Hund pinkelt bei Maßregelung

  • Und nur ganz kurz: Solltest du dir diese Aufgabe zutrauen, dann heißt das Zauberwort für den Anfang ganz viel Management. Möglichst viele Reize erst mal entfernen, möglichst wenig Neuerungen (ist eh alles schon wie auf einem anderen Planeten für deinen Hund), möglichst wenig Ansprüche. Der einzige Vorteil, den solche Hunde auf ihrer Seite haben: Sie haben draußen gelernt, Reize zu verarbeiten und "zu denken". Dem gegenüber steht aber das völlige Fehlen von Erfahrungen mit allem, was für uns hier normal und selbstverständlich ist. Vor allem aber fehlt ihr das, was man bei einem Kleinkind das Urvertrauen nennen würde. Du bist als Mensch für sie erst mal kein Retter - denn sie hat Menschen bisher kaum kennen gelernt, und was sie von ihnen erlebt hat war alles gruselig. (Ja, auch das "retten", der Transport, die Streicheleinheiten - all das macht erst mal Todesangst!) Dafür dann Dankbarkeit zu erwarten ist gelinde gesagt Ponyhofdenken. Statt dessen muss sie erst mal verstehen, dass Menschen keine Ungeheuer sind. Sie muss lernen, dich so weit einzuschätzen dass sie anfangen kann zu verstehen, was du wohl als nächstes tun wirst. Und der Haken dabei: Wer in Panik ist, der lernt nicht gut...


    Kurz gesagt: Überleg dir, ob du deinen Hund auch ohne Dankbarkeit etc. lieben kannst. Und die Geduld und Nerven hast, ihr mit unerschütterlicher Stabilität erst einmal klar zu machen, dass du kein Fressfeind bist. (Stell dir mal vor, du wärst plötzlich mit einem Drachen eingesperrt!)

  • Der Hund tut mir irrsinnig leid -

    - denn ein Hund, der mit Menschen keine guten Erfahrungen hat und es nie gelernt hat, in Wohnung/Haus zu leben, hat irren Stress in dieser Situation und ist garantiert nicht "dankbar". Im Gegenteil, viele Angsthunde haben lebenslang Probleme mit ihrem neuen Leben, selbst, wenn sie an umsichtige und erfahrene Halter geraten, die sich darauf einstellen.

    - die unseriöse Praxis der Orga hat diesen Hund in eine Situation gebracht, die für ihn puren Stress, Angst und Überforderung bedeutet.


    Die TE tut mir genauso leid, denn

    - als Hundeanfängerin konnte sie nicht wissen, was da auf sie zukommt, wenn eine Orga ihr einen völlig unpassenden Hund andreht...


    Hundehaltung kann sooo viel Spaß machen, man kann an seinen Aufgaben wachsen und mit der Zeit auch immer anspruchsvollere Hunde "bewältigen".

    Einem Anfänger aber gleich einen Hund anzudrehen, der zig Baustellen mitbringt, ist grob fahrlässig bis bösartig.


    Ich würde der Orga die Hölle heiß machen, unverantwortlich gegenüber Hund und (Neu-)Halter!

  • Oh Gott, mir platzt die Hutschnur!


    Nicht wegen dir, liebe TE. Du bist eine unerfahrene Hundeanfängerin, du wusstest es nicht besser.



    Aber diese verdammten selbsternannten Tierschützer die meinen jeden traurig guckenden Hund nach Deutschland karren und ihn in eine Familie stecken zu müssen ohne vorher wenigstens mal ein halbes Jahr auf einer Pflegestelle den Hund kennenzulernen um ein passendes Zuhause zu suchen. Weil die sind ja sooo dankbar und Wenn sie nur genug Liebe bekommen wird ja alles gut. :kotz:


    Nein, wird es nicht! Diese Hunde haben gelernt sich auf der Straße durchzuschlagen, selbstständig zu sein, meistens den direkten Kontakt mit Menschen zu meiden. Die haben auch nicht alle schlechte Erfahrungen gemacht, die kennen ein Leben als Haushund schlichtweg nicht.

    Man fängt doch auch kein Reh ein und erwartet, dass es super dankbar und zahm ist weil man sich jetzt um es kümmert.




    Die armen Viecher kriegen den Kulturschock ihres Lebens und plötzlich sollen sie irgendwie als Haustier funktionieren. Viele leiden bis an ihr Lebensende unter massivem Stress.



