Stressige Hundebegegnungen mal anders

  • Meine 15 Monate junge Vizsla Hündin hat Stress mit Hundebegegnungen. Nur eben nicht so klassisch. Sie kam mit 7 Monaten aus dem TH Ungarn zu uns, war vorher in Privathand und wurde wegen Überforderung abgegeben. 14 Tage auf Pflegestelle mit anderen Hunden hat sie auch noch erlebt - und kam prima mit den Hunden klar. Ihr Problem sind nur die Erstbegegnungen und Wiedersehensmomente.


    Darf sie Kontakt mit einem Hund aufnehmen, fiddelt sie stark, manchmal rennt sie auf den Hund zu, leckt den Fang und macht dann recht massiv Spielaufforderungen inkl. manchmal anbellen und hin und her rennen wie doof. Es ist für sie purer Stress. Hinwollen tut sie aber immer, vehement. Stimmts mit dem Hund wirklich, entwickelt sich das anfängliche Gestresse zu richtig schönem Spiel. Eine wilde Hummel ist und bleibt sie, aber sie wird dann irgendwann schon ruhiger und kann auch mal mit einem Hund Umwelt erkunden.


    Mit Menschen ist es etwas ähnlich - nur da viel besser managebar, da die Menschen ja meist auch mitmachen bei unserem Management/Training.


    Was haben wir bisher gemacht? Hundebegegnungen auf Distanz geübt mit Click für Blick, klappt schon ziemlich gut. Nur ganz nah ist noch zu schwer.


    Ich würde ihr aber gern gute Hundekontakte ermöglichen und wir haben auch 2-3 Hunde die da durchaus geeignet sind. Nur wie? Der Plan war nun, zusammen an der Schlepp laufen zu gehen und direkten Kontakt zu vermeiden, respektive, Spiel und Durchdrehen vermeiden und Sie vorauslaufen zu lassen. Gut gedacht, aber bei der Schlepp gibts dann halt doch immer wieder Momente wo sie zum anderen hinkann und ich zu spät mit reagieren bin. Teils hat es also prima geklappt, teils mässig. Auf jeden Fall ist es Stress für sie. An der kurzen Leine kann sie kurze Distanzen gut gehen wenn sie ruhig ist. Mit einem anderen Hund und im Wald - unvorstellbar, dann hängt sie nur drin.


    Wie würdet ihr vorgehen? Distanz beim Hundespaziergang einfach noch deutlich vergrössern? Das wird gehen - aber die weitere Annäherung wird ein Problem bleiben.


    Weiteres Problem - unsere Hundesitterin hat selber einen Hund. Absolut klar im Kopf, 2 jähriger Schäfer, freundlich, verspielt, null territorial, teilt Ressourcen. Die zwei spielen nach der ersten Megaaufregung einfach fantastisch schön miteinander. Aber jedesmal dieser Stress beim begrüssen? Wie würdet ihr da jeweils die Zusammenführungen gestalten?

  • Meine Terrierhündin war in jungen Jahren sehr ähnlich - sobald sie andere Hunde begrüßen durfte, ging erstmal das Temperament komplett mit ihr durch. Ich hab da, ehrlich gesagt, gar nichts gestaltet, und die Hunde das selber regeln lassen. Auch wenn's verpönt ist, und auch auf die Gefahr hin, dass sie echt eins auf den Deckel kriegt.


    Hat sie aber niemals. Sie war mit 14 anderen Hunden jeden Alters großgeworden und konnte phänomenal gut wahrnehmen und sich danach richten, wo bei den Begrüßten jeweils die Grenze war. Das hätte ich im Leben nicht so managen können.


    Insofern habe ich ihr diese Kommunikation schon selbst überlassen ,auch wenn es oft wüst aussah. Das Übertreiben hat sich dann total ausgewachsen, als sie körperlich und geistig erwachsen wurde. So etwa mit drei Jahren begrüßte sie andere Hunde immer noch freudig, aber völlig ohne diesen extremen Überschwang, es sei denn, sie traf die allerbesten Freunde, die ähnlich drauf waren. Aber insgesamt war's tatsächlich nur eine Phase und legte sich mit zunehmendem Alter.


