Macht ihr Hundesport komplett ohne Leistungsgedanken, nur um Spaß zu haben?

  • Nach einer Übung in einer Prüfung bekommt mein Hund - wenn er es braucht, meine Hündin zB braucht das nicht, die würde das irritieren - natürlich die kurze, als Lob gemeinte Berührung. Sprechen mit dem Hund ist (mWn) nicht gestattet, ich erlebe das auch sonst nie in meinem Sport.

    Obi PO sagt: "Leichte Aufmunterungen (z.B. ein verbales Lob, "gut gemacht" oder ein, zwei streichelnde Berührungen) sind erlaubt, nachdem eine Übung beendet ist." (Seite 16)

    Ich nutze das halt auch um die Spannung im Hund zu halten, da wir weit weg davon sind, dass alle Übungen oder die Arbeit in Prüfungsform irgendwie selbstbelohnend wären für den Hund.


    Auch wenn ich nicht gemeint war, aber das

    Das liegt vielleicht auch einfach am Hundetyp der im Obedience oft geführt wird. Ich habe nun selber einen Hund (nach zwei anderen, die ein Nein im Training gut vertragen haben) der mir bei einem Nein im Training ins absolute Meiden verfällt.

    entspricht exakt dem Verhalten des Aussies einer meiner beiden Trainingspartnerinnen.


    Und genau das

    2. Wenn dein Hund - der nur so als Beispiel - gut gelernt hat Fuß zu laufen, weiß was er tun soll und auch weiß, dass er da hochwertig bestätigt wird und gefeiert und überhaupt - sich entscheidet, dass es gerade cooler für ihn ist, zur läufigen Hündin zu glotzen/abzuhauen, die parallel trainiert? Wenn er also eine aktive Entscheidung trifft, bewusst etwas anderes zu tun, als das abgefragte (und korrekt aufgebaute) Verhalten?
    Ist das dann auch ein "Ups, machs noch mal neu, das kannst du doch besser?"

    war erst vor einigen Wochen bei uns Thema (das mit der aktiven Entscheidung zum Fehlverhalten). Ein scharfes "Nein" führte zu Meideverhalten, eine Korrektur in der Übung, ohne neu anzusetzen, aber mit Bestätigung wenn der Fokus wieder da war brachte keinen Erfolg.

    Die Lösung hier war dann ein Mittelding. Das Fehlverhalten wurde zwar benannt "Nanana!" (netter als ein "Nein" als Abbruch, aber klar deutlicher/negativer als ein Fehlerwort), man ging 3-4 Schritte zurück und setzte umgehend neu an. Nach ~3 Wochen konsequentem Training lief der Hund richtig gut und aufmerksam.

  • Wenn mein Hund im Training immer sitz macht, in der Pruefung nicht, dann klatsche ich da sicher keinen Applaus! Ja, ich wusste die Ursache. Nein, es lag nicht direkt am Hund. Nein, ich hab mir im Training nicht in die Tasche gelogen. Nein, der Hund bekommt dafuer keine gefeuert. Aber ja, ich aerger ich darueber.

    Und nu?



    Jaja, boeser boeser Ehrgeiz. Armes Sportgeraet. Als mein Sportgeraet jede Position verweigert hat, wurde der weder in die Position gepruegelt, noch mit Keksen in Position gezogen. Der wurd zur Physio geschleppt und waere da nichts rausgekommen, waer's zum TA gegangen. Sowas aber auch.


    Ja, ich hab einen gewissen Ehrgeiz. Das heisst aber noch lange nicht, dass ich den Hund, seine Moeglichkeiten, mich usw. aus den Augen verliere.

  • Hunde die im Training immer nur mit Feenstaub den Hintern gepudert bekommen kenne ich auch ein paar. Nein danke, sowas möchte ich weder für mich noch für meine Hunde.



    Führt einer meiner Hunde eine Übung nicht ganz korrekt aus, hat sich aber Mühe gegeben gibt es hier auch ein "Schade" und wir beginnen die Übung nochmal.


    Glotzt er nach den anderen Hunden, entscheidet sich ganz bewusst dazu ein Kommando nicht auszuführen oder sogar sein eigenes Ding zu machen o.ä. gibt es ein "Nein", das ist auch im Alltag unser Abbruch.




    Macht er richtig Scheiße wie zu anderen Hunden hinlaufen zu wollen oder sogar zu Pöbeln gibt es einen ordentlichen Anpfiff.

    Ich habe aber auch keinen Hundetyp der danach erstmal 2 Jahre Heititei braucht um sich ohne Meiden wieder in die Fußposition zu begeben. Die Schütteln sich ein Mal und dann ist es wieder gut.

    Das kam bisher genau ein Mal vor.




    Übertrieben ehrgeizig finde ich es nicht den Hund im Training zu korrigieren. Im Gegenteil, er hat es doch viel leichter wenn ich ihm sowohl positives als auch negatives Feedback gebe als wenn ich immer nur den guten Kram clicker und alles andere einfach ignoriere (oder im schlimmsten Fall Mitleidsclicks für nicht sauber ausgeführte Übungen verteile und mir bzw meinem Trainingserfolg damit ein Bein stelle)

  • Abzuhauen um andere Hunde anzupöbeln oder schlicht nicht bei der Sache zu sein ist für mich ein Basisproblem und kein Trainingsproblem.

    Sprich entweder passt was an meiner Erziehung nicht bzw gibts da schlicht noch Arbeit oder ich hab ein Aufmerksamkeitsproblem/die Ablenkung zu schnell gesteigert.


    All das hat für mich nix mit Feenstaub oder Heiteitei zu tun und auch nix mit Korrektur im Sport. Wir sind uns doch einig, dass Erziehung und Ausbildung 2 Paar Schuhe sind.

