Wo fängt Belastung an?

  • Ich gehe mit Welpen bis zum Junghundealter 2x täglich je ca. 30min Gassi, manchmal kommt man gar nicht weit, manchmal etwas weiter, je nachdem was es für den Welpen alles zu erkunden gibt.

    Läuft der Welpe dabei viel an der Leine brav mit, ohne oft stehenzubleiben, gehe ich zwecks körperlicher Belastung nicht so lange oder trage ihn dann.

    Meine Tamy war so ein Welpe, die lief von Anfang an an lockerer Leine neben mir mit, die hätte ich ganz schnell überbelasten können, daher hab ich sie öfter mal getragen.

    Ab ca. 6 Monate steigere ich die körperliche Belastung und ab 1 Jahr belaste ich den Hund im normalen Alltag voll, also da beginne ich dann mit Radfahren und mache Gassigänge bei denen ich nicht auf die Uhr und Belastung schaue. Dazu möchte ich sagen, wir wohnen im absoluten Flachland, in einer sehr bergigen Gegend würde ich das etwas anders handhaben.

  • flying-paws:


    Ich hab 3 Fragen zu deinem Bericht

    1.) Meinst du es kommt zur Überbelastung, wenn der Welpe/Junghund sich draußen, frei auf dem Hof aufhält ohne Aufgabe oder ohne Animation?


    2.) Kann es bei dem Vergleich von deinem Border und der Aussie Hündin ohne Papier nicht auch daran liegen, dass beim Border über Generationen hinweg HD freie Tiere verpaart wurden und beim Aussie eben nicht? Beim Aussie kann es ja keiner nachvollziehen ohne Papiere.


    3.) Wie stark wurde dein 1.Border denn belastet als Welpe/Junghund, dass die Folgen so schwerwiegend waren?

  • 1.) Meinst du es kommt zur Überbelastung, wenn der Welpe/Junghund sich draußen, frei auf dem Hof aufhält ohne Aufgabe oder ohne Animation?

    Meine Hunde bewegen sich Zuhause grundsätzlich frei im Haus und im Garten. Ich knaste die nicht für Ruhezeiten in Boxen (außer im Auto). ;) Allerdings überdrehen meine auch nicht, weil ich darauf achte, dass das Leben so ist, dass das nicht passiert. :D

    2.) Kann es bei dem Vergleich von deinem Border und der Aussie Hündin ohne Papier nicht auch daran liegen, dass beim Border über Generationen hinweg HD freie Tiere verpaart wurden und beim Aussie eben nicht? Beim Aussie kann es ja keiner nachvollziehen ohne Papiere.

    Wie kommst Du auf HD? Auf dem Röntgenbild war zu sehen, dass das Knochengerüst der Aussie-Hündin bereits älter war als das meiner Hündin. Der Tierarzt dachte dem Röntgenbild nach auch erst, dass "dieser Hund" deutlich älter sei als meiner.

    Wie stark wurde dein 1.Border denn belastet als Welpe/Junghund, dass die Folgen so schwerwiegend waren?

    Puh, wenn ich das noch so genau wüsste. Damals war ich ja noch auf dem Trip, dass man einen BC viel beschäftigen müsse ... :ugly:

  • flying-paws


    Danke dir :applaus:


    das mit der HD hätte ich falsch interpretiert, sorry bin noch nicht ganz wach: wurde heute schon um 4:00 Uhr zum Pipi machen geweckt :ugly:

    Dann zählt das Argument natürlich nicht....


    Dann scheinen wir ja alles richtig zu machen.

    Sie kommt zwar auch länger mit auf den Hof (1,5h), bewegt sich und schläft da aber genau so wie Zuhause.


    Und wenn die 5min Regel beim spazieren mal überschritten wird (ist 2mal passiert), trage ich sie sofort.


    wir machen an manchen Tagen auch mal gar nichts, sind nur im Haus und Garten.


    Das sollte doch passen, hoffe ich. :nicken:=)

  • Ich habe bei Lucy auch eher auf die mentale/geistige Überlastung geachtet.


    Und in den ersten paar Wochen bei uns (Lucy kam erst mit 12 Wochen zu uns) habe ich auch versucht, mich an die 5 Minuten-Regel zu halten.


    Was aber zu einem komplett unausgelasteten Terrier geführt hat, der sich dann selbst beschäftigt hat.


