Warum gibt es keine große Hunderasse in der Gruppe Begleithunde?

  • Naja, das Problem ist doch, dass die heutigen Anforderungen einfach höchst subjektiv und undefiniert sind. Außerdem sind es viel zu viele. Leistungsmerkmale von Gebrauchs-, Hüte- und Jagdhunden kann man einfach hervorragend prüfen. Und es ist ja dort auch ehr so (gewesen), dass das Aussehen und die Funktion einander bedingen. Welche Rasse ist eigentlich nicht familienfreundlich? Mir fällt keine Rasse ein, die bei dem richtigen Halter perse seine Familie doof findet.


    Aber wie prüft man bitte einen Familienhund? Was ist das überhaupt? Da wird man sich doch schon nicht einig. Und worauf kann ich dabei verzichten?


    Ein Beispiel: Ich brauche einen Hund, der Fuchsbauten ausräumt. Kleiner, mutiger Hund der letztendlich nur eines können muss: Füchse erledigen. Fertig. Das damit ein durchsetzungsstarker, eigenständiger Hund einhergeht wird hingenommen oder wird sogar benötigt.


    Ein Familiehund soll jetzt aber bitte folgendes können:

    - keine hohen sportlichen Anforderungen stellen und im Grunde mit 2x täglich Gassi zufrieden sein

    - außer Sonntags, da soll dieser so richtig sportlich sein

    - freundlich zu jedem Menschen sein

    - keinen Trieb haben

    - hohe Reizschwelle und sich von nichts beeidrucken lassen

    - leicht erziehbar (womit eigentlich, so ganz ohne Trieb?)

    - viel WTP natürlich

    - verschiedenste Größen annehmen

    - möglichst wenig Geräusche von sich geben

    - mit den Kindern spielen

    - die Kinder beim spielen ignorieren

    - möglichst wenig Dreck machen

    - möglichst günstig zu haben sein

    - unverwüstlich

    - diverse egosteigernde Eigenschaften vorweisen: Fremde distanziert ignorieren, ganz viele tolle Tricks können..

    - ...


    Es werden so viele widersprüchliche Anforderungen gleichzeitig gestellt, das kann gar nichts werden. Und mit vielen positiven Eigenschaften gehen halt Negative einher. Wundert mich, dass nicht noch verlangt wird, dass der Hund die Wäsche und den Abwasch machen können soll :D Gesucht wird: die eierlegende Wollmilchsau.


    Was man dafür in Kauf nimmt:

    - nichts, noch nicht mal optische Einbußen werden hingenommen - geschweige denn der Aufwand sich gescheit zu informieren und zum Züchter zu gehen


    Familiehund ist für mich die unsinnigste Anforderung überhaupt. Es gibt eine Menge Hunderassen, welchen den Alltag einer Familie problemlos meistern, wenn der Mensch eben bereit ist, auch die negativen Kehrseiten bestimmter Eigenschaften hinzunehmen, sich zu informieren und die eigenen Wünsche auch mal hinten an zu stellen.


    Ich kann mir vorstellen, dass nicht nur der heutige Durchschnittsmensch optische und charakterliche Abstriche bei der Hundewahl machen muss. Das war früher mit Sicherheit nicht anders. Auch da gab es sicher nie den 100% in allen Lebenslagen passenden Hund.


    Wir sind ja grade auf Rassesuche. Was man da teilweise für Kritikpunkte hört. Da kann ich nur noch mit dem Kopf schütteln. Ich kann nur von uns sprechen, aber es wird einem viel zu viel Stress gemacht, was ein Hund alles können muss und wie schlimm ja manche Eigenschaften seien. Ähnlich wie einem heutzutage eingeredet wird, man müsste der 20 Jährige Berufseinsteiger mit 1,0 Abschluss und 30 Jahren Erfahrung seien. Momentan muss halt alles perfekt sein :ka:


    Vor allem sollte man mal überprüfen, was man selbst eigentlich braucht und will und womit man selbst leben kann. Und nicht was andere meinen auf was man vorsorglich alles achten sollte.


