Positiver Abbruch
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Ausgelagert aus einem anderen Thread, hier die posts zur Thematik "Positiver Abbruch":
Zu deiner Frage nach einem positiven Abbruch zitiere ich mich mal selbst (aus einem anderen Thread):
(.....)
Du hast in deinem Eingangsbeitrag nach Ideen gefragt, und ich hätte eine - schau einfach mal, ob und was du damit anfangen kannst:
Konditionierung eines positiven Abbruchs:
1. Schritt: Du suchst für dich ein Wort, welches nicht alltagsgebräuchlich ist und das du mit unglaublich viel positiver Energie raushauen kannst. (bei mir ist das ein ... "Feiiiiiiiiin!!!!!", ist ne Eigenart von mir, dass ich das nur hoch-freudig-quietschend rausbringen KANN).
2. Schritt: Probiere erst für dich selber dieses von dir gewählte Wort aus, ob du es tatsächlich mit dieser gewünschten Energie rausbringen kannst.
3. Schritt: Vorkonditionierung
In entspannter Atmosphäre (egal ob in vertrauter Umgebung oder nicht) nutzt du einen Moment, wo dein Hund nicht von einem anderen Reiz abgelenkt ist, aber eben auch NICHT zu dir schaut, und rufst dieses Wort mit geballter freudiger Energie. In dem Moment wo er zu dir schaut, lässt du es ein Superleckerchen regnen (oder eine andere Superbelohnung, ein Zergelspielzeug z. B., mit dem ein Hund dann zum freudigen Zergelspiel aufgefordert wird; Ich weiß, dass du so ein "Medium" bei deinem Hund derzeit noch nicht hast, weshalb ich das nur für die Mitleser zum Verständnis erwähne.)
Dabei ist NICHT WICHTIG, ob der Hund das in dem Moment tatsächlich als Superbelohnung empfindet oder nicht; Wichtig ist die Verknüpfung, dass auf diesen "freudigen Stimmausbruch" von DIR eine Verstärkung erfolgt, die den Hund zu DIR bringt und damit die Basis für die Verhaltenskette: "freudiges Markerwort, abbrechen der geplanten Aktion des Hundes und Zuwendung zu dir" schafft.
4. Schritt: Festigung und Ausbau der Konditionierung
In KLEINEN Schritten, unter langsamer, dem Vermögen des Hundes angepasster Steigerung der Schwierigkeit (Außenreize), wird diese Reaktion auf das freudige Markerwort gefestigt, bis die Reaktion auf dieses Markerwort zu einem zuverlässigen REFLEX geworden ist.
Warum ICH diesen Weg wählen würde:
Du erwähnst selber, dass logischerweise noch keine Bindung zu diesem Hund aufgebaut werden konnte, und ich persönlich meine auch, dass die Beziehung zwischen diesem Hund und dir noch nicht klar sein KANN.
Die Vorerfahrungen dieses Hundes spielen allerdings eine große Rolle im Alltagsverhalten, was es deutlich erschwert, der Beziehung und Bindung eine positive Basis zu geben.
Mit dieser Vorgehensweise wird ein Überraschungseffekt genutzt, ähnlich wie bei der Nutzung von aversiven Methoden, bei der z. B. Schreck- oder Schmerzreize eingesetzt werden, um eine besonders schnelle Verankerung von Erlerntem zu erreichen.
Nur wird hierbei eben nicht die biologisch verankerte Lernschiene "Furcht" (Aversionsverhalten) genutzt, sondern ein Überraschungsmoment auf freudiger Basis.
Es dauert etwas länger, und es muss auch sorgfältig darauf geachtet werden, diese Konditionierung dem Vermögen des Hundes anzupassen, um eine Konditionierung bis hin zum Reflex zu erreichen.
Dafür gibt diese Vorgehensweise aber der gesamten Bindungs- und Beziehungsarbeit eine positive Qualität, die enorm wichtig für den Aufbau von Vertrauen in dich als Bezugsperson ist.
Letztendlich lässt sich an einen positiven Verhaltensabbruch ein anschließendes Alternativverhalten leichter positiv etablieren und macht so wahrscheinlicher, dass dieses Alternativverhalten vom Hund angenommen wird, ohne dabei unnötigen Druck nutzen zu müssen.
Ich hoffe, ich habe das verständlich rüberbringen können - sonst: Einfach nachfragen!
(....)
