Wieso glauben viele Leute einfach nicht, dass zu wenig Schlaf oft des Wurzels Übel ist....

  • Ich denke mal, die Hundehalter, deren Hunde zu wenig schlafen, sind wirklich die Extreme. Also hoch motivierte Leute, die nur das Beste für ihren Hund wollen und dann eben auf jedes Beschäftigungsangebot anspringen (ich will mich da gar nicht ausschließen, war selbst in so einer Spirale drin).
    Man kriegt aber auch von vielen Hundeschulen eher gesagt, was der Hund alles an Auslastung braucht, als dass an Ruhezeiten appeliert wird. Das war bis jetzt genau bei einem Hundetrainer der Fall, dass der mich über Stress und Ruhepausen aufgeklärt hat. Sonst hieß es immer nur: beschäftigen, beschäftigen, beschäftigen.
    Klar, mit Ruheübungen verdient keine Hundeschule Geld. Deswegen gab es in einer HS tatsächlich Leute, die drei bis vier Mal pro Woche dort für mehrere Stunden angerückt sind und ihre Hunde "bespaßt" haben, bis denen bald die Birne weggeflogen ist. Die waren hoch angesehen, eine wurde sogar eingestellt und hat danach selbst Kurse gegeben. Einer Teilnehmerin mit dauerforderndem (weil dauerbeschäftigtem) Schäfi wurde sogar eine automatische Ballwurfmaschine empfohlen für die Zeit, in der Frauchen arbeiten muss... Woher soll man dann als Otto-Normal-Hundehalter auch wissen, wie viel Ruhe Hunde brauchen, wenn selbst Leute "vom Fach" einem etwas anderes erzählen?
    Und dann kommt irgendjemand "Ungelerntes" daher und behauptet das Gegenteil, klar, dass man dem nicht glaubt... |)

  • Es soll ja auch gar nicht jedem Hund auf Teufel komm raus ein Schlafmangel angedichtet werden :roll: Es geht doch eher darum, das als mögliche Ursache im Betracht zu ziehen, wenn irgendwas nicht rund läuft.


    Nicht jeder Hund kann im einem trubeligen Haushalt problemlos zur Ruhe kommen oder tief und fest schlafen, während man mit dem Staubsauger durch die Wohnung wuselt. Dass man sich am Tag x Stunden nicht mit dem Hund beschäftigen kann, bedeutet auch nicht zwangsläufig, dass der Hund in dieser Zeit schläft/ruht. Vielleicht kann er gar nicht entspannt alleine bleiben, vielleicht bewacht er den ganzen Tag die Wohnung, vielleicht erschreckt er vor jedem Geräusch aus der Nachbarswohnung...

  • Ich denke mal, die Hundehalter, deren Hunde zu wenig schlafen, sind wirklich die Extreme. Also hoch motivierte Leute, die nur das Beste für ihren Hund wollen und dann eben auf jedes Beschäftigungsangebot anspringen (ich will mich da gar nicht ausschließen, war selbst in so einer Spirale drin).

    Nein, es wurden ja hier einige Beispiele aufgezählt, wo das überhaupt nicht der Grund für den Schlafmangel ist. Zum Beispiel der Hund, der das Fenster bewacht, oder der Familienhund in einem Haus, in dem den ganzen Tag Action ist. Das sind bestimmt genauso oft Hunde, die überhaupt nicht im Mittelpunkt stehen und bei denen niemand die Kapazitäten hat, für ihr Wohlbefinden zu sorgen. Denk mal an Tierheimhunde, die schlafen auch zu wenig. Da ist niemand da und beschäftigt sie ständig.

  • Ich habe ja gerade zwei Kekse, die NICHT von selbst zur Ruhe kommen.
    Entsprechend "diskutieren" wir ein bisschen, dass jetzt "Ruhe" angesagt ist.
    Manchmal dauert es länger, manchmal geht es schneller.


    Da es ja zwei Kekse und nicht ein Keks ist, ist es etwas schwieriger, denn wenn der eine Keks bereits schläft, dann wuselt der andere Keks rum.
    Manchmal klappt es schon, dass sie bei dem Wort "Ruhe" auf die Couch hüpfen und selbst zur Ruhe kommen.
    Aber die Kekse sind erst seit Donnerstag hier und müssen halt erstmal erkennen, dass Schlaf wichtig ist.


    An Kommandos üben wir sonst eigentlich nichts außer "Ruhe".


    Für die Kekse ist ja noch alles neu, auch wenn sie bereits 16 Wochen alt sind, sie lernen halt so viel Neues kennen.
    Die Umgebung ist ja komplett neu, wir fahren öfter Auto, Speedy ist auch neu und da muss eben viel gelernt werden.
    So viele Reize müssen halt verarbeitet werden.


