Warum geben Tierheime, falsche Vorraussetzungen vor ?

  • Kennt ihr das eigentlich auch, wenn Hunde von der Tierheimliste entfernt wurden aber weder unter den vermittelten oder den Toten aufgelistet werden?

    Vielleicht wurde er über ein anderes Tierheim oder Verein vermittelt. Oder ganz aus der Vermittlung genommen. So ist das jedenfalls bei meinem Verein.


    Ich oute mich als jemand der süße Beschreibungen mag und auch das Richtige rausliest. Das ist ja eh immer so eine Sache, jeder interpretiert eine Beschreibung anders. Angsthund in hundeerfahrene Hände - da melden sich gerne Hundeanfänger, weil der ja immer lieb bei einem bleibt und treu ist. Die andere Hälfte der Interessenten liest die Beschreibung überhaupt nicht. Sieht nur ein Foto und fragt gleich man an wie alt der Hund ist und wie teuer - obwohl das neben dem Bild steht. Von 20 Anfragen ist vielleicht eine ernst gemeint und je negativer der Hund beschrieben wird desto mehr komische Menschen melden sich. Vielleicht klärt das die Ausgangsfrage , warum so viele Beschreibungen allgemein gehalten sind ?


    Hunde die noch im Ausland sind, sind eh schwer zu beschreiben, da wird vieles allgemeines beschrieben sein. Informationen werden oft erst bei ernsthaften Anfragen eingeholt.

    Kein Tierheim oder Verein hat ja Interesse daran das der Hund zurückkommt, der muss ja auch wieder untergebracht werden. Das macht ja überhaupt keinen Sinn. Das ist alles so individuell. Der einzigste meiner Pflegehunde der zurückgekommen ist, war eine unkomplizierte Junghündin die an einen Trainer vermittelt wurde, die auch vorher etliche male besucht und getestet wurde. Heißt das jetzt, Trainer sind schlecht ? Nö, man steckt halt manchmal nicht drin.


  • Manchmal sind solche Hunde für das Leben in der Gesellschaft nicht mehr geeignet.

    Da ändert es auch nichts, wenn man nette Umschreibungen erfindet und die Probleme klein redet.


    Und da gibt es dann nur drei gangbare Wege:

    Unterbringung auf einem der wenigen Expertenplätze

    Lebenslange Sicherheitserwahrung

    Euthanasie


    Ich kenne durchaus auch Fälle, die in Wirklichkeit in Sicherheitsverwahrung sitzen, nicht vermittelt werden, aber weiterhin mit halbwegs geschöntem Text auf der HP stehen, um sich der Diskussion um den Verbleib des Hundes zu sparen, wenn man ihn als unvermittelbar erklärt und wegsperrt.

    Im Fall Chicco hat man je gesehen, wie die Experten plötzlich wie die Priemelchen aus der Erde schießen bei solchen Geschichten.


    Leider kann sich Tierschutz sehr häufig Ehrlichkeit in dieser Form nicht leisten.

    Wenn man von den Spendengeldern lebt und an Tag X ohne den Zwang eines Staatsanwalts im Nacken beschließt, mit Hund Z vor den Ethikausschuss zu ziehen und die Einschläferung des Hundes zu beantragen, weil die Gefahr für Pfleger und Umfeld zu groß ist, bevor jemand lebensgefährlich verletzt wurde, sollte man darauf bedacht sein, dass es nicht öffentlich wird.

    Denn dann ist man ganz schnell der Hundeschlächter und das war es mit den vereinserhaltenden Spenden.

  • Ich sehe das Hauptproblem darin, dass es für Tierschutz und Hundevermittlung in D keinen wirklichen Mindeststandard gibt. Natürlich gibt es auch Leute, die es trotz Ausbildung nicht hinkriegen, aber meiner Meinung nach wäre schon einmal viel gewonnen, wenn nicht mehr jeder mit einem Wochenkurs mit anschließendem SKN ein TH oder ein Hundehaus leiten dürfte.

    Natürlich stimme ich dir zu, dass Tierheime usw. eigentlich von "Fachpersonal" geleitet werden sollten. Umsetzbar wäre das mMn aber nur, wenn man auf der einen Seite die Standards vorgibt, auf der anderen Seite aber auch dafür sorgt, dass die Tierheime und Tierschutzvereine finanziell so aufgestellt sind, dass sie sich "Fachpersonal" auch leisten können. Denn je höher die Voraussetzungen für einen Job, desto schwerer wird es so jemand "ehrenamtlich" zu finden.

  • Von 20 Anfragen ist vielleicht eine ernst gemeint und je negativer der Hund beschrieben wird desto mehr komische Menschen melden sich. Vielleicht klärt das die Ausgangsfrage , warum so viele Beschreibungen allgemein gehalten sind ?