Ich habe diese Methode nicht aus irgendeinem Buch. Ich bin allerdings auch sicher nicht der Erfinder.
Sie basiert auf den Lerntheorien, in diesem Fall Behaviorismus (Konditionierung) - und diese besagt, dass Lebewesen in angenehmer Atmosphäre besser lernen, und damit das VERSTEHEN komplexerer Zusammenhänge eher möglich ist.
Außerdem der Erkenntnis aus der Psychologie, dass eine negative Emotion mit zusätzlicher negativer Emotion verstärkt wird (wichtig z.B. in der Gewaltprävention), eine positive Energie eine negative niemals verstärken, aber mildern oder gar auflösen kann.
Dazu die Erkenntnis, dass sich Lernerfahrungen aus Überraschungsmomenten besonders gut einprägen im Gedächtnis - und die damit verbundenen Handlungen eben auch.
Nirgendwo steht geschrieben, dass Überraschungsmomente unangenehm sein müssen, um im Gedächtnis haften zu bleiben.
Nirgendwo steht geschrieben, dass ein Abbruch unangenehm sein muss.
Bei meinem Amigo nutze ich einen positiven Abbruch im Jagdverhalten.
Ich finde leider das Video einer (mittlerweile verstorbenen) chinesischen Verhaltensbiologin nicht mehr, in der sie mit einem Jack Russel zeigt, wie sie mit positiver Emotion negative Emotion zunächst auffängt, im weiteren Verlauf den negativen Reiz dann umkonditioniert und zu einer positive Erwartungshaltung auslösenden Reiz umwandelt. Den Namen habe ich mir leider auch nicht gemerkt.
Viele Hundehalter arbeiten aber situativ mit "Besänftigung", und ich habe schon häufiger gesehen/gelesen, wie Hundehalter z. B. den "Superrückruf" aufgebaut haben.
Montagsmodell nutzt z. B. ein solches Signal bei ihrem Sandor Terrorkrümel
Huch - Bearbeitungszeit abgelaufen, deshalb hier noch ergänzend:
Ich selber habe das etliche Male bei Hunden eingesetzt, die nicht die meinen waren. Hier wohl sehr dosiert, situationsentsprechend - ich will anderen Hundehaltern gegenüber nicht übergriffig werden.
Gezielt erprobt ist die im Zitat beschriebene Methode mit einer DSH-Malinois-Hündin eines Bekannten.
Ich finde den von Dir beschriebenen Aufbau sehr interessant.
Ich habe aber Bedenken, ob der Hund das evtl. als Markersignal auffassen könnte?
Um das Beispiel mit dem Mülleimer aufzugreifen:
Ich habe es so verstanden:
Der Hund geht an den Mülleimer
-> ich sehe ihn und möchte abbrechen
-> Signalwort "feeeeiiiin" ertönt
-> Leckerchen folgen
Das wäre ja eigentlich dann genau so, als würde ich etwas positives markern wollen?
Da stehe ich jetzt total auf dem Schlauch.
Ist jetzt hier leider OT - falls Du ( Hundundmehr) Lust hättest, darüber zu diskutieren, könnten wir vielleicht einen neuen Thread dazu aufmachen?
Würde ich sehr interessant finden
Ist jetzt hier leider OT - falls Du ( Hundundmehr) Lust hättest, darüber zu diskutieren, könnten wir vielleicht einen neuen Thread dazu aufmachen?
Würde ich sehr interessant finden
Das finde ich eine gute Idee!
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Mich würde bei der beschriebenen Methode auch interessieren, wie man verhindert, dass der Hund das ungewünschte Verhalten immer öfter zu zeigen um den "Fein"-Ruf zu provozieren. Und wie genau unterscheidet dich dieser "Abbruch" (für mich ist es keiner) von einem Rückruf?
Vielleicht funktioniert das bei manchen Hunden, sicher funktioniert es als absolute Notfallvariante, wenn man es im Alltag sonst nicht verwendet. Bei vielen Hunden wird es aber wohl alltäglich nicht dauerhaft funktionieren.
Sumi hatte zum Beispiel unheimlich schnell raus, dass ich sie rufe, wenn sie weit weg ist. Fürs prompte Zurücķkommen auf Kommando gabs dann ne Belohnung. Was hat mein Hund daraus gelernt? "Ich muss nur weiter weg laufen, irgendwann ruft die Alte schon und dann gibts Futter." Ich musste also schnell dazu übergehen eben nicht zu rufen, wenn sie provozierend weit weg läuft, sondern unvorhergesehen bei unterschiedlichen Distanzen.