    Geachtet habe ich immer auf zwei Dinge: Einmal haben wir sehr, sehr viel an einem guten Abruf gearbeitet, so dass ich sie zu mir holen und runterkühlen konnte, wenn sie bei Gruppentobereien ins Jagen zu kippen drohte.


    Zum anderen habe ich sie niemals entweder selbst mit Schleppleine losgeschickt oder sie Kontakt mit einem Hund haben lassen, der an einer hing. Die Dinger sind gerade bei solchen reaktionsschnellen Flitzern und schnellen Bewegungen wirklich brandgefährlich.

  • Erstmal würd ich die SL weglassen. Das ist schon arges Risiko.


    Und ansonsten gezielt souveräne Hunde suchen zwecks Kontakt und lernen Kontakte aufzunhemen , sich zurück zu nehmen etc. Gar nicht mal Hunde die mit ihr spielen.

  • Ich würde auch Hunde treffen die auf ihr Gefiddel auf keinen Fall eingehen sondern sie einfach abblitzen lassen solange sie so rumhüpft und bei Bedarf auch maßregeln. Das dürfte die deutlich effektivste Variante sein.


    Mein Rüde hat einen jungen Flat als Freund, der fiddelt auch was das Zeug hält inkl Lefzen lecken. Den lässt er eine Weile abprallen indem er sich wegdreht, irgendwann warnt er und letztendlich gibt's eine auf die Zwölf. Er hasst dieses Gefiddel und regelt den Flat sehr schnell runter indem er ihm klar macht, dass er das zu lassen hat. Der Flat ist natürlich immer noch wahnsinnig gestresst wenn er sich dann zusammenreißen, aber auch das gibt sich inzwischen nach ein paar Minuten. Bei den ersten Treffen war er noch dauerhaft gestresst, heute können sie sich sogar nebeneinander in den Schatten legen und entspannen.





    Und anfangs nicht gleich loslaufen sondern auf eine Bank setzen, die Hunde jeweils außen ablegen (fürs Liegenbleiben so engmaschig wie nötig belohnen) bis sie von sich aus liegen bleibt und aufhört sich extrem zu stressen.


    Du könntest auch ein Geschirr etablieren an dem sie ziehen darf und einfach abwarten ob sie sich nach einer Weile beruhigt (das kleinste Anzeichen natürlich wieder belohnen).



    Und zufällige Hundekontakte draußen würde ich komplett vermeiden. Bring sie hinter dich, blocke fremde Hunde deutlich ab wenn die Besitzer auf deine Aufforderung anzuleinen nicht eingehen. Sie muss wissen, dass sie sich nicht mit jedem Hund auseinandersetzen muss der euch draußen begegnet. Damit wird sich irgendwann auch der Stress bei Hundesichtungen legen.

  • Und ansonsten gezielt souveräne Hunde suchen zwecks Kontakt und lernen Kontakte aufzunhemen , sich zurück zu nehmen etc. Gar nicht mal Hunde die mit ihr spielen.

    ja ich würds auch so machen. Der andere Hund soll ihr auch ruhig mal zeigen wo der Bauer den Most holt. Sonst hast du irgendwann nen erwachsenen Hund, der von andern ständig auf die Mütze bekommt und ned weiß wieso, dadurch Frust bekommt und u.U. unverträglich wird.

    Gibt doch Hundeschulen die in den Welpengruppen erwachsene Hunde haben, die die Welpen erziehen. Da kannst doch sicher was für euch ausmachen, auch wenn dein Hund kein Welpe mehr ist, sondern ein pubertärer Scheißer ;)

  • Wenn du keinen souveränen Hund hast, frag doch mal in den Hundeschulen in der Nähe nach. Hier bieten mittlerweile viele Begegnungstraining an.

  • Hier bieten mittlerweile viele Begegnungstraining an.

    Bei uns sind im Begegungstraining ausschliesslich "auffällige" Hunde.

    Deshalb geht man ja da hin.

