Wie muss/kann man reagieren, wenn Hund aus Unsicherheit und Stress knurrt, bellt, angreift?

Mauli drauf, gescheiten Trainer hinzuziehen und das schleunigst. Bachblüten und ähnliches sind da mit Verlaub ein Witz.

Wo siehst du denn da Unsicherheit und Streß? Du schreibst doch selbst: "Das vorher rauferische, rüpelhafte Benehmen Von Helios wurde plötzlich ernst."

Da liegt meines Erachtens der sprichwörtliche Hund eher begraben: Der vorher vielleicht schon "rüpelhafte" Rüde wird gerade erwachsen und richtig ernst - und lernt dabei ,dass er sich prima und erfolgreich mit Knurren und Angriff vom Leib halten und/oder disziplinieren kann, was ihm nicht paßt. Seien es Kinder oder der Zweithund.

Zitat von Minusch24

Das er sich von Fremden nicht streicheln lassen will, gut. Das ist okay.

Wie genau sieht denn das "gut, okay" aus? Also was genau tust DU in diesen Situationen?

Zitat von Minusch24

Aber er fing dann irgendwann an, jedem der ihm zu nah kam anzuknurren und anzubellen. Bei Kindern geht er richtig die Wand hoch.

Ja, er fängt an sich um sich selbst zu kümmern. Vermutlich, weil er es muss. Schafft sich Freiräume, weil er Menschen blöd findet. Wie sonst, soll er das tun, außer über Aggressionsverhalten? Was tust Du dafür, dass er nicht über sein erträgliches Maß konfrontiert wird?

Zitat von Minusch24

Hat auch leider einmal nach einem geschnappt, welches sich, als er mit seinem Kong beschäftigt war, genähert hat.

Ja, das ist natürlich mal richtig dumm, muss ich sagen. Einem Hund eine so wichtige Ressource in Anwesenheit einer seiner anscheinend größten Stressfaktoren zur Verfügung zu stellen, die ein absolut berechtigter Aufhänger für den Hund ist endlich Klartext zu machen und sich durchzusetzen. Der Fehler liegt hier eindeutig bei Dir als Mensch. Es war einfach richtig dumm dem Hund in Anwesenheit von Kindern eine Beute zur geben.

Zitat von Minusch24

Wir sind dazu über gegangen uns in die Nähe von Spielplätzen zu setzen und uns alles aus der Ferne anzugucken.

So was kann hilfreich sein oder darin ausarten, dass der Hund sich erst recht geärgert und von Dir damit gepiesackt fühlt. Was genau tust Du in der Situation? Davon hängt es ab, ob das das Problem massiv verschlimmert oder was Brauchbares wird.

Zitat von Minusch24

Fing vor 2 Monaten an. Das vorher rauferische, rüpelhafte Benehmen Von Helios wurde plötzlich ernst.

Das vorher war auch schon ernst. Aber das war Junghunde-ernst. Du hast es verpennt, vermute ich, dass sich da mächtig was zusammenbraut.

Zitat von Minusch24

Beide liegen links und rechts von mir auf der Hollywood Schaukel. 20 min, bis es dem Ersthund zu warm wird und er sich unter den Tisch legt. Helios blieb weiter bei mir. Bis dahin alles okay. Und dann, keine Ahnung warum, fixiert Helios und stürzt sich auf ihn.

Und wieder hat Dein Hund eine Ressource, an der er seine Grenzen auf seine nun aggressivere Art und Weise durchsetzen kann.

Zitat von Minusch24

Ich bin leider auch keine souveräne Hundeführerin. Bin eigentlich immer angespannt innerlich.

Wäre ich an Deiner Stelle auch, denn Dein Hund ist eine tickende Zeitbombe für seine Umwelt.

Zitat von Minusch24

Wir sind gerade dabei Maulkorbtraining zu üben. Er ist nur leider eine echte Mimose. Kann das alles nicht leiden, wenn da was an ihm hängt oder so...

Ja, dann mal Hintern hoch und ran an das Training. DAS ist jetzt das allerwichtigste, damit die Umwelt nicht weiter zu Schaden kommt. Weißt Du wie man das richtig trainiert?

Zitat von Minusch24

Unser Ersthund ist ein 12 Jahre alter Irish Setter Rüde und meiner ist jetzt fast 2. Ein Königspudel. Alle aus erster Hand. Haben beide von Welpenalter an.

Ein Königspudel ist eine andere Nummer als ein Setter. Setter lassen unheimlich viel mit sich machen und werden trotzdem nicht böse, sie leben ihren Stress halt "nett" aus. Ein großer Pudel wird dagegen schon böse. Und damit musst Du Dich jetzt auseinandersezten. Oder den Hund abgeben und wieder einen Typ Hund kaufen, der Aggressionsverhalten nicht kann.

Zitat von Minusch24

Da der Maulkorb noch nicht zwingend notwendig ist, lasse ich es erstmal langsam angehen.

