Variation einer Rasse in verschiedenen Ländern

  • Das Phänomen der Show-Zucht. Immer dann, wenn eine Rasse in die Finger dieser Szene kommt, werden körperliche Merkmale derart überzogen gezüchtet, dass die armen Viecher am Ende nur noch eine Karikatur ihrer selbst sind. Und evtl. sogar gesundheitliche Probleme haben. Da können die froh sein, die einfach nur blöde aussehen. aber gesund sind.

  • Kann ich gar nicht so oft liken, wie ich das unterstreichen möchte. körperliche übertypisierung bei gleichzeitig wesensmäßiger Verhunzung, denn oft sind bei profizuchthaltern genau die Charaktereigenschaften gefragt, die man aus bestimmten Hundetypen gerade nicht braucht.

    SChnell rausgezüchtete Vereinbarkeit mit Gruppenhaltung und Showleben heist eben oft: wehrt sich nicht, ´(kann gut und schnell für den Ring frisiert werden, in boxen kutschiert werden und im Ring gezeigt werden), ist "kuschelig" (wenig eigenständig) und hat auf keinen fall triebstark oder erwachsen.

  • Ich finde sportliche, moderate Körperformen auch erstrebenswerter.


    Aber Quizfrage:

    Wieviel Prozent der Hunde in Deutschland sind Arbeitsgeräte, dass der Mensch das auch als Hauptberuflich *braucht* und nicht nur als aufwendige Beschäftigungstherapie für den Hund macht?


    Und wieviele Hunde werden systematisch und ambitioniert für den Sport trainiert?

    Mit festem Ziel und nicht nur Maßstab 2 Kurse pro Woche im Verein besuchen?


    Also, wie wahrscheinlich ist es gibt im Alltag echte Arbeitshunde zu sehen?


    Sonst kommt nach dem ersten: Buhuu, es werden keine Arbeitshunde mehr gezüchtet!!


    Gleich das zweite: Buhuu, Gretchen von nebenan kauft Arbeitslinie, nur weil sie einen schlanken Hund mit wenig Fell will!!


    Und als Sahnehäubchen der Spruch des Jahres: Wer nur VW Käfer fahren kann, soll die Hände von Ferrari lassen.


    Das Karussell dreht sich im Kreis.


    ———————


    Unterschiedliche Länder, unterschiedliche Vorlieben der Menschen, unterschiedliche Lebensumstände, (Tierschutz)Gesetze, Trainingsformen, Lebensstandards...


    Also auch kleinere und größere Interschiede bei den Linien selbst bei den Freizeitpopulationen der Rassehunde.


    Arbeitslinie Labrador aus USA ist im Forum beschrieben worden, hat einen sehr speziellen Charakter.

  • Ich hab nix gegen eine privathaltungskompatible Zucht. Aber allzu oft werden aus den GEbrauchstypen eben nicht Begleithunde, sondern das wesen fliegt einem um die Ohren.

    "Begleithunde Wesen" wär ja auch ein Zuchtziel für das Interieur und braucht wesensmäßige Selektion. Das dauert aber viel zu lange, für die schönheits- Champion-zucht.

  • Hm, da verkennst du aber so einige historische Realitäten…. Fängt mit dem „ursprünglichen Job“ an – Funktion und Verwendungszweck arbeitender Spaniels haben sich mehrfach geändert und ändern sich noch. Sogar wenn du die Verwendung zur Zeit meinst, als der Cocker als eigenständige Rasse anerkannt wurde. Damals waren die Spaniels Hunde für den jagdlichen Gebrauch auf Vogelwild. Heute sind die Worker in erster Linie für den Sport gezüchtet, für Field Trials. Das erfordert gewisse Anpassungen der Eigenschaften. Und eine weitere, bedenkliche Entwicklung ist grad im Gang, indem sie mancherorts als Sporthunde für Agility &Co ohne jede Prüfung der jagdlichen Anlagen gezüchtet werden. Welche Funktionen sollen denn nun als „ursprünglich“ zum Massstab genommen werden? Ist ein Working Cocker aus Agility-Eltern noch ein Working Cocker?


    Der allererste Massstab, was als Cocker gilt (vorher gab es einfach nur Spaniels, bzw. spanielartige Hunde in einer Vielzahl von Typen und Schlägen) war einer, der rein gar nichts mit den Arbeitseigenschaften zu tun hat: das Gewicht. Jeder Spaniel, der weniger als 25 Pfund wog, war ein Cocker. Und ja, die Klassifizierung und Einteilung der Spaniels in verschiedene Rassen kam mit der neuen Sportart „conformation showing“ auf, ebenso die Rassestandards. Ohne diese Entwicklung gäbe es also die Rasse English Cocker Spaniel gar nicht, und auch keine Working Cocker.


    Es ist übrigens nicht der Hund, der nur noch dekorativ im Showring herumstehen kann, der der Massstab dafür ist, wie ein typischer Cocker aussehen sollte, sondern der Standard. Und wer den vorurteilsfrei liest, wird bemerken, dass der bewusst sehr weich und offen gehalten ist. Nichts darin verhindert den Gebrauch als Jagdhund, er lässt sehr viel Interpretationsspielraum. Dass in den letzten Jahrzehnten diese Interpretation durch die Showrichter zunehmend in Richtung Haarmonster mit überlangen Ohren gegangen ist, ist nicht im Standard festgelegt, sondern geht tatsächlich davon weg. Aber auch die dackelartigen Proportionen mancher Working Cocker gehen weit vom Standard weg, ebenso ein whippetartig-filigraner Knochenbau. Und ja, es gibt auf alten Gemälden grauslich verbaute Spaniels ebenso wie solche mit einem guten und zweckmässigen Gebäude. Diese Gemälde zeigen die grosse Typenvielfalt der damaligen Spaniels, aus denen dann die verschiedenen Spanielrassen inklusive die modernen Worker hervorgegangen sind. Die Standards wurden ja schliesslich auch nicht frei aus der Luft geholt, sondern orientierten sich an den damaligen Hunden und deren Aufgaben.

