Splitten durch den Mensch bei Hunden

  • Ja, es ist immer schwierig, wenn solche Begriffe einfach mal so reingeworfen werden.


    WENN, dann finde ich es schon wichtig, zu wissen, was man überhaupt meint.


    Hier wurden unter "Splitten" zig verschiedene Sachen aufgeführt, und das ist Quatsch.


    Ich denke auch, man muss nicht so tun als wäre man ein Hund... Menschen können das nämlich genauso gut, es gehört auch zu unserem Verhaltensrepertoire.


    Spannungen innerhalb einer Gruppe aufzulösen, indem man sich diskret dazwischenmogelt und damit (physisch und psychisch) Distanz zwischen den Streithähnen schafft, ohne!!!!! sich selbst in den Konflikt einzubringen - das ist ein Verhalten, dass nicht nur Hunde zeigen, sondern auch Pferde, und Menschen.


    Sich als dritte Partei in den Kampf zu werfen, ist auch ein Verhalten, aber ein anderes. Und einen Konflikt zwischen einem Mitglied der eigenen Gruppe und einem Fremden zu regeln, ist auch was anderes, als einen Konflikt INNERhalb der eigenen Gruppe zu deeskalieren.


    Solche Unterschiede sind wichtig! Deswegen finde ich das immer blöd, wenn lauter völlig verschiedene Dinge unter einem falsch verstandenen, wichtig und clever wirkenden Fachbegriff subsummiert werden. Sowas mag ich nicht.

  • Mag sein, ich sehe das falsch. Doch m.E. ist hier in einer solchen Sicht ein Logik-Fehler drin (empfinde das so).

    Das könnte ein Mensch nie so hinkriegen, ich glaube auch nicht, daß Hunde, das Splitten von Menschen ausgeführt, ernst nehmen oder akzeptieren.

    Was soll das denn heissen? Nie SO hinkriegen? Was spielt das für eine Rolle? Mir reicht es, wenn man es als Mensch hinbekommt, so, wie Mensch es macht.


    Wenn Hunde ihre Menschen nicht ernst nehmen, dann könnte man niemals als Mensch eine Situation zwischen Hunden souverän beruhigen (nicht bei der Welpenaufzucht, nicht bei der Mehrhundehaltung, bei Fremdbegegnungen schon gar nicht). Denn egal, wie man es machen würde, wie Mensch eingreift, man tut es immer als Mensch. Wird das nicht ernst genommen und auch nicht akzeptiert, tja, was bliebe dann noch? Eher nichts, oder?


    Denn was z.B. fürs "Splitten" (vom Menschen mit seinem Repertoire) gelten würde, das müsste für alles andere ebenso greifen. Erst recht für alles Folgende, für das man (als Mensch vom Hund) wesentlich ernster genommen werden sollte.


    Das würde mich zu dem Schluss führen, ist nicht weit her, mit der Mensch-Hundlichen-Kommunikation und erst recht nicht weit her mit sich respektieren und akzeptieren.


    So bliebe einzig und allein für mich eine rein mechanische Einwirkung übrig; alles andere könnte ich mir (theoretisch) gleich ersparen. Nur, hier steht mir (meine) Realität entgegen. Habe nicht das Gefühl, nicht verstanden, nicht ernst genommen zu werden und/oder nicht akzeptiert.


    Denn es würde sich mir nicht mehr erschliessen, warum ein ruhiges "Splitten" nicht funktionieren kann, eine andere Aktion dagegen schon (sei es Besänftigen oder ein Machtwort).



    Also, wer Splitten oder was annähernd ähnliches, möchte, tue das direkt bei Sichtung. Macht eh immer Sinn. Die alte Leier, eigenen Hund auf die abgewandte Seite nehmen, die Sichtachse blockieren, immer schön zwischen den Hunden sein.

    Jupp ... mittlerweile bekomme ich ziemlich runde Augen und kratze mir (im Geiste vorgestellt), an der inneren Hirnschale xD


    Und ich gebe zu, bin auch ein wenig beunruhigt, wenn sich bei mir hier im Thread der Eindruck von absoluter Handlungsunfähigkeit des Menschens einstellt ...

  • Nein, das stimmt nicht - wo hast du das her???


    Natürllich splitten Hunde auch, indem sie sich zwischen die Kontrahenten drängen.

    Meine Einschätzung, Ihr redet aneinander vorbei, das könnte aber genau erklären, warum @frauchen07 es als ungünstig empfindet, eine komplexe Beschwichtigungsaktion (als umfangreiche Verhaltenskette) mit dem Begriff "Splitting" zusammenzufassen.


