Wo fängt Belastung an?

  • @Dakosmitbewohner

    Wie ja bereits mehrfach erwähnt wurde, bedeutet das Laufen an der Leine eine höhere Belastung - physisch wie psychisch - als das freie Gehen. Sehr aufschlussreich finde ich hier einen Selbstversuch, den ich gerne mit Hundehaltern durchführe, bevor wir uns die verschiedenen Komponenten der Leinenführigkeit genauer anschauen: mit einem oder einer Partner*in wechselt man sich ab und probiert sich sowohl in der Position als Hund, als auch in derjenigen des Hundeführers aus. Die Leine befestigt man dem 'Hund' am Handgelenk. Einmal benutzt man dafür eine kurze 1m Leine, einmal eine Schleppleine, welche dann aber so um die Körpermitte befestigt wird, damit das Ende vorn herunterhängt.


    Du wirst überrascht feststellen, wie unglaublich anstrengend es ist, jemandem an der kurzen Leine folgen und ihm Deine möglichst ungeteilte Aufmerksamkeit schenken zu müssen. Bei der Schleppleine ist dies etwas weniger schwierig. Dennoch wirst Du, nachdem Du den ersten, womöglich völlig unvorhergesehenen Ruck erhalten hast, vorsichtiger damit herumgehen, als Du es sonst tätest. Ausserdem ist es selbst auf nur zwei Beinen ziemlich mühsam, darauf zu achten, nicht ständig auf die Leine zu treten.


    Es ist also ein gewaltiger Unterschied, ob Du vorhast, Deinen Hund bei Deinem Vorhaben stets an irgend einer Leine zu führen oder ihn frei nebenher spazieren lässt. Von ersterer Variante würde ich ebenfalls stark abraten. Den Hund über Stunden an der Leine zu führen - selbst am Bauchgurt - ist furchtbar mühsam und wird unweigerlich auch bei Dir zu Fehlbelastungen und frühen Ermüdungserscheinungen führen. Ich spreche da aus leidvoller Erfahrung und wandere weite Strecken nur noch mit Hunden, die zuverlässig auch ohne Leine mitgehen können.


    Nicht jeder Hund ist identisch und nicht jeder Hund zeigt Unter- oder Überbelastung gleich. Auch da ist die Welt nicht so einfach anhand von irgendwelcher Formeln zu erklären. Gesunder Menschenverstand und Empathie, eine vernünftige Portion Selbstreflektion und eine gute Beobachtungsgabe wirken da weit grössere Wunder.


    flying-paws ' Beispiel ist anschaulich und erschreckend. Aber eines ist es leider nicht: aussagekräftig in irgend einer Form. Es ist ein Einzelbeispiel, das vielleicht repräsentativ sein könnte, dies aber keinesfalls sein muss. Die Schwierigkeit ist halt, dass hier so viele weitere Faktoren mitspielen - z.B. die Art und Dauer der (Über?)Belastung, die genetische Prädisposition für Erkrankungen oder Abnutzungserscheinungen am Bewegungsapparat, etc. - dass selbst grossangelegte, langjährige wissenschaftliche Studien in diesem Bereich nur relativ begrenzt aussagekräftig sein können.

  • Ich finde es eigentlich total einfach: Man ist auf jeden Fall auf der sicheren Seite, wenn man die Grenzen nicht ausreizt bei dem Thema. Es ist doch soooo viel Zeit, wenn der Hund ausgewachsen ist sich zu entfalten und zu wandern. Ich finde es nicht schwer da einfach mal so lange die Füße still zu halten um sicher zu gehen, dass ich keinen Mist mache. |)


    Ist wie hohlen beim Ball schmeißen für den Hund. Ob dem Hund das (im Hirn) schadet ... ob das den eigenen Hund betrifft oder ob der jetzt der ist, der es verknusen kann, muss man doch nicht ausprobieren. Man liegt auf jeden Fall nie falsch, wenn man einfach nicht wirft. :p

  • Nur das zu wenig oder im richtigen Maß, aber falsch, genauso schädlich ist wie zu viel.

    Anders als beim Ballschmeißen, wo "gar nicht" keine gesundheitlichen Folgen hat.


    Entsprechend muss man sich zwangsläufig mit dem "richtigen Maß" und der richtigen Gestaltung von Bewegung auseinandersetzen.

  • Ist wie hohlen beim Ball schmeißen für den Hund. Ob dem Hund das (im Hirn) schadet ... ob das den eigenen Hund betrifft oder ob der jetzt der ist, der es verknusen kann, muss man doch nicht ausprobieren. Man liegt auf jeden Fall nie falsch, wenn man einfach nicht wirft. :p

    Es ist für viele Hunde aber auch ein Stück Lebensfreude, mal einem Ball hinterher hetzen zu dürfen.


