Hunde, Ersthelfer und Unfälle

  • Ich muss ganz ehrlich sagen um die Profis mache ich mir auch kaum Gedanken, die haben sich einen Job mit gewissen Risiken gewählt

    :dagegen: Ich habe den Job gewählt, mit bestem Wissen und Gewissen Menschen zu helfen. Das Risiko, angesteckt zu werden, nehme ich dabei in Kauf. Dass man sehr viel Leid mitbekommt, ebenfalls. Das Risiko, von einem Hund angegriffen zu werden, habe ich definitiv nicht dazugepachtet, das nehme ich nicht in Kauf und das werde ich auch nicht eingehen. Keine vernünftigdenkende Einsatzkraft wird das. Auch bei uns warten zu Hause unsere Familie, Freunde und Tiere, auch wenn das ob dem „selbstgewähltem Berufsrisiko“ gerne vergessen wird.


    Der Großteil der Hunde dreht übrigens beim Anblick von Blaulicht und Uniform durch. Das wäre möglicherweise etwas, was man üben oder kennenlernen könnte :smile: Auch wenn es natürlich am Schutztrieb selbst nichts ändert, regt das dann den Hund vielleicht nicht auch noch zusätzlich auf.

  • Könnt ihr von eigenen Erlebnissen berichten?

    Leider. Ist schon fast 30 Jahre her, dennoch macht es mich noch immer traurig. Ein Freund von uns ist mit Hund und Auto unterwegs und hält an einer Raststätte. Er ging mit dem angeleinten Hund vom Parkplatz in Richtung Raststätte und wurde von einem LKW angefahren. Er lag dann bewußtlos auf der Straße und sein Hund hat niemanden ran gelassen. Rettungskräfte und Polizei kamen, die Polizei hat den Hund schlussendlich erschossen, damit dem Herrchen geholfen werden konnte. Mensch kam mit Schädel-Hirn-Trauma ins KH. Die Hündin war so rund 1,5 Jahre alt, Am-Staff. Möglicherweise auch ein Grund dafür sie zu erschiessen, ich weiß es nicht. Nur, dass ich die Maus als freundliche, unkomplizierte Fellnase kennengelernt habe.

    Wie gesagt ist das lange her, ob das noch immer so gehandhabt werden würde weiß ich nicht, kann es mir aber vorstellen, wenn es schnell gehen müsste.


    Ich habe hier zuhause auch das Problem, dass Fiete immer mal nach Pobacken von Fremden schnappt, wenn er überfordert ist. Allerdings gehe ich davon aus, dass er sich schnell einschüchtern ließe, wenn ein beherzter Helfer ihn anschnauzen würde. Emil wäre seeeehr laut, würde aber nix machen, Chica würde vermutlich tatsächlich zubeissen. Sie ist zwar altersmilde geworden, aber ohne meinen Daumen auf ihr Verhalten lege ich meine Hand nicht für sie ins Feuer.

    Glücklicherweise ist bei uns niemand mit einer Krankheit geschlagen, die plötzliche Bewusstlosigkeit auslösen könnte, aber kann ja noch auf einen zukommen. Also echt ein schwieriges Thema. Und wenn ich darüber nachdenke, denke ich wieder dran, wie ich die AmStaff-Hündin (Pebbles hieß sie), als Welpe auf meinem Arm hatte. :verzweifelt:

  • Keine vernünftigdenkende Einsatzkraft wird das.

    Das habe ich gemeint, Einsatzkräfte, egal ob Polizei, Sanis oder Feuerwehr sind, hoffe ich, geschult darin Gefahren abzuschätzen und für sich zu bewerten.

    Oma Hilde sieht nur den armen Menschen der Hilfe braucht und das hübsche Hundi was auf sein armes Herrchen im Lassi-Style aufmerksam macht. Aufregungen, Ahnungslosigkeit oder vielleicht einfach nur bei einem Unfall zufällig zu nah dran. Deutlich überspitzt natürlich.

    Die Bewertungsgrundlagen sind einfach andere. Ich z.B. würde mich lieber mit einem tollwütigen Kangal als mit widerlichen unbekannten Bazillen oder psychotischen Junkies anlegen.