Der ist absolut zwingend notwendig, es sei denn Du verlässt Deine Wohnung/Dein Grundstück ab sofort nicht mehr mit dem Hund und lässt auch keinen anderen mehr rein.

Zitat von Minusch24

Häufig kommen z. B. Diese "Angriffe" von Helios am Ende des Spazierganges, oder einer Trainingseinheit.

Und was ist Dein Fazit daraus? Einen größeren Hinweis darauf, dass der Hund total überfordert ist mit seinem Alltag, gibt es ja kaum.

Klingt jetzt ganz schön hart, oder? Warum formuliere ich das so? Weil Dein Hund sich gerade zur echten Gefahr für Dritte auswächst und da hört für mich der Spaß auf. Das geht so nicht. Wenn Du Dich selbst und Deinen eigenen Hund beißen lässt, ist das zwar auch Käse, aber Dein Problem. In Deinem Fall ist Deine Umwelt immer mehr in Gefahr und das geht einfach nicht!

Also tu was!

Zitat von Minusch24

Zum Thema Stressbewältigung kamen Sachen wie Massage, oder Düfte wie Kamille und Lavendel. Habe auch etwas über Bachblüten gelesen. Hat da jemand Erfahrung?

Und damit meine ich nicht das ...

Als jemand, der einen angst-aggressiven überforderten Hund hat: Mach den Maulkorb einfach drauf! (pass auf das da genug Platz zum hecheln ist) Der Hund wird es überleben.

Der Hund kann auch mal dich angehen, wenn die Aggression umgeleitet wird.

Ich nutze Bachblüten und Co, aber für ganz andere Dimensionen. Zudem wird der Hund, unterstützt durch Trainer, aktiv geführt/ gemanagt. Deine Rolle klingt ein wenig zu passiv.

Das kann wirklich eine böse Spirale erzeugen. Hast du einen Trainer des Vertrauens? Sonst kann dir vielleicht jemand hier helfen einen zu finden? Mach dir das Leben "leichter" und lass dich unterstützen.

Ich schließe mich an - so hart es auch klingt. Einen Hund, den man von Welpenpfoten an hat und der schon immer "eigen" war und wenn er erwachsen wird, dann eben seine Probleme aggressiv löst - da hat man als Mensch wirklich die Führung und das Sicherheit geben verbockt. Kann passieren, auch wenn es doof ist. Aber: Dann jetzt mal vernünftig sein. Den Hund SICHERN IMMER und den Trainer wechseln, weil wenn der dir nicht sagen kann, was du tun sollst, hat er (wie so viele) seinen Job meilenweit verfehlt.

Aggression aus Unsicherheit braucht beides: Aktive (!) Hilfe und Aufbau durch den Hundeführer, damit sich das Gefühl ändert. Und gleichzeitig ganz strikte Führung, dass die Alternative "Aggression" von dir nicht erlaubt wird und er sich daran hält. Das muss aber ebenfalls gepaart sein mit dem Verständnis, was er schon ertragen kann und was noch nicht. Das ist vielschichtig, aber nicht unlösbar. Dem Hund geht es so jedenfalls nicht gut. Selbst, wenn er sich mittlerweile weniger aus Unsicherheit, als aus Egopolitur als Gangster-Rapper zeigt. Was es wirklich ist, kann man so auf Distanz meiner Meinung nach gar nicht genau sagen - sind zwei völlig unterschiedliche Motivationen. Auf jeden Fall braucht er einen Menschen, der ihm hilft und der ihn führt. Und keine Bachblüten.

Es gibt keinen Ausschalter - es ist ein soziales Lebewesen, der sich entweder in eine Gruppe fügt, oder eben selbst Entscheidungen trifft, weil es keiner für ihn tut.

Sicher den Hund vernünftig oder gib ihn in Hände ab, die verantwortungsvoll mit einem Hund umgehen können, der eine Gefahr für andere Menschen (Kinder) und evlt Hunde darstellt.

Wenn du dem nicht sicher gewachsen bist, gibt es keinen anderen Weg.

Zitat von flying-paws

Zitat von Minusch24

Unser Ersthund ist ein 12 Jahre alter Irish Setter Rüde und meiner ist jetzt fast 2. Ein Königspudel. Alle aus erster Hand. Haben beide von Welpenalter an.

Ein Königspudel ist eine andere Nummer als ein Setter. Setter lassen unheimlich viel mit sich machen und werden trotzdem nicht böse, sie leben ihren Stress halt "nett" aus. Ein großer Pudel wird dagegen schon böse. Und damit musst Du Dich jetzt auseinandersezten. Oder den Hund abgeben und wieder einen Typ Hund kaufen, der Aggressionsverhalten nicht kann.

Weder Pudel noch Setter neigen typischerweise dazu, nach vorne zu gehen. Sind im Allgemeinen beides Rassen, die eher zurückweichen und sich sehr viel gefallen lassen, das betrifft nicht nur den Setter. Trotzdem kannte ich sowohl zwei Setter als auch einen Großpudel, die nicht nicht ganz "ohne" waren. Ausnahmen bestätigen eben die Regel.