    Ich freue mich immer, wenn sie schlafen und träumen, dann weiß ich, jetzt wird der Tag verarbeitet.

  • @Brizo ich hab z.B. natürlich eine "Negativauswahl", weil die Leute, die zu mir kommen ein irgendwie geartetes Problem haben.
    Ich würde dir zustimmen, die meisten HH und Hunde hier in der Gegend kommen auf ihren Schlaf und leben ein unauffälliges Leben. Hunde sind halt durchaus sehr anpassungsfähig.


    Trotzdem gibt es viele Fragen wegen überdrehten Welpen und gerne auch Hunden aus dem Auslandstierschutz, die mit dem ihnen angedachten Programm nicht klar kommen. Sicher häufig, weil der Hund schon durchs Kennenlernen der neuen Umgebung und Lebensbedingungen "ausgelastet" wird und noch keine für den Menschen "unproblematischen" Verhaltensweisen gefunden hat, um mit dem Stress klar zu kommen.


    Außerdem gibt es bei denen, die den Hund weniger pragmatisch, sondern eher emotional sehen erst seit jüngerer Zeit die Tendenz seinem Hund was Gutes tun zu wollen, wenn man viele Stunden aus dem Haus ist - dann kommt der in die HuTa oder zu einem Dogwalker, was alleine schon ausreichend wäre, dass morgens und abends nur noch ne Pipirunde gedreht werden müsste (mal von denen ausgehend, wo eine Riesenhundetruppe sich gegenseitig beschäftigt). Der Halter will aber ja auch noch mit dem Hund trainieren und Spaß haben und und und...

  • Ich glaube, dass die vielen "Angebote" in der heutigen Zeit dazu beitragen, dass die Hunde zu wenig Ruhe bekommen.
    Man liest/hört, man soll zur Hundeschule, Mantrailing, Agility, Dummytraining, Hundewiese, Sozial Walks, dieses und jenes zuhause bzw. beim Gassi üben usw.usw.


    Das gab es zu Beginn meiner Hundehaltung vor über 3 Jahrzehnten alles gar nicht.
    Ich ging lediglich 2-3x am Tag mit meinem DSH Gassi und 1-2x die Woche waren wir am SV-Platz. Geübt haben wir das was wir dort brauchten zuhause fast gar nicht.
    Beim Gassi wurde nur das vom Hund "verlangt" was gerade nötig war, ansonsten ist man vor sich hingelatscht und der Hund hat vor sich hingeschnüffelt ohne jegliche Bespassung. Zuhause hat man den Hund einfach in Ruhe gelassen und nicht dauernd mit irgendwas bespasst.
    So habe ich das damals "gelernt" und das mache ich auch heute noch so und habe jetzt den 7. "ruhigen" Hund.

  • Ich frage mich gerade ob Menschen wissen wie lange sie schlafen sollten. Ich glaube das tun die wenigsten. Also warum sollten sie das beim Hund wissen.


    Im forum wird (außer es geht um Hunde), der Schlaf auch serh stifmütterlich behandelt. Wenn jemand über fehlenden Schlaf beklagt, dann wird das immer abgetan.



    Außerdem glaube ich manchmal für viele HH ist der Hund fast der ganze Lebensinhalt. Die haben ansonsten nicht so wirklich Hobbys. Natürlich beschäftigt man sich dann auch eventuell mehr mit dem Hund als es einen lieb ist.

  • So habe ich das damals "gelernt"

    Und es gibt sicher sehr viele Hunde, für die das genau so auch ok ist. Aber ich finde, man sollte auch dabei nicht aus den Augen verlieren wie verschieden Hunde sein können. Ich habe schon so einige Leute mit Silky Terriern kennen gelernt, die an ziemlich genau diesem Ansatz gescheitert sind. Am nächsten war mir dabei eine gute Freundin, die diese Art Programm mit all ihren bisherigen Hunden mit Erfolg so gefahren hatte, und dann ihren ersten Silky bekam. Dieser Hund entwickelte sich zu einem kleinen Alptraum, ging daheim über Tische und Bänke, markierte in die Wohnung, haute immer wieder ab, zerlegte Kissen etc. Irgendwann glaubte sie mir endlich und fing an, auf den Spaziergängen kleine Aufgaben einzubauen, und nebenher mit dem Hund abends ein paar Minuten Tricks zu clickern. Und siehe da, die Unarten hörten ohne weitere Maßnahmen auf, der Hund machte seine kleinen "Jobs" voller Begeisterung und kam danach - tadaaa - auch richtig zur Ruhe. (Und mit diesem "Mehrprogramm" wurde er dann übrigens ihr absoluter Seelenhund von dem sie selbst heute noch, viele Jahre nach seinem Tod, immer spricht.)