    Hatte schon mal erwähnt (um weitere Missverständnisse zu vermeiden ... hat nur nicht geholfen), dass "Splitting" eines der Beschwichtigungssignale ist bzw. als eines so festgelegt wurde.


    Um es zu verdeutlichen, die üblichen Beschwichtigungssignale:


    züngeln
    blinzeln
    Kopf weg drehen
    gähnen
    abwenden
    langsamer in der Bewegung werden
    ruhig absitzen, legen
    Boden abschnuffeln
    vorne tief stellen/Spielstellung
    pföteln/Pfote anheben
    Bogen laufen
    splitten
    Pipi machen
    (und wenn ich eins vergessen habe ... )


    Du wirst also nahezu kaum ein "Splitting" abfotografieren, höchstens filmen und somit in Zeitlupe diesen Moment festhalten können, in dem der Hund nur und ausschliesslich die Sequenz "Splitting" zeigt. Das ist selbst bei den Bildern so, die Du hier verlinkt hast. Bei einem könnte es getroffen sein, aber auf vielen sind nur Körperteilaufnahmen und/oder andere Signale schon direkt wieder mit dabei. Auf dem grösseren Bild, welches sich als Ganzkörperaufnahme präsentiert, sieht man z.B. auch das Pfoten anheben (rechtes Vorderbein).


    Gehe davon aus, genau das meint @frauchen07


    Du hast zwar den Begriff "Splitting" als Calming Signals in die Diskussion eingeworfen, meinst damit aber höchstwahrscheinlich das gleiche, was ich mit dazwischen gehen beschrieben habe (also präventiv oder deeskalierend). Irgend eines der anderen Beschwichtigungssignale dürfe nahezu immer dabei sein, wenn ein dritter Hund die Situation präventiv zwischen zwei anderen Hunden entschärfen möchte.


    Mir ist es eigentlich einerlei, ob man den Begriff "Splitting" im eigentlichen Wortsinne benutzt oder als festgelegtes Signal in der Verhaltensforschung. :ka: Aber wenn man ihn allgemein bzw. im eigentlichen Wortsinne benutzt, dann kann das schon verwirren, wenn man ihn gleichzeitig als Fachbegriff definiert.


    Können wir nicht einfach beim normalen Wortschatz, wie dazwischen schieben oder trennen, beschwichtigen etc. pp. bleiben?


    Denn ich mag jetzt auch nicht seitenlang darüber diskutieren, wie ich diesen Begriff zu verstehen hätte ...

  • Splitten ist dermassen vielfältig und von der Situation abhängig, dass man das eh nie in einen Topf werfen kann.
    Und dann sind wir Menschen ja auch noch etwas "blind" und sehen oft gar nicht, WAS genau unsere Hunde da eigentlich machen.


    Die hündische Kommunikation können wir vielleicht theoretisch verstehen - praktisch sind sie uns IMMER meilenweit voraus. Dann geht oft alles sehr schnell, mit feinsten Signalen, da verpassen wir wahrscheinlich 90% der Kommunikation.


    Gut, eine Esther Schalke oder Perdita Lübbe (hoffe richtig geschrieben), die sehen bestimmt 100 mal mehr.





    Hunde splitten oft schon auf grosse Distanz. Ob das dann ein "splitten" ist, wie wir es definieren, oder was ganz anderes, ist wahrscheinlich egal. Der Effekt ist der Gleiche.
    Manches Splits passieren auf kleinstem Raum. Manche ganz still, manche mit Lauten. Ziel ist immer, ein beruhigen oder auflösen oder gar nicht hochkochen lassen der Situation.

  • Was soll das denn heissen?

    Das habe ich schonmal geschrieben; für meine Hunde wäre ein Splitten meinerseits der Anpfiff zum Angriff gewesen.
    Ich habe immer die besten Erfahrungen damit gemacht, daß ich in so einer Situation auf Abstand gegangen bin zu den Hunden und meinen Hund dann abgerufen habe.


    Im Leben wär ich nicht mehr auf die Idee gekommen, mich zwischen zwei Hunde zu stellen, die gerade mit Dominanzgehabe oder steifbeinigem gegenüberstehen beschäftigt sind.

  • Das habe ich schonmal geschrieben; für meine Hunde wäre ein Splitten meinerseits der Anpfiff zum Angriff gewesen.

    Ahh, ich dachte, Du meinst das allgemeiner für alle, nicht nur auf die Deinigen bezogen.


    (Meine empfinden meine Präsenz nicht als Angriffssignal. Das ist jetzt vll. all zu menschlich gedacht, aber ich bilde mir ein, die wissen schon, dass ich nicht als Angriffsverstärkter wahrgenommen werden möchte).