    Und wenn der Hund dann vor Langweile dann durch die Wohnung rast, auf die Couch springt, von der Couch springt, seine Spielzeuge herumschleudert, herumspringt (Lucy ist ein Flummi) usw. ist das bestimmt schlechter, als ruhiges Spazieren gehen im Freilauf oder an der langen Schleppleine.



    Ich habe dann ruhige Wege aufgesucht - und da sind wir dann mit 5-6 Monaten durchaus auch mal 1-1,5 Stunden unterwegs gewesen - dabei hat natürlich Lucy das Tempo vorgegeben, wir haben Pausen gemacht, die Welt entdeckt usw.


    Lucy war aber motorisch sowieso schon immer weit vor gleichaltrigen Hunden - ich denke, das macht schon auch einen Unterschied bezüglich Muskeln, Bändern usw.


    Wobei Lucy natürlich auch einen anderen Körperbau hat, als große Hunde.

    Mit einem Neufundländer oder ähnlich "massigen" Rassen würde ich es strikter halten.



    Wir haben die Spaziergänge mit der Zeit dann immer weiter gesteigert - wobei es nach Tagen mit viel Action dann "faule Tage" gab.


    20 km wäre ich allerdings unter 1 Jahr noch nicht gelaufen - vor allem nicht mehrere Tage am Stück.

    Das finde ich schon viel.


    Und je nach Umgebung finde ich das auch für den Kopf sehr viel Input, noch dazu, wenn der Hund dann danach in ungewohnter Umgebung ist.

    Ich glaube, da würde ich mich erst langsam drantasten.


    Vielleicht könnt ihr die Strecke ja dieses Jahr noch halbieren - nächstes Jahr sieht es dann ja sowieso schon anders aus :smile:

  • Im anderen Thema kam ja als Argument das der Hund das zwar ggf. gut wegpackt, aber die Knochen/Gelenke mittel- bis langfristig darunter leiden. Das fand ich erschreckend plausibel, eure Meinung dazu?


    Es gibt einen Unterschied zwischen psychischer und physischer Belastung, ja.
    Es gibt Hunde, die rein vom Kopf her viel schneller müde sind, als die physischen Belastungsgrenzen erreicht werden. Und genauso gibt es Hunde, die einfach mental so stark sind, dass Anzeichen von mentaler Müdigkeit erst deutlich später zu sehen wären.


    Das Thema Bewegung bei juvenilen Tieren und der Einfluss auf die Entwicklung von Knochen- und Gelenksstrukturen ist extrem spannend, aber auch sehr komplex. Eigentlich viel komplexer, als das ein Forenpost dem auch nur ansatzweise gerecht werden könnte.
    Ich versuch trotzdem mal meine Meinung dazu darzustellen und vereinfache aber ein bisschen was, einfach damit es "in einen Beitrag passt".


    Grundlegend kann man sagen: Juvenile Tiere sind anfälliger für pathologische Veränderungen des Bewegungsapparates als adulte Tiere. Punkt. Da wird wohl auch kaum jemand wiedersprechen (außer man nimmt jetzt zur Gegenüberstellung keinen Hund im besten Alter, sondern einen Senioren...dann sieht es wieder etwas anders aus). Die Diskussionen, die daraus entstehen, kommen meist daher, dass einfach die Schlussfolgerungen andere sind, die für die Belastung gezogen werden.

    Knochen juveniler Tiere sind noch "weich", denn Wachstum kann nur funktionieren, solange auch noch Knorpel da ist. Gerade im Bereich der Epiphysenfugen haben wir also eine erhöhte Anfälligkeit, auhc zum Beispiel im Hinblick auf Frakturen.
    Das hauptsächliche Längenwachstum der Knochen findet hierbei grob gesagt zwischen dem 4. und dem 7. Lebensmonat statt.
    Ein weiterer wichtiger Punkt ist aber: Knorpel muss ernährt werden. Ein Hund muss in der Lage sein alle Gangarten gleichermaßen und regelmäßig! zu zeigen, damit alle Knorpelareale belastet werden. Werden sie das nicht, werden sie auch schlechter ernährt. (Darum auch Achtung bei dauerhaft an der Leine geführten Hunden! Wobei hier dann noch verschiedene andere Dinge mit reinspielen).