  • Das Phänomen der Show-Zucht. Immer dann, wenn eine Rasse in die Finger dieser Szene kommt, werden körperliche Merkmale derart überzogen gezüchtet, dass die armen Viecher am Ende nur noch eine Karikatur ihrer selbst sind. Und evtl. sogar gesundheitliche Probleme haben. Da können die froh sein, die einfach nur blöde aussehen. aber gesund sind.

    Reine Showzucht ist beklagenswert, und führt fast unweigerlich zu Auswüchsen. Aber das ist nicht dasselbe wie Zucht nach Standard, wie sie viele Züchter betreiben. Dafür braucht es keine Übertypisierung, und sie ist auch mit der Zucht leistungsfähiger Hunde zu vereinbaren. Die ganzen Jagdgebrauchshunde in D werden nach Standard gezüchtet und sind daher als Vertreter ihrer Rasse auch optisch zu erkennen. Trotzdem müssen und können sie ihre Leistungsfähigkeit unter Beweis stellen. Gleiches gilt meines Wissens für Gebrauchshunde: auch diese müssen zur Zuchtzulassung weitgehendst dem standard entsprechen.


    Und auch Standard Cocker und Springer gibt es in jagdlicher Leistungszucht, teilweise seit Generationen. Die können schon etwas mehr als nur blöd aussehen (blöd aussehen können auch Worker, da gibt es auch jede Menge Hunde, die wie Karikaturen ihrer selbst aussehen).

  • Die als Field bezeichneten Tiere sind sehr viel seltener und oft grösser und klobiger als die wirklich winzigen Working Cocker)

    Es gibt hier im Dorf einen Field Spaniel (reiner Familien-Hund, hat mit Jagd überhaupts nichts zu tun).

    Der ist wirklich deutlich grösser (vor allem hochbeiniger) als ein Cocker, egal, ob Working Cocker oder Show Cocker.

    Wieso diese Familie sich einen Field Spaniel angeschafft hat, weiss ich nicht... er wird jedenfalls von meinen beiden Mädels vergöttert, obwohl sie sonst fremde Hunde eher hassen.

  • Die als Field bezeichneten Tiere sind sehr viel seltener und oft grösser und klobiger als die wirklich winzigen Working Cocker)

    Es gibt hier im Dorf einen Field Spaniel (reiner Familien-Hund, hat mit Jagd überhaupts nichts zu tun).

    Der ist wirklich deutlich grösser (vor allem hochbeiniger) als ein Cocker, egal, ob Working Cocker oder Show Cocker.

    Wieso diese Familie sich einen Field Spaniel angeschafft hat, weiss ich nicht... er wird jedenfalls von meinen beiden Mädels vergöttert, obwohl sie sonst fremde Hunde eher hassen.

    Hier liegt eine Begriffsverwechslung bei Wandelroeschen vor. Sie meinte vermutlich "field-bred (= für die Jagd) spaniel" - das wird tatsächlich va in den USA für die Workers (Springer und Cocker) verwendet. Es gibt aber tatsächlich die RASSE Field Spaniels, und die sind weder Cocker noch Springer. Es ist eine sehr seltene Rasse und wird fast nur als Begleithund gehalten. In der Grösse zwischen Cocker und Springer, hat vermutlich die letzten arbeitstauglichen Sussex Spaniels aufgesogen. Sehr nette Hunde, aber sehr enge Zuchtbasis, werden daher gelegentlich mit Cockern und Springern ausgekreuzt.

  • Die ganzen Jagdgebrauchshunde in D werden nach Standard gezüchtet und sind daher als Vertreter ihrer Rasse auch optisch zu erkennen. Trotzdem müssen und können sie ihre Leistungsfähigkeit unter Beweis stellen. Gleiches gilt meines Wissens für Gebrauchshunde: auch diese müssen zur Zuchtzulassung weitgehendst dem standard entsprechen.


    Keine Ahnung wie es bei anderen Rassen aussieht. Belgier (also die ganze Rasse) muessen in DE zwar dem Standard entsprechen fuer die ZZL, sie muessen ihre Leistungsfaehigkeit dafuer aber nicht unter Beweis stellen (die Ausnahme ist im DMC, da betrifft es aber auch 'nur' Malis)...

  • Die ganzen Jagdgebrauchshunde in D werden nach Standard gezüchtet und sind daher als Vertreter ihrer Rasse auch optisch zu erkennen. Trotzdem müssen und können sie ihre Leistungsfähigkeit unter Beweis stellen. Gleiches gilt meines Wissens für Gebrauchshunde: auch diese müssen zur Zuchtzulassung weitgehendst dem standard entsprechen.


    Keine Ahnung wie es bei anderen Rassen aussieht. Belgier (also die ganze Rasse) muessen in DE zwar dem Standard entsprechen fuer die ZZL, sie muessen ihre Leistungsfaehigkeit dafuer aber nicht unter Beweis stellen (die Ausnahme ist im DMC, da betrifft es aber auch 'nur' Malis)...

    Oh, das hätte ich jetzt nicht gedacht! Ist das, weil die andern Belgier so selten geworden sind? Dann ist das dasselbe wie bei den Spaniels: man kann, muss aber nicht auf die Funktion achten. Muss aber immer einigermassen beim Standard bleiben.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!