    Von daher denke ich, man sollte immer gut im Blick behalten dass eben vieles dazu führen kann einen Hund nicht richtig zur Ruhe kommen zu lassen: Überforderung, Unterforderung, oder auch falsche Beschäftigung. Die eigentliche Kunst ist doch, das für den jeweiligen Hund passende Maß von allem zu finden.


    Wie schwierig das sein kann habe ich übrigens mit Sandor gelernt, und mich deshalb auch intensiv mit dieser Thematik beschäftigt. Er ist nämlich ein Hund, der nur ein gemäßigtes Programm an körperlicher Auslastung braucht, intensiv geistig gefordert werden will und muss, und dabei nur ein sehr geringes Maß an psychischer Belastung und neuen Reizen verträgt. Wenn man sich mit so einer Kombination einmal näher auseinander gesetzt hat, dann sieht man das ganze notgedrungen viel differenzierter als nur "viel oder wenig Beschäftigung, viel oder wenig Schlaf". Mein Ansatz wäre deshalb immer, beim jeweiligen Hund genau hinzuschauen: Wie viel körperliche Auslastung braucht er? (Noch mal differenziert in spontane, schnell wechselnde Bewegung wie etwa im Spiel und Ausdauerbewegung.) Wie viel geistige Anregung braucht er? (In welcher Art? Mit viel Abwechslung oder eher Routine? Eher als Reaktion auf den Menschen, oder als eigenständiger Problemlöser?) Wie viele Umweltreize braucht er, wie viele Umweltreize verträgt er? Und natürlich auch, wie viel strikte Ruhezeit braucht der Hund, und wie viel Gelegenheit Ruhe zu halten wenn er es eben möchte?

  • Ich bin was Ruhe angeht radikal.
    Ich hab jetzt den zweiten Welpen hier der zum Ruhe halten angehalten werden muss und sich nicht einfach so hinpackt und schläft. Ich begrenze dann räumlich, sei es durch kleine reizarme Räume abgegrenzt mit Kindergitter, Welpenzäunen oder schlicht Box.


    Leute sind hier immer total baff weil '3 Hunde! Das muss ja wuseln!' - nope. In der Wohnung wird gepennt, außer ich geb das Signal dass wir trainieren/clickern.


    Wie @Brizo schon schrieb, ich bin 6-8 Stunden fürs arbeiten außer Haus, gönne mir 8 Stunden Schlaf, hab einen Haushalt und trainiere/beschäftige meine Hunde - alles zu seiner Zeit.

  • Ich erzähle mal, welche Erfahrungen ich zum Thema Auslastung/Schlaf früher gemacht wurde:
    Da hat z.B. die ältere Nachbarin, deren Familie im Haus Border Collies/mittlerweile Australian Sheperds hat, sich immer über michbeschwert, wenn ich nicht 3x am Tag für je eine Stunde mit unserer Hündin spazieren war. Sie war schon ü70, saß viel am Fenster und hat quasi Protokoll geführt. Da war es nicht üblich, dass der Hund eine große Runde am Tag hatte und ansonsten in den Garten ging. Wenn es keine Arbeitstiere für Schafherden o.ä. waren, wurden die auch ansonsten nicht bespaßt oder trainiert. Da gab es 2-3x am Tag halbe Wanderungen, weniger war "Tierquälerei" und ansonsten liefen die Hunde im Haus und Garten frei und nebenher. Ich bin froh, dass damals unsere Hündin selbst im Alter das Programm gut mitgemacht hat. Nur meinem Vater ist sie regelmäßig abgehauen, weil sie seine sonntäglichen Wanderungen nicht mehr mitmachen wollte.
    Für mich war die Umstellung mit Kira schwer, ihr tut zu viel überhaupt nicht gut und braucht auch viel Schlaf. Ob die Rasse (nun Labbi statt Schäfermix) so viel ausmacht, oder eher die Sozialisierung (vermurkster Junghund statt Straßenhund)? Ich muss jedenfalls noch an mir arbeiten, dass ich nicht das Gefühl habe, zu wenig mit dem Hund zu machen. Solche "Gewohnheiten" bekommt man schwer raus ;)


    Heutzutage scheint es immens schwieriger, die richtige Auslastungen für einen (Jung)Hund hinzubekommen. Jedenfalls gibt es einige Trainer und SuperHalter, die anscheinend minutengenau abrechnen, bevor sie sich mal den Hund im Alltag anschauen. Aber früher waren Hunde vielleicht auch nicht die Stadtbegleiter, wie sie es heute oft sein müssen. Die Landflucht trifft eben auch die Hunde der Menschen.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!