    Diese Art des Auslands"tierschutzes" ist einfach nur widerlich und dient einzig und allein dem Ego der Menschen, den Hunden in den seltensten Fällen. Man könnte so viel Gutes erreichen wenn man mit ein bisschen mehr Fachwissen und Grips da rangehen würde statt rührselige Texte über die armen, dankbaren Straßenhündchen zu schreiben die man überhaupt nicht einschätzen kann und sie an unbedarfte Menschen zu verschicken.







    So, genug OT.


    Liebe TE, was du jetzt erstmal machen kannst haben ja schon einige erklärt.

    Die Gassirunden würde ich erstmal drastisch reduzieren, das klingt nach ziemlich viel Programm. Statt Gassi zu gehen könntest du dich mit ihr auf eine Wiese setzen und sie an einer Schleppleine die Ungebung erkunden lassen. Wie verhält sie sich draußen?

    Und bitte zieh ihr ein wirklich gut sitzendes Sicherheitsgeschirr an und lasse sie niemals von der Leine solange sie dir gegenüber noch so ängstlich ist. Wenn sie abhaut bekommst du sie in ihrem aktuellen Zustand niemals wieder eingefangen.



    Wenn sie "Blödsinn" macht (den ich für einen Ausdruck ihres Stresses halte) sprich sie freundlich an, lock sie zu dir, biete ihr Alternativen an denen sie ihren Stress abbauen kann, zB ein Spieltau, eine Kauwurzel oder einen Kong.

    Und räume alles weg was sie nicht haben soll um das Konfliktpotenzial zu minimieren.



    Und am wichtigsten: suche dir einen Trainer der sich mit Angsthunden auskennt, alleine wirst du das als Anfängerin niemals schaffen.

  • Du hast den Hund 4 Wochen. Schau hier

    Schönes und Schweres - zeigt Eure Rumänen

    da hatten und haben viele Deine Probleme. Meine Bondi war nicht so ängstlich - aber ich habe erst nach einem Jahr das gute Gefühl gehabt, dass sie angekommen ist. Und ich habe nie mit ihr geschimpft, sondern sie quasi für jeden richtigen Schritt gelobt. Heute nach 7 Jahren bei uns hat sie immer noch vor Vielem Angst, aber sie vertraut uns. D a s musst Du erreichen, dann geht alles leichter.

  • Hallo schön das Du da bist

    alles habe ich nicht gelesen aber Hunde erziehen zur Ordnung.

    Lege Deine Kleidung oder Schuhe weg, so das Sie nicht dran kommt.

    Tapete oder Stuhl beißen , biete Ihr etwas anderes an, einen Ochsenziemer oder ein Stofftier

    das Sie zerfetzen DARF.

    Wie schon geschrieben, fang wie mit einem Welpen an

    schlafen, Welt erkunden und fressen. Sonnst nichts

    kein sitz ,platz , bleib keine Leinenführigkeit.


    Es wird sicher einige Monate dauern, bis Deine Maus begreift das Du Sie beschützt

    und Sie Dir vertrauen kann, lass Dir Zeit, das wird.

  • Du hast durch eine unseriöse Vermittlung einen Hund bekommen, der noch nie wirklich mit Menschen zusammengelebt hat.

    Im Grunde genommen hat man dir beinahe ein Wildtier vermittelt. Du darfst also nicht erwarten, dass dieser Hund sich in absehbarer Zeit so verhalten wird, wie die Hunde, die man aus dem Alltag kennt. Dieser Hund muss alles von Beginn an lernen, alles was zum Leben mit dem Menschen dazu gehört.


    Das wird nicht durch normale Erziehung und den Besuch einer Hundeschule zu schaffen sein. Du hast einen schweren, langen und auch teuren Weg vor dir, wenn du dich dafür entscheidest zu versuchen, mit diesem Hund auf Dauer zusammenzuleben.

    Lies dir die hier verlinkten Themen genau durch und nimm Kontakt zu einem Hundetrainer auf, der sich mit Angsthunden auskennt und informiere dich nochmals eingehend, was da auf die Zu kommt.

    Wenn du alle Infos hast, entscheide, wie du fortfahren willst.

  • Das klingt alles wahnsinnig langwierig und schwierig :/


    Ich wollte einfach was gutes tun und einen Hund mit dem ich gemeinsam Spaß haben kann und der mir Freude bereitet und nicht ständig Sorge und Kummer.


    Sie ist auch draußen sehr ängstlich. Autos, andere Menschen, Mülleimer, Laternen, vor allem erschreckt sie sich! Leinenführigkeit klappt natürlich auch null, sie zieht und zerrt wie eine Wahnsinnige und auch wenn ich stehen bleibe zieht sie endlos weiter. Aber immerhin pinkelt sie draußen nicht wenn ich ihr etwas verbieten möchte.