    Wobei es vollkommen egal ist, ob ich 19 "ey will isch voll krassen Hund" Prolls absagen muss oder 19 "der ist bestimmt dankbar und nett und wir werden den lieb haben" Familien oder 19 "lasst mich durch, ich hab den Durchblick und krieg das alles wieder hin" Pseudo Profis :ka:


    Wenn ich das wirklich aus Berechnung mache, mache ich mir nur selber das Leben schwer, weil ich mir die Diskussionsgrundlage zerschieße und erst ein harmloses Schnucki beschreibe, das ich den Leuten dann ausreden muss, weil einige der Eigenschaften bewusst und wissentlich geschönt wurden.

    Damit mach ich mich nur unglaubwürdig und brauche mich über einen schlechten Ruf nicht lange wundern.

  • stinkelilly ich rundete mein Statement vorhin lediglich mit der Feststellung ab, dass Vermittlung von Tieren nicht einfach ist, allgemein und nicht nur auf den Dobermann betrachtet.

    Just deshalb findest du auch nicht 'diese' in dem Satz und musst mit deinem innerlichen jaulen selbst klar kommen ;)


    Einfach, also auch immer ehrlich sein und noch effizient arbeiten können im Sinne der zu vermittelnden Tiere ist ein schwerer Job.


    Nicht mehr und nicht weniger will ich damit ausdrücken!

  • network och, ich komme auch schon mit Jaulen klar :smile: Und das mein Jaulen erstmal mein Problem ist, ist mir auch klar.


    Aber mit Deiner Erklärung kann ich den Satz anders lesen als vorher und jaule auch gar nicht mehr. Meine vorherige Brille hat da ein Aufzählungskomma und ein falsches Komma (sorry dafür) gesehen - jetzt sieht sie zwei Gedankenstriche. Die völlig ok sind :smile:


    So ist es manchmal mit dem Lesen und Verstehen von Texten ...

  • Als ich noch im TS aktiv war, habe ich Menschen kennen gelernt, die da in Frage kamen - oft ehemalige Hundesportler oder Leute, die sich über Jahre und steigenden Schwierigkeitsgrad die entsprechenden Kompetenzen angeeignet haben. Klar ist: Je schwieriger der Hund, desto rarer gesäht die geeigneten Halter.

    Treu, leistungsbereit und gelehrig sind doch im Grunde irgendwie alle Hunde.

    Nö.

    Hunde sind nicht treu, das ist absolut vermenschlicht. Hunde sind Opportunisten.

    Leistungsbereit und gelehrig bedeutet, dass der Hund wirklich arbeiten will und über "will to please" verfügt - das trifft auf sehr viele Hunde überhaupt nicht zu.

  • Meine Lieblingsblondine ist niedlich, blond und hat ein wirklich süßes Grinsen. Daher spricht er auch gern mal die falschen Interessenten an, die die auf der HP durchaus vorhandenen Maulkorbfotos geflissentlich übersehen. Seine Personenbeschreibung ist meistens ziemlich aktuell, weil ich mich drum kümmere und auch neue Fotos liefere. Tja, trotzdem kommt alle paar Monate mal ne Anfrage einer Familie, die einen netten, blonden Familienhund sucht. Joah, blond stimmt, Hund passt auch. Nett ist er unter den richtigen Umständen in einem sehr engen Rahmen. Familie... No way. Denen dann wieder auszureden, dass sie mit ein bisschen Liebe den Hund wieder hinkriegen werden, wenn man sie nur lässt, ist ein gutes Stück Arbeit, das zum Glück meistens die für ihn zuständige Ansprechpartnerin des Vereins übernehmen darf. Denn dort gehen die Anfragen ein. Wenn sich jemand wirklich überhaupt nicht abhalten lässt, darf ich mit diesen Interessenten sprechen, ich schick auch gern Videos, wie es aussieht, wenn er komplett eskaliert, und erkläre, dass er auch nach Jahren im Training in vielen für Familien alltäglichen Situationen eng mit kurzer Leine und Maulkorb geführt werden muss. Der Maulkorb ist meistens das entscheidende Argument, denn damit will man sich ja keinesfalls bei den Nachbarn blicken lassen.

  • Ja, ein Super Beispiel und der Hund wurde sogar wirklich angekuckt.

    Da finde ich, kann man gut sehen, wie würde der Text auf mich wirken?

    Und dann deine Interpretation lesen.

    Ich hätte den Text nun so gelesen, das es erstmal ein Dobermann! ist, dann auch noch ein Rüde, dann Pubertät, dann ne Abrissbirne (okay Vorurteil, auf den Fotos wirkt er nicht gerade wie ein Intelligenzbolzen)muss er einen Maulkorb tragen, sprich, er geht auch gegen Menschen, denn in einem Tierheimalltag sollte es möglich sein ihn von unkastrierten Rüden fernzuhalten, schließlich weiß man wo wer ist. Außerdem ist das eine übliche Frustreaktion und das er eben wesentlich schwieriger ist mit Menschen, die er nicht kennt. Also als Interessent bekommt man seine entzückendste Seite bei Kennenlernen geliefert.

