Positiver Abbruch
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Da gab es allerdings kein Marker-Wort, sondern ich habe sie einfach kurz angesprochen und ihr dann ein Spielzeug angeboten, das dann interessanter war.
Das geht auf "Stufe zwei", also wenn ein Hund schon so weit ansprechbar ist dass er auf die Namensnennung reagiert.
Das habe ich blöd beschrieben, sorry.
Lucy hat anfangs auch nicht reagiert - da habe ich sie angesprochen (ich weiß gar nicht mehr, ob das der Name war oder etwas in Richtung "schau" ) und ihr zeitgleich das Seil gegeben (aber nicht gemarkert)
Als sie dann auf das Ansprechen reagiert hat, habe ich diese Reaktion gemarkert und dann im Anschluss an das Markern das Spielzeug gegeben.
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Ob man in dieser Situation ein Markersignal verwendet, das muss man glaub ich individuell entscheiden. Bei Sandor war es zum Beispiel egal, er hat das anfangs eh nicht wahrgenommen. (Wie gesagt, es brauchte den Jackpot um überhaupt stark genug zu sein es in sein Bewusstsein zu schaffen.) Wenn ich das richtig verstanden hatte ging die Frage hier ja darum, ob nicht ein als Abbruch/Umlenkung gedachtes Signal auch ruckzuck zum Marker werden kann, der dann kontraproduktiv wirkt. Und ich wollte damit nur sagen, selbst wenn es ähnlich wie ein Marker wirkt muss das trotzdem noch nicht schlimm sein für das Training. (Ich fürchte, wir machen hier gerade eine nette neue kleine OT-Schleife auf... )
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Was - so meine ich - wirklich viel Verwirrung schafft ist die Tatsache, dass wir mit unseren Hunden nicht unter Laborbedingungen zusammenleben und - arbeiten...
Abbruch, Emotionen, Markerwort, Konditionierung, Umfeldbedingungen ... können wir aus dem jeweiligen Fokus heraus betrachten, aber in der Praxis spielt oft von Allem etwas rein, manchmal von dem einen mehr, dem anderen weniger.
In dieser Situation ist mein Ziel auch überhaupt nicht, dass ich Lucy erkläre, dass das Reh "tabu" ist - sondern es reicht mir absolut aus, wenn das Verhalten einfach *nur* abgebrochen wird.
Und dieses *nur* abbrechen ist für einen Hund mit starkem Jagdtrieb ja sowieso schon schwierig genug... Deshalb gibt es dann auch eine ganz tolle Belohnung
Ja, das Abbrechen ist wichtig, und das gehört auch belohnt.
Kann ich absolut nachvollziehen, auch mir würde das reichen.
"Reh ist keine Beute!" ist eine andere Lektion, die auch anders erarbeitet werden muss.
Kleine Seitenbemerkung dazu: In dieser Beziehung sehe ich eine große Wichtigkeit darin, die Bedürfnisbefriedigung nicht aus dem Blick zu verlieren. Hinter jedem Verhalten steht ein Bedürfnis. Und auf ein Fehlverhalten zu verzichten fällt deutlich leichter (Mensch wie Hund ), wenn das dahinter stehende Bedürfnis anderweitig in erlaubtem Rahmen zumindest ein Stück weit erfüllt werden darf.
So wahr und wichtig! Würde ich gerne mehr als ein Mal liken!
Bei uns war es dann auch so, dass Lucy nach kurzer Zeit bei einer "Menschensichtung" ihr Spielzeug eingefordert hat . so nach dem Motto "Siehst Du das nicht? Da ist doch ein Mensch - da bekomme ich doch Spielzeug"
Tja - die Gruselvorstellung: "Da kommt ein Mensch " hast du geschafft zu ersetzen mit der Vorstellung: "Da kommt ein Mensch - SPIELZEUG "
Ist das nicht geil?