    Im Leben wär ich nicht mehr auf die Idee gekommen, mich zwischen zwei Hunde zu stellen, die gerade mit Dominanzgehabe oder steifbeinigem gegenüberstehen beschäftigt sind.

    Für meine wirkt es eher wie ein Zeichen für einen Abbruch (was immer man auch vor hatte).
    Habe das Problem GsD nicht.


    Denke, das kommt auch immer darauf an, welchen Typus Hund man mit sich führt. Bei den HSHs (Mixen oder -artigen), steht eben immer noch das selbständige (Schutz-) Handeln im Raum ...


    (Dennoch reicht hier meist einfaches Abrufen ... wobei ich nicht einmal schon bereits knifflige Situationen meine - davon haben wir kaum welche -, sondern eben solche, bei denen ich denke: "Daraus könnte sich eine ungünstige Dynamik entwickeln ...".)

  • (Meine empfinden meine Präsenz nicht als Angriffssignal.

    Die Terrier schon, so nach dem Motto: "toll, Frauchen kommt zur Verstärkung" und ab geht die Post. :lol:

  • Nachsatz: Und bei Jungspunden sitzt der Abbruf vll. noch nicht so 100%ig oder er weiss noch nicht genau, wie er sich am günstigen selbst aus der Situation zieht ... oder ... oder .. oder ;)

  • Die Terrier schon, so nach dem Motto: "toll, Frauchen kommt zur Verstärkung" und ab geht die Post.

    Haha ... kann ich mir gut vorstellen, dass ihnen das doch wesentlich häufiger im Blute liegt


    Wobei mein JRT das so eigentlich auch nicht gesehen hat (das ist sehr individuell wahrscheinlich), das würde ich aber nicht generalisieren wollen (ist sicherlich eine Frage der Prägung ... er ist ja auch zwischen anderen Rassen, souveränen Althunden aufgewachsen ... das dürfte etwas ausmachen, denke ich).

  • Aber erwachsene Hunde sind ja nicht umsonst ein evolutionär entwickelter Spezialist in Sachen Menschenverständnis.

    Deshalb muss ich gar nicht die Körpersprache von Hunden kopieren.
    Auf die Haarspalterei, ich würde behaupten wie ein Hund zu agieren, lasse ich mich deshalb gar nicht ein. Ich weiß selber am Besten, dass ich kein Hund bin, und mich auch nicht körpersprachlich so verhalte.


    Was ich aber tue: Ich überlege mir VORHER - genauso wie im Umgang mit Menschen - ob ich als beschwichtigender Streitschlichter oder als Ordnungshüter, der mit Konsequenzen aufwartet, ein Auflösen der Situation bewirken will.


    Hier kommt der Punkt des alltagsgebräuchlichen Einsatzes von Worten ins Spiel:



    Du hast zwar den Begriff "Splitting" als Calming Signals in die Diskussion eingeworfen, meinst damit aber höchstwahrscheinlich das gleiche, was ich mit dazwischen gehen beschrieben habe (also präventiv oder deeskalierend).

    Ich bin davon überzeugt, dass wir das gleiche meinen :smile:
    Ich habe auch deinen post genauso gelesen und verstanden.


    Aber eben nicht alle - und das hat dann der post von @LeoniLisa verdeutlicht.
    Dazu kommt, dass ja gerade hier im post aufgedeckt wurde, welche unterschiedlichen Assoziationen bei der Verwendung von "splitten" und auch "dazwischen gehen" vorhanden sind - und wie soll ein Mitleser dann noch unterscheiden können, ob du mit deinem "dazwischen gehen" präventiv und deeskalierend und beschwichtigend meinst, während ein anderer mit "splitten" dies mit der Intention einschüchtern verbindet?



    Können wir nicht einfach beim normalen Wortschatz, wie dazwischen schieben oder trennen, beschwichtigen etc. pp. bleiben?


    Denn ich mag jetzt auch nicht seitenlang darüber diskutieren, wie ich diesen Begriff zu verstehen hätte ...

    Das geht tatsächlich - wenn dabei die Qualität der Aktion mit genannt wird:


    - Ich schiebe mich BESCHWICHTIGEND dazwischen
    - Ich schiebe mich EINSCHÜCHTERND dazwischen


    Dann ist schon mal ein sprachlich verursachtes Verständnisproblem aus dem Weg.


    Dann kann auch die Frage von LeoniLisa beantwortet werden: Welche Methoden zum Auflösen von Konflikten gibt es denn, und wie mache ich das?

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!