    Neben den Knochen haben wir auch noch die Gelenke und deren Entwicklung als wichtigen Faktoren. Rein durch die unterschiedliche Winkelung, Bewegungsfähigkeiten, Bandapparate und Kapseln haben die Gelenke unterschiedliche Stabilität. Aber die Stabilität wird nicht nur dadurch beeinflusst, sondern auch durch die angrenzende Muskulatur, die in Masse und Kraft zum einen natürlich rein genetisch variiert (so wird oft z.B. eine Verbindung zwischen der guten Muskelveranlagung von Windhunden und der dort eher seltener auftretenden Hüftgelenksdysplasie hergestellt), aber auch durch Haltungsunterschiede variieren kann.

    Das was Corinna anspricht mit den beiden vergleichenden Röntgenbildern ist die Knochendichte. Gesteigerter Belastung führt zu größerer Knochenstabilität und höherer Mineralisierung und damit zu einer höheren Dichte. Allgemein gilt dabei: Je älter ein Hund, desto höher wird die Knochendichte.
    Durch die höhere Knochenfestigkeit kann Energie bein Belastung dann nicht mehr so gut absorbiert werden und damit verstärkt sich die Belastung auf den Knorpel im Bereich der Gelenke. Bei einem Hund, der mit 1,5 Jahren schon eine gesteigerte Knochendichte hat, tritt diese vermehrte Belastung natürlich deutlich früher auf.
    (Wobei ein Vergleich von zwei Röntgenbildern unterschiedlicher Rassen natürlich dennoch nicht so sinnvoll ist, um eine Aussage über die Auswirkung von Belastung hierbei zu ziehen. Zum einen der genetischen Komponente wegen, zum anderen weil nicht die Quantität an Bewegung die Belastung allein ausmacht, sondern vor allen Dingen auf die Bewegungsarten aussagekräftig sind für den Belastungsgrad. Es wird hierbei sicher auch Beispiele geben, wo ein Hund wenig bewegt wurde, schlechte Muskulatur hatte, aber die Knochen früher dichter sind, weil einfach durch die mangelnde Bewegung die Belastung bei bestimmten falschen Bewegungen deutlich höher ist.).

    Ja, und was sagt uns das alles?

    Im Prinzip nur, dass man an zwei Fronten "kämpfen" muss.
    Auf der einen Seite bedeutet Bewegung immer auch Belastung. Diese Belastung ist auch wichtig und notwendig, für eine adäquate Entwicklung des Bewegungsapparates, darf aber natürlich auch nicht so hoch werden, dass sie zu krankhaften Veränderungen führt.
    Auf der anderen Seite bedeutet Bewegung aber auch Muskulatur und Muskulatur bedeutet Schutz und Stabilität.

    Und hier ist man dann an einem Punkt, wo man letztlich für sich selbst eine Entscheidung treffen muss.

    Für mich! ist der Punkt von Schutz und Stabilität durch Muskulatur, der deutlich wichtigere, als die Belastung auf einem Minimum zu halten. Selbstverständlich ist und bleibt es eine Gradwanderung, denn zu wenig Bewegung führt zu nachhaltigen Schäden. Ein deutliches Übermaß an Bewegung führt dort auch zu.

    Darum ist für mich auch die Art der Bewegung am ausschlaggebendsten.


    Das ausführen können aller Gangarten, gleichmäßige Bewegungen, freie Bewegung auf verschiedenen Untergründen, Erlernen von Koordination und damit mehr Stabilität im Bewegungsablauf ist für mich hierbei wichtig. Nicht zu viele schnelle Wendungen, nicht zu viele Stopp-and-Goes. Aber ausreichende Bewegung um eine gesunde, schützende Muskulatur aufzubauen. Und dabei die Entwicklung vom Bewegungsapparat, von der Muskulatur, der Gangart (und hierbei natürlich ins Besondere Abweichungen von der Norm), etc. beobachten.

  • Nur zur Vorsorge: Wer meinen Beitrag als Plädoyer dafür versteht einen jungen Hund "einzupferchen", damit er sich bloß nicht bewegt, liegt übrigens auch falsch.


    Meine Welpen spielen täglich mit sich selbst oder anderen Hunden. Und da geht auch die Post ab. Das fördert die Koordination (wichtiger Faktor, zur Vorsorge, dass sie sich nicht verletzen), schafft Muskulatur und es ist eine wechselhafte Form der Bewegung mit Stops, Sprints, mal auf der Stelle kullern etc ... Aber eben was völlig anderes als gleichförmiges Gassilaufen oder Ball werfen und so weiter.


    Unsere Gassigänge gehen ganz oft durch sehr hubbeliges Gelände, wenn ich nicht grad Aufregendes gucken übe und auf einem Supermarktparkplatz oder so stehe.