Lediglich das Gerechtigkeitsempfinden des Menschen leidet dabei - kann ja wohl nicht sein, dass ein besonders schlechtes Verhalten eine besonders gute Belohnung bringt!
Jaja - die lieben Mitmenschen, die keine Ahnung haben WAS du da eigentlich getan hast.
Du hast ein äußerst hartes Verhaltensmuster (der Tunnel, in dem Sandor war) ganz beharrlich in kleinen Schritten durch das Einbringen von etwas Angenehmen (positive Emotion) aufgeweicht bis hin zur Auflösung.
Das ist der gezielte Einsatz von Emotionen, irgendwann hat es angefangen, diesen Tunnel durchlässiger werden zu lassen - bis letztendlich gar kein Tunnel mehr entstand.
Natürlich hast du Recht, jedesmal wenn Sandor die Belohnung genommen hat, war dies ein "kleiner Abbruch", oder auch Unterbrechung, seines Verhaltens "im Tunnel".
Aber der Hauptanteil dieser Handlung war die konträre Emotion, die du eingebracht hast.
Damit hast du die bis dahin vorherrschende Tunnel-Emotion (die ja absolut negativ war, bis hin zur Panik, oder Hysterie?) Schrittchen für Schrittchen in den Hintergrund gedrängt.
Hut ab vor deiner Beharrlichkeit! Die ist nämlich in solchen Hardcore-Fällen absolut nötig, wenn diese Methode der Sozialtherapie zum Erfolg führen soll.
Klar hättest du auch versuchen können, brachial diesen Tunnel zu durchbrechen - Hund packen, ins Gebüsch klatschen, dich draufwerfen und ihn am Boden festtackern z. B. Ich drücke das jetzt deshalb so drastisch-plastisch aus, weil du selber geschrieben hast, dass es wohl einer äußerst brachialen Einwirkung bedurft hätte, um überhaupt diesen Tunnel zu durchbrechen.
Dass du das niemals machen würdest, ist mir klar
Aber was wäre passiert, WENN du diese Form des brachialen Abbruchs gewählt hättest?
Angst, Unsicherheit, Vertrauensverlust bei Sandor, möglicherweise traumatische Folgen.
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Wenn ich das richtig verstanden hatte ging die Frage hier ja darum, ob nicht ein als Abbruch/Umlenkung gedachtes Signal auch ruckzuck zum Marker werden kann, der dann kontraproduktiv wirkt.
Was ist denn ein Marker?
Genaugenommen doch erst mal nur die Information an den Hund: DAS ist richtig (gut, erwünscht, weiter so). Ein Marker kann natürlich auch die Information sein: DAS ist falsch (schlecht, unerwünscht, probier was anderes).
Jetzt müsst ihr mir mal helfen (vielleicht mit einem Beispiel, was ihr meint das dann entsteht?), wie der Abbruch/die Umlenkung zu einem Marker werden soll?
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Naja, durch den Aufbau.
Die Art wie du deinen positiven Abbruch konditionierst, ist genau der Weg über den ich beispielsweise meinen Marker konditioniert habe.
Emotional nicht aufgeladene Situation, Hund macht irgendetwas, Wort kommt, Kekse regnen.
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Bei uns war es dann auch so, dass Lucy nach kurzer Zeit bei einer "Menschensichtung" ihr Spielzeug eingefordert hat . so nach dem Motto "Siehst Du das nicht? Da ist doch ein Mensch - da bekomme ich doch Spielzeug"
Tja - die Gruselvorstellung: "Da kommt ein Mensch " hast du geschafft zu ersetzen mit der Vorstellung: "Da kommt ein Mensch - SPIELZEUG "
Ist das nicht geil?
Lucy hatte zum Glück keine Angst vor Menschen - aber sie wollte unbedingt jeden einzelnen Menschen, den wir getroffen haben, begrüßen.