    Irgendwie verzettelt sich das gerade in eine etwas nichtige Diskussion.

  • Naja, aber Erziehung und Ausbildung kann man ja nicht komplett trennen. Kein Junghund im Sportaufbau ist schon perfekt erzogen.


    Und wenn der dann überlegt mal schnell mit der läufigen Hündin flirten zu wollen dann kann man das entweder "richtig" korrigieren oder man sammelt den Hund kommentarlos ein und macht ( hoffentlich angeleint) weiter - Abstufungen natürlich möglich.


    Und darum ging es ja - ist es übermäßiger Ehrgeiz wenn man korrigiert oder sollte Sport immer nur rein positiv sein?

  • Für mich ist es ganz eindeutig das wichtigste, das es dem Hund angepasst ist. Während den einen Hund ein deutlicher Abbruch nach einmal schütteln wieder egal ist, bricht für den anderen bei einem netten „Schade“ eben die Welt zusammen. Hängt aber vom Hund, dessen Ausbildung und dem Team zusammen und nicht mit dem Ehrgeiz des Hundehalters. Und bei allem Ehrgeiz sollte man dem Hund gegenüber immer fair bleiben.

    Und darin sind wir uns wahrscheinlich alle einig.

  • als wenn ich immer nur den guten Kram clicker und alles andere einfach ignoriere

    Genau das ist aber das Basis-Konzept des Clicker-Trainings. Das beweist, dass Du das Konzept nicht verstanden hast oder Dich noch nie intensiv damit befasst hast.


    Ich bleibe nach wie vor bei meiner Meinung, dass die Erziehung/Training mit Massregelung und "Korrektur" nicht den heutigen Erkenntnissen von Tier-Training entspricht und noch immer sehr veraltete Denkweisen und Arbeitsmethoden in den Köpfen von Hunde-"Sportlern" verankert sind.

    Der Hund hat gefälligst zu funktionieren, überspitzt gesagt... In manchen Fällen ist das aber leider gar nicht überspitzt, sondern tägliche Realität, wie man hier nachlesen kann.


    Selbst wenn das niemand lesen will, kann ich es mir trotzdem nicht verkneifen, einen letzten Gedanken-Anstoss zum Thema Ehrgeiz, "Korrektur", Massregelung oder wie immer man Strafen beschönigen will, zu hinterlassen:

    Quelle: Clicker-Training Schweiz

    Ein Ausdruck von Karen Pryor hat mich vor allem überzeugt:

    "Man kann einen Delphin nicht an der Leine zerren. Es muss sich für den Delphin (und jedes Tier) lohnen, mit Dir zusammenzuarbeiten."

  • Da sind wir zB völlig unterschiedlicher Ansicht - und ich bin durchaus "up to date" und kein Schäferhundplatz-User in Ballonseide. Ich halte es für viel gesünder, natürlicher, effektiver und artgerechter, alle vier Quadranten der Lerntheorie zu nutzen UND den Hund als das zu sehen, was er ist: ein soziales Lebewesen, das eben auch abseits von Lerntheorie eine Beziehung führt.


    Allerdings ist das tatsächlich ein Thema, was wohl eher nichts mit dem dem Thema des Threads zu tun hat. Daher belass ich es dabei und kann mit dieser Aussage im Hinterkopf nur zum Thema ergänzen, dass ich also durchaus mit Bestätigung und Korrektur arbeiten würde, wenn ich null Prüfungsambitionen hätte. Einfach, weil ich es viel fairer finde fürs Tier.

  • Ich schrieb irgendwo lediglich, dass es für eine schlechte Leistung im Turnier keine Belohnung gibt, und trotzdem wird jetzt hier seit mehreren Beiträgen über KORREKTUREN und Maßregelung diskutiert?!!! Wieso?!


    Macht keinen Sinn.

  • Oh, keine Sorge, ich weiß genau wie Clickertraining funktioniert, ich habe mich jahrelang intensiv mit Lerntheorie beschäftigt und einige Problempferde damit ausgebildet.


    Ich bin nur zu dem Schluss gekommen, dass die Idee der reinen positiven Verstärkung als Kommunikationsphilosophie völlig weltfremd und wenig praktikabel ist.


    Es geht nicht darum den Hund zu strafen wenn er im Sport etwas falsch macht weil er es noch nicht besser kann (ergo vom HF noch nicht ausreichend trainiert wurde). Der Hund bekommt lediglich ein Feedback, dass er es nochmal besser machen soll um seine Belohnung zu bekommen.

    Das hat nichts mit Leinenrucken, Anbrüllen oder gar Schlagen zu tun. Es ist ein freundlicher Hinweis. No reward marker nennt sich sowas und wird durchaus auch im Clickertraining angewendet solange man nicht zu den ganz fanatischen Wattebauschwerfern gehört (und ich darf das sagen, ich komme aus diesem Lager).



    Dass der Hund einen Abbruch erhält wenn er sich bewusst für Ungehorsam entscheidet passt in die Philosophie vieler Clickerer natürlich nicht rein.



    Aber ich mag keine Extreme (mehr). Ich nutze das Clickern um punktgenau bestätigen zu können und das funktioniert einwandfrei.



    Ja, unter Versuchsbedingungen schwächen positive und negative Verstärkung gegenseitig ab wenn man sie mischt.

    In der Interaktion mit anderen Lebewesen ist es aber schlichtweg unmöglich sich nur in einem einzigen Lernquadranten zu bewegen.

    Mal abgesehen davon, dass ich mich nicht in meinen Möglichkeiten der Kommunikation beschränken möchte nur weil ich mir selbst verbiete mich der übrigen drei Quadranten zu bedienen.




    Sorry, das war jetzt ziemlich OT

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!