  • Sollte Milow wirklich niemanden an mich ran lassen, würde ich dennoch nicht wollen, dass man ihn erschießt. Da nibbel ich lieber ab.

    Ernsthaft? Und die Leute die du zurücklässt finden das sicher toll, die haben vom Hund dann ja mehr oder wie?

    Einen geliebten Menschen zu verlieren ist viel schrecklicher als einen Hund zu verlieren. Und lieber leiden mein Mann und ich am Verlust der Hunde als am Verlust des anderen.


    Der Großteil der Hunde dreht übrigens beim Anblick von Blaulicht und Uniform durch. Das wäre möglicherweise etwas, was man üben oder kennenlernen könnte :smile: Auch wenn es natürlich am Schutztrieb selbst nichts ändert, regt das dann den Hund vielleicht nicht auch noch zusätzlich auf.

    Das ist ein guter Vorschlag!


    Ich hab das Glück das Arren alles egal ist. Sind Menschen, sind toll. Egal ob mit Hut, mit Helm, mit Uniform oder ohne. Und Lärm ist auch gut, denn wo Lärm ist sind Menschen.

    Ach, mein Baby... :herzen1:

  • Kann man die Situation oder zumindest die Basics (Ersthelfer kommt zu Herrchen (evtl sogar noch bewusstlos), Hund hält sich zurück) trainieren - und wenn ja, wie?

    Nur wenn Du bewusstlos wirst :mute:


    Meine Hunde (sind beide nicht ohne) müssen sich von Fremden herumtragen und herumreichen lassen.

    Sie kennen Menschen in Uniformen und vorallem Menschen mit einem gewissen selbstbewussten Auftreten.

    Ich bin sicher dass Tess jedem am Arsch hängt der mir - bewusstlos - die Tasche klauen möchte, dem Freund und Helfer aber das Gesicht abschleckt.


    Das kann man schon üben, ja. Fragt sich nur was genau Du erreichen willst.

    Ich benutze jeden einigermassen uniformierten Menschen den ich benutzen darf :smile: Hunde knuddeln, bissel spielen, freundlich sein.

    Das können Strassenarbeiter sein in Orange, Arbeiter in Überhosen, Polizisten in leichter und auch in voller Montur, Soldaten, Postboten, Motorradfahrer in Kombis und mit Helm. Traditionell gekleidete Menschen aus aller Welt.

    Ich nutze so viele Leute und Situationen wie ich nur kann, zum üben.

    Einfach weil's Spass macht.

    Menschen sind nett. Das übe ich immer. Man ignoriert sie und geht weg oder man ist freundlich.


    Wenn ich einen Unfall habe und meine Hunde werden erschossen - mei, das ist dann eben was es ist: ein Unfall, ein Schicksalsschlag mit dem ich klarkommen muss. Das ist das Leben, das ist manchmal Scheisse.

    EIn Unglück passiert - die Frage stellt sich, wie gehe ich damit um und wie komme ich damit klar.


    Da nibbel ich lieber ab.

    Ich verstehe den Ansatz :smile:

    Aber was ist dann mit dem Hund?

  • Habt ihr vielleicht auch schon eigene Erfahrungen gemacht?


    Vor 3 Jahren bei einem Einsatz in Köln wurd ein großer Kurzhaariger Mix erschossen,

    der sein verunfalltes Bewusstloses Herrchen beschützen wollte.


    Mehr Details erspare ich mir aufgrund der Schweigepflicht.


    Es hat wohl viel damit zutun wo sich der Unfall/ das Geschehen ereignet und mit welcher Rasse man es zutun hat.

    Die meisten Hunde geben in so einer enormen Drucksituation doch klein bei und verkrümmeln sich oder legen den Rückwärtsgang ein. Da spielen mehrere Faktoren eine Rolle die GsD nur selten in dieser Kombination aufeinander treffen und drastische Maßnahmen erspart bleiben.


    Ich finde es aber dennoch richtig und wichtig (!!) das, dass höchste Gut nämlich das Leben des Menschen an erster Stelle steht und die Kollegen von der Polizei da auch nicht lange rumprobieren sondern handeln.