    Die Einstellung, dass man bloß die richtige Rasse nehmen muss, ist meiner Meinung nach fatal. Das ist genauso ein Irrweg, wie der, dass man jede Genetik wegsozialisieren kann. Entweder bin ich bereit auch negative Eigenschaften hinzunehmen, welche mich in meinem heutigen Leben einschränken, oder eben nicht. Für diese "Einschränkung" bekomme ich auch ganz viel zurück vom Hund.

  • Früher hat man Hunde gezielt nach seinen Arbeitsfeld gekauft. Schäfer hatten Hütehunde, Jäger Jagdhunde, Leute von der Polizei und dem Zoll Schutzhunde, Bauernhofhunde und z.T. Zughunde und die nette Dame von nebenan eben den kleinen Pudel oder den Pekingnesen.


    Da wurden Hunde auch gezielt in betreffende Hände abgegeben und nicht versucht in Lightoption zu züchten weil der ja so chic war.


    Schlimm ist eigentlich erst seit ca. 30 Jahren wo man gemerkt hat: Mit Optik kann man Kohle machen und je ausgefallener desto teurer. Dem Egoismus der Spezies Homo sapiens sei Dank.

    Ist bei dir immer noch nicht angekommen, dass es - in den Fällen, die wir hier diskutieren - weder um Optik noch um Kole und kein bisschen um ausgefallen und teuer geht?

    Sondern darum, dass man sich möglichst einen Hund wünscht, der mit dem modernen Alltagsleben von Max Mustermann zufrieden ist.
    Es ist nicht mehr so wie vor 30 Jahren, weder in der Hundehaltung noch sonst so im Leben. Kann man gut finden, kann man schlecht finden, sei's drum.

  • Chatterbox Oh, wie nett. Aber ja, der Egoismus ist bei mir angekommen. Danke der Nachfrage.


    P-S. und ich finde besagten Egoismus und ich bin der Nabel der Welt Gehabe immer noch Scheiße und vertrete dementsprechend meine Meinung.

  • wenn sich früher alle mit dem was sie hatten zufrieden gegeben hätten gäbe es vieles nicht. Also kein Phänomen der heutigen Zeit.

    Ich denke du verstehst das Problem nicht.


    Wir können morgen 50 neue Rassen in allen Größen, Formen und Farben aus dem Hut zaubern, das wird nichts an dem Problem ändern, dass du massenhaft Leute haben wirst, die den hübschen schwarz-weißen Border Collie aus der Werbung haben wollen, weil die sind so klug und hübsch und der möchte-gern-Macker braucht für seine Abendrunde den Vermehrer Xer, um auf dicke Hose zu machen.


    und selbst wenn du es schaffen solltest, diese Hunde optisch eins zu eins nachzubauen mit dem ausgeglichenen Charakter und der Genügsamkeit eines Gesellschafthundes, wird sich dieses "ich will aber besonders sein" Klientel wieder das Original holen und wir stehen vor genau den gleichen Problemen wie jetz.

    Man darf Fortschritt und Entwicklung nicht mit dem kindlich egoistischen Streben nach Exklusivität verwechseln.


    Wie oft lesen wir hier "Rasse xy würd perfekt passen, aber die hat jeder" daran wird sich nichts ändern, wenn man neue Rassen hinzufügt, die den Anspruch nach einem freundlichen leichtführigen Begleiter erfüllen. Die Leute kaufen sich nicht unpassende Rassen, weil es nichts anderes gibt, sondern weil sie sich nicht vernünftig informieren oder weil sie ihren Individualistenstatus hervorheben wollen und an diesen beiden Ausgangsproblemen werden auch neue Rassen nichts ändern.

  • Wieso ist der Familienmensch Karl Knuddelkeks ein Egoist weil er einen Hund ohne Spezialisierung wünscht, der Jäger Jens Jagdgeil aber darf fordern was er will er braucht das ja.