    Meine Würfe werden übrigens bewusste bereits in der Wurfbox mit Höhenunterschieden "im Gelände" konfrontiert und sobald sie sich aus der Box bewegen, stoßen sie schnell auf Absätze und wackelnde Untergründe. Davon gibt es dann im Spielbereich immer mehr, genauso wie Rampen, Kanten, Untergründe die Löcher haben, wo man reinrutschen kann ... Die sollen aufpassen, üben und lernen sich zu koordinieren und das klappt wunderbar in dem Alter, ohne, dass man da bewusst was üben muss. Die Lernen das so nebenbei ... und das trägt sich durchs ganze Leben, auch, wenn der zukünftige Besitzer da nicht so dran bleibt.


    Rappelina Klingt doch gut! :bindafür:

  • @Dakosmitbewohner kennst Du das Video schon? :smile:


    [media]https://youtu.be/XaNFY7jO6h4[/media]



    flying-paws ich kriege jedesmal Gänsehaut wenn ich den Beitrag lesen von den beiden Hunden. Das ist einfach Wahnsinn!

    Immer und immer wieder Merci vielmal dafür! Das gibt meiner Meinung nach für jeden ein so klares Bild!

  • Das klingt eigentlich alles so, als wäre die beste Welpen-/Junghundaufzucht tatsächlich mit a) genügend Fläche, wo sie sich gefahrlos/ ungestört frei bewegen können (idealerweise Garten) und b) mit Spielkumpels als Sparringspartner.


    Das macht die Einzelhundhaltung in der Stadt schwieriger! Ich bin da an der 5-Minuten-Regel verzweifelt, weil es in unmittelbarer Nähe anfangs aus Sicherungsgründen immer nötig war, den Hund anzuleinen. Ich bin ihr dann an der langen Leine hinterher gegangen und hab sie machen lassen. Außerdem hört man so viel Verschiedenes darüber, hier im Thread auch!


    Wie lange soll man das mit der 5-Minuten-Regel denn machen, bis der Hund 8 Monate ist?

  • Das was Corinna anspricht mit den beiden vergleichenden Röntgenbildern ist die Knochendichte. Gesteigerter Belastung führt zu größerer Knochenstabilität und höherer Mineralisierung und damit zu einer höheren Dichte. Allgemein gilt dabei: Je älter ein Hund, desto höher wird die Knochendichte.
    Durch die höhere Knochenfestigkeit kann Energie bein Belastung dann nicht mehr so gut absorbiert werden und damit verstärkt sich die Belastung auf den Knorpel im Bereich der Gelenke. Bei einem Hund, der mit 1,5 Jahren schon eine gesteigerte Knochendichte hat, tritt diese vermehrte Belastung natürlich deutlich früher auf.
    (Wobei ein Vergleich von zwei Röntgenbildern unterschiedlicher Rassen natürlich dennoch nicht so sinnvoll ist, um eine Aussage über die Auswirkung von Belastung hierbei zu ziehen. Zum einen der genetischen Komponente wegen, zum anderen weil nicht die Quantität an Bewegung die Belastung allein ausmacht, sondern vor allen Dingen auf die Bewegungsarten aussagekräftig sind für den Belastungsgrad. Es wird hierbei sicher auch Beispiele geben, wo ein Hund wenig bewegt wurde, schlechte Muskulatur hatte, aber die Knochen früher dichter sind, weil einfach durch die mangelnde Bewegung die Belastung bei bestimmten falschen Bewegungen deutlich höher ist.).

    Natürlich ist das eine Anekdote. Aber ich denke schon, dass man BC und Aussie einigermaßen verlgeichen kann. (Diese Hündin ist tatsächlich die selbe Gewichtsklasse wie meine BC-Hündin, nicht so ein modernes Show-Schlachtschiff. |)) Mir hat das zumindest damals ein ganz großes Aha-Erlebnis verschafft und mich noch mal darin bestätigt bei dem zu bleiben wie ich es jetzt mache. Bisher liege ich gut damit. Meine Omi steuert die 16 Jahre an und kann die normalen Gassi-Runden noch immer mitlaufen. Meine Cooma wird wie gesagt bald 11 und ist fit wie eh und je. Gut, bei Nian wird es nicht so aussagekräftig, weil die Nebenschilddrüsenfunktion ja ungehindert zwei Jahre wüten konnte ... und auch jetzt natürlich nur symptomatisch behandelt wird. Was das machen wird, kann mir ja keiner wirklich sagen.

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