziehen, dass man als Trainer manchmal gefrustet ist, sich nicht ernst genommen fühlt etc. Fûr mich scheint es, als haetten da gut organisierte Vereine mit klarer Definition und Zielsetzung und "Hausregeln" da schon mal weniger Probleme.


    Ich selbst werde bei zukuenftigen Vereinsentscheidungen mir vorher genau ansehen und ggf nachfragen, ob das passt oder nicht. So spare ich mir evtl Geld und Ärger und den Trainern evtl. Frust :smile: Außerdem sind mir selbst eh die hier eher unbeliebteren Vereine mit breitem Spektrum lieber. Die eine Gebrauchshundverein-Trainerin die ich kenne hat auf Seminaren und Trainingstagen immer so eine Bandbreite an Hunden, von mir mit dem Chi bis hin zur erfolgreichen IPO-Sportlerin mit dem 3. Leistungszucht-DSH...das finde ich zB sehr spannend.


    (Manches hier hat mich auch stutzig gemacht zB dass bemängelt wurde dass manche nix beitragen und nie mithelfen. Beim RO sammeln zB hier eigtl alle zusammen die Schilder und ggf Utensilien ein. Aber auch in meiner Hundeschul-Hoopers-Gruppe, wo wir ja wirklich zahlende Kunden waren, haben wir alle der Trainerin bei Auf- und Abbau geholfen. Ärger über Leute, die solche Handgriffe scheuen, kann ich auch nachvollziehen!)

  • Warum sind es Hausfrauen die keine Ambitionen haben?

    Mir hat die Trainerin-Hausfrau erklärt dass die Hausfrauen die sie betreut nicht so viel Zeit haben.
    Ganz ohne negativ zu sein, einfach als Fakt.


    Schade bis zu der dusseligen Namensdiskussion war es spannend hier.... :muede:

    Ist zum grössten teil mein fehler, tut mir leid :( :


    Ich möchte auch niemalnden verletzen, ich werde mir ab jetzt ganz fest Mühe geben, andere Formulierungen zu finden.

  • OT:


    @CH-Troete ich finde nicht, dass es dein Fehler war. Ich bin weiblich und derzeit viel zuhause (also fast ne vollwertige Hausfrau) und fühlte mich in keinster Weise angegriffen oder gar verletzt. Ich interpretiere allerdings auch nichts in Worte hinein.

  • Es lief immer gleich ab:
    1. Hier kommt nur rein wer auf Turniere will
    2. Wir nehmen niemanden mehr wir haben genug Hunde
    3. Irgendwann war der Verein dann kaputt und hatte gar keine Leute mehr


    Es geht in beide Richtungen schief.
    Wenn man niemanden mehr aufnimmt geht es genau so in den Graben, wie wenn man jeden aufnimmt.

  • Sorry, aber das ist jetzt so dermaßen mein Fachgebiet, dass die Finger nicht mehr anders können.



    Zum eigentlichen Thema - von der Warte von Jemandem geäußert, der definitiv einfach kein Vereinsmensch ist:


    Es ist schwierig, wenn sich Menschen mit unterschiedlichen Zielen in einem Verein zusammenfinden. Und ja, dann gehört geredet und geklärt. Und es ist auch legitim, wenn Einzelne dann in einer ruhigen Minute gesagt bekommen, dass ihr persönliches Ziel und der Verein scheinbar nicht zusammenpassen. Dann kann jeder nochmal überlegen, ob man es halt passend macht oder doch eher getrennte Wege geht.


    Schwierig wird das halt dann - und das habe ich leider öfter erlebt - wenn es die Köpfe mit den unterschiedlichen Zielen braucht, um den Verein zu finanzieren und am Laufen zu halten. Und dann aber nicht geguckt wird, wie man da offen und meinetwegen auch konfliktreich einen vernünftigen Kompromiss aushandelt, sondern sich Lager bilden. Jetzt mal ganz ohne Schuldzuweisungen in die eine oder andere Richtung. Auf so einem Boden können dann nämlich ganz easy sowohl Überempfindlichkeiten als auch Unfreundlichkeiten und Gereiztheit entstehen.


    Ich habs als Außenstehender bei einem Hundesportverein (dem mehrere Freundinnen samt Familie angehörten) erlebt und als Insider bei einem Tierschutzverein. Einfach schade jeweils. Aber vielleicht auch einfach menschlich - ich weiß es nicht :ka:

  • Das trifft es meiner Erfahrung nach absolut. Je mehr Prüfungsambitionen man in diesem Sport hat, desto wichtiger ist es, dem Hund so richtig Spaß und Freude zu vermitteln. Ein "Muss" ist sofort zu sehen und macht die Ausstrahlung kaputt. Von daher sind Spaß an der Sache und Prüfungserfolge nicht nur kein Widerspruch, sondern im Gegenteil unabdingbar miteinander verbunden. Und die meisten erfolgreichen Obisportler, die ich bisher kennen gelernt habe, haben ihren Hunden so viel Spaß an der Sache vermittelt, da können sich viele "just-for-fun" orientierten Hundehalter sogar noch eine Scheibe abschneiden.

    Stimmt, die lahmsten, unmotiviertesten Vorführungen mit unwilligen Hunden in der Unterordnung habe ich nicht von Sportlern gesehen, sondern von Teams, die das Ganze "nur so" machen.
    Bei den Sportlern sind die Chancen ungleich höher, spritzig-freudig arbeitende Hunde zu erleben.

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