    Für mich ist das kein Text, der einen Interessenten ins offene Messer laufen lässt, sondern halt der Versuch zu sagen, riesen Baustelle, aber da steckt ein ganz toller Hund drin. Warum auch nicht? Es gibt nicht wenige Hunde, die draußen eine richtig gefährliche Katastrophe sind, aber zuhause ein Schatz ... nichts desto trotz bleiben die offensichtlichen riesigen Baustellen.


    Aber das ist nunmal das Problem. Von welchem Gefühl lässt man sich leiten, wenn man einen Text liest.

    Ich finde es schon schwierig, bei Maulkorb und Aggresssion gegenüber anderen Rüden und Misstrauen gegenüber Fremden, insbesondere Männern, angedeuteter Misshandlung, so einen Furymoment zu entwickeln. Selbst wenn man glaubt, das das rein erziehungsbedingt ist.

    Aber ich denke das Bild vom Trolf richtet da mehr an als tausend Worte an. Also Herzchen in den Augen, verhindern ein realistisches hinkucken. Bei deiner Freundin sogar nachdem er rückgerichtete Aggression zeigte.

    Weshalb? Weil jemand sagt, das ist mit ein bisschen Erziehung zu beheben?

    Wo fängt da die Verantwortung des Interessenten an?

    Deine Freundin hat ja alles richtig gemacht, jemanden mitgenommen der Ahnung hat und sich nicht von Herzchen in den Augen beirren lässt.

    Aber wenn der Hund beim Probespaziergang ausrastet mit rückwärtsgerichteter Aggression und man etwas von halb so schlimm murmelt ... also für mich ist das, wie sich ein Auto mit ner völlig zerstörten Front als Auto mit kleinen Schönheitsfehlern verkaufen zu lassen und zwar obwohl der Schaden in der Anzeige steht und man dann direkt drauf gestoßen wird.

    Klar ist ein unzureichend kompetenter Vermittler ein riesen Problem. Aber kann man das als Interessent nicht erkennen, zumindest abschätzen?

    Es ist ein kleiner Verein, der vorallem Katzen vermittelt, wenig Hunde, keine ausgewiesene Gebrauchshundkompetenz. Gabs ein Gespräch mit dem Trainer? Wurde besprochen, wie sie sich das mit ein bisschen Erziehungsarbeit vorstellt? Wieviel Hundeerfahrung hat die Vermittlerin, die da dieses Gespräch geführt hat?

    Man fragt doch nach, wieviel Kompetenz hinter so einer Einschätzung steckt, wenn es um einen dreißig Kilo Hund geht, der einen selbst und andere potentiell krankenhausreif beißen kann. Nach all den Vorfällen, die durch die Presse gingen, wie kann man da so plüschig bleiben als Interessent?!

    Jedenfalls werden die Probleme nicht verschwiegen, geht bei dem Hund wohl auch nicht.

    Dass deine Freundin den Hund bekommen hätte ...

    Ich weiß nicht, wie kompetent sie rüberkam, du wirst er jedenfalls einen unerzogenen Dobermannrüden in der Pubertät mit Maulkorbzwang zugetraut haben, sonst wärt ihr da nicht hin. Deine Kompetenz wird doch auch eine Rolle gespielt haben.

    Deshalb kann ich das nicht so bewerten, als wäre das offensichtlich verantwortungslos gewesen. Nö, keine Chance für deine Freundin auf einen süßen Dobi wo nur etwas Erziehung nötig ist oder was auch immer sie gesucht hat, aber eine Chance für den Hund auf ein verantwortungsvolles Zuhause, das hart an ihm arbeiten wird mit kompetenter Unterstützung ... Könnte ich mir bei dir vorstellen, dass du und deine Freundin den Eindruck vermittelt habt. Das ist ein Unterschied im Blickwinkel, ja, aber auch ein erwartbarer.

    Der Hund jedenfalls sitzt ja immer noch. Also gabs wohl in Monaten keinen weiteren Interessenten, der dem Zuckerguss nachgegeben und ihn unbesehen bekommen hätte.


    Die Sache mit den Interessenten.

    Sich für einen Dobermann aus dem Tierheim zu interessieren, bedeutet das nicht das man sich informieren muss? Wäre das ein Fall von "vom Tierschutz reingelegt! gewesen? Deine Reaktion Bist du irre? triffts doch.

    Also ich sehe da eine Verantwortung beim Interessenten und zwar keine geringe, denn, wie Murmelchen es ausgedrückt hat:

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