Ganz sicher hatvsie dadurch nicht gelernt, dass sie das Weglaufen sein lassen soll!
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@Lucy_PRT : Zu deiner Frage, ob dieser positive Abbruch nicht als Markersignal ankommen könnte: Ja, könnte er - wenn er nur zu einer Unterbrechung führt, bei der das unterbrochene Verhalten dann im Anschluss an die Unterbrechung wieder weitergeführt wird.
Dann ist es kein Abbruch, sondern nur eine Unterbrechung, bei der im weiteren Verlauf tatsächlich passieren kann, dass dies vom Hund als Bestätigung des ursprünglichen Verhaltens angesehen wird.
Das ist aber bei JEDEM Signal so, welches ich einem Hund gebe, und an das ich keine Alternative anschließe
Sage ich dem Hund "aus", und er spuckt das Teil tatsächlich aus ... um es sofort danach wieder aufzunehmen, weil er nicht gelernt hat dass er nach dem Signal warten soll, was er als nächstes machen soll ... dann ist dieses Aus genauso wirkungslos, wie der positive Abbruch ohne anschließende Alternative.
Der Abbruch ist genau das, was das Wort sagt: Ein ABBRUCH.
Nicht mehr und nicht weniger.
Nur dass ich mit dem freudigen Abbruch eine freudigere Basis schaffe für ein weiteres Vorgehen - und zwar freudig MIR gegenüber.
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Sumi hatte zum Beispiel unheimlich schnell raus, dass ich sie rufe, wenn sie weit weg ist. Fürs prompte Zurücķkommen auf Kommando gabs dann ne Belohnung. Was hat mein Hund daraus gelernt? "Ich muss nur weiter weg laufen, irgendwann ruft die Alte schon und dann gibts Futter." Ich musste also schnell dazu übergehen eben nicht zu rufen, wenn sie provozierend weit weg läuft, sondern unvorhergesehen bei unterschiedlichen Distanzen.
Hunde sind so schlau.
Aus diesem Grunde versuch ich aber auch alles um mich herum zu belohnen d.h. immer wenn Louie auf meine Höhe kommt (er geht allerdings sowieso nicht sooo weit weg) "Priiima" und Futter rein. Allerdings muss der Wuffi das ja erst mal anbieten, damit man das belohnen kann.
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Lucy_PRT : Zu deiner Frage, ob dieser positive Abbruch nicht als Markersignal ankommen könnte: Ja, könnte er - wenn er nur zu einer Unterbrechung führt, bei der das unterbrochene Verhalten dann im Anschluss an die Unterbrechung wieder weitergeführt wird.
So, das erzähl mal meiner Maja. Ich hatte sie auf die Pfeife konditioniert, in etwa so, wie oben beschrieben, nur dass ich eben kein Wort, sondern das Pfeifen konditioniert habe.
Als der Pfiff bombenfest saß, habe ich ihn ungefähr zwei- oder dreimal verwendet, als sie in den Wald gerannt ist. Sie war sofort wieder da, wir haben Party gemacht und der Reiz, der sie dazu veranlasst hatte, in den Wald zu rennen, war vergessen. Sie hat das Verhalten nachher nicht weitergeführt.
Diese zwei oder drei Wiederholungen haben gereicht, dass sie auf späteren Spaziergängen immer wieder mal in den Wald gerannt ist (immer mit einem Ohr und einem Auge bei mir), und auf den Pfiff gewartet hat.
Sie hat es also nicht als Abbruch verstanden, sondern als Superbelohnung .
Ein funktionierender Abbruch ist für mich nur etwas, bei dem der Hund ein Verhalten bewusst abbricht und dadurch eben lernt, dass dieses Verhalten (zumindest in der Situation) nicht erwünscht ist.
Die hier beschriebene Konditionierung ist sicherlich sehr hilfreich, damit der Hund alles stehen und liegen lässt und sofort kommt, aber meiner Meinung nach eben kein richtiger Abbruch, sondern ein Alternativverhalten.
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Sumi hatte zum Beispiel unheimlich schnell raus, dass ich sie rufe, wenn sie weit weg ist. Fürs prompte Zurücķkommen auf Kommando gabs dann ne Belohnung. Was hat mein Hund daraus gelernt? "Ich muss nur weiter weg laufen, irgendwann ruft die Alte schon und dann gibts Futter." Ich musste also schnell dazu übergehen eben nicht zu rufen, wenn sie provozierend weit weg läuft, sondern unvorhergesehen bei unterschiedlichen Distanzen.