  • Es wird sicher einige Monate dauern, bis Deine Maus begreift das Du Sie beschützt

    und Sie Dir vertrauen kann, lass Dir Zeit, das wird.

    Ich hatte ja selbst als Not-Pflegestelle schon Angsthunde, die von Orgas blauäugig importiert wurden und dann im neuen Zuhause wegen Verhaltensproblemen nicht bleiben konnten...

    Leider "wird" es bei vielen eben nicht. Zumindest nicht so, dass sie in ein normales Familienleben passen...


    Gerade als Anfänger erliegt man ja schnell Versprechen, der Hund müsse sich nur eingewöhnen und Vertrauen fassen, Blabla. Leider behalten viele dieser Hunde eine generelle Umweltunsicherheit zurück - d.h. es bleiben viele NoGos für den Hund:

    - Familienhaushalt mit lärmenden Kindern geht nie

    - Überall hin mitnehmen, wo fremde Menschen oder Hunde sind, geht nicht

    - Bindung wird in vielen Fällen nie so, wie bei einem als Welpe auf den Menschen geprägten Hund

    - Stadtleben bleibt stressig für den Hund

    - Urlaubsbetreuung bei Fremden wird schwierig

    - Hundesport oder ähnliche "Beschäftigungen" mit Menschen nicht interessant usw.

    - viele dieser Hunde sind eher eigenständig und arbeiten nur bedingt mit ihrem Menschen zusammen, das geht hin bis zum niemals ableinbaren Hund, weil der sich dann verselbständigt.


    So meine Erfahrungen. Alle diese Hunde haben übrigens langfristig ihr Zuhause gefunden - bei hundeerfahrenen Paaren oder Singles ohne Kinder in ruhiger, ländlicher Wohnlage. Möchte man allerdings einen Hund zum Mitnehmen, Spaß haben, Spiel, Action und Entspannen, ist das nix.


    So hart es ist:Ich rate daher dazu, den Hund zurück zu geben.

  • Erst mal möchte ich anmerken, dass man heutzutage auch selbstständig recherchieren kann, was es bedeutet einen "echten" Straßenhund zu sich nach Hause zu holen. Es sind also immer zwei für die Situation verantwortlich. Und das soll keine Breitseite gegen die TE sein aber das fröhliche Orga-Bashing muss nicht jedesmal, wenn ein Auslandshund Probleme macht, stattfinden. Gleichzeitig ist es nicht besonders weitsichtig, einen Angsthund auf einen Hundeanfänger loszulassen. Vielleicht war der Hund in Rumänien noch anders?

    Bevor ich über Therapie Maßnahmen oder Trainer nachdenke, sollte ich mal eine Moment ganz ehrlich zu mir sein: bin ich etwas hitzeköpfig/cholerisch? Neige ich zum schnellen Genervt sein und warte dann nur noch auf gewisse Auslöser, die mich triggern?

    Mir wurde ein sehr moderat ängstlicher Hund angeboten, als ich das letzte Mal Pflegestelle war und ich habe abgelehnt, weil ich einfach nicht das langfristige Temperament für so eine arme Maus habe.

  • Anhand der geschilderten Vorgeschichte ist überhaupt nicht sicher, ob die Hündin wirklich auf der Straße geboren wurde oder in Menschenobhut und irgendwann ausgesetzt wurde und dann eine längere oder kürzere Zeit draußen gelebt hat. Ebensowenig, ob sie bisher Menschenkontakt hatte und wenn ja wieviel.


    Wenn du hier erst nach einem Monat nachfragst und zwar wegen vergleichsweise geringer Probleme (das ist nicht zynisch gemeint), spricht das dafür, daß deine Hündin nicht die schlechtesten Voraussetzungen hat. Denn richtige Panikhunde trauen sich zB erst mal lange gar nicht aus einem Schlupfwinkel hervor oder wagen es nicht, in Anwesenheit des Menschen zu fressen.

    Trotzdem ist deine Hündin natürlich nicht mit einem deutschen Familienhund zu vergleichen, was ihre bisherige Menschen- und Umweltgewöhnung betrifft. Es ist also möglich, daß sie deine Erwartungen nie erfüllen können wird.


    Eins steht allerdings fest, nämlich daß die Mär vom dankbaren Tierschutzhund eine glatte Lüge ist.


    Dagmar & Cara

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