    Ich finde es übrigens Scheiße das einige Leute ihren Standpunkt als einzig Richtigen und dann noch mit Abwertung aller Anderen verkaufen wollen, Vielfalt, ob nun in Rassen oder Meinungen war mal was gutes. Aber heute ist Gutmensch ja schon wieder was schlechtes. Wobei, wenn Gut was Schlechtes ist, ist schlechtes dann was gutes? Ist mir zu verwirrend. Hauptsache jeder hat recht und alle anderen sind Egoistisch und der Nabel der Welt. Gratuliere.


    wird sich dieses "ich will aber besonders sein" Klientel wieder das Original holen

    Aber darüber ging es doch eigentlich gar nicht, sondern um die Frage ob es Möglich wäre das man Begleit/Familienhunde auch über der Größe eines Hamsters züchten könnte und warum, wenn es denn geht, man das nicht macht wo doch eigentlich ein Markt offensichtlich da ist.

    Dieses "Schlechte Halter" "Egomanen" "Ich will was besonderes" Tamtam drum rum hat mMn mit der Frage wenig zu tun.


    und selbst wenn du es schaffen solltest, diese Hunde optisch eins zu eins nachzubauen mit dem ausgeglichenen Charakter und der Genügsamkeit eines Gesellschafthundes,

    Frage wäre also, geht das was du da beschreibst überhaupt? Was ich ergänzend fragen würde, wie lange dauert sowas?

  • Also für mich fällt diese Aufzählung diverser Eigenschaften eher unter die Rubrik "Suche Steifftier". Diese Anforderungen an den Hund sind ja nahezu Perfektionismus am Hund. Wo bleibt da die Persönlichkeit des Hundes? Muss er wirklich mit allen Menschen gut Freund sein? Darf er nicht selbst entscheiden welche Nähe er bei welchem Zweibeiner zulässt?


    Menschen mit solchen Vorstellungen sollten wirklich in den Spielzeugladen gehen. Steifftier der Wahl kaufen, ins Eck stellen, wenn es nicht benötigt wird und bei Bedarf kann man sich ja mit ihm beschäftigen. Außer Anschaffungskosten fällt nichts mehr an!


    Ich bin der Meinung, dass aus fast jedem Hund ein alltagstauglicher und familienfreundlicher Hund werden kann, sofern er von seiner Veranlagung her kein Sonderling ist.


    Erziehen kann man seinen Hund so, dass er im Alltag ein toller Begleiter ist. Man muss frühzeitig die Weichen dafür stellen und den Hund entsprechend der Veranlagung aussuchen und sich die Mühe machen, den Hund so zu prägen, wie er eben in seiner Familie funktionieren soll.


    Hier bei mir gibt es einen Schäferhundrüden, der in der Familie gehalten wird, nicht sportlich geführt wird und der von der gesamten Familie Gassi geführt wird. Da sieht man die gesamte Familie mit dem Hund laufen (lange Spaziergänge) und daneben ein sehr entstpannter Hund. Es geht schon - aber eben nicht mit jedem Hund und da muss der Mensch differenzieren!


    Eine extra gezüchtete neue Rasse braucht es da nicht wirklich!

  • Ich finde es übrigens Scheiße das einige Leute ihren Standpunkt als einzig Richtigen und dann noch mit Abwertung aller Anderen verkaufen wollen,

    Machst Du das mit Karl Knuddelkeks und Jens Jagdgeil nicht auch grad? Abwerten, mein ich.

  • Frage wäre also, geht das was du da beschreibst überhaupt? Was ich ergänzend fragen würde, wie lange dauert sowas?


    Meiner Meinung nach... nein.

    Mal einen einzelnen Mischling durch Glück wird man schon hinkriegen, aber eine stabile, gesunde Rassepopulation behaupte ich funktioniert nicht.


    Große Gesellschaftshunde sehe ich gerade in Hinsicht auf die Gesundheit ohnehin extrem kritisch. Arbeitshunde - die wirklich noch in großen Zalen als solche eingesetzt werden - erhalten ihre Gesundheit durch den Gebrauch. Wer nicht gebrauchsfähig ist, ist uninteressant für die Zucht.

    Vielen Hunderassen, die nur noch auf Optik gezüchtet werden, kommt noch das alte Erbe aus Arbeitszeiten zu gute, aber man erkennt den deutlichen Abwärtstrend in der Gesundheit. Lässt man die Arbeitsselektion für einen gesunden, einsatzfähigen Körper von Beginn an weg, sehe ich da von Anfang an sehr, sehr schwarz.

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