Aber in dem von Dir beschriebenen Situationen funktioniert das Vorgehen bestimmt noch besser bzw. die Änderung des Verhaltens ist größer, weil man damit ja die negative Erwartungshaltung in eine sehr positive Erwartungshaltung umkehren würde
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Jetzt müsst ihr mir mal helfen (vielleicht mit einem Beispiel, was ihr meint das dann entsteht?), wie der Abbruch/die Umlenkung zu einem Marker werden soll?
Angenommen, Du würdest Lucy und mich in folgender Situation beobachten:
Lucy berührt mit der Nase Socken, die auf den Boden liegen
In diesem Moment kommt von mir ein "feeeiiin"
Lucy kommt zu mir und bekommt den Jackpot
Was würdest Du Dir beim Beobachten denken?
- Lucy soll lernen, die Socken zu berühren (wird evtl. dann später weiter ausgebaut in Socken aufheben und in Wäschekorb werfen)
oder
- Ich möchte nicht, dass Lucy mit herumliegenden Socken spielt und breche das Verhalten deshalb ab
Genau an diesem Punkt ist für mich der Unterschied zwischen Marker und positiver Abbruch nicht ganz klar
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Richtig, in der Momentaufnahme wird das nicht sichtbar. Und genau deshalb reagieren da auch viele Menschen erst einmal so entsetzt. Ob es das ist, was Hundundmehr sagen wollte, weiß ich zwar nicht; aber so wie ich das beschrieben habe ist es die Trainingsrichtung, die den entscheidenden Unterschied macht. Wobei man die Gefahr, dass es eben in eine unerwünschte Richtung laufen kann, keinesfalls unterschätzen darf!
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Ich muss noch ergänzend hinzufügen:
Ich habe jetzt verstanden, was Hundundmehr meinte und finde das Vorgehen auch weiterhin interessant.
Und auch Dein Vorgehen Montagsmodell finde ich - vernünftig aufgebaut und gut mit gutem Timing - sehr gut
Das behalte ich auf jeden Fall im Hinterkopf, obwohl ich natürlich hoffe, dass ich es nicht brauche
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Aaah!
Jetzt verstehe ich das Problem.
Die Art wie du deinen positiven Abbruch konditionierst, ist genau der Weg über den ich beispielsweise meinen Marker konditioniert habe.
Emotional nicht aufgeladene Situation, Hund macht irgendetwas, Wort kommt, Kekse regnen.
Das ist nicht mein Aufbau.
Nicht der HUND macht irgendetwas - ICH mache etwas, für den Hund sehr überraschendes: Ich haue eine geballte Ladung Freude raus, eine positive Emotion. Damit erreiche ich den Abbruch. Mit einem Leckerchen verstärke ich.
Anmerkung: Ich PERSÖNLICH begrüße die anschließende Verhaltensverknüpfung: "Hund kommt zu mir um sein Leckerchen zu holen" nach diesem Abbruchsignal sehr!
WENN ich etwas abbrechen WILL, dann will ich auf keinen Fall, dass der Hund anschließend die Chance bekommt, das abgebrochene Verhalten wieder aufzunehmen und fortzuführen. Das kann ich am Besten verhindern, wenn ich Zugriff auf den Hund habe. Wenn erforderlich, leine ich den Hund dann an und entscheide, welche Strategie ich dann anwende; Auf Distanz gehen, und dann mit Zeigen und Benennen arbeiten, z. B. Oder ich gehe auf Distanz und füttere die Hundesichtung schön.
Der Marker ist emotions-neutral (soll er zumindest sein; Deshalb wird er ja normalerweise mit einem Clicker gemacht, das anschließende, oft genutzte Leckerchen ist ein VERSTÄRKER)
In der Praxis wird wohl oft und sehr schnell dieses Marker-Signal ("click") mit einem daran anschließenden Verhalten verknüpft: Der Hund KOMMT und holt sich sein Leckerchen.
Dann ist das aber kein Marker mehr, sondern ein Marker plus Verhaltensverknüpfung (Hund kommt).
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