    Muss ja nicht unbedingt "hohles" Ballwerfen sein - aber einem gesunden Hund mal den Ball oder die Frisbee zu werden, finde ich - wenn der Hund es mag und nicht überdreht - für viele Hunde bereichernd ;)

  • Nur das zu wenig oder im richtigen Maß, aber falsch, genauso schädlich ist wie zu viel.

    Anders als beim Ballschmeißen, wo "gar nicht" keine gesundheitlichen Folgen hat.


    Entsprechend muss man sich zwangsläufig mit dem "richtigen Maß" und der richtigen Gestaltung von Bewegung auseinandersetzen.

    Ja, stimmt. War ein blödes Beispiel.


    Also, wie gesagt: Ich bin für ein gesundes Mittelmaß. Wie immer und überall. :p

  • Aber genau darum geht es hier doch, rauszufinden,was das gesunde Mittelmaß sein kann. Den Welpen außer bei 2 kurzen Gängen am Tag festsetzen will hier wohl keiner, Gewaltmärsche durchführen auch nicht.


    Das Blöde ist halt, dass man die Quittung für falsche Belastung zumindest hinsichtlich des Bewegungsapparats erst später kriegt. (Wenns dem Hund die Sicherungen schrottet, sieht man's ja eher.)

  • Aber genau darum geht es hier doch, rauszufinden,was das gesunde Mittelmaß sein kann.

    Genau das. Deswegen von mir noch einen :gut: Extra dazu.

  • Und jetzt wieder von vorne: Na, Bauchgefühl, merkt man doch, ich habe da nie was berechnet, man braucht halt ein paar Hunde bis man das raus hat. Trial and Error.

  • Meine Welpen spielen täglich mit sich selbst oder anderen Hunden. Und da geht auch die Post ab.

    Daran denke ich immer, wenn du schilderst, wie lange und wie oft du mit deinen Hunden/Junghunden rausgehst, nämlich viel kürzer und seltener als andere HH, und daß du auch eher wenig mit deinen Junghunden spielst.


    Aber die sonstigen Lebensumstände sind eben kaum vergleichbar mit dem Leben von Stadt- und Wohnungshunden.

    In deinem Fall hältst du deine Hunde zu mehreren in Haus und Hof, sicherlich auch mit Zugang zu einem größeren Garten mit offenbar vielfältigen Spiel- Erkundungs- und Bewegungsmöglichkeiten. Da ist über den Tag verteilt immer mal wieder was los und die Hunde erhalten Anregung vielfältigster Art.


    Mein Hündin lebt als Eizelhund im Singlehaushalt in einer kleinen Etagenwohnung, also in einer denkbar reizlosen Umgebung. Ich bin also darauf angewiesen, mit ihr länger und öfter rauszugehen, damit sie sich überhaupt bewegen kann und etwas erlebt, und zwar schon seit dem Welpenalter.(Wobei rausgehen eben rausgehen heißt und nicht gleichzusetzen ist mit stramm marschieren.)


    Dagmar & Cara

  • In der Stadt ist es meiner Meinung und Erfahrung nach ungleich schwieriger als auf dem Land, mit Häuschen und Umschwung und so.

    Bei uns war's so, dass wir erst eine ordentliche Strecke haben hinter uns bringen müssen, bis wir ausserhalb von Strassen und Verkehr gewesen sind.

    Egal ob wir zu Fuss in die eine Richtung oder mit dem Bus in die andere Richtung gedackelt sind.

    Da war das mit den 5 Minuten schlicht nicht machbar.


    Also habe ich das Leinentraining wie man das so kennt, übern Haufen geworfen und wann immer Hund an der Leine war, mich bestmöglich dem Hund angepasst.

    Wollte Welpi traben bin ich mitgetrabt. Wollte Welpi schnüffeln, bin ich stehengeblieben.

    ICH hab für die lockere Leine gesorgt, nicht der Hund.


    Weil der ganze Leinenkram kann ich auch einem älteren Hund beibringen, seine Gesundheit kann ich nicht beliebig herzaubern.


    Das war in keinster Weise ein Ersatz für Freilauf! Aber das Beste was ich in der Situation zu bieten hatte.*


    Hat es Konsequenzen?

    Ja klar. Bis jetzt ist es so dass wirklich geschnüffelt und ausgiebig Zeitung lesen nur, und wirklich ausschliesslich an der Leine passiert.

    Der Vorteil davon ist, dass Leinenspaziergänge nicht wirklich schlimm sind :smile:

    Wenn wir in Zeiten unterwegs sind wo Hasisi und Füchslein den Rehlein zuzwinkern, bleibt mein Hund an der Leine. Ja und? Dann wird's eben ein Schnüffelspaziergang.


    Alles hat Konsequenzen.




    * Natürlich gab's Freilauf. Aber das zu bewerkstelligen war ungleich schwieriger als auf dem Land wo man die Tür aufmachen kann und das Hundchen in den sicher umzäunten Garten purzelt, danach 20m an der Leine gehen muss um dann die unendliche Freiheit zu erleben.

    Es ist einfach anders.

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