  • Ich muss ganz ehrlich sagen um die Profis mache ich mir auch kaum Gedanken, die haben sich einen Job mit gewissen Risiken gewählt,

    Und genau daher sollten sie diesen in größtmöglicher Sicherheit tun dürfen.

    Ich z.B. würde mich lieber mit einem tollwütigen Kangal als mit widerlichen unbekannten Bazillen oder psychotischen Junkies anlegen.

    Bazillen siehste nicht, bei Tollwut machste nix..... ich nehme den Drogenkonsument in Psychose, da habe ich eine Chance eine Gesprächsebene aufzubauen.


    Junkie bedeutet Müll, ich hasse das wenn Menschen so bezeichnet werden.

    die Frage stellt sich, wie gehe ich damit um und wie komme ich damit klar.

    Ich käme damit nicht klar. Da bin ich sehr sehr sicher.

  • Bei Emil wäre ich mir auch nicht sicher. Ist schon eine schwierige Situation. Draußen zeigt Emil schon einen gewissen Schutztrieb und wenn es mir nicht gut geht, dann klebt er an mir. Da kann ich mir schon vorstellen, dass er nur unter Protest jemanden an mich ran lässt. Wie massiv der ausfällt kann ich nicht einschätzen. Die Chance, dass er sich von einer kompetenten Person kontrollieren, ablegen und sichern lässt ist schon da, aber so jemand muss dann in der Situation auch vor Ort sein. Und sich das trauen.

    Ich hab jedes Verständnis für die Ersthelfer/Sanitäter/etc die sich nicht an drohende 23kg in Form eines großen schwarzen Hundes wagen.

    In der Wohnung wäre es richtig schwierig. Da würden sowohl Emil als auch Bonny keinen Fremden reinlassen. Die einzige Situation dieser Art ist anderthalb Jahre her. Da bin ich an der Wohnungstür zusammengeklappt nachdem ich ein Päckchen angenommen hatte. Praktischerweise hatte ich die Zwischentür zum Wohnraum zugemacht...

  • Ich schätze Lupo als ziemlich unkompliziert ein, in diesen Situationen. Er wäre aufgeregt, würde um mich rumlaufen. Vermutlich wäre er sogar froh wenn sich ein Helfer nähern würde. Er ist grundsätzlich freundlich und bevorzugt den Rückwärtsgang, in kritischen Situationen. Ihn auf der Straße zu sichern dürfte auch kein Problem sein, außer er wäre geschockt/panisch. Dann würde er wohl weglaufen.

  • Auch jemand ohne einen Funken Hundeverstand wird erkennen, dass man sich dem Hund nicht nähert wenn er fixiert, knurrt, bellt etc. Dass mit dem nicht gut Kirschen essen ist merkt jeder und wird sich fern halten.


    naja...das kommt aber auch sehr darauf an, wie klar (für otto-normal-mensch verständlich) der hund das äußert.

    wir stellen bei einem unserer seminare so eine situation nach mit den teilnehmern...klar ist das ein unterschied zu einem tatsächlichen notfall, aber deutliche tendenzen kann man normalerweise schon erkennen.

    da gibts öfter mal reaktionen von den hunden mit denen die besitzer vorher so gar nicht gerechnet hätten. mache liegen einfach rum, manche werden sehr unsicher und hektisch, einige versuchen sich auch als wiederbeleber oder kaspern einfach rum. einige wuffen halt etwas und versuchen eher verzweifelt den "helfer" auf abstand zu halten und manche sind dabei schon recht ernst und vehement. es gibt aber auch die, die ganz, ganz ruhig und steif werden, sich ohne einen mucks einfach vor ihre besitzer positionieren, manchmal auch daneben oder halb drauf legen und aus dem augenwinkel raus fixieren. zwischendurch kommt ein kurzer "stop, oder du bist tot"-blick und der kopf wird demonstrativ wieder weggedreht. die meisten menschen sehen einen hund, der da einfach ganz lieb neben seinem besitzer liegt...ich persönlich würde da definitiv nicht ran gehen, dann wesentlich lieber an einen der defensiv randale macht...

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