Hunde sind so schlau.
Aus diesem Grunde versuch ich aber auch alles um mich herum zu belohnen d.h. immer wenn Louie auf meine Höhe kommt (er geht allerdings sowieso nicht sooo weit weg) "Priiima" und Futter rein. Allerdings muss der Wuffi das ja erst mal anbieten, damit man das belohnen kann.
Prinzipiell jein...
Sie läuft und lief nie wirklich weg und orientiert sich rassetypisch sowieso eher zuviel an mir. Das Problem des weit Vorlaufens ließ sich sehr schnell ausbügeln, indem ich einfach umgedreht habe und gemütlich in die andere Richtung gegangen bin. Schwupps war sie wieder da.
Was es bei mir am Anfang immer und heute ab und zu gibt, ist eine verbale Bestätigung, wenn sie Blickkontakt sucht. Wenn ich jedes Orientieren in meine Richtung mit Futter belohnt hätte, hätte ich wohl einen Fersenkleber-Border gehabt. Das will ich aber gar nicht. Ich freue mich, wenn meine Hunde auf dem Spaziergang auch mal entspannt schnüffeln gehen und nicht ständig nach Belohnung fragen.
Hätte ich nen anderen Hund, würde ichs bestimmt anders machen...
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Das ist aber kein Abbruch
Hund hat nicht gelernt dass er XY lassen soll sondern ich hindere ihn nur daran seine Aktion auszuführen indem ich ihn immer zu mir orientiere. Heisst im Umkehrschluss Hund lernt nie dass - um mal im Beispiel aus dem Thread zu bleiben - der Mülleimer Tabu ist. Er lernt einfach nur - aha wenn ich da ran gehen mag gibt es Keks.
Je nachdem was ihm wichtiger ist wird Hund auch irgendwann sagen "Sch... Auf den Keks, ich will jetzt aber den Müll plündern". Was machst du dann?
Ich persönlich empfinde sowas eher kontraproduktiv für den Aufbau einer Beziehung als klare Umgangsregeln. Denn solche versteht ein Hund.
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Positiver abbruch: Hund wird im Freilauf zu "mir" gepfiffen. Wobei ich das zu mir pfeiffen nicht verwende. EIn Pfiff bedeutet dass ich etwas von ihm will. Zeige ich ihm dann - dass ich gehen möchte - kommt er angelaufen und lässt sich anleinen. Bei uns gibt es derzeit nach jedem Spaziergang sowas wie "Hundefreilauf in der Freilaufzone, teilweise mit anderen Hunden, teilweise nur mit Ball und ähnlichen auf jeden fall macht es ihm Spass". Je länger er mit dem Rückruf zurückkommen wartet - umso weniger Zeit hat er zum freilauf"center" - wo es eigentlich noch viel spassiger ist. . Das klappt im Normalfall sehr gut.
Wobei positiver abruf, ich ruf hund ab und er soll zu mir kommen - bedeutete für ihn "frauchen ruft mich zurück - also muss ich mal schauen was sie gesehen hat - warum ich überhaupt zurückkommen müsste". Der Abruf hat sich extrem in die Länge gezogen, der Hund war dann zwar mal da - aber geschaut und geguckt dazwischen als ob er was versäumen täte... Klappt zwar im Ansatz - aber ich mache es nur noch mit darauffolgenden "Grossereignis" - hat sich somit besser ins Gedächtnis gebrannt:
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Ich gehe da mit @Advocado überein, dass das was hier als positiver Abbruch beschrieben ist, keiner ist, sondern eine Umorientierung
Für mich muss bei einem Abbruch auch immer ein deutliches Zurücknehmen des Hundes aus der Situtaion zu sehen sein.
Ich persönlich empfinde sowas eher kontraproduktiv für den Aufbau einer Beziehung als klare Umgangsregeln. Denn solche versteht ein Hund.
Es gibt Hunde, die brauchen diese klaren Abbruch tatsächlich nicht. Da reicht eine Umorientierung zum Halter durchaus aus.
Wenn man dem Hund nicht die möglichkeit gibt Fehler zu machen und im Falle des Falles eine 100% Umorientierung hat, brauch ich ja tatsächlich keinen Abbruch.
Ist aber eher die Aussnahme als die Regel.
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