    Souveräne Hunde findet man da selten bis nie, ausser die Trainer*in hat gerade ihren Hund dabei, wobei das auch keine Garantie ist das der Hund souveräne ist.


    Zudem kommt es bei keinem Begegnungstraining was ich kenne Freilauf vor, viel zu "unsicher" das es nicht klöpft.

  • Bei uns sind im Begegungstraining ausschliesslich "auffällige" Hunde.

    Deshalb geht man ja da hin.

    Souveräne Hunde findet man da selten bis nie, ausser die Trainer*in hat gerade ihren Hund dabei, wobei das auch keine Garantie ist das der Hund souveräne ist.


    Zudem kommt es bei keinem Begegnungstraining was ich kenne Freilauf vor, viel zu "unsicher" das es nicht klöpft.

    Müssen ja nicht die Hunde sein, die selber Begegnungstraining brauchen. Da kann man sicher auch was mit anderen ausmachen. Z.B. grad mit den Hunden die die Welpengruppen erziehen, jemand nettes aus nem Sportkurs, oder ner Hundeführerscheingruppe...

  • Das ist aber dann kein Begegungstraining in der Hschule sonder privat.



    PS: Was ist ein Hundeführerschein?

  • Danke euch.


    Schlepp ist natürlich nicht zur Begegnung gedacht, sondern eben zur Vermeidung der direkten Begegnung. (Davon abgesehen läuft sie als Jagdjunghund eh an der Schlepp.) Das Problem ist nur, gar nicht so einfach zu managen und so hatten wir dann halt doch zwischendurch Kontakt. Bei gewollten Kontakten liessen wir sie frei.


    Selber regeln. Mh. Erstens hab ich Bedenken, dass sie nicht doch Löcher in den Pelz kriegt. Zweitens ist es für die anderen Hunde meist eine Zumutung. Das war nun auch der Grund, warum wir meistens abgebrochen haben. Ich will ja weder meine noch die anderen so dermassen stressen.

    Bleibt die Frage nach den souveränen Hunden. Ich hab das natürlich versucht. Nur nicht gefunden. Das beste was ich fand sind verträgliche und nette, aber gern spielende Hunde. Einen Labrador den wir bis jetzt noch nicht getroffen haben. Eben den jungen Schäfi der auch gern spielt, aber es gern etwas weniger schnell hätte und noch einen Hund der ebenfalls Begegnungstraining braucht, da unsicher und wilder Spieler. Thats it. ich hab zweimal in einer Facebookgruppe explizit nach souveränen Hunden gefragt und nichts ausser Spielkollegen oder ganz kleinen hunden gefunden. Unsere Hundetrainerin hat auch keinen idealen Partner zur Hand. Die Idee andere Trainer anzufragen hatte ich aber noch nicht, das ist gut. Scheint hier echt schwer zu sein. Oder es gibt einfach nicht viele tiefenentspannte souveräne Hunde hier.


    Zufällige Hundebegegnungen haben wir weitestgehend vermieden, aber es ab und zu doch wieder versucht, wenn der Hundehalter überzeugt war, dass es geht. Das hat aber tatsächlich nur etwa 2 Mal gepasst. Mal mit einem jüngeren Boxer, da hat sie angefangen ihn zu bremsen und massregeln und war selber die Grosse. Und beim Schäfi nach der ersten aufregung. Ah, und bei einem Flat, wo das Spiel mit Apportel am Wasser wichtiger war als der frontale Kontakt.


    Bank und setzen - habe ich bisher nur im stehen gemacht. Auf distanz mit anderen HUHA reden und Hund im Sitz bis einigermassen gelassen. Könnte ich aber natürlich gezielter machen.


    Die Variante spazieren erstmal ohne Kontakt seht ihr da eher nicht als Lösungsansatz?


    Rückruf - sind wir dran. Klappt bestens -ausser mitten im Spiel/Erstbegegnung, da ist es bisschen Lotto. Und Wild direkt vor der Nase.


    Und wie würdet ihr die Situation mit dem jungen Schäfi angehen?

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!